Das Auftreten meines Gegenübers gefiel mir mittlerweile nicht mehr wirklich und so ging ich auch nicht weiter auf das Gesagte ein.
Natürlich gibt es einen Vertreter. Wenn du mir bitte folgen willst, ich bringe dich zu ihm. Ich weiss allerdings nicht, ob er dich empfangen wird, er ist ein sehr beschäftigter Mann.
In der Tat wusste ich eigentlich gar nichts über den Arbeitsaufwand des Theodoros, doch das war mir gerade egal. Ich deutete auf die Tür und führte den Mann dann zum Arbeitsraum des Theodoros.
Der Vorraum mit den Schreibern
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- Stege - Epistates tou mouseiou
- Prosekon tou Mouseiou
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Antigonos erreichte endlich das Museion und klopfte zaghaft leise an. Nach kurzem warten trat er ein und grüßte die beschäftigten Schreiber mit einem freundlichen „Chaire…“ Nachdem sein Blick kurz im Raum herum gegangen war, hinkte zum nächsten freien Schreibtisch und grüßte erneut. „Chaire! Bitte verzeih die Störung, aber ich bin auf der dringenden Suche nach Arbeit. Vielleicht wäre es möglich… nun ja… das ihr noch jemanden sucht zum reinigen der Räumlichkeiten. Auch bin ich etwas Handwerklich begabt und verlange nicht viel dafür.“ Vor lauter Aufregung verkrampfte sich seine Finger in der letzten frischen Tunika die Antigonos sein Eigen nannte.
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Mit einer reichen Auswahl an Kernobst versorgt war er, aber zur Vorbereitung der Versammlung fehlte Diagoras noch etwas entscheidendes. Darum ging er zur Stege des Epistates, nicht, weil er hoffte, dort Theodoros anzutreffen, sondern ...
Verzeiht - einen wunderbaren und fruchtreichen guten Morgen wünsche ich - Segen und Grüße! Ich brauche einen Stilus und eine doppelte Wachsatfel, ihr wißt schon, cerae dupplices, einfaches Pinienholz mit einer frischen Wachsschicht reicht, es müssen keine ornatae sein ...
Diagoras glaubte, sich verhört zu haben und drehte sich zu der Gestalt an einem der Schreibtische:
Holla, junger Mann, täuscht mich mein Ohr - oder seid Ihr aus Athen? Euer Akzent verrät jedenfalls stark, daß ihr viel mit Menschen aus oder in Athen zu tun hattet ... ich darf mich vorstellen: Diagoras von Melos, ebenfalls einige Zeit in Athen gewesen, daher das Ohr für diesen Ton ...
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Antigonos drehte sich etwas verwundert um und lauschte dem Mann, ehe er leicht nickte. Es war Unglaublich, der attische Dialekt war bekannt in der ganzen Welt. Nirgends konnte man seine Herkunft leugnen, auch wenn Antigonos dies nie vor hatte. „Deine Ohren täuschen dich nicht. Man nennt mich Antigonos Athenaois. Wobei dein dorischer Dialekt auch kaum zu verbergen ist…“ meinte Antigonos scherzhaft und mustert sein gegenüber unauffällig. „Melos… da war ich sogar schon einmal, als Knabe. Während der Überfahrt von Athen nach Kriti sind wir dort vor Anker gegangen. Eine sehr schöne Insel.“
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Das freut mich, daß Dir Melos gefällt, das höre ich immer wieder ... nur kann ich es nicht auch sagen, da ich Melos noch nie gesehen habe. Meine Eltern sind mit mir noch vor meiner Geburt nach Ephesos gezogen, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Den Dialekt aber habe ich zweifelsohne durch die mütterliche Milch und die väterlichen Prügel in mich aufgenommen. Mein jüngerer Bruder hält Dorisch für sexy, jedenfalls meint er, er wirke anziehender, wenn er in breitem Dorisch daherkauderwelscht. Naja, jeder pflegt so seine Selbsttäuschungen, nicht?
Diagoras kramte in seinem Lederbeutel.
Und Du was hat Dich hierher verschlagen? Das schöne, trockene Wetter, nicht? Athen ist ja doch manchmal unerträglich und launisch. Oder willst Du Epistates werden? Den letzten hat man vor ein paar Tagen tot in einem Brunnen gefunden und heute wird darüber debattiert, wer der nächste wird. Der nächste Epistates, meine ich, nicht der nächste Tote im Brunnen, die Stelle bleibt hoffentlich dauerhaft vakant.
Willst Du eine Birne? Ich habe Römische Schmalzbirnen auf dem Markt gefunden ...
