Wahl des Archiprytanen

  • Nachdem alle Formalitäten der Amtsübernahme geklärt, die Neuen Prytanen offiziell eingeführt und der Segen einiger sehr wichtiger und unverzichtbarer Götter eingeholt wurde, traf sich das neue Koinon in den ehrwürdigen Hallen des Tempels der Tyche wieder, den traditionellen Tagungsort der alexandrinischen Exekutive.
    Die erste Sitzung war nicht ohne politische Brisanz: Die Wahl hatte nämlich zu folgendem Patt geführt: Die rivalisierenden Familien, das Haus des Krateides und das Haus des Nearchos konnten die obersten Prytanenränge unter sich aufteilen: Die Krateiden erhielten den Posten des Eponminatographen, die Nearchäer dagegen den des Gymnasiarchen, wobei in den Posten ersten Ranges Gleichstand herrschte. Was die Posten zweiten Ranges anging, so schafften es die Nearchäer nach langem Hin und Her, den Posten des Exegeten, des obersten politischen Führers, für sich zu gewinnen. Im Gegenzug erhielten die Krateiden zwei Kosmetenposten. So kontrollierte jede Familie die jeweils Andere.


    Allerdings warf dieses Verhältnis ein gewisses Problem auf: Keine der beiden Familien war sich einig darüber, wer denn nun den Vorsitz über das Koinon, welches stets einträchtig regieren sollte, erhalten würde. Normalerweise war dieser Posten dem Exegeten der Stadt vorbehalten, aber natürlich wollten das die Krateiden nicht zulassen. Ein Steit war deswegen vorprogrammiert und die Fraktionen saßen sich im Tempelrung feindseelig gegenüber. Und alles wartete nur auf das Verhalten der dritten Fraktion. mit der keiner gerechnet hatte und die keiner kannte...

  • Gut gekleidet und so seriös wie Timokrates eben seriös sein kann, trudelt er in die lustige Versammlung ein. Gespielt respektvoll grüßt er die Statue Alexanders des Großen und verneigt sich vor dem Heiligtum der Tyche, dann grüßt er affektiert, aber laut seine Kollegen "Chaire Allesamt!" und setzt sich an einen freien Platz in der Mitte der beiden Fraktionen (zwischen denen viel freier Platz ist) hin.

  • Sim-Off:

    Wer nett, wenn ihr das bis dienstag hinziehen könntet, bis es zu einer entscheidung kommt. der strategos verspätet sich etwas..., d.h. bin ab heute bis dienstag weg.

  • “Nachdem wir nun alle miteinander versammelt sind, erkläre ich hiermit das Koinon für eröffnet.“
    Der das sagte, war der Exegetes, wie bereits erwähnt, ein Nearchäer.


    Kaum hatte er diese Worte gesprochen, da erhob sich auch schon der Protest von der anderen Seite. Der Eponminatographos, ein Krateide, sprang auf.
    “Mit welchem Recht eröffnest du diese Versammlung? Es ist das Vorrecht des Archiprytanen, das Koinon zu leiten!“


    “Die Tradition! Die Tradition sagt, dass dieses Amt dem Exegetes zusteht!“, antwortete der Exegetes.


    “Tradition?“, schnaubte der Eponminatographos. “Du wagst es von Traditionen zu sprechen? Dann solltest du es besser wissen. Das Koinon hat sich seinen Vorsitzenden schon immer selbst gewählt!“


    Nun schaltete sich der Gymnasiarchos ein, eigentlich der Inhaber des ehrwürdigsten Amtes von alle, was er in diesem Moment aber zu vergessen schien. “Natürlich. Es wählt und es wählt immer den Exegetes!“ Auch er gehörte zur Fraktion des Exegeten.

    “Nicht immer. Diesmal nicht.“
    , meinte der Eponminatographos


    Der Exegetes wurde ganz rot, nein, eher blau im Gesicht. “Was soll das heißen, diesmal nicht?“


    Der Eponminatographos setzte ein triumphierendes Lächeln auf. “Ihr Nearchäer habt schon den Gymnasiarchos und den Exegetes bekommen. Wenn ihr glaubt, wir geben euch auch noch den Archiprytanen, dann seid ihr im Irrtum. Wir wollen, dass es Bularchos wird. Er soll Archiprytan werden!“
    Mit diesen Worten zeigte er auf den neu gewählten Kosmetes, der ebenfalls der Krateidischen Fraktion angehörte und bisher geschwiegen hatte.


