Der Vorraum mit den Schreibern

  • Der alte Schreiber Xerxes, durch dessen Gesicht sich viele Falten zogen, wie tiefe Täler mit den darum liegenden Hügeln, sah von seinen Schriftrollen auf und die junge Frau an, die den Vorraum betrat. Er nickte ihr nicht unfreundlich zu, selbst wenn der ältere Mann nicht lächelte. „Khaire!“, grüßte er gleichermaßen zurück. „Hörerin? Möchtest Du nur den Vorlesungen und der Lehre lauschen oder richtig am Unterricht teilnehmen? Denn dann müsstest Du Dich als Schülerin des Museion eintragen lassen. Ist das Dein Wunsch, junge Dame?“





    DEMOSIOS - MUSEION

  • Der alte Schreiber nickte und stand auf. Mit schlurfenden Schritten trabte er gemächlich bis zu einem der Regale, sah dort in die Fächer und zog eine ganz bestimmte Schriftrolle hervor ehe er zu seinem Tisch zurück kehrte und dort wieder Platz nahm. „Gut, dann nehme ich mal an, daß Du einen einwandfreien Leumund besitzt und eine Bürgerin der Stadt Alexandria bist?“, fragte Xerxes und griff bereits nach der Rohrfeder, um sich alles zu notieren. „Wie ist Dein Name, der Deines Vaters und Deiner Mutter?“









    DEMOSIOS - MUSEION

  • Natürlich bin ich Bürgerin!


    Bekundigte Selene fast etwas beleidigt.


    Mein Name ist Selene Eurydike, Tochter des Kassandros von Alexandria und Eurydike, ebenfalls beide Bürger von Alexandria.

  • Die Rohrfeder kratzte über das Papyrus, das doch schon so lange in Ägypten in dieser Form hergestellt wurde, und verewigte dort alles, was ihm die junge Frau gerade berichtete. Mit schwungvoller Schrift trug Xerxes den Namen der jungen Frau ein, aber auch die der Eltern und ihren Hinweis, dass sie alexandrinische Bürgerin war, somit stand der Aufnahme als Schülerin nichts mehr im Wege, außer der Zustimmung von Sosimos oder der Philologin. Xerxes nahm eine andere Rolle und notierte dort den Namen der jungen Frau. „Gut, dann ist das auch geklärt. Du wirst noch vom Museion Nachricht erhalten, ansonsten steht es Dir schon einmal offen, hier an den Unterrichtsstunden teilzunehmen und auch in der Bibliothek zu lernen. Wo bist Du wohnhaft und gedenkst Du an das Museion zu ziehen, sofern Deiner Aufnahme statt gegeben wird?“









    DEMOSIOS - MUSEION

  • So leise war es hier, dass Katander sich fragte, ob Schweigen hier Pflicht war oder ob die Stille daher kam, dass niemand zugegen war. Letzteres hoffte er ja wirklich nicht. Immerhin hatte man ihn geschickt, damit er etwas herausfand, und das würde er nur können, wenn auch jemand da war. Also betrat der aelianische Sklave den Vorraum mit den Schreibern und hielt den erstbesten an.
    »Entschuldige bitte«, sagte er.
    »Ich würde gern etwas erfragen. Es geht um den cursus res vulgares. Mein Herr hat sich kürzlich angemeldet, wohl aber haben die Unterlagen ihren Weg noch nicht zu ihm gefunden. Kannst du vielleicht etwas darüber in Erfahrung bringen? Sein Name ist Aelius Archias.«