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Scheinbar hatte ich in letzter Zeit immer das Glück genau dann unterwegs zu sein, wenn viele Leute im Vorraum des Bibliothekars aufschlugen. Das kam zwar in den letzten Tagen eher selten vor, da Theodorus das Museion von seinem eigenen Arbeitsraum aus leitete, doch wenn dann war ich irgendwie nie da. Und so war es auch heute. Ich kam gerade von einem Gespräch mit einigen rummeckernden Gelehrten zurück, als ich tatsächlich Menschen vorfand.
Während Hermaios sich um die Bedürfnisse des Diagoras kümmerte und ihm die gewünschten Dinge zusammensuchte, trat ich an die beiden Männer, die sich so angeregt unterhielten, heran.
Chaire. Kann ich irgendwie helfen? fragte ich. -
„Mütterliche Milch und väterliche Prügel…“ wiederholte Antigonos lachend und nickte eifrig. Der Landsmann war Antigonos sofort sympathisch. „Gewiss, ich glaube ohne etwas Selbsttäuschung würden niemand von uns groß etwas erreichen. Aber wegen der Stelle als Epistates bin ich nicht hier, vielmehr wegen einer weniger anspruchsvollen Arbeit.“ Sein Blick fiel kurz auf den Schreiber der keine Notiz von beiden nahm und weiter über seinen Dokumenten wütete, als gäbe es kein Morgen. „Der letzte Epistates… wurde er ermordet?“ Antigonos versuchte sich ernsthaft vorzustellen, wie er sonst hätte tot in einem Brunnen aufgefunden werden können. Aber Alexandria war ja bekanntlich ein heißes Pflaster. Hier war alles möglich. „Schmalzbirnen? Sehr gerne, da sage ich nicht nein.“
ZitatOriginal von Iunia Urgulania
"Chaire!" Grüßte Antigonos die Frau und lächelte. „Ich wollte anfragen, ob vielleicht Tagelöhner gesucht werden für Reinigungsarbeiten oder kleinere Reparaturen. Ich besitze ein paar Handwerkliche Fähigkeiten, die vielleicht hier von nützen sein könnten."
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Niemand will Epistates werden ... murmelte Diagoras gespielt betrübt.
Ob Tychios ermordet wurde? Die eine Hälfte der Alexandriner sucht nach dem Mörder, wahrscheinlich, um ihn für die Sterbehilfe zu belobigen, die andere Hälfte sucht keinen Mörder, weil sie nicht glauben, daß der Epistates von fremder Hand in den Brunnen fiel - und die dritte Hälfte interessiert sich nur für die Rennergebnisse im Hippodrom. Also, such's Dir aus, was Du willst, Du bist immer in guter Gesellschaft!
Diagoras hob die linke Augenbraue, als sich eine junge Frau ihnen zuwandte, deren Ton sehrviolett klang; manche Römer sprachen in gemessenem Purpur, andere wiederum in Kasernenton-Rot, aber dieser Ton ... Diagoras seufzte und wandte sich in seinem besten seegrünen Dorisch an sie:
Salve, mein Anliegen ist schon in besten Händen, dabei zeigte er auf den jungen Mann, der im Zimmer herumkramte, aber der junge Athener hier, der möchte eine etwas weniger anspruchsvolle Arbeit - und schlägt dabei glatt den Posten des Epistates aus! Als gäbe es irgendeinen Posten hier, der noch weniger anspruchsvoll ... naja, gehört vielleicht nicht zur unveräußerlichen Stellenbeschreibung, oder? - Gute Leute finden immer ein Aus- und Unterkommen.
Diagoras schwatze leicht plätschernd dahin und beobachtete Antigonos dabei, dessen Finger sich wieder in den Stoff, den man nur wohlmeinend als Tunika identifizieren konnte, wanden. 'Dem Jungen sollte geholfen werden; tut's die Violette Fee nicht, dann werde ich das in die Hand nehmen müssen. Aber wie? Vielleicht erstmal mit einem Bett, Antigonos sah aus, als ob er ein solches Möbelstück nur mühsam aus der Erinnerung hervorkramen konnte, wenn Platons Ideenlehre stimmte.
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Zitat
Original von Diagoras von Melos
Man könnte meinen die Luft in diesem Raum wäre dicker geworden. Ob es wohl an der Römerin lag? Antigonos wusste nicht genau, was hier vor sich ging, aber er wollte sich lieber heraus halten. Feinde hatte er bereits genug. „Dieser Tychios schien mir eine umstrittene Person gewesen zu sein… oder ist es immer noch. Aber was glaubst du? Es fällt doch sehr schwer, sich vorzustellen, wie ein erwachsener Mann in einen Brunnen fällt und dort verendet… in solch einer großen Stadt.“. Vielleicht steckten diese Nimbactus dahinter, von denen Antigonos schon so viel gehört hatte. Aber er wollte seinen Gedanken nicht offen aussprechen.
