[Baiae] Villa Rustica Tiberia Baiae


  • Villa Rustica Tiberia Baiae



    Sommerresidenz der Gens Tiberia
    Eigentümer: Manius Tiberius Durus
    Vilicus: Manius Tiberianus Atticus


    Die Villa Rustica Tiberia Baiae ist ein Landhaus der Gens Tiberia unweit des Badeorts Baiae. Da sie hauptsächlich als Sommerresidenz des Tiberier geplant ist, setzt sie sich aus einem relativ großen, stadthausähnlichen Pars Urbana mit allen Annehmlichkeiten, sowie einem relativ kleinem Pars Rustica, in dem sämtliche landwirtschaftliche Notwendigkeiten untergebracht sind, zusammen.
    Auf dem Gut sind einige Sklaven beschäftigt, ein paar davon als angekettete Sklaven im Pars Rustica. Sie arbeiten tagsüber auf den Feldern und schlafen nachts in einem verschlossenen Carcer. Die Haussklaven hingegen leben wir in einem normalen römischen Herrenhaushalt - nur, dass ihr Herr eben der Vilicus und nicht der Besitzer ist.


    Der Pars Urbana ist der Stadt zugewandt und besteht aus einem größeren Park und einem Wohngebäude. Der Innenausbau des Herrenhauses entspricht einem klassischen Domus, wenn auch nicht ganz so groß.


    Die Herrschaften vergnügen sich bei einem Besuch auf dem Anwesen gern in den nahen Heilbädern, der Stadt oder ähnlichem, sodass man die Urlauber auch selten antrifft.


    Sim-Off:

    Diese Sommerresidenz dient dazu, einen SimOn-Hintergrund für das Fehlen von Mitgliedern der Gens Tiberia zu geben. Briefe an die entsprechenden Personen können hierher gepostet werden, müssen aber mit einer verlängerten Bearbeitungszeit rechnen. Ansonsten sind auch Besuche etc. nicht sinnvoll (der Spieler befindet sich vermutlich im Urlaub oder ist sonst irgendwie unzulänglich).


    Den "Urlaubern" wird außerdem empfohlen, mittels eines SimOff-Hinweises die voraussichtliche Dauer ihrer Abwesenheit anzugeben.

  • Der tiberische Reisewagen hielt vor dem Anwesen, an dessen Pforte bereits ein großes Aufgebot an Sklaven wartete. Jeder trug seine beste Kleidung - schließlich wollte man dem ankommenden neuen Herrn imponieren!


    Doch dieser entstieg kommentarlos dem Gefährt, ignorierte den Spalier und wandte sich direkt an seinen Vilicus Naso. Über die Lage, Fruchtbarkeit, Ausstattung und Freizeitmöglichkeiten plaudernd verschwanden beide im Haus und die Sklaven machten sich wieder an die Arbeit.


    In den folgenden Tagen durchwanderte Durus ausgiebig die Ländereien, die zu seiner neuen Villa gehörten. Hier und da sprach er auch mit dem ein oder anderen Sklaven, sodass er ein gutes Bild von seinem Neubesitz erhielt.


    Sim-Off:

    bin bis Sonntag weg!

  • Die Sonne stand hoch am Himmel, als Tiberius Durus über einen Hügel Kampaniens geritten kam, der ein wunderbares Panorama über die Bucht von Neapolis bot. Man konnte hervorragend das glasklare Wasser der Bucht, aber auch die Städte und Villen, die sich wie Frösche um einen Teich drängten, sehen. Besonders fielen Durus die Weingärten an den Hängen des grausamen Vesuvius auf, der vor vielen Jahren mehrere Städte vom Erdboden getilgt hatte. Nun schien er wieder zu ruhen und kein Wölkchen stieg von ihm auf.


    Besonders gefiel Durus die sanfte Meeresbriese, die ihm bereits hier um die Nase wehte und als er das Umland von Baiae durchsuchte, entdeckte er rasch sein Landhaus, das zwischen mehreren Feldern die eine Spinne im Netz wirkte. Ja, hier würde er seine freien Tage genießen, keine Arbeit verrichten (außer vielleicht die Finanzen seines Vilicus Tiberianus Naso prüfen) und einfach die Seele baumeln lassen. Vita otiosa, wie es die Neoteriker nannten, ganz dem Motto "Lathe biosas", wie man es von den Epikureern hörte.


