Der Vorraum mit den Schreibern

  • Diagoras frage mich noch bevor die Stimme aus dem Raum tönte und so antwortete ich ihn zuerst. Der Mann schien ziemlich in sich gekehrt und ehr in seiner eigenen Welt zu leben, als in dieser Welt.


    Mein Name ist Kassandros aus Alexandria. Ich möchte mich über die Vorlesungen am Museion informieren. Ich bin ein glühender Anhänger der Stoa und der Serapis-Isis-Religion musst du wissen. Daher möchte ich immer auf dem neusten Stand bleiben, oder, wenn es nicht anders geht mein Wissen weitergeben... Auch wenn ich es nicht gewohnt bin Erwachsene zu lehren.


    Dann hörte man deutlich die Stimme.


    Siehst du, auf die Verwaltung ist verlass, es ist doch jemand da.


    Das war eindeutig eine Übertreibung, ob auf die Verwaltung wirklich immer verlass war, wagte ich zu bezweifeln. Ich öffnete die Tür zum Raum und trat zuerst ein, da Diagoras mir den Vortritt gab, kurz bedankte ich mich bei ihm mit einem Nicken.


    Chaire! Mein Name ist Kassandros von Alexandria. Ich wollte mich über die momentane Lehre am Museion erkundigen. Welche Vorlesungen gibt es im Bereich der Religion und der Philosophie?


    Sim-Off:

    @ Eucratides Cethegus: Römer? Du hast doch gar kein Bürgerrecht?


    Edit: Anpassung an den Edit von Diagoras.

  • Und so standen sie da, Alexandros von Alexandria und Diagoras von Melos aus Ephesos (Präzision!: aus Ehepsos aus Samosata) und lassen einander den Vortitt. Beide schwenkten einladend ihre Arme und hofften darauf, daß nicht dann, wenn sie den ersten Schritt selbst tun, der andere auf dieselbe Idee käme. Warum waren die Türen hier eigentlich zu schmal für zwei Personen?


    "Äh, ja" konstatierte Diagoras zweifelnd. Auf Verwaltung war nirgendwo Verlaß, allerdings war in diesem einzigen Punkt auf die Verwaltung Verlaß. War also nun Verlaß auf die Verwaltung oder nicht? Jedenfalls, daß auf die Verwaltung kein Verlaß war, darauf war Verlaß.


    Stoa. Aua. Tugend, virtus, Areté - Dulden, Ertragen, Aushalten - Politik, Feiertagsreden, Selbstgefälligkeit. Von Stoikern hielt Diagoras noch weniger als von Religiösen. Die erkannte man wenigstens von weitem, bei Stoikern mußte man näher herantreten.


    "Serapis-Isis?" klammerte sich Diagoras an ein Stichwort wie an ein Floß im Fluß. "Interessant", lächelte er verbindlich. Die Ägypter hatten so, so, so ... interessante Götter. Anubis wollte Diagoras nicht um Dunklen begegnen. Und was die mit ihren Katzen haben! Als Kind hatte er brennende Lumpen an Katzenschwänze gebunden, nicht auszudenken!


    "Bitte, voran" drängte Diagoras nun, obwohl er eigentlich nichts im Vorraum mit den Schreibern wollte. "Ich kann Dich aber beruhigen: unterrichtet werden hier nur die Schüler, nicht die Erwachsenen. Die wollen alle nur etwas beibringen, aber nichts lernen." 'Wie auch?' wird mancher Philologos spöttisch fragen, 'ich weiß doch alles'.

  • Wieder hatte dieser Diagoras diesen abwesenden Blick, irgendwie machte ihn das Liebenswert. Der Mann schien sich an den Namen der beiden Götter zu klammern. Ob er sie kannte? Auf der anderen Seite schien sein Ton fast fragend.


    Bist du mit der Religion der heiligen Familie vertraut? Du kommst nicht aus Ägypten, oder?


    Hakte ich gesprächig nach. Zwar war die Religion auch schon in Griechenland verbreitet, aber eben nicht überall.


    Nun...


    Lachte ich, und zeigte mit meiner Hand die Höhe von 12 bis 14 Jährigen Knaben.


    Diese Größe hatten meine letzte Schüler.


    Sim-Off:

    Das Museion war wohl für die Größeren, ehr vergleichbar mit einer Uni, so habe ich es verstanden, es war ja nicht das Gymnasion.

