• Heute war Narcissa ausnahmsweise einmal allein unterwegs. Der Weg von der Casa Duccia bis hier her war nicht allzu weit, daher war sie ohne ihren Cousin gegangen. Der war im Moment beschäftigt, meinte aber, dass er eventuell nachkommen würde, sobald die anderen Dinge erledigt waren. Narcissa wusste nicht so recht, was wichtiger sein konnte, als seine Verwandten zu treffen. Naja... Montanus würde bestimmt noch nachkommen. Es ging ihr noch immer einiges durch den Kopf. Der 'Überfall' von vor wenigen Tagen von diesem angetrunkenen Kerl, der anschließend ihren Cousin verprügelt hatte. Der Kerl hatte ihr gedroht, dass er sie schon wiederfinden würde. Von daher war der Weg zum vereinbarten Treffpunkt schon ein wenig unangenehm für die junge Quintilierin. Doch schließlich hatte sie es geschafft und das Forum tat sich praktisch vor ihren Augen auf. Hoffentlich würde das nicht allzu schwer werden, ihn hier zu finden.


    Nun schritt sie auch schon ein wenig an den Reihen der Marktstände entlang um sich umzusehen. Ob es hier wohl groß andere Dinge gab als in Rom? Bisher hatte sie es noch nicht geschafft sich die Stadt wirklich gut anzusehen. Aber nun hatte sie ja Zeit, bis Valerian auftauchte. Nur schade, dass Valentina noch in Rom war. Nur schade, dass Scato noch in Rom war... bei den Göttern, wie sie ihn vermisste. Ob er wohl an sie dachte oder einem anderen Mädchen schöne Worte ins Ohr flüsterte? Narcissa fiel es sehr schwer das einzuschätzen. Aber sie wollte nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Tagträumend schritt sie also so dahin, ohne recht auf den Weg zu achten. Natürlich trug sie einen ihrer besten Stoffe um den schlanken, ansehnlichen Leib. Das dunkelblonde, für eine Römerin untypische Haar war teilweise hochgesteckt, sodass es ihr bei dem Wind nicht in den Weg kam.

  • Valerian kam ein wenig zu spät zum Treffpunkt. Aber nicht allzu viel. Ob seine Verwandten schon da waren? Suchend blickte der junge Quintilier sich um, konnte aber erst einmal niemanden erblicken. Da er nicht annahm, daß seine Verwandten so unpünktlich waren wie er, schritt er durch die Gänge zwischen den Marktständen, sich immer suchend umblickend. Für die Angebote an den Ständen hatte er dabei keinen Blick übrig, die konnte er sich doch immer noch anschauen.


    Da, dort! Das war doch Narcissa? Wie immer tadellos in edle Stoffe gekleidet und mit kunstvoll aufgesteckten Haaren. Ja, das war sie ohne Zweifel. Schnell kämpfte sich Valerian durch das Gedränge und war dabei auch nicht besonders rücksichtsvoll, was ihm einige Flüche einbrachte, an denen er sich aber nicht störte.


    "Narcissa? Schön Dich zu sehen, Cousine", begrüßte er die hübsche junge Frau erfreut. "Ist Montanus auch da?" Er warf einen Blick in die Runde, konnte den Cousin aber nicht entdecken. War sie etwa ganz alleine hier unterwegs?

  • Gerade war Narcissa dabei sich ein paar hübsche Öllampen anzusehen, die ein Händler ihr versuchte aufzuschwatzen. Natürlich hatte er sie mit einem Kompliment auf sich aufmerksam gemacht und ihr dann sofort die erstbeste Lampe vor die Nase gehalten. Diese Aufdringlichkeit war Narcissa natürlich aus Rom gewöhnt. Dennoch besah sie sich das Sortiment als sei sie eine interessierte Käuferin. Gerade hatte sie eine hübsche Lampe in den Händen, als sie eine vertraute Stimme hörte, die Ware abstellte und sich in die Richtung drehte, aus der man sie gerufen hatte.