    Mit einem langem Seufzer trieb Durus sein Pferd an und trabte den Hügel hinab. Ein Blick zurück zeigte ihm, dass sein Reisewagen beiweitem nicht so schnell vorankam - aber bei seiner Ankunft würde er diesmal ohnehin keine Toga brauchen...


    Sim-Off:

    Verabschiede mich in den Urlaub mindestens bis zum 10.8.

  • Der Reisewagen hielt vor dem Anwesen der Tiberier in Baiae. Man hatte die weinroten Vorhänge zugezogen, um Kälte abzuhalten. Drinnen saß, in zahlreiche Felle und Decken gehüllt, der Consular Tiberius Durus mit seiner Gattin. Vor seiner Nase kondensierte der Atem ständig - es war eiskalt für römische Verhältnisse. Kaum hatte man Rom verlassen, hatte es einen Wettersturz gegeben und nun war es wieder eisig wie um die Jahreswende. Glücklicherweise gab es hier im Badeort heiße Quellen, in denen man sich aufwärmen konnte.


    Langsam löste er sich schließlich aus dem Wust an Decken und kletterte aus dem Reisewagen. Vor der Villa hatten sich sämtliche Haussklaven aufgestellt, angeführt von einem jungen, pickligen Sklaven, der dieser Atticus sein musste. Mit festem Schritt trat Durus, der sich nun einen Pelzmantel übergeworfen hatte, auf den Interims-Verwalter zu, während seiner Gattin von einem Sklaven aus dem Wagen geholfen wurde. Atticus küsste indessen die ausgestreckte Hand seines Herrn.


    "Salve, Domine! Ich hoffe, Deine Reise war gut!"


    "Es war eiskalt, aber wir sind zügig vorangekommen. Gehen wir hinein - es ist eisig!"


    erwiderte der Tiberier im Vorbeigehen und machte sich auf zu den Hausthermen, wo er sich die Kälte herunterwaschen würde. Hoffentlich hatten die Sklaven das Feuer unter dem Kessel bereits erwärmt! Langsam erklomm er die glänzenden Marmorstufen zum Hauptportal, als sein Fuß plötzlich abrutschte. Er erschrak, als er feststellte, dass der Fuß über die Stufenkante glitt und er sofort das Gleichgewicht verlor.


    Als nächstes spürte er nur noch einen glühenden Schmerz, der von seinem Schienbein ausging. Offenbar war es gegen die Kante gestoßen - doch das interessierte Durus in diesem Augenblick nicht - er schrie wie am Spieß. Der junge Atticus, wie auch Lukios, der omnipräsente Sekretär, erblassten vor Schreck - doch Durus bemerkte all das nicht: Der Schmerz ließ es ihm schwarz vor Augen werden!

  • Als Durus endlich wieder zu sich kam, lag er in seinem Bett in der Villa. Man hatte seinen Mantel abgenommen, doch dank mehrerer Kohlebecken war es einigermaßen warm. Noch immer schmerzte sein entblößtes Bein furchtbar, doch er konnte nichts sehen - mehrere Männer beugten sich darüber und fachsimpelten scheinbar angeregt. Als einer etwas zurücktrat, konnte er sehen, was das Problem war: Sein Unterschenkel war dick und blau und als er versuchte, es zu bewegen, riss ihn eine weitere Schmerzattacke nieder.


    Mit zusammengekniffenen Augen, die vor Schmerz fast etwas feucht wurden, hörte Durus die Stimme von Lukios:


    "Bleib ruhig liegen, Domine! Dein Bein ist gebrochen - die Ärzte überlegen bereits, was zu tun ist."


    Gebrochen? Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Noch nie war ein Knochen des Tiberiers gebrochen gewesen, doch wie er gehört hatte, dauerte es ewig, bis so etwas verheilt war!


    "Bei Hercules - wie lange dauert das denn?"


    "Oh, mindestens vier Wochen, Domine. Du wirst genug Zeit haben, die warmen Quellen zu genießen."


    Durus stöhnte auf und sank auf das Kissen zurück. Die Hochzeit von Septima! Das war wirklich eine Strafe der Götter! Er musste nach Rom schreiben - und zwar bald!