  • Federn kratzten über Pergament, Rohrfedern über Papyrus, es raschelte leise, mal war ein Hüsteln zu vernehmen, aber sonst war es wirklich ein ruhiger Tag heute am Museion, die Bittsteller waren schon längst abgehandelt worden und so gingen die Schreiber, die meistens auch Sklaven des Museion waren, ihrer täglichen Arbeit der Verwaltung nach, große Lehrwerke kopierten sie nicht, die Schriften oblagen den Schreibern in der Bibliothek. Es war ein junger Mann, den Katander gerade auf dem Weg zu einem der hohen Regale abfangen konnte. Der Schreiber, Hermaios war sein Name, blieb stehen, eine Schriftrolle in der Hand, und sah den anderen Mann fragend an. „Khaire! Der Cursus Res Vulgares?“ Eine Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen. Eigentlich hatte das Museion nichts oder kaum etwas mit dem Cursus der Schola zu tun. Außer dem Anschlag, der hin und wieder hier in Alexandria erschien. Denn eigentlich war die Ephebia das, was die Jugend und aufstrebenden Hellenen hier absolvierten. Aber auch damit hatte das Museion kaum zu tun, denn das wurde im Gymnasion erledigt. „Nun ja, womöglich ist dem Boten etwas widriges auf dem Weg nach Alexandria passiert!“ So die Mutmassung von Hermaios. „Aber ich sehe gerne noch mal nach! Hat sich Dein Herr fristgerecht* angemeldet? Hat er sich in Alexandria angemeldet oder in Roma? Ist seine Adresse bekannt? Ist er womöglich in letzter Zeit umgezogen?“









    Sim-Off:

    * Die Verspätung angesicht der späteren Veröffentlichung der Anmeldung in Alexandria und der Verzögerung des Curses ist natürlich berücksichtigt ^^




    DEMOSIOS - MUSEION

  • Die steile Falte auf der Stirn des Schreibers verhieß schon mal nichts Gutes, dachte Katander. Er runzelte seinerseits die Stirn und nickte einfach. Die Mutmaßung eines Unfalls war zwar durchaus denkbar, aber als praefectus vehiculorum hätte sein Herr doch sicherlich davon erfahren, wenn einer der Boten verunglückt war. Oder nicht?
    »Verschickt die schola denn ihre Unterlagen mit dem cursus Publicus?« fragte er sicherheitshalber nach und zuckte im gleichen Moment die Schultern.
    »Naja, ich dachte, dass ihr die Sachen vielleicht hier habt und sie mir gleich mitgeben könntet, aber es sieht ja nicht danach aus«, fügte er hinzu und grinste schief. Und das bei den vielen Regalen...
    »Hm? Oh ja, die Anmeldung erfolgte hier vor Ort und innerhalb der Frist. Ich selbst hab ihn angemeldet, aber Unterlagen kamen dennoch keine. Du kannst dir ja sicher vorstellen, wie das nun aussieht - nämlich so, als hätte ich die Anmeldung versäumt. Da kann ich mir wieder was anhören.« Katander seufzte tief.
    »Die Adresse ist eigentlich auch bekannt. Zu Anfang haben wir im Kapleion Archaon gewohnt, haben dann aber eine insula gefunden. Das war aber vor der Anmeldung. Soll ich vielleicht die Adresse sicherheitshalber noch einmal hinterlegen?« hakte er nach und blinzelte den griechischen Schreiber an. Dann kam ihm eine Idee, und er stellte eine weitere Frage.
    »Aber wo ich gerade schon mal da bin... Die schola ist nicht hier im Museion eingegliedert? Ich dachte, da würde man stark zusammenarbeiten. Und wie ist das mit weiterführenden oder speziellen Kursen? Werden die hier angeboten oder muss man extra verreisen, wenn man sich weiterbilden möchte?«

  • Eigentlich war Hermaios jemand, der über die Abläufe am Museion doch gut Bescheid wusste und selten in den letzten Jahren aus dem Konzept gebracht wurde durch die Fragen von Besuchern. Aber wegen dem römischen Kurs kamen selten Römer zu dem Vorzimmer des Epistates. Hermaios hob den Federkiel und strich sich nachdenklich damit über sein Kinn und sah den Sklaven vor sich sinnend an, ehe er den Kopf schüttelte. „Ehrlich gesagt...wir haben mit dem Cursus Res Vulgares nicht viel zu tun, wir bekommen die Anschläge geschickt, wenn einer in Rom statt findet.“ Hermaios lächelte schief als er anfügte. „Aber auch nicht immer, manchmal vergessen die in Rom, dass es auch noch Provinzen gibt, in denen Römer leben und die sich wohl auch weiter bilden wollen.“ Wobei Hermaios ja fand, dass man in Alexandria wahrlich nicht an Kultur und Bildung verkümmern konnte, mit all den alten Tempeln, den Bibliotheken, DER Bibliothek der bekannten Welt – nämlich dem Museion. Aber die Rhomaer schienen sehr viel Wert auf diesen Res Vulgares zu legen. „Ich kann nachfragen, wenn Dir das hilft, an diejenigen, die im Kontakt mit der Schola in Rom stehen. Aber das kann ein paar Wochen dauern.“


