Büro Timokrates

  • Timokrates überlegt kurz und meint: "Nein, eigentlich kannst du nichts falsch machen." Er kann sich lebhaft vorstellen, was für eine Lachnummer der junge Athener mit seiner feinen Aussprache und seinem eitlen Gehabe vor den grimmigen, ungewaschenen Typen dort abgeben wird, aber Scherze sind ja nichts lebensbedrohliches. "Sie erwarten dich übrigens bereits. ;) Hast du sonst noch irgendwas auf dem Herzen?"


    Sim-Off:

    Ich sehs erst jetzt aber bitte beachte in Zukunft doch die Baumstruktur des Threads, sonst wird alles so unübersichtlich ;)

  • Sim-Off:

    sorry, da hab ich vorschnell auf einen Beitrag geantwortet, ohne den Titel zu lesen. Ich werde am besten auf die Baum-Anzeige umstellen. Das ist zwar nicht so hübsch wie Balken, aber durchaus übersichtlicher und praktischer.

  • "Nein, ich denke, ich bin gut auf den Besuch im Rhakotis-Viertel vorbereitet.", sagte Nikolaos. "Es ist gut, dass du sie bereits über mein Kommen unterrichtet hast. Das kann helfen, gewisse Missverständnisse zu vermeiden."

  • Nachdem er sich zu den abgebrannten Speichern begeben hat, macht sich Timokrates daran, ein Gutachten für den Präfekten zu verfassen. Er wälzt eine Reihe von Aktenstapeln durch und kommt zu folgenden Ergebnis:


    Abgebrannte Getreidespeicher:


    Horrea IV: 500 med.*
    Horrea VII: 350 med.


    Möglicher Ersatz:


    Horrea XXIII
    Besitz der Stadt
    Derzeitiger Verwendungszweck: Keiner
    Volumen: 200 med
    Horrea XXX
    Besitz der Bierbrauerzunft
    Derzeitiger Verwendungszweck: Bier
    Volumen: 150 med.
    Horrea XXVII
    Besitz des Museions
    Derzeitiger Verwendungszweck: Bücher
    Volumen: 85 med.
    Horrea LVIII
    Besitz der Stadt
    Derzeitiger Verwendungszweck: Papyrus, Töpferwaren, Tuch
    Volumen: 215 med
    Horrea CXI
    Besitz des Ptolemaios
    Derzeitiger Verwendungszweck: Leer
    Volumen: 110
    Horrea CXXIII
    Besitz des Apollonios
    Derzeitiger Verwendungszweck: Leer
    Volumen: 190
    Horrea CXXVI
    Besitz der Stadt
    Derzeitiger Verwendungszweck: Tuch, Holz, Eisenwaren
    Volumen: 190
    Horrea CLI
    Besitz der Stadt
    Verwendungszweck: Leer
    Volumen: 190


    Sim-Off:

    *med = medimnos (Getreidemaß) ~ 52,8 l; Volumina aus den Fingern gesaugt


    Zufrieden verfasst er einen Brief an den Präfekten...

  • Nikolaos kam in die Amtsstube seines Kollegen.


    "Chaire, Timokrates. Ich hoffe, bei dir ist alles gut. Hast du den Brief schon erhalten, den ich dir zukommen ließ?
    Nun ja, ich habe aber noch ein weiteres Anliegen." Er legte eine Pause ein und schenkte Timokrates ein freundliches Lächeln. "Du und Leonidas haben ja, auch mit meiner Zustimmung, die Verfügung über die Stadtkasse, die zwar nicht unendlich viel Geld enthält, jedoch für im Gegensatz zu meinen Verhältnissen sehr viel. Ich habe vor, einen kleinen Betrieb zu eröffnen, dessen Produkte sicher auch dir zum Vorteil gereichen könnten. Ich möchte einen Handel mit Salben und anderen medizinischen Zubereitungen eröffnen. Leider habe ich dafür nicht genug Kapital* dafür. Deshalb wollte ich dich darum bitten, mir aus der Stadtkasse eine kleine Summe zu leihen. Natürlich werde ich sie zurückzahlen. Außerdem ist es ja nur gut für unsere Stadt, wenn es viele Betriebe hier gibt, das fördert den Handel und somit den Wohlstand und das Ansehen unserer Stadt. Bitte sprich mit Leonidas darüber, damit würdest du mir einen großen Gefallen tun." Nikolaos lächelte. "Ich hörte, du hast ein Handelsunternehmen eröffnet? Vielleicht könnten wir in der Hinsicht zusammenarbeiten, ich dachte da an vergünstigte Angebote füreinander, und vielleicht, sofern du Interesse hast, könnten wir uns um einen Geldgeber für ein Schiff bemühen, um Seehandel zu betreiben, oder hast du bereits ein solches Schiff?"