  • 'Heilige Familie'? Redeten nicht die Christianer, diese Krätze aller Abergläubischen hie und da davon? Diagoras' Hirn gähnte und reckte sich und bekam von einigen Botenstoffen Tritte auf die hinteren Regionen. Nein, der Mann sah eher aus wie Aristoteles, denn wie ein verrückter Eselskopfanbeter, obwohl man bei Ägyptern ... Diagoras Hirn fing an zu trudeln, fing sich aber gleich wieder.


    "ich, äh, war schonmal in Alexandria, vor etwa einem Jahr. Aber noch nie in Ägypten." Ägypten lag irgendwo, Alexandria mitten in der zivilisierten Welt. Herodots Einschätzung über die Herkunft der Religion aus Ägypten - oder war es Thukydides? teilte Diagoras nicht im geringsten. Kein Wunder, denn keiner dieser beiden Leute hatte wohl je seinen großen Zeh in Wüstensand gebohrt.


    "Achje, nein, keine Kinder" trompetete Diagoras entsetzt. Kinder! im Museion! Diese neunmalklugen Scheißer, so wie er einer gewesen war. Diagoras war froh, nicht sich zum Schüler gehabt zu haben. So sehr er seine Kindheit liebte, dieses vorwurfsvolle 'Du warst doch auch einmal Kind!' fand er geschmacklos.


    "Junge Männer, natürlich nach der Ephebie, aber - naja keine alten Leute über dreißig Lenze, wie wir" stellte Diagoras sein Weltbild klar. Er war vor wenigen Jahren von den Zwanzigern in die Dreißiger eingetreten und hatte sich schlagartig uralit und siech gefühlt. Obwohl ihn an der Akademie in Athen, wo er vor zwei Jahren einige Zeit als Gast gelehrt hatte, hie und da mit den Studenten verwechselt worden war.


    Sim-Off:

    Klar, aber "Erwachsener" ist auch ein dehnbarer Begriff. Heute gibt's 27jährige, die nicht erwachsen sind. :)

  • Jetzt wirkte sein Blick ehr verwirrt. Wirklich ein Mensch ganz für sich dieser Diagoras.


    Nun, auch wenn Alexandria sicher das Juwel Ägyptens ist, und ebenso eine unabhängige Polis. So gehören beide jedoch untrennbar zusammen. Wie alles im Kosmos zusammen gehört...


    Begann ich, die stoische Kosmologie anwendend.


    Die Heilige Familie besteht aus Serapis, seiner Gattin Isis und ihr Sohn Harpokrates. Serapis ist der Herr der Welt und des Schicksals und seine Frau Isis ist die gütige Mutter der Kultur und der Menschheit deren ewige Retterin sie ist. Sie sind jene Götter, welche sich hinter allen anderen guten Götter, ob griechisch, ägyptisch oder römisch, verbergen. Doch auch hinter ihnen verbirgt sich der EINE Allgott, unbegreiflich und verborgen.


    Bei seiner Alters musste ich schmunzeln.


    Ja, 30, das waren noch Zeiten...


    Sim-Off:

    Zu dieser Zeit war die Idee der Heiligen Familie im Christentum kaum bis gar nicht verbreitet. Sie kam wohl erst mit der Dreifaltigkeit auf, welche wiederum erst mit der massiven Heidenmission aufkam. Auch wurde der Tritheismus schnell als Häresie abgelehnt.


    Das auf dem Avatar ist Platon. ;)

  • "Aha." sagte Diagoras. "Hinter drei guten Göttern verbergen sich die anderen guten Götter, hinter denen sich ein unbegreiflicher Allgott verbirgt. Ist dieser ... Allgott dann nicht gut, weil er sich verbirgt?" Diagoras kannte diesen philosophischen Monotheismus, das HEN, das EINE, in dem alles zusammenfällt. Irgendwann würde noch jemand behaupten, in IHM fallen alle Gegensätze, also auch die Logischen zusammen. Diagoras lächelte dünn.


    Im Grunde hatte er nichts gegen die Eingottgläubigen, die, die die Vielheit in der Einheit sahen - oder eben die Einheit von allem in ihrer Vielgestaltigkeit. Wozu dann aber noch die vielen Götter vorschalten? Was braucht es einen göttlichen Mittelbau, wenn man sich gleich zum Zentrum wenden kann? Staffage? Konvention?