    Mit einem Lächeln stand sie schließlich da und nahm ihren Cousin in Empfang. Ohne geantwortet zu haben überbrückte sie den letzten Abstand und schloss ihn kurz in die Arme. Das war eben ihre herzliche, liebenswürdige Art. Die vertrauensvolle Art, die Montanus nicht recht leiden konnte. Sie war oft viel zu schnell damit, sich mit irgendwelchen Leuten anzufreunden. Sie war eben ein Mensch, der in anderen immer nur das Gute sah und von eigentlich kaum einer Seele schlecht denken konnte. Kaum konnte man ein argwöhnisches Wort aus ihrem Mund hören. Naiv nannte Nerva das immer, aber selbst das empfand Narcissa nicht als Beleidigung sondern dankte Nerva noch für ihre guten Ratschläge.


    Nun löste sie sich wieder aus der leichten Umarmung und sah lächelnd zu ihrem Cousin auf. "Valerian. Die Freude ist ganz meinerseits. Deine Schwester ist leider in Rom geblieben. Ich fürchte sie ist jetzt ganz allein mit Nerva da, denn Fundulus lässt sich ja kaum blicken." Sie hatten sich im Streit getrennt und das war das boshafteste was Narcissa über ihn im Moment sagen konnte. "Montanus ist noch in der Casa Duccia. Er meinte er würde eventuell nachkommen. Aber erzähl doch... wie geht es dir hier? Im Castellum..?"

  • Valerian lächelte, als seine Cousine gleich auf ihn losstürmte und ihn umarmte. Es war gerade diese spontane, herzliche und ehrliche Art, die er so an ihr mochte. Er erwiderte die Umarmung und lachte. "Mir geht es soweit gut. Das Training ist zwar anstrengend, jedoch schaffbar. Aber die Verpflegung ist wirklich zum abgewöhnen. Ich fürchte, ich muß noch kochen lernen, damit wir wenigstens an den Tagen etwas schmackhaftes bekommen, wenn ich dran bin mit kochen. Die anderen schmeißen einfach alles in einen Topf, egal was gerade da ist. - Aber erzähl doch, wie ergeht es euch hier in der Provinz? Ich hoffe, ihr bleibt noch ein wenig, damit wir uns ab und an sehen können."


    Sie gingen ein wenig beiseite, damit sie nicht mitten im Weg standen und ständig angerempelt wurden. Zumal man im Gedränge auch immer mit Taschendieben rechnen mußte. Das war hier nicht anders als in Rom. "Meine Schwester fühlt sich in Rom ganz wohl, denke ich. Jedenfalls hat sie nichts gegenteiliges geäußert. Aber ich muß zugeben, daß sie mir tatsächlich fehlt."

  • Lächelnd hörte sie ihm zu und nickte immer wieder. Auch brachte sie ein leises Lachen ein an der Stelle, als er erzählte, dass er sich das Kochen beibringen wollte. Eine nur allzu komische Vorstellung. Aber verständlich in seiner Situation. "Du kannst Nerva ja mal einen Brief schreiben. Vielleicht verrät sie dir ja ein paar ihrer Tricks. Ich kann dir da jedenfalls nicht aushelfen.", gestand sie mit einem Grinsen. Natürlich konnte sie selbst nicht kochen. Sie kam ja auch nicht in die Verlegenheit das tun zu müssen. Dafür hatte man schließlich Sklaven, die das übernahmen. Auch wenn Nerva immer ein wenig wie ein Mutterersatz war mit ihren altklugen Ratschlägen.


    "Ich denke wir bleiben sicher noch eine Weile. Es gibt noch so viel zu sehen und wir wollen noch einige Besuche abstatten. Sicher sind wir noch eine Weile hier. Wenn Montanus es heute nicht mehr herschafft, dann vereinbaren wir eben noch ein Treffen, an dem er dann einfach mitkommen MUSS. Ich werde ihn dann dazu zwingen, wenn es nötig sein sollte." Amüsiert zwinkerte sie ihm zu. Ja, Valentina fühlte sich natürlich wohl in Rom, wieso auch nicht?! "Du solltest uns eben mal wieder in Rom besuchen, wenn du in der Gegend bist. Aber im Moment geht es wohl nicht, das verstehe ich natürlich." Ja. Er hatte jetzt immerhin Verpflichtungen. Mehr als sie und Montanus vorzuweisen hatten.


