Atrium - Salutatio

  • Wie jeden Morgen war einiges los im Hause des Consulars. Und wie üblich kam Ursus, der Obersklave kaum mit seinen Anweisungen hinterher, denn die Meute an Klienten war wieder einmal besonders hungrig, wie jeden Morgen. Als Gesprächsthema dominierte klar der gewaltsame Tod des Consuls Prudentius, zwei aber am Rande unterhielten sich ungeniert über ein Rezept für Bohneneintopf, wo der eine dem anderen vorschlug, diesen Eintopf doch mit Schafskäse im Ofen zu überbacken. Eine Vorstellung, die Ursus schütteln ließ. Da waren die Verschwörungstheorien der anderen viel interessanter, obwohl Ursus normal nichts von solchen Theorien hielt. Aber darum konnte er sich auch nicht wirklich kümmern, war doch wieder Nachschub gefragt. Ursus ahnte, nein, er wußte, daß viele Klienten vor allem deswegen zur Salutatio herkamen, damit sie sich ordentlich vollfressen konnten und so Geld sparen können.

  • Es war wie jeden Morgen. Die meisten begrüßten ihn und wollten nur wissen, ob heute etwas besonderes anstand, wo sie ihren Patron begleiten sollten, andere hatten hingegen schon speziellere Probleme, meist rechtlicher Natur, manchmal auch finanzieller, doch selten etwas weltbewegendes, zumindest nicht für ihn. Und so "arbeitete" er seine Klienten ab, bis Furius Helios an der Reihe war. Er wunderte sich ein wenig, warum dieser hier war, weil Furius aufgrund seines Dienstes eher selten bei der Salutatio anzutreffen war, doch am Rande registrierte Hungi, daß sein Klient nicht in Rüstung angekommen war, maß diesem jedoch nicht zuviel Bedeutung bei.


    Salve Furius. Ein seltenes Vergnügen. Hungi lächelte leicht.

  • Helios war endlich froh, dass er an der Reihe war, hatte sich jedoch gewundert, dass einige Klienten wichtiger zu sein schienen als er. -.^
    Aber so war es wohl, als Klient hatte man, wie eine Frau im Harem, immer genügend Nebenbuhlerinnen.


    "Ja, der Dienst hatte mich die Jahre über stets in seinem Griff. Nun ist meine Verpflichtung vorüber, Patron, ich ein armseliges Bild von einem Civis."


    Scherzte auch er und trat kurz näher.


    "Ich brauche deine Hilfe, Patron. Es ist nicht mein Wunsch den Weg hier zu beenden, ich würde der Militia Equestris folgend gerne ein Tribunat anstreben, aber ohne deine Hilfe scheint dies ein unmögliches Unterfangen zu bleiben."

  • Dein Dienst bei den Vigiles ist also zu Ende. fasste Hungi zusammen, nickte und mußte gleichzeitig lächeln. Aber Furius, ein Leben als Zivilist kann auch sehr angenehm sein, glaube mir, ich habe mich auch daran gewöhnt.


    Als sein Klient jedoch den Wunsch äußerte, setzte der Hausherr ein nachdenkliches Gesicht auf und überlegte. Ein Tribunat also? Hmm... schwierig, denn solche Posten werden nicht jeden Tag frei, und wenn, dann eher bei den Legionen als bei den Auxiliareinheiten.

  • Natürlich hätte er, wenn er selbst mal Praefectus der Prätorianer gewesen wäre, ein Zivilleben auch geschätzt. Aber als Praefectus Castrorum wollte er doch nicht gleich in den Ruhestand, er hatte seiner Meinung nach noch nicht viel erreicht. Schließlich wollte man von seinen Kindern bewundert werden.


    "Naja, ich fühle mich noch relativ stark genug, um weiterhin im Militär tätig zu sein. Außerdem liegt mir das Zivile nicht, ich mag lieber die Uniform und exakte Befehle."