    "Die Welt braucht wahrlich eine Retterin, die ganzen Retter haben es ja nicht weit gebracht mit unserer Welt, nicht? Sie stöhnt und ächzt immer wieder seit den Zeiten der Titanen." Irgendein fahrender Philosoph hatte ihm weismachen wollen, sie lebten hier in der besten aller möglichen Welten. Oh Graus, Diagoras dauerten die Menschen in den anderen Welten ungemein.


    Sim-Off:

    Ich verwechsele die beiden auf dem Fresko immer - für mich ist Aristoteles einfach der alte Sack und Platon der Junge. Historisch zwar umgekehrt (auch im Kopf wohl, wenn man die Nomoi bedenkt), aber sowas wird man schlecht los ... Vielleicht merx ich mir ja jetzt.


    "Heilige Familie" - ich vermansch' gerne auch Anachronistisches, wenn es irgendwie 'reinpaßt ... daß die Verehrung von Maria, Joseph und dem Jesuskind (und die meinte ich, vgl. den rk. Feiertag ..) mit der Trinität in gedanklichem Zusammenhang steht, vgl. Tritheismus, halte ich für schwierig, obwohl nicht völlig abweisbar (obwohl - Dreizahl - Trias ist ja ein gängies Motiv auch ohne Trinität und Tritheismus). Jesuskind, Maria und Joseph jedenfalls tauchen mindestens ab dem 5. Jh. in der Kunst auf (Flucht nach Ägypten, dann Geburtsszene) ...

  • Nun, es ist offensichtlich so das wir ihn nicht wahrnehmen können. Zumindest nicht direkt. Was wir jedoch vernehmen können ist die Natur, wir können seine Augen, den Helios und die Selene wahrnehmen. Schauen wir auf sie, so leuchten sie in unseren Augen. Wir wissen das diese Dinge existieren, doch ebenso wissen wir das sich hintern ihnen etwas verbirgt. Alle Dinge haben eine Ursache. Nun können wir sagen das die Ursache der Sonne der Helios ist und die Ursache des Mondes die Selene. Doch, nun wie erklärt man sich so warum Sonne und Mond in diesem Einklang sind? Warum folgen diese kosmischen Gestirne diesem festen Prozessionsweg? Dies muss auf eine Ursache zurückgehen. Eindeutig muss hinter diesen Dingen etwas größeres Unbegreifliches stecken, etwas dessen Logos* wir nicht kennen, aber wissen das es existieren muss. Wahrlich handelt es sich um ein großes Mysterium und eine Frage, welche mich schon lange beschäftigt.


    Fraglich ist doch, ob wir nicht schon gerettet sind, oder jeden Tag gerettet werden. Wächst nicht jedes Jahr das Getreide von neuem? Gebärt nicht jede Generation neue Kinder? Konnte ein Tyrann oder ein Schlächter je die Kultur tilgen?


    Sicher hast du Recht das es in unserer Welt viele Übel gibt, doch all diese Übel haben ihre Ursachen und nur zu oft liegen diese Übel bei dem Handeln und Denken, jener Menschen, welche denken sie Kontrollieren das Schicksal, statt sie sich dem Besserer des Fatums anzuvertrauen: Serapis.


    Sim-Off:

    * Der Logos war für die Stoiker sowohl der Begriff, als auch die Logik.


    Tritheismus und Trinität unterscheiden sich darin, dass im Tritheismus Gottvater, Jesus und Maria als Götter gelten. In der Trinität gelten Gottvater, Jesus der Gottessohn und der Heilige Geist als Teil Gottes.

  • Diagoras konnte - ohne daß er sich umdrehte - bemerken, wie die Schreiber im Vorraum die Augen verdrehten. Das heißt: er bildete es sich sind, weil er innerlich die Augen verdrehte. In einer ähnlichen Situation wären ihm Schreiber, die die Augen verdrehen völlig egal gewesen, weil er sie überhaupt nicht bemerkt hätte. Auch jetzt bemerkte er nichts von augenverdrehenden Schreiberlingen, sondern weil Diagoras wollte, daß es so sei, er auch glaubte, daß es so ist.


    Unser Held weiß es noch nicht, aber er wird peu à peu ein Skeptiker und Nihilist, momentan wabert er noch bei den Agnostikern herum und in ein paar Jahren wird es ihm völlig egal sein, ob die Götter, er selbst oder überhaupt irgendetwas existiert. Aber noch ist er nicht soweit.