    Sim-Off:

    So, ich melde mich bis Ostern ab! Viel Spaß!

  • Ich hatte wirklich selten so gefroren. Durus hatte sein Bestes gegeben und mich mit allen möglichen Tüchern und Decken eingewickelt, doch es half alles nichts. Und zu meiner Enttäuschung war es auch nicht wärmer, als wir in Baiae ankamen. Umso mehr freute ich mich auf die berühmten warmen Quellen!


    Und dann geschah das Unglück, als wir die Villa - die wirklich ansehnlich war - betraten. Durus stürzte! Und er war nicht der einzige der schrie. Die Männer um ihn herum wurden blass und ich kreischte auf! Das sah böse aus! Und Durus sagte nichts mehr. Einen kurzen Moment dachte ich: "Oh ihr Götter, jetzt ist er gestorben!" Doch zum Glück wurde mir sehr viel schneller wieder klar im Kopf als meinem armen Mann und ich fing an die Sklaven und den Verwalter und Sekretär anzukeifen. "Tut doch endlich etwas! Helft ihm doch! Holt einen Arzt!!!"


    Während Durus verarztet wurde, liess ich mich von einer der älteren Bediensteten beruhigen. Ich war dem Weinen nahe, weil ich nicht wusste, was wohl los war.
    Etwas später kam ein Sklave im Auftrag des Verwalters zu mir und bestellte, Durus sei aufgewacht, sein Bein sei gebrochen und man würde wohl bis zu einem Monat hier bleiben. Sofort dachte ich an den Hilferuf, den ich Septima zukommen lassen durfte. Doch die war viel zu sehr mit ihrer Hochzeit beschäftigt!
    Also eilte ich zu Durus. Die ersten Tage hielt ich ihm seine Hand, sass an seinem Bett und spann (tatsächlich kam ich ganz gut wieder rein!). Doch bereits nach kurzer Zeit wurde es mir zu langweilig und als er schliesslich von sich aus sagte, ich solle doch in die Stadt gehen und die Quellen ausprobieren, war ich erleichtert - und er wohl auch. So versuchte ich meinen Urlaub zu geniessen, immer wohl bedacht darauf, mein schlechtes Gewissen zu bedienen, mein armer Mann lag immerhin krank im Bett...



  • Ad
    Senator
    Manius Tiberius Durus
    Villa Rustica Tiberia
    Baiae



    Ab
    Quintus Claudius Lepidus
    Villa Claudia
    Roma




    Salve Patronus,


    als erstes wollte ich mich bei dir erkundigen, ob es dir gut geht und du dich ein wenig erholst. Hier in Rom ist alles beim alten. Warum ich dir aber hauptsächlich schreibe. Du erinnerst dich doch noch an unser Gespräch bezüglich meiner Kandidatur zu den Wahlen des Cursus Honorum. Ich habe nun den Schritt gewagt und trete bei der nächsten Wahl an.
    Auch habe ich bei meinem Schreiben an den Consul einen Wunsch bezüglich der Tätigkeit als Vigintvir geäußert, vorausgesetzt ist natürlich eine erfolgreiche Wahl meinerseits, würde ich vor dem Senat den Wunsch, mein Vigintvirat als Tresviri capitales abzuleisten.
    Sobald du wieder in Rom bist, würde ich natürlich gerne alle weiteren Schritte mit dir besprechen.
    So, das war es erst einmal von mir und meinen Vorhaben.
    Dir noch ein paar schöne Tage in Baiae verbleibe ich mit den besten Grüßen aus Rom.