Die Situation in der sich der junge Grieche befand wurde immer unangenehmer und erste Schweißperlen seilten sich von der Stirn ab. Er schaute erneut zur Römerin und wartete ab.
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Lieber Antigonos, Tychios war ein von Deiner Warte aus steinalter Mann, weit mehr als doppelt so alt wie ich selbst bin. Der Brunnen ist seicht und hier in den Grünanlagen des Museions gelegen, bei einem alten Mann ist das Herz schwach, irgendwann bleibt es stehen und dann fällt er dort, wo er steht oder sitzt. Und der Brunnenrand lädt zum Verweilen ein; ich meine nicht, daß daran irgendetwas ungewöhnlich ist.- Aber was reden wir junge Leute vom Tod, meinte Diagoras leichthin, lassen wir die Toten die Toten begraben, wie die Judäer sagen. Schauen wir, daß wir für Dich eine adäquate Arbeit finden - hast Du schon ein ... Bett und ein Dach über'm Kopf?
Diagoras erinnerte sich an die ersten lauen Nächte, die er selbst im Stadtpark Alexandriens auf einer Bank verbracht hatte.
Da, nimm's noch eine Schmalzbirne!
Indem er dem jungen Mann eine Frucht anbot, konnte er sich selbst eine weitere aus dem Beutel nehmen, er filettierte sie mit raschen Schnitten seines Obstmessers und biß genüßlich von einer Spalte ab.
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Antigonos hätte noch eine ganze Ewigkeit über das hin und wieder diskutieren können, ließ es aber. Wollte er doch niemanden damit langweilen oder schlafende Hunde wecken. „Recht hast du… denn mit dem Tod habe ich nichts zu schaffen. Bin ich, ist er nicht. Ist er, bin ich nicht.“ Zitierte Antigonos einen anderen Landsmann und grinste im jugendlichen Eifer. „Nun, ich bin in einer Hütte untergekommen, die mir ein sehr freundlicher Ägypter zur Verfügung stellt. Aber wenn du mir jetzt noch helfen könntest Arbeit zu finden, wäre mein Glück vollkommen.“ Antigonos nahm noch eine Birne und biss herzhaft hinein. Endlich mal etwas anders als vertrocknetes Brot, welches in Olivenöl aufgeweicht war.
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Diagoras lächelte,
Gut gesprochen, Antigonos. Du hast eine Ausbildung in den philosophischen Grundlagen und kannst lesen und schreiben? In einer Bibliothek kaum eine Fertigkeit, die überflüssig ist. Ich bin hier momentan nur zu Gast, meine Möglichkeiten sind also begrenzt, aber das Museion ist groß und für jeden findet sich hier eine Nische, nicht?
wandte er sich freundlich an die Frau, die offenbar als Grammateus in der Bibliothek arbeitete. Eine Frau in einer Bibliothek, wenn auch nur in der Verwaltung! Auf so etwas können nur Römer kommen ... innerlich schüttelte er den Kopf darüber, war aber nicht engagiert genug, um einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.
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„Mein Vater lehrte mich lesen, schreiben und rechnen. Meine doch recht beschränkten philosophischen Grundlagen habe ich von meinem Großvater. Mein Vater hielt jene für überflüssig.“ Antigonos konnte sich nicht vorstellen, in einer solchen Schreibstube zu arbeiten. Er war weder vorzeigbar noch prädistieniert dafür. Auch fand er die Umgebung Recht unangenehm. Wenn keine Besucher hier waren, vernahm man fast nur den Atem und stöhnen der Angestellten, welche kaum im Stande waren, ihre Nase aus den Unterlagen zu stecken. An die Römerin gerichtet, wollte er sich nun Gewissheit verschaffen. „Kannst du mir helfen oder muss ich woandershin?“ Sein Latein war nicht das Beste, aber er hoffte, dass sie ihn verstehen würde.
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Ich ignorierte den unverschämten Mann, der so merkwürdige Anstalten machte und sich einfach eingemischt hatte. Ich wandte mich an den Athener und sagte Ich kann dir da leider nicht helfen. Wenden dich am besten an den amtierenden Bibliothekar Theodorus.
Ich beschrieb ihm den Weg zu eben jenem. -
Vielleicht findest Du bei einem der residierenden Gelehrten hier eine Stelle, die Schreibstube ist ja nun doch etwas muffig und eintönig, man kann es ziemlich gut treffen, aber natürlich auch an eine Stellung gelangen, die schlimmer ist als 20 Jahre Galeere. Aber unter Verrückten lebt sich's immer leichter als unter normalen Menschen,
setzte Diagoras hinzu, bedächtig kauend,
denn Verrückte sind harmloser.