    "Bisher hatten wir in der Tat einen ganz netten Aufenthalt. Nur gab es vor ein paar Tagen einen kleinen... 'Vorfall'. Montanus und ich waren bei der Auktion für die Pferde. Naja... irgendein betrunkener Mann hat mich angesprochen und sich schließlich mit Montanus geprügelt. Der ärmste sieht aus als wäre er von einer Kutsche überfahren worden. Und so fühlt er sich bestimmt auch." Vielleicht war das der Grund dafür, dass er nicht hatte mitkommen wollen. Auch wenn fast alles schon gar nicht mehr so übel aussah, wie Narcissa grübelnd feststellte. Den Rest des ganzen musste Valerian ja nicht wissen. Wie sie mit Montanus gestritten hatte und der betrunkene Kerl ihr gedroht hatte, dass sie seither kaum noch an etwas anderes denken konnte. Und wie sie Rom vermisste... oder eher diesen Scato.

  • Valerian lachte amüsiert. "Ja, vielleicht sollte ich das tun. Sie hätte bestimmt einige gute Ratschläge für hungrige Soldaten. Auf jeden Fall würde es besser schmecken, als das Zeug, das ich die letzten Tage essen mußte. Du hast ja keine Ahnung, wie scheußlich Suppe sein kann, wenn da Fisch und Speck und Getreide und was sonst noch so zu finden war zusammen verkocht wurden." Es war zwar nie wieder so schlimm gewesen wie am ersten Tag, aber immer noch schlimm genug.


    "Es heißt ja immer, je schlechter das Essen, umso besser die Armee. Aber ich muß sagen, gar so gut muß die Legio II. dann doch wieder nicht sein."


    Etwas ernster wurde er, als sie von dem Überfall berichtete. "Ich hoffe, Montanus hat dem Burschen Anstand beigebracht? Das hört sich ja wirklich übel an. - Und da traust Du Dich ganz allein in die Stadt? Ist das nicht ein wenig riskant?" Jetzt war er ja bei ihr und er würde sie ganz sicher auch nach Hause begleiten. Aber auf dem Hinweg war sie solcherlei Angriffen völlig schutzlos ausgeliefert gewesen.

  • Mit einem amüsierten Lachen zeigte sie, dass sie das wohl auch schon gehört haben musste. Den Zusammenhang zwischen schlechtem Essen und Qualität der Armee. Sie hatte in der Tat schon davon gehört von verschiedenen Seiten. Aber nun erhielt sie es tatsächlich aus erster Hand von ihrem armen Cousin, der wohl schlimmes durchgemacht hatte. "So abgemagert siehst du mir gar nicht aus... also kann es doch nicht SO schlecht gewesen sein...", erklärte Narcissa diplomatisch und lauschte dann den anderen Worten ihres Cousins, diesmal ebenfalls etwas ernster.


    "Das war auf einem Fest. Da laufen eben auch betrunkene Menschen herum. So schlimm war das nun auch nicht..." Natürlich. Jetzt tat sie das ganze etwas ab und spielte es herunter. Aber in Wirklichkeit dachte sie selbst noch oft an den Schrecken, den der Kerl ihr eingejagt hatte. Aber sie wollte sich dadurch nicht verschrecken lassen. Das war eben ein armer betrunkener Kerl gewesen. Dass Montanus der Leidtragende in der Sache gewesen war, tat ihr natürlich schrecklich leid.


    "Ich bin ja nicht weit allein gegangen. Die Casa ist nicht so weit weg. Und ich wusste ja, dass wir uns treffen würden. Ganz allein wäre ich auch nicht für länger hier her gekommen... Meinen Serva ist eben in Rom geblieben und daher konnte ich sie nicht mitnehmen. Mach dir keine Sorgen um mich..." Es würde schon nichts Schlimmes passieren. Narcissa war in solchen Dingen immer zuversichtlich.

  • "Nein, abgemagert bin ich nicht. Denn ich esse es natürlich, auch wenn es nicht schmeckt. Sonst schaffe ich das Training nicht. - Aber eklig ist es trotzdem." Valerian schüttelte sich ein wenig bei dem Gedanken daran, was es gestern gegeben hatte. Na, wenigstens heute konnte er sich etwas anderes gönnen.


    "Das nächste mal hole ich Dich an der Casa ab. Vorsicht ist besser als Nachsicht und ich würde es mir nie verzeihen, wenn Dir etwas zustößt, nur weil Du Dich mit mir treffen möchtest." Er blickte sie ernst an und würde sich auch von diesem Vorhaben nicht abbringen lassen. Zumindet nicht, wenn Montanus sie nicht begleitete.