    Hermaios verstummte einen Moment schließlich und dachte über die letzte Frage des Sklaven nach. Machte dieser sich über Hermaios lustig? Verreisen, wenn man sich bilden wollte? Etwa von Alexandria nach Rom? Erwartete der Römer etwa (oder sein Sklave), dass man in Rom sich besser bilden konnte als am Museion? Die Mundwinkel des Museionsklaven hoben sich ganz langsam und er warf dem alten Schreiber am Nachbarpult einen belustigten Blick zu. „Das Museion hat tatsächlich wenig mit der Schola zu tun, selbst wenn wohl Kooperationen bestehen, die Art des Studiums ist hier jedoch wohl anders als in Rom. Wir lernen immerzu und nicht nur an ausgewählten Tagen, wo Kurse angeboten werden. Wenn Dich jedoch ein spezielles Fach...also ich meine, Deinen Herrn, interessiert, so kann man ihn sicherlich an einen entsprechenden Lehrer verweisen, ob die Kunst der Philosophie, der Heilkunst oder der Architektur. Aber hier am Museion wird erwartet, dass sich Schüler auch wie Schüler benehmen!“, fügte Hermaios sicherheitshalber an, denn letztendlich glaubten die Rhomaer, die Herrn der Welt zu sein (gut, sie waren es auch, aber im Museion herrschten nun mal mehr die hellenischen Traditionen.)




    DEMOSIOS - MUSEION

  • Auf dem Weg über das Gelände des Museions hatte ich mich mit einem Lächeln umgesehen, denn es war eine angenehme Zeit gewesen, als ich hier lebte und arbeitete. Ich hatte das eine oder andere bekannte Gesicht gesehen, mich mit ein paar alten Bekannten unterhalten und kam nun zu jenem Raum, wo ich einst arbeitete. Ich klopfte aus Höflichkeit an und trat dann ein und wartete darauf, bis einer der Schreiber etwas Zeit für mich hatte.

  • Das verwitterte und vom Leben gezeichnetete Gesicht von Xerxes sah von einem Papyrus auf. Einige Zeit, nachdem das Klopfen zu hören war, aber er hatte noch einiges niederschreiben müssen. Und im Alter wurde man (bekanntermaßen) doch recht vergesslich. Er wollte nicht, dass ihm das Nötige durch seinen langsam dahin schwindenden Geist entfleuchte und er am Ende wieder lange grübeln musste, was er niederschreiben wollte. Sein Gesicht zeigte sofort Wiedererkennen als er die Iunierin sah und ein mildes Lächeln erschien auf dem sonst mehr mürrischen Gesicht des alten Mannes. Die Römerin hatte es geschafft, in ihrer Zeit als sie am Museion gearbeitet hatte, die meisten Schreiber für sich einzunehmen. Auch Xerxes. "Khaire, werte Iunia. Welche Freude, Euch wieder am Museion zu sehen. Ich habe ja gehört, daß Ihr es weit gebracht habt und der Stadt einen großen Dienst erweist." Wäre er nicht nur Sklave, er hätte bei der Versammlung natürlich auch lautstark für sie gerufen, damit sie gewählt wurde. Aber er durfte noch nicht mal dort erscheinen.
    "Was kann ich für Euch tun, werte Dame?"





    DEMOSIOS - MUSEION

  • Natürlich hatte ich Xerxes bereits beim Eintreten gesehen, zumal ich auch davon ausgegangen war, dass er heute hier sitzen würde und so hatte ich ihn, mit einem Lächeln, eine Weile lang beobachtet. Als er mich dann bemerkte und - für seine Verhältnisse - fast schon überschwänglich begrüsste lächelte ich ihn an und ging einen Schritt auf ihn zu.
    Chaire Xerxes, ich hatte gehofft, dass du hier bist.
    sagte ich und lächelte weiter, auch wenn mir die Erwähnung meiner Verdienste etwas peinlich war.
    Ich wollte mich über die Möglichkeit informieren als Schülerin ans Museion zu kommen.