    Vale




    Quintus Claudius Lepidus



  • Die Tage waren ins Land gegangen, hatten sich gar zu Monaten verlängert, doch das Bein des alten Tiberiers wollte und wollte nicht heilen. Voller Schmerzen lag Durus in seinem Bett, während die Ärzte die eiternde Beinwunde unablässig wuschen und bereits erwogen, das gesamte Bein zu amputieren. Doch gerade, als Durus und Laevina, seine treusorgende Gattin, diesem schwerwiegenden Eingriff zustimmen wollten, besserte sich der Zustand. Und so war es tatsächlich Bergauf gegangen! War es anfangs unmöglich, das Bein zu belasten, war es Durus schließlich gelungen, unter Schmerzen aufzutreten und - gestützt von seinem Sekretär oder seiner jungen, kräftigen Gattin - einige Schritte zu gehen. Unter Aufsicht des Arztes schritt die Genesung schließlich immer weiter fort und endlich war es so weit: Nach andauerndem Bitten und Streiten mit dem Medicus stimmte dieser zu, dass Durus nach Rom zurückkehren durfte. Welch eine Freude hatte die alten Knochen des Tiberiers durchfahren! Schon hatte er befürchtet, wahnsinnig zu werden in dieser Villa quasi am Rande der Welt, ständig die Heilbäder des Ortes besuchend und mit senilen alten Männern, die dem Staatsdienst ein epikureisches Leben vorzogen, oder neureichen Schnöseln über Belanglosigkeiten plaudernd. Nun endlich war es ihm vergönnt, in den Caput Mundi zurückzukehren, von wo er so viele Nachrichten bekommen hatten, während er hier an das Bett gefesselt war. Unerfreulicherweise hatte sein Adoptivsohn Ahala sich jedoch wenig gemeldet und so war Durus besonders gespannt, wie es der Familia in Rom gehen würde.


    Was er bei all der Selbstbeschäftigung jedoch nicht bemerkt hatte, war seine Frau: Nach all den Jahren als Junggeselle war er es einfach nicht gewohnt, eine Frau zu haben - und so hatte er ihr auch jetzt in den Zeiten, die geradezu zur Muße und zum Familienleben einluden, nichts mit ihr unternommen. Sicher kam sie täglich an sein Krankenbett, begleitete ihn vielleicht zu einem Spaziergang oder lag mit ihm zu Tisch - doch eine persönliche, vertrauensvolle Beziehung, war nie entstanden. Vielmehr tauschte er mit ihr Belanglosigkeiten aus, wie er es mit all den Senatorengattinnen getan hatte, die jemals sein Haus besucht hatten. Seine persönlichen Ängste, Wünsche und Pläne hingegen tauschte er noch immer mit seinem treuen Sekretär Lukios aus - Laevina hingegen langweilte ihn vielmehr! Und bedingt durch sein schlimmes Bein hatte er nicht einmal seinen ehelichen Pflichten nachkommen können! Doch das hatte ihn auch kaum gestört, denn sein Alter und seine allgemeine Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation hatten in ihm auch nicht das Verlangen danach geweckt. Für ihn war die Aurelia schlicht ein notwendiger Anhang, der seine wichtigste Funktion, die Geburt eines leiblichen Nachkommens, noch nicht erfüllt hatte (und warum auch? Er hatte jetzt ja immerhin einen Adoptivsohn!). Und ebenso behandelte er sie auch. Als sein Arzt ihm mitgeteilt hatte, dass er nach Hause durfte, ließ er nach ihr rufen. Als sie eintrat, verkündete er schlicht:


    "Aurelia, wir dürfen nach Hause! Packe deine Sachen, wir reisen morgen ab! Ich schicke heute noch einen Brief an Ahala, dass er alles vorbereitet!"


    Die Mitteilung war ebenso knapp wie sachlich - dennoch war Durus sich sicher, dass auch Laevina sich freute, endlich wieder ihre Familie zu sehen!