    "Also, magst Du mir nun ein bißchen was von Mogontiacum zeigen? Und mir erzählen, wie das Leben hier so ist? Ich habe noch nicht viel gesehen und bin doch schrecklich neugierig auf diese Barbaren. Bist Du schon richtigen Germanen begegnet?" Es gab so viele unterschiedliche Meinungen über sie, daß seine Neugierde wirklich groß war.

  • "Wenn du meinst... aber was denkst du, was Montanus' Verwandte denken, wenn da so ein junger Mann ankommt und nach mir fragt!", grinste Narcissa plötzlich. Ein zu komischer Gedanke. Höchst amüsant. Ach.. was sollten die da schon denken? War doch sicher normal in ihrem Alter. Egal. Im Moment gab es keinen Grund sich darüber Gedanken zu machen. Narcissa merkte es glücklicherweise meistens, wenn sie sich zu viele Gedanken machte. So auch dieses Mal, sodass sie versuchte das abzustellen.


    "Du kannst mich natürlich gerne nächstes Mal abholen. Komm ruhig, wenn du ein wenig Zeit hast. Ich bin sicher, Montanus würde sich auch darüber freuen, wenn es heute nicht mehr klappt, dass er kommt." Wenn man sich auf Montanus verließ, war man manchmal verlassen. Aber das wollte sie nicht aussprechen. Sie wusste, dass sie sich für solche Worte später ein wenig hassen würde. Sie tat ihm damit so verdammt unrecht. Irgendwie zumindest. Sie hatte ihren Cousin gern wie einen großen Bruder. Und sie hatte das Gefühl, dass die Erlebnisse in letzter Zeit sie noch enger zusammengeschweißt hatten. Der Ausflug mit ihm hier her nach Mogontiacum war wunderbar und sie war froh, dass er bei ihr war. "Also um ehrlich zu sein haben wir auch noch nicht allzu viel gesehen. So lange sind wir ja nun noch nicht da. Und ob ich einem richtigen Germanen begegnet bin... naja... Ich denke ehrlichgesagt, dass die Germanen hier nicht mehr als richtige Germanen durchgehen, oder? Wenn sie Latein sprechen und in der Stadt leben, sind es doch keine richtigen Germanen mehr... Und ich glaube so ein richtiger ist mir in der Tat noch nicht begegnet. Das sollen ja auch schreckliche Barbaren sein. Da fragt man sich doch, ob man überhaupt einem begegnen will!"

  • "Na, Du könntest mich den Verwandten von Montanus vorstellen, dann wundert es sie nicht mehr", lachte Valerian. Er sah da kein Problem, sie waren Cousins, warum sollten sie nicht ab und an etwas miteinander unternehmen?


    "Ich würde Montanus wirklich gerne einmal wiedersehen. Wir haben uns schon länger nicht mehr getroffen. Was genau macht er eigentlich hier? Nur eine Vergnügungsreise oder baut er an seiner Karriere?" Er wußte ja nur, daß die Verwandten hier waren, nicht warum sie hier waren. Und neugierig war er ja schon.


    "Wie, Du kennst die Stadt auch noch nicht? Und ich dachte, ich bekäme jetzt eine ausführliche Führung?" Er grinste seine Cousine frech an und bot ihr seinen Arm an. "Dann werden wir sie wohl gemeinsam erforschen müssen. Fangen wir doch einfach mal hier am Markt an und arbeiten uns zum Forum vor. Und dann schauen wir mal, was sich so anbietet."

  • Mit einem sanften Lächeln nahm sie seinen angebotenen Arm wie selbstverständlich an und sah von der Seite her zu ihm auf. Sie war irgendwie stolz auf ihren Cousin. Aber das war sie auch auf all ihre Brüder gewesen. Im Grunde war sie froh darüber, dass Montanus anscheinend nichts für die Armee übrig hatte. So musste sie wenigstens nicht um ihn fürchten und konnte ihn immerzu um sich haben. Andererseits wäre es vielleicht auch nicht schlecht gewesen ihn manchmal weit weg zu haben. Die Sache mit Scato war für sie beide ziemlich unangenehm gewesen. Und vom Tisch war das ja auch noch nicht. Jedenfalls nicht für Narcissa.


