[Grundausbildung] Gaius Terentius Primus

  • Auch diesmal hatte der Centurio Glück. Alle Probati schafften die Strecke, die mit einer Tunika eine beachtliche gewesen war. Sie hatten sich diesmal eine größere Pause verdient. Diesmal vertrieb sich Crispus die Zeit damit, seine Tunika wieder anzuziehen, einen Grashalm abzureißen und darauf herumzukauen. Dann jedoch...


    "Milites in agmen venite!"


    Es dauerte eine kurze Zeit, ehe alle bereitstanden.


    "Jetzt geht's aber hurtig zurück ins Castellum! Also ein bisschen Entspannungs-Sport!"


    Er erhob seinen vitis und deutete in Richtung Stadt.


    "Pergite cursim!"


    So joggte der Ausbildungstrupp in seinen nassen Tuniken über die Wiese, hielt kurz am Stadttor von Mogontiacum um einen Heuwagen durchzulassen und eilte dann über die gepflasterte Straße zur Porta Principalis. Wieder eine kurze Anmeldepause und es ging bis zum Platz vor der Principia.


    "Für heute reicht's! Abite!"


    verabschiedete Crispus seine Männer.

  • Die Probati waren zu müde um sich über das Verhalten des Centurio zu wundern und trollten sich in ihre Quartiere.
    Dort angekommen zog Primus die nasse Tunika aus...sie hatte ganz schön am Körper gerieben und starke Rötungen hinterlassen.
    Er rieb sich ab und zog sich etwas trockenes an.
    Sollte er den Centurio heute noch aufsuchen?
    Ja, er wollte das klären und ging zu dessen Unterkunft.

  • Nach dem morgendlichem Lauf fühlte sich Primus wie neu beseelt.
    Er rieb sich trocken und legte sich die Rüstung an,...Sergius konnte später die Riemen nachziehen. Er dachte an gestern und überlegte seine Übungen lieber im verborgenen zu praktizieren. Er nahm ein Stück Brot aus seinem Beutel und kaute darauf rum. Noch ein Schluck Wasser aus der Feldflasche.
    An der Porta nahm er Bewegungen war.
    Kamen da schon die anderen?

  • Tatsächlich kam der Centurio, gefolgt von seinen Probati, aus der Porta heraus auf den Platz. Wie immer war auch der Optio mit von der Partie, als Crispus sich am Rande des Platzes aufbaute und


    "Milites venite!"


    brüllte. Sie befanden sich neben einer Reihe von strohernen Zielscheiben, neben denen sich ein Gestell mit entspannten Bögen und zugehörigen Pfeilen befand. Heute war das Bogenschießen an der Reihe.

  • Das Bogenschießen,...obwohl von den Legionären und allen mit dem Schwert kämpfenden Truppen mit leichter Verachtung bewertet, ließ sich ein taktischer Vorteil dieser Fernwaffe nicht verhehlen.
    Manche Barbarenvölker praktizierten es derart virtuos, daß man schon bald Legenden um diese Fertigkeit entwickelte,...zum Beispiel die Pharter.


    Die Probati nahmen ihre Bogen auf und spielten ein wenig wichtigtuerisch damit herum. Primus stand mit Sergius und Rufus zusammen und fragte:
    Hat schon mal einer von euch damit geschossen?
    Sergius schüttelte den Kopf...in seiner Hand sah der Bogen aus wie ein Spielzeug. Rufus hingegen meinte:Ooch,..ein,...zweimal.
    Es blieb abzuwarten, da kamen die ersten Befehle.

  • ...die da lauteten:


    "Jeder nimmt sich einen Bogen und einen Köcher, dann stellt ihr euch in dreißig Schritt entfernt auf und schießt erstmal. Und denkt dran, dass der Pfeil wie beim Pilum einen gewissen Bogen fliegt."


    Noch einmal machte er die flache, ballistische Bahn eines Geschosses mit dem vitis nach.

  • Während die Probati mehr oder weniger geschickt einen Pfeil auf die Sehne legten und sich dazu bequemten endlich einen Pfeiil auf die Zielscheibe abzuschießen, landete Rufus einen Treffer nach dem anderen.
    Primus und Sergius grinsten sich nur an...
    Tja, ultra posse nemo obligatur...meinte Primus anerkennend.
    Während Rufus seinen dritten Pfeil abschoß und diesen in der Mitte der Zielscheibe platzierte. Sergius schoß nur Fahrkarten und Primus setzte kein genaues Ziel fest, traf aber die Scheibe.