  • In den ersten Wochen hatte ich mich furchtbar gelangweilt. Zwar konnte ich ein wenig Zeit am Bette meines Gatten verbringen, doch wurden mir die Stunden hier schnell lang. Durus schien sich nicht weiter für mich zu interessieren und alle Hoffnungen, die ich in die Ehe mit diesem erfahrenen Mann gesetzt hatte, wurden enttäuscht.
    So verbrachte ich mehr und mehr Zeit in der Stadt, in den Bädern oder auf dem Markt.
    Auch pflegte ich Kontakt zu den Bewohnern der Villen der Umgebung.
    Zwei Häuser weiter, was hier auf dem Land schon eine wirkliche Entfernung bedeutete, lebte ein altes Paar. Da der Herr des Hauses senil und ans Bett gefesselt war, verbrachte ich einige schöne Stunden mit der Dame. Sie, wie ich, war in Griechenland aufgewachsen und so verband uns die gemeinsame Vergangenheit. Ich liebte es, ihren Geschichten zuzuhören und lernte meine Spinnkünste zu verbessern.
    Eines Tages traf der Sohn des alten Paares ein. Er war Offizier und nach einem Feldzug nun längere Zeit in Baiae in der Verwaltung stationiert. Titus Dominicus Crampus war sein Name und er war ein Traumbild von einem Mann.
    Als ich wieder einmal mit der Dame im Garten saß, kam Crampus hinzu, der - obwohl es reichlich kühl war - in der See gebadet hatte. Ich konnte nicht umhin ihn zu bewundern - er war ein richtiger Mann und das sagte ich ihm auch. Ich schien ihm auch zu gefallen, auf jeden Fall lud er mich bald zu ausgedehnten Ausritten ein. Ich nahm die Einladungen gerne ein. Crampus konnte so entzückende und gleichzeitig erschreckende Geschichten erzählen.
    Begeistert berichtete ich auch Durus von meinen und unseren Erlebnissen. Es schien ihm nichts auszumachen. Vielmehr war er zufrieden, dass ich etwas zu erzählen hatte und richtete wiederholt seine Grüsse an Crampus aus.


    Wenige Tage bevor ich mit Durus zurück nach Rom kehren sollte, traf ich mich abends mit Crampus um den Sonnenuntergang zu beobachten. Er hatte mich explizit zu seinem Lieblingsplatz eingeladen.
    Die Sonne versank wunderschön im Meer und als mir kalt wurde, lehnte ich mich etwas an Crampus. Doch dann wurde es dunkel.


    Effi Laevina schrak zusammen. Bis dahin waren Luft und Licht um sie her gewesen, aber jetzt war es damit vorbei, und die dunklen Kronen wölbten sich über ihr. Ein Zittern überkam sie, und sie schob die Finger fest ineinander, um sich einen Halt zu geben Gedanken und Bilder jagten sich, und eines dieser Bilder war das Mütterchen in dem Gedichte, das die »Gottesmauer« hieß, und wie das Mütterchen, so betete auch sie jetzt, daß Gott die Götter eine Mauer um sie her bauen möge. Zwei, drei Male kam es auch über ihre Lippen, aber mit einemmal fühlte sie, daß es tote Worte waren. Sie fürchtete sich und war doch zugleich wie in einem Zauberbann und wollte auch nicht heraus. »EffiLaevina«, klang es jetzt leise an ihr Ohr, und sie hörte, daß seine Stimme zitterte. Dann nahm er ihre Hand und löste die Finger, die sie noch immer geschlossen hielt, und überdeckte sie mit heißen Küssen. Es war ihr, als wandle sie eine Ohnmacht an. Fontane, Effi Briest


    So kam es, dass ich durchaus nicht mit Durus zurück nach Rom fahren konnte und wollte. Der Wunsch, hier zu bleiben, wo ich mich endlich festgehalten und aufgehoben fühlte und gleichzeitig mein Gewissen, dass mich stets plagte, wenn ich mich mit meinem Ehemann in demselben Raum mich aufhielt, machten es unmöglich.
    Als er mich also rief, ich solle meine Sachen packen, wandte ich ein, es gefalle mir so gut hier in Baiae. "Die Seeluft tut mir so gut, ich habe mich selten so gesund und lebendig gefühlt. Ausserdem habe ich hier Ruhe von der grossen Stadt und einige gute Freunde gefunden. Wenn Du mich noch eine Weile entbehren kannst, so lass mich doch hier zurück. Hier in der Villa bin ich bestens versorgt und der Verwalter kann auf mich Acht geben."
    Ich hoffte inständig, dass Durus meine Ausreden akzeptieren würde und keinen Verdacht schöpfen würde, sondern wieder seinem gewohnten Alltag nachkommen würde. Dabei wäre ich ihm ohnehin nur im Weg.