    "Sicher ist in der Vielheit die Einheit zu finden, etwas, das alles einigt aus dem alles ist. Demokrit, soweit ich weiß, meinte, es seien die Atome, unteilbare Teilchen, Pythagoras meinte, es sei die Zahl. Was einander nicht ausschließt, da ja auch die '1' nicht teilbar ist." Daß feste Körper aus losen, einander abstoßenden Teilchen bestehen, die herumzappeln wie ein Weib, dem eine Maus ins Gewand gekrochen ist, hielt Diagoras für absurd, die Idee der Zahl hingegen, nun, solange man nicht so ein Gedöns daraus machte wie der Alte damals ... warum nicht?


    "Wenn aber nicht etwas 'Größeres' und 'Unbegreiflicheres' hinter allem steht, sondern alles so ist, wie es ist, wirklich nur das ist, womit man schmeißen kann, wie ein Apfel beispielsweise - möchtest Du einen?" Diagoras griff in seine Tasche und beforderte einen "Schönen von Mogontiacum" ans Tageslicht und biß herzhaft hinein. "wäre das eine große Enttäuschung? Ich meine, die Menschen gelten ja in ihren Taten auch oft als unbegreiflich - und meist ist ist dann doch nichts dahinter. Und schon gar nichts Großes. Was wollen wir hier eigentlich?" Diagoras schaute sich im Raum um.

  • [simoff] Kassandros Dann halt Römischer Nichtbürger. Auf jeden Fall in Brundusium geboren und aufgewachsen. :D


    Geduldig wartete der Grammateus auf die Dinge die da kommen sollten und fast als er glaubte, der Besucher habe es sich anders überlegt, öffnete sich plötzlich die Tür.
    Allerdings traten nun zu seinem erstaunen zwei Männer ein und wie es schien in eine hitzige Diskussion verstrickt.
    Nachdem er ihnen eine Weile abwartend zugehört hatte, stellte sich einer von ihnen als Kassandros von Alexandria vor.


    Schon bei der ersten Frage des Besuchers, sah der Grammateus Unheil am Horizont heraufziehen. Welche Lehren hier zur Zeit unterrichtet wurden. Nun so leer wie das Museum im Augenblick war, konnte sich Eucratides nicht vorstellen, das derzeit überhaupt noch Unterricht stattfand. Allerdings....man konnte ja nie wissen....


    Sich nachdenklich am Ohr kratzend, versuchte Eucratides sich in Windeseile eine Antwort zurecht zulegen. Galt es doch den Besucher in keinster Weise zu verärgern.


    "Salve werter Kassandros, ich fürchte ich muss euch enttäuschen. Das Museum hält in den von euch angefragten Wiisensgebieten gerade keine Kurse. Es gab einige, nunja personelle Veränderungen, wenn ihr versteht was ich meine. Aber vielleicht seid ihr ihr befähigt selbst Schüler zu unterrichten? In diesem Fall würde ich euch unserem neuen Philologos vorstellen, so ihr das wünscht."
    Abwartend musterte Eucratides die beiden so grundverschiedenen Männer....

  • "Der ehrenwerte Grammateus meint im Klartext, die meisten haben erst Muffensausen bekommen und dann Fersengeld gegeben" schaltete sich Diagoras ein. "Und wie ich erfahren mußte, hat das Museion auch keinen Oberen. Seit nun über einem Jahr! Die Gelehrten sind zu blöde, sich ein Oberhaupt zu wählen und die Römer zu desinteressiert, eines zu ernennen." Diagoras wollte nicht weiter darüber nachdenken, geschweige denn darüber reden. Seine damalige Mission war im Grunde völlig gescheitert, so schön man sich es auch schönreden könnte.


    "Aber - und darum bin ich hier, Grammateus - ich will Vorlesungen anbieten: einen 'über die Götter', einen über die Geschichte der Hellenen und auch einen kleinen über die Geschichte der Rhomaier, falls sich für letzteren überhaupt Interessierte finden.

  • Zitat

    Original von Diagoras von Melos
    ...


    Es geht hier nicht um die Atome oder um Arithmetik, sondern darum das alle Dinge eine Ursache haben. Ich denke dies kann kein Mensch mit Verstand leugnen. Wie ich schon sagte, wir wissen das die einzelnen Dinge in der Natur eine Ursache haben. Doch ich frage weiterhin, was könnte die Ursache der Ordnung des Kosmos im Kosmos und des Schicksals sein?