  • Crispus als absoluter Nicht-Fernkämpfer überwachte das Abschießen der Pfeile eher schweigsam. Nur ab und zu konnte er gröbere Fehler aufdecken, aber sicherlich hatten Leute wie dieser Rufus, der sich ausnahmsweise als Gruppenbester auszeichnete, deutlich mehr Ahnung von der Sache. Aber es musste nunmal abgehandelt werden.


    "So, holt eure Pfeile - das ganze nochmal!"


    befahl er schließlich, nachdem das ganze Pulver (bzw. die Pfeile) verschossen war.

  • Primus staunte nicht schlecht über Rufus und dessen Kunst.
    Dieser lief zu den Zielscheiben und holte die Pfeile zurück, voller Übermut und Freude hier endlich etwas machen zu können, was ihm lag.


    Primus warf einen Blick auf Crispus. Das gestrige Gespräch noch vor Augen.
    der Centurio wirkte heute etwas abwesend und gab seine Befehle ungewohnt ruhig.
    Entweder beschäftigte ihn etwas, oder diese Art der Kriegsführung lag ihm nicht so...
    Sergius holte ihn aus seinen Überlegungen,...er war dran.

  • Auch die zweite Runde wurde ähnlich wie die erste, wobei gegen Ende leichter Wind aufkam und das Zielen erschwerte


    "Pfeile holen und zwanzig Schritt weiter!"


    Zwar konnte Crispus auf diese Entfernung nicht mehr sicher treffen, aber die Probati wussten das ja nicht und eigentlich war dies schon vorgeschrieben...

  • Sie holten die Pfeile und gingen bis zu dem Punkt an dem der Centurio wartete. Rufus machte den ersten Schuß. Er hob etwas Staub vom Boden auf und warf ihn in die Luft. Der Staub wehte nach rechts weg.
    Rufus hob den Bogen leicht an, und visierte das Ziel über seinen leicht abgesenkten Daumen an.
    Der Pfeil beschrieb eine Bahn und senkte sich satt in die Scheibe.
    Die Probati grölten ihren Respekt und machten es Rufus nach.Ihr müsst den Daumen ein wenig absenken, bis ihr den linken Rand der Scheibe seht...wegen dem Wind. raunte er Primus und Sergius zu.
    Das Ergebnis war ernüchternd. Während Rufus und Primus die Scheibe trafen, war bei den übrigen die Anzahl der Fahrkarten höher als die Treffer.
    Sergius betrachtete den Bogen in seinen Händen, er wirkte wie ein Spielzeug.
    Traurig schüttelte er den Kopf und meinte:Hier kann ich keinen Blumentopf gewinnen!
    Primus und Rufus sahen ihn an und nickten.
    Mag sein, me amicus,...dafür schlägst du alles in deiner Nähe entzwei! tröstete Primus seinen Kameraden.

  • "Los, noch einmal - ich will mindestens fünf Treffer bei jedem!"


    brüllte der Centurio die Probati an, während er anerkennend Rufus' Ergebnis betrachtete. Einmal noch...dann konnte er es gut sein lassen.

  • Die Probati starrten den Centurio an...5 Treffer...da konnte er ja bis
    ad Kalendas Graecas warten....was einige betraf.
    Doch half auch diesmal der Ansporn um verborgene Talente zu fördern.
    Rufus traf alle 5 Pfeile mehr oder weniger in die Mitte, Primus landete zwei mittig und 3 verteilt auf der Zielscheibe, selbst Sergius landete 3 "Treffer".
    Wobei er dozierte, daß es bei den Bogenschützen ja mehr auf die allgemeine Richtung und die Masse der Pfeile ankäme....und schließlich sei er kein feiger Fernkämpfer sondern ein Mann gegen Mann Kämpfer.
    Was ihm prompt einen giftigen Blick von Rufus einbrachte.
    Primus wollte ablenken und fragte, während er Sergius letzten Schuß betrachtete;
    Wo hast du das Bogenschießen eigentlich gelernt?
    Rufus betrachtete hämisch Sergius Versagen und meinte,...
    [I]...tja weißt du, meine Familie ist arm...da muss man sich schon mal etwas Wild besorgen...[/I]
    Primus wunderte sich nicht über diese Antwort,...Rufus hatte etwas latent kriminelles in seinem Habitus,...