  • Ganze drei Zoll schien er alte Mann und Schreiber des Museion größer zu werden als er die Worte von Urgulania vernahm (auch das Alter schützt schließlich nicht davor, geschmeichelt zu sein ) und er deutete noch mal etwas wie ein Lächeln an, was jedoch schwand als die Iunerin zu ihrem Anliegen kam. Nicht, weil das Anliegen abwegig wäre, sondern weil es auf die Ebene der Arbeit ging. Und Xerxes dann alles andere ausblendete und nur noch an seine Arbeit für das Museion dachte. Er nickte langsam. „Ja, die Möglichkeit besteht natürlich!“ Denn am Museion von Alexandria durften auch Frauen studieren, was nicht immer der Fall war, aber seitdem die Frauen in dem Land immer stärker wurden und mehr ihre Position behaupten konnten, war das auch an das (in solchen Dingen eher lahme) Museion gekommen. „Da Ihr römische Bürgerin seid und auch in der Ephebia wohl anerkannt wurdest...“ Sonst hätte sie an der Versammlung nicht teil nehmen dürfen. „...von gutem Leumund und tadellosen Ruf bist, steht einer Aufnahme als Schülerin nichts im Wege. Wenn Ihr wünscht, kann ich Euch gleich zu Nisoteia oder zu Sosimos führen, damit sie Euch als Schülerin am Museion annehmen. Wer ist Euch lieber, werte Iunia?“





    DEMOSIOS - MUSEION

  • Silanus hatte sich an seinem freuen Tag aufgemacht um sich einige Informationen über das Weiterbildungsangebot hier in Alexandria einzuholen. Sein erster Weg führte ihn dabei natürlich ins Museion. Nach kurzem durchfragen fand er das Officium der Schreiber, klopfte an und betrat es. Den erstbesten Schreiber erblickt, trat Silanus auf ihn zu und sprach ihn an.
    "Salve guter Mann! Ich bin hier um mich bezüglich etwaiger Prüfungen der Schola Atheniensis zu erkundigen. Gibt es hier die Möglichkeit solche Prüfungen abzulegen?"

  • "Gut, ich werde dich zu Nisoteia führen." Diese galt im Allgemeinen als weniger launisch und geduldiger als es Sosimos war. Außerdem hielt Xerkes Iunia zunächst bei einer Frau für besser aufgehoben. Er wusste nicht, wie Sosimos dazu stand, doch einige der älteren Gelehrten hatten üble Vorurteile gegenüber weiblichen Schülern, auch wenn das Museion den Frauen schon recht lange offenstand. "Folge mir einfach, es ist nicht weit.", meinte Xerkes und schenkte Iunia ein eigenartiges Lächeln... . Sie verließen das Hauptgebäude, gingen durch den Garten zum Pavillon der Nisoteia.

  • Der Schreiber brauchte eine gewisse Zeit, ehe er den Kopf gehoben hatte und nicht mehr seine Arbeit, ein Verzeichnis der zu bezahlenden Gelehrten, ansah sondern den Besucher.
    Dass dieser Latein sprach, verwirrte den Schreiber und brachte ihn in Bedrängnis. Denn der Mann, der schon seit Jahrzehnten für die Priesterschaft der Musen und des Apollons Buch führte, konnte eigentlich nur Koiné und das Attische. Das war jahrzehntelang ausreichend gewesen für seine bescheidene aber wichtige Tätigkeit.
    "Äh Salve äh, quis pettisss... äh, kyri- äh dominnäh äh? cur ess äh, äh in museo äh?*", kramte der Schreiber einige Brocken Latein hervor und hoffte, sich damit deutlich genug ausgedrückt zu haben.




    Sim-Off:

    *Der Schreiber fragt, was du willst und warum du im Museum bist.

  • Silanus schüttelte lachend den Kopf. Wie dumm von ihm, dass er den Schreiber in Latein angesprochen hatte. Sein griechisch war nicht besonders gut, aber vermutlich dennoch besser als das Latein des Schreibers. Er sprach langsam und versuchte wichtige Wörter besonders zu betonen.


    "Ich möchte den Cursus Iuris ablegen. Ist das hier möglich?"

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!