  • Sim-Off:

    Oh, ich hoffe, ich muss mich nicht eines Tages duellieren ;)


    Tatsächlich hatte Durus wahrgenommen, dass Laevina ab und an Zeit mit einem Nachbarn verbrachte, was ihn jedoch nicht weiter gestört hatte. Ein Beamter in Baiae war zweifelsohne ein nützlicher Kontakt - abgesehen davon stellte der Tiberier sich einen Verwaltungsbeamten nicht gerade als das vor, worauf junge Damen abfuhren. Daher erschien es ihm nur logisch, dass die Freundschaft seiner Frau ebenfalls rein platonisch vor. Und überhaupt erschien es ihm absolut abwegig, dass die kleine Aurelierin es wagen würde, ihn, den Consular Tiberius, zu betrügen - egal mit wem!


    Und aus diesem Grunde schöpfte er auch überhaupt keinen Verdacht, dass Laevina erklärte, dass sie gern noch ein wenig bleiben würde. Vielmehr wunderte er sich nur, dass seine Gattin ausgerechnet jetzt, wo es in der Stadt noch ein so angenehmes Klima hatte, hier draußen bleiben wollte. Aber andererseits hatte er keine Lust auf einen Disput und brauchen würde er sie ja ohnehin nicht - er hatte sie doch in letzter Zeit genug gesehen. Andererseits...wie würde es aussehen, wenn sie nicht mitkam? Unsinn, wahrscheinlich würde es kaum jemand bemerken!


    "Nun, wenn du meinst - aber komm bald nach, ich möchte in Kürze eine Abendgesellschaft geben. Ich möchte auch deine Cousinen einladen."


    erklärte er knapp und überlegte, ob er zum Abschied noch bitten sollte, dass sie heute Nacht auf sein Zimmer kam. Dann ließ er den Gedanken jedoch fallen: Einen Erben hatte er ja und wenn er sich nur reckte, spürte er ein Ziehen im Bein!


    Also holte er Luft, erhob sich und humpelte, gestützt von Lukios und auf seinen Stock, aus dem Zimmer.

  • heute war der Tag gekommen: Der Reisewagen stand gepackt da, eine Gruppe von Sklaven war bewaffnet und mit Pferden versehen worden und warteten auf ihren Herrn. Dieser kam erst nach einigem Warten aus dem Hauptportal, an dem er sich vor vielen Wochen den so üblen Bruch zugefügt hatte. Er hatte - entsprechend dem bereits sehr frühlingshaften Wetter - eine kurzärmlige Tunica gewählt, darüber einen Kapuzenmantel aus feinstem Stoff. In der einen Hand einen Stock mit einem Elfenbeingriff, die andere stützte sich auf seine Frau.


    "Manius Tiberianus Atticus, ich wünsche dir viel Erfolg!"


    meinte er zum Abschied zu seinem Verwalter. Er hatte ihn zum Nachfolger Nasos bestimmt, da er ihm so gut bei der Aufklärung des Falles geholfen hatte und die beste Kenntnis über diese Villa hatte. Als zusätzliche Belohnung hatte er außerdem die Freiheit erlangt.


    "Ich werde dich nicht enttäuschen, Domine!"


    erwiderte dieser stolz - immerhin würde er in Kürze die tatsächliche Regentschaft über das Heer von Sklaven übernehmen, das hier lebte und arbeitete.


    "Vale, Tiberianus!"


    Damit ging er weiter auf den Reisewagen zu. Erst hier trennte er sich von seiner Gattin. Langsam ließ er sie los und drehte sich zu ihr. Er musterte sie: Ihr Blick war ausdruckslos, ließ nicht auf irgendeine Liebe schließen - doch was erwartete er auch? Sie kannten sich ja noch immer kaum! Dennoch seufzte er kurz, ehe er meinte


    "Vale bene, Aurelia! Und komm bald nach!"


    Dann gab er sich in die Obhut von zwei kräftigen Sklaven, die ihn in den Reisewagen hieften. Als sein schlimmes Bein den Boden berührte, spürte er wieder einen Schmerz, der ihn hörbar die Luft einsaugen ließ - was hatten die Götter sich nur dabei gedacht? Dennoch humpelte er mutig die letzten Schritte zu seinem Lager, in dem er liegend nach Rom gelangen würde. Schon jetzt graute ihm vor dem Gedanken, den ganzen Tag durchgeschüttelt zu werden - doch Lukios würde ihm sicher das Ende von Platons Dialogen vorlesen!


    Und so setzte sich der Reisezug in Bewegung und ließ Tiberianus Atticus, aber auch Aurelia Laevina zurück...

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