  • Da es wieder nicht funktionierte, ließ der Centurio die Männer noch einige Zeit weiterschießen, bis er am Ende doch zufrieden war.


    "Milites venite!"


    befahl er schließlich am Ende.


    "Räumt die Sachen wieder auf den Ständer und abite!"


    meinte er dann und ging. Wieder eine ungeliebte Etappe hinter sich gebracht...

  • Während die übrigen Probati ihre Ausrüstung sammelten und schließlich abzogen blieben die drei noch auf dem Exerzierplatz und übten weiter an ihrer Schußtechnik.
    In einer Pause, Sergius war unterwegs etwas zu Essen zu holen sprach Primus mit Rufus. Er prüfte und hantierte mit dem Legiopnsstandardbogen und meinte,Ich hatte einen Freund, der brachte mir verschiedene Kampfmethoden bei,...der hatte auch einen Bogen, allerdings war der wesentlich größer...und man legte den Pfeil auch nicht in der Mitte auf. Die Biegung war auch anders.
    Rufus sah ihn interessiert an und fragte...und war er besser? Primus ließ die Sehne schnell und sagte,
    ...schwer zu sagen, jedenfalls ließ sich die Sehne deutlich schwerer ziehen.[/I
    Rufus nickte interessiert und meinte, [I]Wie sah er denn aus?
    Primus nahm einen kleinen Stein und zog eine seltsam geformte Linie in den staubigen Boden. Er markierte die Sehne und die Position der Pfeilauflage. Sergius kam mit dem Essen zurück und schielte kauend auf die Skizze. Rufus schüttelte den Kopf...nein, ich kenne ziemlich alle gebräuchlichen Bogenformen,...die da...nein.
    Primus nickte und meinte,Na, egal, ...er hat fast 5 jahre gebraucht bis dieser Bogen nutzbar war...
    Dann nahmen sie sich vom mitgebrachten Proviant und palierten noch eine Weile über dies und jenes.

  • Der folgende Tag war ungewöhnlich, denn der Exerzierplatz blieb leer, dafür fand sich eine Notiz am Schwarzen Brett:


    Die Probati


    [...]
    C Terentius Primus
    [...] Sergius [...]
    [...] Rufus
    [...]


    haben sich heute morgen an der Legions-Schola zu melden.


    gez.

    M Petronius Crispus


    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Als der Centurio in die Legionsschola ging, war er glücklich, dass heute Theorie auf dem Plan stand - es regnete in Strömen und sein Sagum war bereits für den kurzen Weg von der Unterkunft zur Schola durchnässt worden. Wenn es so weiterging, würden sie die Nachmittagsübung ausfallen lassen müssen oder in die Halle verlegen...


    Er legte seinen Mantel im Lehrraum auf seinen leicht erhöhten Stuhl und lehnte sich an die Wand neben der Tür, während er auf die Probati wartete. Dabei betrachtete er den kärglichen Raum, der nur lange Bänke für die Probati und eine Art Staffelei für Schautafeln enthielt...

  • Primus kam völlig durchnässt in der Schola an. Rufus und Sergius folgten direkt hinterher. Der Centurio war schon da und schien sie, trotz der frühen Stunde, bereits zu erwarten. Sie grüßten den Offizier und nahmen auf einer der vorderen Bänke platz und sahen den Centurio fragend an. Komischerweise waren nur sie drei in die Schola beordert.
    Draussen schlug der Regen in windigen Böen gegen die Hauswand.
    Der Raum war schal ausgeleuchtet mit ein paar Öllampen.
    Naja,...dachte Primus, ...immer noch besser als bei dem Wetter draussen zu exerzieren.

  • Sim-Off:

    Die Klammern bedeuten Platzhalter - der gesamte Aubildungstrupp ;)
    Besser editieren...


    Der Centurio wartete, bis alle Probati erschienen waren, dann begann er direkt mit dem Unterricht.


    "Guten Morgen!


    Heute kommen wir zur Theorie. Wir fangen an mit dem Aufbau der Legion."


    Er nahm eine der großen Schautafeln, die nebeneinander an die Wand gelehnt waren und hiefte die erste auf den Kartenständer:



    DIE LEGION


    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/fleisch14/IR/legion.gif]



    Er deutete mit dem Vitis auf den oberen Kasten.


