Paulina hatte sich Nakhti ausgeliehen und machte mit ihm einen großen Rundgang über die Märkte Roms. Nakhti war eigentlich der Leibsklave ihres Cousins Aelius Quarto und wirklich ausgeliehen hatte sie ihn im engeren Sinne auch nicht, denn ihr Cousin war zurzeit nicht in Rom.
Aber für Paulina spielte das natürlich keine Rolle. Sie brauchte neue Kleider und irgendwem musste sie ihre Einkäufe schließlich aufladen.
Neue Kleider waren auf jeden Fall dringend nötig, denn sie würde bald in den Norden aufbrechen und da war es schließlich immer kalt!
Das hatte sie zumindest gehört.
Eigentlich wollte sie wärmende Pelze und wollene Kleider kaufen. Aber das mit den Pelzen hatte sich zerschlagen, denn mitten im Sommer war das Angebot selbst in Rom sehr bescheiden. Das mit den wollenen Kleidern hatte auch nicht so richtig geklappt, denn sie hatte nicht ein Stück gefunden, dass ihr stand.
Dafür hatte sie bei Versacius einige farbenfrohe, sehr auffällige und freizügige Sachen entdeckt und selbstverständlich gekauft.
Danach waren sie über den Sklavenmarkt geschlendert und dann beim Geschäft des Puccius gewesen, einem weiteren bekannten Schneider der Stadt.
Der Meister hatte sich jedoch kürzlich bei einem Gespräch mit dem Ehemann einer Kundin verletzt. Es war wohl um einige recht durchsichtige Seidentuniken gegangen, von denen der Ehemann nicht restlos überzeugt gewesen war. Puccius hatte sich bei dieser 'Unterredung' unglücklicherweise sechs Finger gebrochen und dazu noch beide Daumen.
“Wie ungeschickt!“, entfuhr es Paulina, als sie davon hörte und betrat den Laden gar nicht erst. Denn ein Schneider, der nicht sofort die nötigen Änderungen abstecken konnte war natürlich indiskutabel.
Ihr neues Ziel war Chanelix, ein extravaganter gallischer Schneider, mit einem ausgezeichneten Ruf ...und auch den teuersten Preisen.
Chanelix selbst war schon seit Jahren tot. Seine Witwe hatte aber einen – man höre und staune – Germanen eingestellt, was die Extravaganz und Exotik der Chanelix-Kleider noch erhöht hatte. Denn dieser Germane, Lagerfried war sein Name, hatte sich im Laufe der Zeit einen ganz ausgezeichneten Ruf unter den Damen der gehobenen Gesellschaft erschneidert. Mit seinen Kleidern, so sagte man gerne, sah jede Frau aus wie Venus selbst. Naja, ein ganz klein bisschen Wunderglauben war vielleicht dabei.
Paulina und ihr Sklave erreichten das Geschäft und sie trat wild entschlossen ein, noch etwas besonders Schönes und Teures zu erwerben.
“Na komm' schon, hier ist es!“