    “Bularchos? Niemals!“, höhnte der Exegetes daraufhin. “Da machen wir nicht mit!“
    “Nein, machen wir nicht.“, bestätigte der Gymnasiarchos.


    Die beiden zerstrittenen Fraktionen hatten scheinbar ganz vergessen, dass es diesmal auch noch eine dritte Gruppe im Koinon gab, die sie bisher noch nicht einmal eines Blickes gewürdigt hatten.

  • Die dritte Fraktion, die im Moment mit einen einzigen Mann anwesend ist, rauft sich die Haare, so unglaublich benehmen sie sich hier. Allerdings: Warum den Streit nicht zum eigenen Vorteil ausüben? Timokrates steht auf und brüllt:


    "RUUUUUUHE!"


    Alles ist schlagartig still und Timokrates freut sich: Den Trick hat ihn mal ein rhomäischer Zenturio beigebracht. 8) Mit moderaterer Stimme fährt er fort:


    "Wie ich sehe, können sich die beiden Fraktionen nicht einig werden. Erlaubt mir deshalb, einen Alternativvorschlag zu machen: Wählt doch einen von uns!"


    Gewinnend grinst er in die Menge.

  • Einen Augenblick lang herrschte absolute Stille. Dann brach sich die Empörung umso lautstarker Bahn.
    “Ihr, wieso?“
    “Nein, ganz unmöglich!“
    “Ein einfacher Eutheniarchos? Das hat es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben.“
    “Ganz richtig, dass wäre gegen jede Tradition!“
    “Ein Witz, dass ist nicht mehr als ein Witz!“
    “Kein von euch ist Krateide.“
    “…oder Nearchäer.“
    “Ganz genau, ein Nearchäer muss nämlich in diesem Jahr Archiprytan werden.“
    “Was? Wieso? Nein, ein Krateide!“
    “Nicht mit unseren Stimmen, dass lass dir gesagt sein!“
    “Wir wählen nur einen Krateiden, da kannst du den Schierlingsbecher drauf nehmen.“
    “Den ziehe ich auch bedenkenlos vor, lieber das, als einen von euch zum Archiprytanen zu machen.“
    “Nur zu, dann wären wir eine Sorgen los…“
    Und nach diesen kurzen Moment der Einigkeit stritten die beiden Fraktionen auch schon wieder munter weitern.

  • Timokrates verdreht die Augen. Das kann doch nicht wahr sein! Einige Zeit lang hört er sich das Gezeter an, dann erhebt er erneut die Stimme.


    "Hört mal zu Leute: Wir können jetzt noch Tage- Wochen- und Monate lang hier rumsitzen und debattieren, ob denn jetzt Krateide oder Nearchäer bis das Volk wütend wird und uns zu Neuwahlen zwingt. Oder wir lösen die Sache durch einen kleinen Kompromissvorschlag der zwar Niemanden gefallen mag aber auch Niemanden weh tut. Denn wat unsere Fraktion schon für große Möglichkeiten euch gefährlich zu werden? Uns fehlt das Geld, uns fehlt der Einfluss, uns fehlen die Männer."


    Wieder setzt er sich siegessicher.

  • “Du sagst es selbst. Euch fehlt es an Einfluss, Geld und Anhängern. Es gibt keinen Grund einen von euch zum Archiprytanen zu wählen.“, meinte der Gymnasiarchos.
    “Aber ihr könntet uns unterstützen. Gemeinsam haben wir eine Mehrheit. Wählt mit uns Bularchos und es wird euer Schaden nicht sein.“, schaltete sich der Eponminatographos ein, woraufhin der Exegetes schnell rief: “Nein, seid nicht dumm. Ihr werdet doch keinen Krateiden unterstützen. Ihr haltet natürlich zu uns Nearchäer.“
    “Warum sollten sie das tun? Was habt ihr ihnen schon zu bieten?“
    “Mehr als ihr auf jeden Fall!“
    “Lachhaft! Auf euch hören nicht einmal mehr die alten Weiber in Rhakotis, die ihr immer mit Honigkuchen zu bestechen versucht.“
    “Bestechung?! Gerade du solltest dich davor hüten dieses Wort in den Mund zu nehmen!“
    “Was willst du da behaupten?“
    “Ich behaupte was jeder weiß. Ohne euer Geld seid ihr nichts!“
    “Dann wären wir noch immer mehr als ihr...“

  • Langsam wird Timokrates wütend.