    "Hier sehen wir die Legion. Sie besteht aus X Cohortes, die wiederum..."


    Nun deutete er auf den mittleren unteren Kasten.


    "Aus VI Centuriae bestehen. Eine Ausnahme haben wir bei der ersten Cohors, sie besteht nur aus fünf Centuriae. Als Ausgleich dazu ist jedoch was anders, Terentius?"


    Er deutete nun auf den vorderen unteren Kasten und sah zu Primus.

  • Primus fühlte sich als hätte jemand seinen Verstand geöffnet,...warme Worte liefen wie Honig durch sein Inneres,...die Stimme seine Großvaters,...immer und immer wieder hatte er ihm davon erzählt,...er könne es irgendwann brauchen..


    Primus erhob sich, sah den Centurio an und antwortete:
    Die erste Cohorte verfügt über fast doppelte Mannschaftsstärke.
    Sie wird gebildet aus 5 Centurien a´162 Mann.
    In der Centurie des Signums dienen fast ausschließlich erfahrene Veteranen.

    Der Primus Pilus, Führer der I. Cohorte ist der höchste Centurionendienstgrad.
    Auch die beiden Primi Principi und die beiden Primi Hastati, welche die restlichen IV Centurionen der I. Cohorte befehligen sind allen übrigen Centurionen der verbleibenden IX Cohorten übergeordnet.
    Primus schloß,
    Die I. Cohorte bildet den Stolz und das Herz der Legion. Sie führt das Signum und besteht aus den besten Soldaten... sie ist die Elite der jeweilgen Legion


    Primus setzte sich wieder hin und wartete...ein Blick zur Seite beschehrte ihm offene Münder von Sergius und Rufus.

  • "Weitestgehend korrekt. Ein Signum hat allerdings jede Cohors und jedes Manipel. Du meinst vermutlich den Aquila, der vom Aquilifer getragen wird."


    Er lehnte sich zurück und fuhr fort.


    "Damit wären wir bei den verschiedenen Dienstgraden. Wir haben in jeder Centuria einen Centurio, einen Optio, einen Tesserarius, einen Signifer und einen Cornicen. Der Centurio ist der Chef in allen Belangen, hat Disziplinargewalt, führt verwaltungstechnisch, aber auch praktisch wie taktisch die Centuria. Sein Stellvertreter - oft besonders in der Verwaltung eingesetzt - ist der Optio.
    Der Signifer trägt das Feldzeichen der Centuria. Außerdem führt er die Truppenkasse der Centuria. Ihr könnt dor Geld hinterlegen, bekommt euren Sold ausgezahlt und so weiter. Der Cornicen ist ein Immunis, der mit dem Horn taktische Signale in der Schlacht gibt.
    Der Tesserarius führt das Wachbuch, kommandiert Wachen und ist generell als Schreiber der Einheit tätig.


    Daneben gibt es noch 'ne Menge Spezialisten, die Immunes genannt werden, also frei vom schweren Arbeitsdienst sind.


    Bleiben die Stabsoffiziere. Dazu zählen die Tribunen, der Praefectus Castrorum und der Legatus Legionis:
    Die ritterlichen Tribunen haben bereits vorher schonmal in einer Militäreinheit gedient, entweder als Offizier in der Flotte oder bei den Vigiles, oder aber als Soldaten ex caliga*. Sie sind also militärisch erfahren und werden daher im Truppendienst eingesetzt.
    Der Tribunus Laticlavius hingegen ist der Spross einer Senatorenfamilie, der seinen Wehrdienst ableistet. Er hat oft nicht mehr Ahnung von der Sache als ihr, obwohl militärische Erziehung in diesen Kreisen durchaus auch dazugehören kann.
    Der Praefectus Castrorum ist der Lagerkommandant. Er sorgt dafür, dass der alltägliche Betrieb rundläuft, also die Versorgung, der Tagesdienst etc.
    Schließlich bleibt der Legatus Legionis. Er ist Gesandter des Kaisers, also sein Stellvertreter hier bei der Legion. Er ist Herr über Leben und Tod, Beförderung und Degradierung, Auszeichnung oder Strafe. Normalerweise ist er außerdem Senator."


    Crispus gab ein knurrendes Lachen vor sich über die ironische Aufzählung, dann sah er zu den Männern.


    "Alles klar?"

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