    "Ach... ich wollte nicht weiter auf Montanus warten. Er war noch mit irgendetwas beschäftigt. Ich weiß auch nicht genau, was er wieder hatte. Aber er kommt sicher bald noch nach.", meinte sie auf diese ersten Fragen. "Also gut, dann machen wir jetzt eine kleine Führung und du kannst mir alles zeigen, was du schon kennst. Du solltest dich schließlich auskennen, du willst ja länger bleiben als Montanus und ich. Wir sind hier weil ich eine Einladung bekommen habe zur Pferdemesse. Und bei der Gelegenheit wollte ich Iuba besuchen. Und meinen Patron kennenlernen. Valentin Duccius Germanicus. Und da hat es sich angeboten. Denn Valentin ist immerhin Montanus' Großcousin. Verzwickt nicht? Jedenfalls wollten wir das alles unter einen Hut bringen... die halbe Verwandschaft ist ja in Mogontiacum wie es aussieht..."

  • "Ich? Ich kenne bisher... das Forum, die Thermen und eine Taverne. Achja, und das Castellum. Mehr noch nicht." Er lachte als er hörte, daß ausgerechnet er eine Führung machen sollte. Das konnte ja was werden!


    Grinsend führte er sie über den Markt zum Bereich des Forums. "Also, hier am Markt finden wir den Tempelbezirk. Und wenn wir hier den Markt überqueren... das hier ist das Forum, umgeben von allen wichtigen Gebäuden. Dieses prächtige Gebäude ist das Regia Legati Augusti pro Praetore, der Sitz des Statthalters. Und dort hinten, wo wir gar nicht richtig hingeguckt haben, finden wir die Curia, die Verwaltung. Ja.. und das andere da hinten sah wie ein Theater aus. Die Thermae Iuliani befindet sich hinter dem Palast des Statthalters. Damit hört meine Klugheit jetzt aber auch schon auf. - Und was kennst Du bisher?" Vielleicht wußte sie ja noch ein bißchen was anderes, so daß sie ihr Wissen gegenseitig ergänzen konnten?

  • Mit einem immerwährenden Strahlen auf dem Gesicht ließ sie sich von ihrem Cousin herumführen und alles zeigen, was er bisher kannte. Hin und wieder nickte sie leicht, aber unterbrechen wollte sie ihn nun wirklich erst einmal nicht.


    Langsam führte Valerian sie überall herum, über das Forum, da hinten also der Tempelbezirk, da würde sie auch mal hingehen wollen. Da hinten der Sitz des Statthalters, die Curia... Narcissa versuchte sich alles zu merken. Im Grunde war es ja auch nicht sonderlich schwer. Dann jedoch kam sie an die Reihe damit zu erzählen, was sie bisher kannte. Und um ihre Orientierung stand es nicht zum Besten. "Nunja... hier auf dem Markt war auch die Versteigerung neulich... Es war eine wunderbare Messe mit wunderbaren Pferden." Ja, sie erinnerte sich tatsächlich gerne daran... egal was alles passiert war.

  • Da wäre Valerian auch gerne dabei gewesen. Für schöne Pferde hatte er durchaus etwas übrig, deswegen ging er ja so gerne zu den Wagenrennen. "Habt ihr denn auch Pferde gekauft? Oder ward ihr nur zum schauen hier?" Dafür eine so weite Reise auf sich zu nehmen, war dann doch eher unwahrscheinlich. Bestimmt hatten sie einige ausgezeichnete Tiere erstanden.


    "Wollen wir einfach mal die Straße dort entlang gehen? Die grobe Richtung müßte zum Rhenus führen. Dort ist es bestimmt ganz schön, oder nicht?" Vielleicht bekamen sie ja sogar das eine oder andere Schiff zu sehen, das konnte sich als spannend erweisen. Und wenn nicht, es war immer angenehm, an einem Gewässer entlang zu spazieren.

  • "Nein... Pferde haben wir in der Tat keine gekauft... ", entgegnete Narcissa schnell. Sie hatte die lange Reise ja hauptsächlich auf sich genommen um ihren Bruder sehen zu können und ihren Patron. Die Einladung zu diesem Eventum war nur noch eine willkommene Gelegenheit gewesen um das alles mal in Angriff zu nehmen. "Aber es gab durchaus einige wirklich wunderbar. Aber wir haben in Rom leider auch gar keinen Platz für ein Pferd... ", meinte Narcissa und hatte damit natürlich auch Recht. Wenn man schon so ein stolzes Tier beherbergen wollte, so sollte es auch gut versorgt werden und Platz haben.