    Wie kannst du sagen das die Dinge sind wie sie sind? Ist dein Apfel dort nicht an einem Baum gewachsen? Hat er nicht eindeutig eine Ursache? Du sagst das Handeln der Menschen ist nicht begreiflich? Ich sage es ist sehr wohl begreiflich, wir müssen nur ihren Logos erkennen. Es gibt doch am Ende nur drei Quellen aus denen das Handeln der Menschen hervorgehen kann: der Trieb, die Moral oder das berichtigende Eingreifen des Herren des Schicksals.


    Doch ich denke wir sollten diese Diskussion nicht hier weiterführen, dies wäre unhöflich gegenüber dem Grammateus. Ich würde dir anbieten mich heute kurz vor Sonnenuntergang am Serapion zu treffen. Dort würde ich mit dir gern über den Sinn unseres Daseins sprechen.


    Zitat

    Original von Eucratides Cethegus
    ...


    Verzeih unsere Unhöflichkeit Grammateus, wir waren etwas in unsere Diskussion verstrickt.


    Nun... Dann würde ich versuchen diese Lehrarbeit zu übernehmen und mein Wissen um die Philosophie der Stoa und um die Götter Serapis und Isis anbieten. Wo finde ich den Philologos? Ich habe gehört es soll eine Frau sein?


    Ich hatte nichts dagegen das eine Frau Wissen erwarb, es nutze und weitergab. Besonders war es jedoch und im alten Griechenland fast undenkbar. Wie ich hörte war es auch für die Römer ehr untypisch.

  • Sprachlos schaute der Grammateus, Diagoras von Melos an und holte ersteinmal deutlich hörbar Luft, bevor er dem Besucher antwortete.
    "Nun werter Diagoras, ihr versteht es trefflichst euch auszudrücken. Unser allseits geschätzter Prosekon tou Mouseiou, würde bei euren Worten sicherlich in Verzückung geraten.
    Ich bin sicher, ihr werdet die von euch angesprochenen Lehrgänge mit Leben füllen."


    Dann wandte er sich an Kassandros.
    "Ganz recht, mein werter Kassandros, unser neuer Philologos ist eine Frau. Ich werde umgehend Decima Valeria von euren Angeboten hier Kurse zu halten in Kenntniss setzen. Gleich zwei kompetente Lehrer die hier vorstellig werden....die Götter müssen es heute wahrlich gut mit dem Museion meinen."
    Der Grammateus sah erfreut von einem zum anderen, dann meinte er an beide Gelehrten gewandt....
    "Ihr findet Decima Valeria meist im Iatreion, dem Haus der Ärzte.
    Möchtet die Herrschaften das ich euch dorthin geleite und vorstelle oder finden die beiden edlen Herren selbst den Weg?"
    Erwartungsvoll blickte Eucratides seine beiden Besucher freundlich an...

  • Auch noch eine Römerin?


    Stellte ich verdutzt fest. Langsam wurde ich wirklich alt.


    Nun, da es hier ja im Moment anscheinend nicht viel zu tun gibt, kannst du uns ja führen. Wie ist eigentlich dein Name Grammateus? Was meinst du Diagoras?


    Eine Frau... eine Römerin... erstaunlich... interessant...

  • " Es gibt unterschiedliche Wege, sich der Erstursache gedanklich anzunäheren, so eben über den Gedanken der Einheit in der Vielheit, denn wenn alles eine Ursache hat, muß ja von diesem Einem in allem etwas zu finden sein. Außerdem muß ja nicht die Erstursache in unzugänglichem Lichte wohnen, sondern mitten unter uns, als apersonales Prinzip wie in der Arithmetik beispielsweise ..."


    Diagoras gehörte zu denjenigen, die beim Diskutieren von einem Ast zum anderen hüpften und hierher und dorther Analogien, Beispiele, Gedankenstränge und -fäden zu einem großen Knubbel verwurstelte. Auch Elektizismus und die Biegsamkeit zeigt die Einheilt in der Vielheit. Jenen, denen die Vielfalt ein Greuel war und ist, vertrauten und vertrauen ja mehr ihrer Einfalt.


    Diagoras zuckte mit den Schultern und biß erneut in seinen Apfel.