    "Gut, dann sag ichs halt anders: Wenn die beiden Familien nicht in der Lage sind, wie vernünftige Menschen Entscheidungen sachlich gegeneinander abzuwägen, werden wir hier noch ewig sitzen, aber mir macht das nichts aus: Ich werde meinen Vorschlag so lange einbringen, bis das ganze Theater hier beendet ist und ich hab Sitzfleisch, verlasst euch drauf!"

  • “Willst du uns Narren nennen, junger Mann?“, fragte der Gymnasiarchos empört. So jung war Timokrates Kyrenaikos gar nicht mehr, aber für ihn waren alle Prytanen der unteren Ränge 'junge Männer'.

  • Nikolaos hatte bisher an der Diskussion nur als passiver Zuhörer teilgenommen. Nun erhob er sich und wandte sich in Richtung Ausgang, als habe er vor, diese Versammlung zu verlassen. Er hielt inne. "Ehrenhafter Gymnasiarch, du nennst diesen Mann, der einen Vorschlag gemacht hat, wie das Koinon diese verzwickte Situation lösen kann, einen Narren? Ich lache. Dieser Mann soll ein Narr sein, sagst du? Ich möchte dir zeigen, wo du in diesen Hallen Narren findest, und zwar im Übermaß. Es sind die vielen Männer deiner Krateiden und der Nearchäer, die so blind oder verblendet gar nicht sein können, um zu übersehen, dass der von Timokrates Kyrenaikos eröffnete Ausweg, der darin besteht, einen Mann außerhalb beider Familien zu ernennen, der einzige ist, und die dennoch die Lage nicht einsehen wollen und sich zanken wie, verzeiht, Kinder. Nun wirst du mir sicher vorwerfen, ich selbst sei noch fast ein Kind. Damit hast du, allein mein Alter als Maß, wohl recht. Jedoch sind nicht klar denkende, erwachsene Kinder besser als Erwachsene, die sich kindlich aufführen? Ihr alle, wenn ihr, ihr Nearchäer und Krateiden, euch weiter so aufführt, wird das Koinon tagen, bis es abgewählt ist oder bis wir Mitglieder verstorben sind. Da ich noch, wohl im euren Sinne ein Kind bin, dauert das Versterben bei mir eine gewisse Zeit länger... . Damit möchte ich ausdrücken, dass ich noch genug Zeit habe, euch jedoch jene davonläuft. Kommen wir also zu einer Entscheidung."

  • Nikolaos war in seiner Rede ein Fehler unterlaufen. "Verzeiht, ich hatte in der Rede des Gymnasiarchen einen Satz falsch verstannden. Du, Gymnasiarch nanntest Timokrates nicht einen Narren, sondern warfst ihm vor, euch für solche zu halten. Ich führe diese Schwäche meiner Konzentration darauf zurück, dass ich hier schon seit langer Zeit gezwungen bin zu sitzen und dass es seit langer Zeit in dieser Debatte nichts Neues gibt, was mich hätte aufwecken können.
    Nun aber zum Narrentum. Mir scheint, als müsste Timokrates einen größeren Teil der hier Versammelten gar nicht Narren nennen. Sie sind es, verzeiht, bereits. Ich hoffe, die hier Versammelten erlauben mir zu essen, da mein Körper schwach ist und auf Hunger mit großer Schwäche antwortet. Da es nicht in eurem Interesse sein kann, dass ich vor euren Augen umfalle, möchte ich euch bitten, mir zu essen erlauben oder aber, was weitaus besser wäre, endlich der Lösung zustimmen, die ich für die einzige halte. Ihr Nearchäer, ihr Krateiden, ihr werdet euch gegenseitig noch zerfleischen, wenn eure Geschlechter längst ausgestorben sind. Doch ich bitte euch, flehe euch an, lasst Alexandria darunter nicht zu Grunde gehen. Wir brauchen eine Entscheidung, ansonsten wird die Regierung dieser Stadt bald handlungsunfähig sein."