War er verrückt? War er harmlos? Er könnte ja mal eine Umfrage starten, falls er hart genug sein würde, das Ergebnis zu verkraften. Aber so viel Obst gab es wohl nicht auf dieser Welt.
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Ob sich die beiden wohl kannten? Antigonos kam die ganze Situation ziemlich seltsam vor, obwohl es doch auch recht belustigend war. Wenn auch nicht für die arme Römerin. „Danke für deine Auskunft, ich werde mich gleich auf den Weg machen… ähm.. wie sagt man bei euch? Vale?“ Er lächelt dezent zum Abschied und richtet sich noch einmal an seinen Landsmann. „Nun, es wird Zeit. Es hat mich sehr gefreut dich kennen zu lernen. Und danke noch einmal für deine Birnen, die waren wirklich ganz vorzüglich. Vielleicht ist es mir möglich, deine Freundlichkeit einmal zu vergelten. In Form einer Kanne Wein und Schmalzbirnen vielleicht?“ Der junge Grieche grinst frech und reicht ihm die Hand zum Abschied. „Ich hoffe wir werden uns wiedersehen… wie lautet dein Name doch gleich?“ Da hatten sie sich so lange unterhalten und Antigonos wusste noch immer nicht, wie sein Gönner überhaupt hieß.
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Warum die Schöne mit der violetten Stimmung erst fragte, ob sie uns helfen könne, dann aber ihn gänzlich übersah, war ihm schleierhaft. Mundgeruch? - Test: Nein, Achselschweiß? Test: auf später verschieben, Kleidung unziehmlich verrutscht? Kurzer Testblick: Nein. Vielleicht hätte er ihr einen Apfel anbieten sollen? Bei Paris und Aphrodite hatte das auch geklappt, warum also nicht? Während Diagoras sich diese Gedanken machte, grinste er und hustete kräftig in seine zur Faust geballten Linken, als würde ihn der Staub der Papyri im Hals reizen.
Verzeiht - erneutes Grinsen - Möge Dir Tyche einen Kairós senden - wenn Du Theodoros nicht in seiner Stube antriffst, bald findet in der Exedra das Synodon zum Wahlvorschlag eines neuen Epistates statt. Das wird ein nettes Schauspiel und Du kannst mögliche Arbeitgeber in Aktion erleben. Stumme Pagen sind sicherlich erlaubt, schließlich bin sogar ich eingeladen worden, also ist die Tür nicht so streng ...
Du bist immer willkommen, mit Obst in der Tasche umso mehr, bei mir heißt's nicht: "timeo Danaos et dona ferentes" *) ... ich habe ein Zimmer im Gästeflügel , da kannst Du gerne mal vorbeischauen, wenn wir uns nicht sowieso über den Weg laufen. Einfach nach Diagoras von Melos fragen. Wir werden uns wiedersehen - ich kenne einige, für die ist das eine Drohung ... naja.
Sim-Off: *) Ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke bringen.
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Diagoras war schon ein seltsamer Kauz, aber irgendwie ziemlich Humorvoll und sicher war er ein guter Gefährte. Da war sich Antigonos sicher. Und einen Besuch abstatten würde er ihn. Mit Barbaren konnte er nicht viel anfangen, war sein Latein doch einfach nur schrecklich. Außerdem: Griechen mussten zusammenhalten.
„Hm, ich hoffe ich werde diesen Theodoros antreffen. Ich brauche dringend Arbeit.“ Er überlegte kurz intensiv, ehe er anfing zu lächeln. „Spätestens zum Synodon werde ich ihn wohl antreffen. Dort werde ich dich auch gleich zum Epistates vorschlagen… ich hoffe du kannst gut schwimmen…“ Er konnte sich eines schelmischen grinsens nicht erwehren und hoffte Diagoras würde diesen kleinen Scherz angenehm aufnehmen.
„Eine Drohung?“ Erstaunt fixierte er seinen Blick auf seinen neuen Bekannten. „Das kann ich mir nicht vorstellen, du bist sicherlich überall gern gesehen. [SIZE=7]Ich glaube, selbst die Römerin dort hat einen Blick auf dich geworfen.[/SIZE]“
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Wir wollen nicht mit Entsetzen Scherze treiben ...
... sagte Diagoras streng, aber seine Augen blitzten schelmisch.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen - und wie gesagt: Glück auf!
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Antigonos grinste und verabschiedete sich. Bevor er allerdings den Raum verließ, warf er noch einmal einen Blick auf die hübsche Römerin. Dann verschwand er.
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