    "Wir können gerne da lang gehen. Montanus wird uns dann zwar bestimmt nicht mehr finden können, aber das ist egal. Er ist selbst schuld, wenn er so lange braucht mit seinem Kram.", entschied Narcissa und grinste dabei leicht vor sich hin. Ganz so unversöhnlich waren ihre Worte ja nicht gemeint. "Ich schaue mir gern mal den Rhenus an."

  • "Oh, schade, ich hätte gerne ein paar schöne Pferde bewundert. Aber Du hast natürlich recht, Platz sollte schon für sie vorhanden sein." Den könnte man aber auch zur Not schaffen, dachte er bei sich, sprach es aber nicht aus. Zum einen wäre es nicht gerade höflich und zum anderen gab es sicher viele Gründe, die gegen eine solche Anschaffung sprachen.


    "Du warst noch nicht mal am Fluß? Schande über Dich, Cousinchen. Man kann doch nicht an solch einer wichtigen Wasserader wohnen, ohne sie sich anzusehen. Na, diesem Mißstand werden wir mal sofort abhelfen. Der Rhenus ist gerade für die Legion ungeheuer wichtig. Er verkürzt uns viele Wege. Außerdem hält er uns die Barbaren ein wenig vom Leibe." Er lachte. Da war er erst ein paar Tage bei der Armee und sprach schon wie ein alter Haudegen, der dutzende von Schlachten geschlagen hatte. "Schau, was für schöne Anwesen. Ja, so richtig Geld müßte man haben." Sie kamen durch ein sehr edles Wohnviertel, wo nur die reichsten der Reichen ihre Wohnsitze hatten.

  • "Ich bin ja auch erst seit ein paar Tagen erst hier, vergiss das nicht, lieber Cousin!", gab Narcissa lächelnd zu bedenken. Aber sie freute sich über die gespielt ernsten Worte Valerians, der ihr nun sicher bald den Rhenus zeigen würde. Wie wunderbar. Dann aber sagte Valerian etwas von Barbaren. "Barbaren? Ich hoffe du hast Recht und wir treffen keine...", meinte sie daher etwas verunsichert und tat diesen düsteren, schauderhaften Gedanken gleich wieder ab, während sie zu den prachtvollen Anwesen rüberlinste.


    "Nun... wenn man so ein Anwesen hat... und dazu viel Geld, ist das Leben sicher sehr anstrengend. Stell dir doch nur vor, den ganzen Tag die Nase ein ganzes Stück weiter oben tragen zu müssen... das wäre definitiv nichts für mich..." Amüsiert zwinkerte sie ihm zu und genoss wenigstens den Anblick.

  • "Na, Du wirst doch von einem tapferen Soldaten der Legio II. begleitet, da hast Du nun wirklich nichts zu befürchten", lachte Valerian und unterschlug dabei mal ganz geflissentlich, daß er erst in der Ausbildung war. Und ganz nebenbei hatte er nicht mal seine Waffen bei sich, nur den Dolch. Dennoch fühlte er sich natürlich über jeden Barbaren erhaben, der da auftauchen konnte.


    "Ja, die Nase immer so hoch zu tragen, ist sicher sehr anstrengend. Und dann immer diese Genickstarre, das ist ja eine Berufskrankheit bei den Patriziern. Kaum dreißig, können sie ihren Hals gar nicht mehr bewegen", lachte er vergnügt und stieg auf ihren Scherz ein. "Und dann die ganzen Sklaven, die sie dauernd auspeitschen müssen. Auf so einem Anwesen gibt es doch sicher eine halbe Armee davon. Also nein, das ist viel zu anstrengend."


    Er lachte und schlenderte weiter mit ihr die Straßen entlang. Es war wirklich angenehm hier. Schöne Häuser und Parks erstreckten sich bis hinunter zum Rhenus. Und an dessen Ufer gab es auch parkähnliche Anlagen, in denen es sogar Bänke gab, um sich darauf niederzulassen. Die Sonne ließ das klare Wasser glitzern, das von der leichten Strömung getragen gemächlich dahinglitt.

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