    *den Begriff des "Kapitals" (siehe Marx und Engels und ihre Vorläufer und ihre Adepten) gab es damals natürlich noch nicht.

  • Timokrates ist gerade in einige komplizierte Rechnereien vertieft, als der Strategos hereinplatzt und sofort munter anfängt loszuquasseln.


    "Moment, Moment! Bitte langsam und alles der Reihe nach, mein Alter kann mit einer solchen Informationsfülle auf einmal nicht mehr umgehen..."

  • "Das freut mich außerordentlich.", antwortete Nikolaos. "Ich brauche dieses Geld noch nicht sofort, sondern erst in einer Zeit, von der ich noch nicht weiß, wielange sie dauern wird. Dennoch wollte ich schon jetzt fragen, ob es überhaupt möglich ist, eine Leihgabe zu erhalten. Die Summe wird vorraussichtlich nicht groß sein, sie wird höchstens dreihundert Drachmen betragen.
    Natürlich kann es nur im Interesse der Stadt liegen, die ansässige Wirtschaft zu fördern... ."

  • "Ich gedenke nicht, das Geld von dir zu leihen, sondern von der Polis selbst,-", antwortete Nikolaos. "-brauche jedoch dafür deine und Leonidas Zustimmung. Wie ich bereits sagte, brauche ich das Geld noch nicht. Wenn ich es aber geliehen haben werde, werde ich es sicher rasch zurückzahlen können, wenn nichts unvorhergesehenes dazwischen kommt." Er legte eine Pause ein. Der Eutheniarch schien Wucher treiben zu wollen. "Ich denke, da es ja auch für die Stadt von Nutzen ist, werde ich genau dreihundert zurückzahlen. Wobei-" Er überlegte. "Wenn du darauf bestehst, könnten wir den Betrag, den ich zurückzuzahlen habe, auch um ein zehntel erhöhen gegenüber dem Betrag, den ich zu leihen gedenke."

  • Timokrates holt tief Luft. Natürlich kann er dem Strategos kaum ein Angebot machen, das er sich selbst vorenthalten hatte. Die öffentliche Kasse ist schließlich kein Leihaus. Und im Grunde genommen hat Timokrates auch keine Zinsen, sondern eine großzügigere Spende erwartet, so wie es eigentlich üblich sein sollte für einen Honoratoren der Polis. "Ich glaube, du hast mich falsch verstanden: Die Stadtkasse ist kein Kreditunternehmen, dementsprechend liegt es mir fern, Zinsen zu erheben. Vielmehr wird in einem solchen Fall traditionell eine nicht unbeträchtliche Spende für die Polis erwartet. Das Fehlen von CCC Drachmen stellt im Übrigen eine äußerst empfindliche Last für die nicht allzu volle Stadtkasse dar..."

  • "Verzeih mir bitte mein Unverständnis eben. Ich hatte dich wohl falsch verstanden und falsche Annahmen dem zu Grunde gelegt. Natürlich weiß ich, dass es meine ehrenvolle Pflicht ist, mich erkenntlich zu zeigen. Doch diese Erkenntlichkeit werde ich schon zeigen, bevor ich das Darlehen in Anspruch nehme, wenn ich es überhaupt in Anspruch nehmen sollte. Ich habe vor, die hauptberuflichen Phylakes solange ich Strategos bin aus meinen persönlichen Mitteln zu besolden, um auszudrücken, dass die Sicherheit in der Polis nicht nur ein Anliegen von mir in meiner Funktion als zuständiger Archont, sondern vielmehr ein persönliches Anliegen ist. Was hälst du davon?"
    Natürlich konnte es sich Nikolaos auf die Dauer eigentlich nicht leisten, einen Teil der Stadtwache selbst zu unterhalten, doch was tat man als Politiker nicht alles um des Scheins willen?

  • Wieder einmal stellt Timokrates fest, dass Nikolaos irgendwie klüger zu sein scheint als er, zumindest kann Timokrates seinen Ideen und Ausführungen oft nicht so ganz folgen.