    "Ach, die Angestellten im Museion sind Kummer gewöhnt" wiegelte er die Bedenken Kassanders ab. Wo kam man denn hin, wenn man nicht einmal mehr im Museion bei jeder Gelegenheit sich in Gespräche ziehen lassen konnte?


    "Nun, Grammateus, ich glaube kaum, daß wir einen Arzt benötigen - und schon gar keine Hebamme, auch wenn unser aller Freund Sokrates sich selbst gerne der Hebammentechnik zum Gewinn von Erkenntnis bediente. Wenn Du nach Sosimos von Konrinth schicken lassen oder uns zu ihm begleiten würdest ... das wäre famos." Diagoras pulte mit der Zunge nach einem Stückchen Schale, daß sich zwischen seine Zähne gesetzt hatte.


    Sim-Off:

    Decima Valeria wird momentan leider so gut wie nicht bespielt, hingegen die NPCs - wie Sosimos oder Doros erfreulicherweise schon ...

  • Sicher, diese Einheit in allen Dingen manifestiert sich in der Ordnung des Kosmos. Wieso sollte die Ursache der Dinge unter den Dingen selbst, als unter den Folgen weilen? Vielmehr ist es so das, jener eine Gott den gesamten Kosmos, und damit alle Dinge, selbst die Götter, durchdringt. Nichts ist einander fremd und alles ist durch dieses göttliche Band verbunden.


    Kummer… ist jene Emotion, welche jene haben, die ihr Schicksal nicht ertragen oder ändern können. Kummer ist letztendlich… völlig nutzlos und mehrt den Schmerz nur.


    Die als Witz getarnte Dreistheit Diagoras gegenüber der Philologa fand ich ziemlich peinlich und es war müssig sie zu Kommentieren.

  • Eucratides blickte noch einmal kurz auf die sich stapelnden Schriftrollen, welche auf ihre Bearbeitung warteten, dann wandte er sich schulterzuckend wieder den beiden Gelehrten zu.
    "Sehr wohl werte Herren, dann bitte ich euch höflichst mir zu folgen."
    Mit einem Seitenblick auf Diagoras von Melos meinte er dann.
    "Da euch scheinbar die Vorstellung auf eine Frau als Philologos zu treffen und noch dazu eine Römerin unbehagen bereitet, werde ich euch zu Doros bringen.
    Ich bin sicher, das er erfreut sein wird sich eurer annehmen zu dürfen. Also wohlan....wenn die Herren dann soweit wären..."
    Eucratides war bei den letzten Worten, vorausgeeilt und hatte die Tür des geräumigen Schreiberzimmers geöffnet um seinen beiden Besuchern den Weg durch die langen, schmalen und nur durch spärlichen Fackelschein erhellten Gänge des Museions zu weisen.



    Sim-Off:

    Schaffe es nicht, direkt zu Doros zu verlinken. Darum geht es in "eines der Nebengebäude / Doros" unter dem Titel zwei Gelehrte für das Museion weiter. Entschuldigt bitte. :(

  • Diagoras schnaubte. Warum die Menschen immer ihre eigenen Animositäten in anderen zu finden glaubten? "Ich habe nichts gegen Frauen und auch nichts gegen Römer, und auch nicht aus einer Kombination von beidem", erwiderte der Philosoph leicht pikiert. "Ich weiß einfach nicht, was ein Arzt ..." aber da waren die beiden anderen schon unterwegs.- 'Doros?' Bei den Greueln von Edessa! Was wollen wir bei Doros? Sagte Diagoras nicht eben deutlich, wer wolle zu Sosimos? Er zuckte mit den Schultern und schlurfte hinterher.

  • Da ich daran interessiert war, was mein Vater hier bald für Vorträge halten würde, ebenso wie auch an den Darstellungen der anderen Wissenschaftler, beschloss ich mich am Museion einzuschreiben. Laut klopfte ich an der Tür der Stege des Schreibers des Museions.

  • Der alte Schreiber Xerxes saß mal wieder über einige Tafeln gebeugt, um die Liste von Schülern und Gelehrten auf den neusten Stand zu bringen, schließlich kamen immer mehr neue Gesichter, während Alte verschwanden (und das Wortwörtlich), als er das Klopfen vernahm. Erstaunt sah er auf. Hatte wohl ein Witzbold die schweren Türen geschlossen als er den Vorraum zum Epistates verlassen hatte. „Jaaa! Herein!!“, rief Xerxes laut.





    DEMOSIOS - MUSEION

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