    Was der Patron da sagte, erfreute ihn doch in dem Punkte, dass man ihn zu keiner Auxiliareinheit würde schicken können. Wenn man bedachte, dass die Vigiles überhaupt nicht mal eine Auxiliareinheit waren, wollte er endlich ein richtiges Schwert haben, endlich mal im echten Heer sein.


    "Das ist erfreulich, denn wenn ich der alten Militia Equestris folge, müsste ich nun entweder die Subpräfektur der Vigiles inne haben oder ein Tribunat in einer Legion. Da ich aber ersteres ausschließe, ich will ja auch etwas Neues kennen lernen, bleibt da nur die Legion. Was glaubst du, welche Legio die beste wäre? Natürlich muss ich davor noch dem Kaiser schmackhaft gemacht werden, er ernennt ja Offiziere."


    Ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, dass er dieses schmackhaft machen ruhig Hungi überlassen wollte.

  • Welche Legion die beste wäre? Hungi lachte auf. Ein jeder Befehlshaber wird behaupten, daß seine Legion natürlich die beste sei und die anderen dagegen nichts wären. Und ein jeder wird die Wahrheit sagen, wenn auch eine sehr subjektive.


    Den Wink mit dem Zaunpfahl hatte Hungi durchaus begriffen, er wäre sehr schwer von Begriff gewesen, wenn er das nicht überrissen hätte.


    Selbstverständlich wird diese Angelegenheit etwas länger dauern, du weißt, der Kaiser ist nicht in Rom. Natürlich wußte Furius das. Und die Wege sind lang nach Syria, selbst für den Cursus Publicus.

  • "Wenn ich mich recht entsinne, Hungaricus, warst du kein Legatus Legionis und wärst somit völlig frei von persönlichen Einflüssen. Was sagst du also, was wäre das Beste für mich? Die Prima fällt wohl heraus, sie bestreitet ja gerade an der Seite des Kaisers eine Schlacht."


    Schwierige Frage, aber das war das Los eines Patronus. Wenn es Helios dort nicht gefiel, würde er es einfach auf das Urteil seines Patrons schieben können und der müsste ihm dann etwas schuldig bleiben.


    "Gerade für den Cursus Publicus scheinen diese Wege sehr lang, man hört doch, dass die Postboten in letzter Zeit etwas länger brauchen."

  • Eine gute Frage, die in letzter Instanz nur der Kaiser beantworten. Selbstverständlich würde es helfen, wenn ich in meinem Brief an den Kaiser einen Hinweis geben könnte, doch zuvor müsste ich wissen, in welche Gefilden es dich noch am ehesten ziehen mag.


    Den Einwurf bezüglich des Cursus Publicus interessierte ihn nicht wirklich, also ignorierte er es. Immerhin ist es ein Unterschied, ob man nach Germanien oder Britannia kommt, oder nach Ägypten oder Mauretania.

  • Helios lächelte.


    "Eine schwarze Rüstung wäre mir natürlich am liebsten, aber das ist sehr unwahrscheinlich."


    Dann wurde er doch ein wenig ernster und sah sich wieder vor dem Problem, welches ihm schon seit einigen Tagen Kopfschmerzen bereitet.