    "Ja, das ist durchaus eine lobenswerte Idee, allerdings verstehe ich nicht ganz, was sie mit deinem Anliegen zu tun hat..."

  • "Direkt hat sie nichts damit zu tun. Ich wollte dich lediglich um deine Meinung dazu bitten." Dann verbesserte er sich : "Allerdings wollte ich auch zeigen, dass es durchaus andere Wege gibt, sich erkenntlich zu zeigen. Doch in diesem Fall werde ich natürlich den der einmaligen Spende vorziehen, da ich in Bezug auf laufende Ausgaben für mich keine andere Zuständigkeit sehe als die Stadtwache." Wieder eine Selbstkorrektur: "Wobei natürlich diese Spende doch wahrscheinlich auch zweckgebunden sein dürfte. Mein anderes Anliegen, weshalb ich zu dir kam, bezieht sich auf die Idee, ein Theaterfest zu veranstalten. Wir hatten beim Bankett des Leonidas ein anregendes Gespräch darüber begonnen, nun könnten wir es, etwas mehr in der Rolle von Archonten in ihrem Amt, fortsetzen, wobei es natürlich immer noch frei und ungezwungen sein kann, wir stehen schließlich nicht vor dem Koinon... . Ich könnte doch, sollte ich ein Darlehen von der Polis in Anspruch nehmen, etwas mehr spenden, als ich sonst gespendet hätte, dafür etwas mit einem bestimmten Ziel. Falls wir dieses Theaterfest organisieren sollten, bräuchten wir Geld für ein Preisgeld. Natürlich müssten wir außer uns selbst und den Eparchos der Rhomäer noch weitere Persönlichkeiten in die Pflicht nehmen. Falls unser Plan, viele Autoren und Schauspieler nach Alexandria zu locken, aufgehen sollte, würde ich, neben einer Geldspende im Falle eines Darlehens, auch die Unterkunft zum Teil übernehmen können." Es gehörte zu Nikolaos rhetorischer Taktik, durch stark verwinkelte Gedankengänge den Gesprächspartner gewissermaßen zu verwirren. Ob das bei Timokrates funktionieren würde, wusste er nicht.

  • Timokrates unternimmt gar nicht den Versuch, den wirren Gedankenspielen des Keryken zu folgen, sondern hält es weiter damit, nur auf die Dinge einzugehen, die ihn interessieren. Schließlich ist hier nicht Athen und Timokrates ist kein Spross einer uralten Adelsfamilie. Blumig sein und ausschweifend, okay, aber rhetorische Spinnereien, dafür hat Timokrates weder Zeit noch Lust noch Geduld.


    "Na gut, dann einigen wir uns darauf, dass du keine Ahnung hast wie und wann du deine Apotheke eröffnen willst und dass wir uns dann wieder darüber unterhalten können, wenn es soweit ist, wobei das wahrscheinlich nach der Wahl sein wird und ich überhaupt nichts mehr damit zu tun haben werde, und wir nun zu handfesteren Dingen, eben zum Theateragon, übergehen können:


    Was dieses betrifft, so halte ich es für keine schlechte Idee, ein solches durchzuführen. Nur bist du dir hoffentlich dessen bewusst, dass sowas organisiert sein muss. Dein Konzept erschließt sich mir im Moment allerdings nicht. Soll das Fest nun von der Polis, vom Eparchen oder von uns als Privatpersonen ausgetragen werden? Und in welcher Höhe stellst du dir das Preisgeld vor?"


    Währenddessen überlegt Timokrates, woher der Junge eigentlich genug Geld hatte, die Stadtwache auszuzahlen und Theaterspiele abzuhalten, aber zuwenig, einen Betrieb zu eröffnen und beschließt, mal den wehrten Herrn Agoranomen wegen zu hoher Betriebserhaltungskosten anzufragen.


    Tja, wenn die anderen Archonten doch im Koinon auch so aktiv wären wie in ihren privaten Spinnereien, die Regierungsarbeit würde um einiges leichter fallen...