  • Der Gymnasiarchos lauschte der Rede des neuen Strategos. Während er das tat kraulte er sich nachdenklich seinen Bart und anschließend verständigte er sich murmelnd mit dem Exegetes. Er schien ihn von etwas überzeugen zu wollen. Endlich sah er wieder auf und fragte: “Gesetz den Fall, wir würden euch unterstützen, wer von euch fühlt sich denn berufen?“

  • Eigentlich wollte Timokrates gerade wieder aufstehen und den seiner Meinung nach einzig sinnvollen Vorschlag für das Amt unterbreiten, da funkt sein Juniorpartner dazwischen. Mit gerunzelter Stirn und vor Nervösität leicht zuckenden Gliedern hört er sich die Rede seines Partners an und kaum dass der Gymnasiarch fertig gesprochen hat (war es der Gymnasiarch? Na, auch egal, stellt er sich erneut theatralisch in Pose, räuspert sich gekünstelt bescheiden und beginnt zu sprechen:


    "... mit Verlaub, verehrtes Prytaneion, würde ich in diesem Fall meine Wenigkeit zur Disposition stellen. Sofern keiner einen Gegenvorschlag hat natürlich."


    Vielleicht hätte er sich vorher mit seinen Kollegen absprechen sollen aber Bescheidenheit war noch nie so Timokrates' Stärke.

  • “Du also.“
    Wieder tuschelte der Gymnasiarchos mit seinem Sitznachbarn. Dann verkündete: “Einverstanden. Für dieses eine mal. Du hast unsere Stimmen.“
    Triumphierend sah er zu den Katreiden hinüber. Scheinbar war es ihm fast egal ob einer der seinen Archiprytan würde. Viel wichtiger war ihm offensichtlich, dass es kein Katreide würde.


    Das merkte die Gegenfraktion natürlich auch. Heftig diskutierten sie miteinander und schließlich verkündete der Eponminatographos: “Wir unterstützen ihn auch!“
    Diesen Triumph wollte man den Nearchäern nicht lassen.

  • Etwas irritiert von der jetzt doch sehr schnell vollzogenen Annahme seiner Kandidatur schaut sich Timokrates um. Schließlich hat er wirklich vergessen, seine Partner zu fragen, was sie von der Idee halten. Etwas skeptisch lugt er deswegen in Richtung seiner Kollegen...

  • Derweil grinsten Katreiden und Nearchäer sich gegenseitig hämisch an. Beide Seiten waren plötzlich der festen Überzeugung, ihren Gegnern ein besonders schlaues Schnippchen geschlagen zu haben.

  • Nikolaos merkte, dass die Blicke der anderen Pyrtanen auf ihm und Leonidas hafteten. Er beugte sich kaum sichtbar zu Timokrates hinüber und flüsterte, so dass es niemand sonst als Timokrates verstehen konnte: "Die anderen Pyrtanen sehen mich sehr befremdlich an. Es ist sehr verdächtig, wenn wir beiden anderen uns nicht zur Wahl stellen. Das wirkt von vornherein wie Cliquenwirtschaft. Ich werde mich also auch zur Wahl stellen, doch wenn du Archipyrtane wirst, ist es mir auch recht. Ich habe keineswegs vor, dich auszustechen und du weißt, dass wir in jedem Fall zusammenarbeiten müssen." Er hoffte, niemand von den anderen Pyrtanen hatte dieses Flüstern bemerkt. "Ich möchte mich auch zur Wahl stellen."

  • Leonidas war etwas zu spät erschienen - genaugenommen zu dem Zeitpunkt, als die beiden Fraktionen unendlich lange über den Archiprytanen diskutiert hatten. Dann hatte er sich gesetzt und wäre beinahe wieder aufgesprungen - Timokrates hatte sich selbst zum Archiprytanen vorgeschlagen! Er war gerade erst hierher gekommen und wollte nun einen der wichtigsten Posten in Alexandria für sich beanspruchen!


    Mit versteinerter Miene verfolgte er, wie die beiden großen Familien stritten und dann zum Konsens kamen. Im Prinzip war seine Stimme vollkommen egal.


    Er selbst hatte nicht im Geringsten die Absicht, ein solch arbeitsintensives Amt zu übernehmen, folglich bemerkte er, da er Nikophileaus nicht kannte


    "Ich unterstütze die Kandidatur des Timokrates!"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!