    "Wenn ich ehrlich bin, wäre es auf der einen Seite wünschenswert, dass ich in eine doch mit erfahrenen Offizieren bestückte Legion, jedoch in friedlichem Umfeld komme, auf der anderen Seite reizt mich Aegyptus, ein schönes Land. Um deiner Frage vorweg zu kommen, warum ich an eine Legion mit erfahrenen Offizieren und friedlicher Umgebung gedacht habe, ist es einfach Tatsache, dass ich bisher in keiner Legio diente. Ich will mich auch nicht vor dem Kampf drücken, keineswegs, aber ich habe in dem Sinne Angst, dass ich dann als Tribun eine Kohorte zugeteilt bekomme, die ich gar nicht führen kann. Und durch mein Verschulden getötete Männer ist das, wovor ich mich am meisten Fürchte. Ich war zuerst bei der Classis, dann bei den Vigiles, da lernt man einfach nicht das Führen von Kohorten, die besten Schlachtaufstellungen und Taktiken. Zudem war ich die meiste Zeit als Praefectus Castrorum mit der Koordination und Planung betraut, das liegt mir, aber als Tribun werde ich wohl kaum einen Praefectus Castrorum ersetzen. Ich müsste alles von Grund auf lernen, ich bräuchte erfahrene Kameraden und vor allem Zeit, die ich an den doch sensiblen Grenzen zu Germania nicht hätte. Und in Aegyptus, fürchte ich, sind die Tribune nicht erfahrener als ich es bin. Die Prima wäre die geeignetste Legio, doch für mich wohl unerreichbar, zudem gibt es dort genug fähiger Leute, die haben bei den Göttern weit aus Besseres zu tun als einen Tribunen wie einen Probatus zu schulen. Ich weiß nicht, bei der aegyptischen Legio habe ich da meine Bedenken, da ich mir dort wohl selbst alles aneignen müsste. Und als Praefectus Castrorum, was ein Idealfall für mich wäre, da ich seit Jahren nichts anderes gemacht habe, wird man mich nicht einsetzen."


    Erstmal viel Gerede, worauf sich Helios einen Becher kalten Wassers schnappte und auf die ehrliche Meinung seines Patrons wartete.

  • Hungi hörte ruhig zu und ließ seinen Klienten aussprechen. Die Präferenzen hatte Furius nun deutlich gemacht, mit diesen Informationen konnte Hungi schon dezent den Brief an den Imperator gestalten. Dann bemerkte er, daß auch andere Klienten schon förmlich wetzten und ebenso ungeduldig auf ihren Patron warteten.


    Gut, ich werde einen Brief an den Imperator schreiben und dabei versuchen, deine bevorzugten Wirkungsstätten anzudeuten. Doch wie gesagt, die letzte Entscheidung liegt beim Imperator persönlich.

  • Was ihn jedoch nicht zufrieden stellte, sondern beunruhigte. In sich vertieft, überlegte, was der Kaiser davon denken könnte, auf was er sich da eigentlich einließ.


    "Bitte tu das nicht. Natürlich liegt die Entscheidung bei dem Kaiser, doch ich will keinen Sonderstatus oder eine Ausnahme sein, ich will nicht schon jetzt, am Anfang meiner Offizierslaufbahn zum Sonderfall werden oder eben durch die fehlenden Erfahrungen in der Legion gar zum Problemfall. Auf keinen Fall will ich dem Kaiser negativ auffallen, lieber nicht.
    Ich muss mir das nochmal gründlich überlegen. Vielleicht lässt sich auch ein anderer Weg finden, ich muss darüber wirklich noch nachdenken, vielleicht auch über eine zivile Karriere, denn so hat es doch wenig Sinn, wenn du dem Kaiser in einem Schreiben gleich meine Schwächen aufzeigen musst und prallel dazu um mich wirbst."


    Er schüttelte leicht den Kopf.


    "Ich muss darüber nachdenken, ich werde mich dann bei dir melden, Patronus."


    Schließlich sollte man nichts überstürzen und Helios hatte auch noch viel Zeit zum Nachdenken.

  • Hungi schaute jetzt etwas erschreckt seinen Klienten an, hatte er diese Wendung in ihrem Gespräch nicht erwartet. Ein, eher zwei Momente vergingen, die der Hausherr zum Nachdenken nutzte, dann nickte er leicht den Kopf.


    Wie du willst. Besser eine Entscheidung gründlich durchdenken als etwas mit aller Gewalt vorschnell zu erzwingen. Du kannst dich diesbezüglich jederzeit an mich wenden.

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