  • Beim Stichwort Wahl horchte Nikolaos auf. "Du sprichst von einer Wahl, als wüsstest du genau, dass die Volksversammlung bald eine fordern wird. Wenn ich mich nicht irre, ist es doch Angelegenheit der Ekklesia, über Neuwahlen zu entscheiden?" Er sah Timokrates durchdringend an. Er ließ seine Worte und seinen Blick einige Zeit wirken, dann wechselte er das Thema, ohne es aus den Augen zu verlieren. "Ich dachte daran, dass das Fest von der Polis ausgetragen wird, aber diese dabei auf die Unterstützung, insbesondere die finanzielle, durch den Eparchos und andere Personen zurückgreifen würde. Man könnte dieses Fest unter das Zeichen der Freundschaft zwischen den Poleis Alexandria und Rom stellen und somit den Eparchos auch in die Organisation mit einbeziehen, wobei die Hauptverantwortung bei der Polis bleiben sollte." Das Thema Geld war Nikolaos unangenehm. Er hatte bereits hohe Schulden bei Nikodemos, und wahrscheinlich würden sich bald noch mehr anhäufen. "Die Höhe des Preisgeldes hängt davon ab, wieviel Geld wir sammeln können. Ich denke aber daran, lieber mehrere Preise für unterschiedliche Arten von Leistungen auszuloben als einen großen. Man könnte das ganze in Preise für Schauspieler und in Preise für Autoren unterteilen, wobei man dabei wiederum zwischen bereits bekannten und etablierten und jungen Talenten unterscheiden sollte."

  • Jaja, die Wahl... Vollkommen ahnungslos und so harmlos wie Timokrates nur schauen kann, schaut er Nikolaos an. "Naja, anderseits spricht die Verfassung davon, dass Archonten auf ein Jahr gewählt werden...* Du siehst, die Formulierung ist widersprüchlich aber allein Aufgrund der guten Sitten sollten wir mit einer baldigen Neuwahl rechnen...


    Was das Fest angeht, so verhält es sich in der Regel so, dass der, der ausrichtet, zahlt. Wenn die Polis ausrichtet, zahlt die Polis, wenn der Eparch ausrichtet, zahlt er und wenn du ausrichtest zahlst du. Das sollte noch geklärt werden. Ansonsten gebe ich dem Vorhaben meine volle Unterstützung."


    Die Idee mit den verschiedenen Preisen für Stück, Regie und Schauspieler hatte was Größenwahnsinniges, war also zweifellos eine der Ideen, für die Timokrates immer zu haben war. 8)




    Sim-Off:

    *was den üblichen 3 Sim-Off-Monaten entspricht

  • Timokrates Erklärung bezüglich der Wahl reichte Nikolaos eigentlich nicht und er glaubte der Scheinheiligkeit auch nicht. Timokrates kann man nicht trauen, dachte er und beschloss, beim dritten Mann des Wahlbündnisses mal Erkundigungen einzuziehen. Vielleicht wäre dieser ja mitteilungsfreudiger. Nikolaos wusste, dass es im Grunde für seine Studien am Museion, seine Gesundheit und vor allem seinen Charakter besser wäre, wenn er eventuell von gewissen Leuten eingefädelte Neuwahlen nutzen würde, um der Politik den Rücken zu kehren, wenn man schon einmal scheinbar darauf aus war, ihn aus der Politik zu entfernen, doch Nikolaos hatte viele Laster und sein größtes Laster war der Ehrgeiz. Nikolaos war, seit er durch ungewöhnliche Umstände zum Pyrtanen geworden war, von diesem Ehrgeiz regelrecht getrieben. Manches Mal dachte er, es wäre vielleicht besser, mit seinem Gasthaus (eigentlich ein Verlustgeschäft) und seinem Opiumhandel (sehr magerer Gewinn) noch ein wenig Geld zu scheffeln und sich dann ein kleines Haus in der Nähe der Stadt zu kaufen und sich ganz der Gelehrsamkeit und sowohl der fleischlichen als auch der geistigen Wollust hinzugeben (es gab tatsächlich Menschen, die beim Lesen einiger Bücher, bei der Beschäftigung mit metaphysischen Gedanken, bei der Verehrung der Götter Wollust empfanden, und Nikolaos gehörte dazu), doch noch wollte er das Vorhaben Polites zu sein nicht aufgeben.
    Nun jedoch wollte er nicht weiter nachbohren, denn Timokrates würde ihm auch weiterhin wohl fadenscheinige Antworten geben.
    "Dann würde ich vorschlagen, dass es die Polis und der Eparchos ausrichten werden.", antwortete Nikolaos. Der Vorteil der Kooperation lag klar auf der Hand. Der Eparchos hätte das Geld, die Polis die Idee. "Das wäre ein weiterer Akt der Freundschaft zwischen Rom und Alexandria."

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