Audienz für Timokrates Kyrenaikos


  • Gemessenen Schrittes führte ich den Beamten zum Audienzsaal der Regia Praefecti und meldete ihn an.


    “Timokrates Kyrenaikos, Eutheniarchos und Archiprytanes der Polis Alexandria!“


    Nachdem ich das getan hatte, zog ich mich eine ruhige, aber nicht zu weit entfernte Ecke des Raums zurück und zückte schon mal mein Schreibgerät, um die wichtigsten Punkte des Gesprächs fürs Archiv festzuhalten.

  • Hübsch. Ein bisschen beeindruckt betritt Timokrates den reich verzierten Saal. Klassischer ptolemäischer Stil, eine gelungene Demonstration imperialer Stärke und Pracht und vor allem geschmackvoll. Zum Glück hatten weder die ptolemäischen Vorbesitzer, noch die römischen Präfekten den Drang verspürt, den ganzen Raum mit buccolischem Kitsch und romantischen Landschaftspinseleien auszuschmücken, wie man es ja in Alexandria gerne zu tun pflegt. Ausgiebig sieht der Prytane sich um und wartet auf das Erscheinen des Praefectus Aegypti.

  • Er musste nicht lange warten, da betrat der Praefectus Alexandriae et Aegypti in Begleitung einiger Palastbeamter den Audienzsaal.


    “Salve Timokrates Kyrenaikos! Ich freue mich, dass du meiner Einladung so rasch nachkommen konntest.“, begrüßte er den Eutheniarchos und nahm auf dem Stuhl platz, auf dem er bei Audienzen immer zu sitzen pflegte.

  • Sogleich wirft sich Timokrates, sich an das offizielle und alterprobte Protokoll haltend, vor dem Präfekten zu Boden. Dort liegend intoniert er pathetisch und natürlich weiterhin griechisch sprechend:


    "Chaire, Eparchos tou Rhomaion, Stellvertreter des Basileios tou Rhomaion, Autokrator Kaisar Sebastos Iulianos, göttlicher Richter und Herr beider Länder, Sohn der Sonne, mögen die Götter dir immer wohlgesonnen sein, mögen deine Feinde erzittern, die Völker vor dir zu Staube kriechen, deine Kammern immer gefüllt sein mit Gold, Weihrauch und Gewürzen und mögest du immer auf weichen Kissen ruhen!"


    Nachdem er den Sermon beendet hat blickt er auf und schließt einfach mal aus dem Blick des Prafekten, dass er sich wieder erheben kann. 8) Er stellt sich auf und wischt sich den Staub von der Schulter. Ruhiger und sachlicher, aber immer noch auf griechisch, meint er: "Du hast mich rufen lassen?"

  • Ein Scriba übersetzte: “Er begrüßt dich mit allen Ehren, Praefectus. Er wünscht dir den Segen der Götter, dass deine Feinde erzittern, die Völker vor dir im Staub kriechen so wie er das da gerade macht und dass du immer Gold, Weihrauch und Gewürzen vorrätig hast und ein weiches Kissen zu ruhen.
    Außerdem fragt er, ob du ihn hast rufen lassen.“

  • “Ja, dass hat er.“, übersetzte der Schreiber in Koiné-Griechisch.
    “Der Praefectus beglückwünscht dich zu deiner Wahl als Eutheniarchos und ebenso zu der als Archiprytanes.“

  • Während ich schrieb und aufmerksam zuhörte, musste ich mein Grinsen schwer zurückhalten. Erst diese Frechheit und dann übertriebenes Kratzbuckeln. Nunja, ich hatte meine Arbeit und meine Meinung war unerheblich.

  • Obwohl Timokrates, der Latein durchaus versteht, etwas mokiert ist über die falsche Übersetzung des Scriba, denn eigentlich war seine Nachfrage bezüglich der Audienz ja mehr rhetorisch gemeint, eine kleine aber wichtige Nuance, die in der Übersetzung untergegangen ist. Allerdings lässt Timokrates sich das nicht anmerken. Es ist in der Geschichte Alexandrias wahrscheinlich noch nie vorgekommen, dass ein Präfekt kein Griechisch spricht, sondern die im ganzen Osten und in den höheren Kreisen Roms selbst verpönte Bauernsprache und obwohl das Timokrates eigentlich ziemlich egal ist, so findet er durchaus, dass er vom Präfekten die Einhaltung des traditionellen Protokolls und somit eine griechische Konversation erwarten kann. Und natürlich macht ihm die Unterhaltung so auch insgeheim mehr Spaß.


    Fragend schaut er zum Scriba und wartet auf die Übersetzung.


    Sim-Off:

    Sorry, hab die letzten beiden Posts nicht gesehen :(

  • Als der Scriba die Übersetzung liefert, klart sich Timokrates Gesicht auf. Sichtlich geschmeichelt antwortet er freundlich und im diplomatischen Ton:


    "Meinen ergebendsten Dank, O Eparchos! Ich werde mein Bestes tun, meiner Polis und ihren Bürgern ein ergebener Diener zu sein und Reichtum, Frieden und Wohlstand zu mehren. Und ich hoffe natürlich und werde mein Bestmöglichstes dafür tun, dass die Kooperation zwischen dem Volk der Alexandriner und dem Volk der Rhomäer fruchtbar und ergiebig sein wird.


    Und erlaube mir natürlich auch, dir die besten Glückwünsche zu deiner Ernennung auszusprechen! Möge Tyches Segen über deiner Amtszeit liegen."


    Natürlich hat es Timokrates sich nicht nehmen lassen, einige besonders fiese Worte und Grammatikstellungen in seine Antwort einzufügen. :P

  • “Der Eutheniarchos dankt dir ergeben. Er wird sein Bestes tun, will seiner Polis und ihren Bürgern ein ergebener Diener zu sein und Reichtum, Frieden und Wohlstand mehren. Und er hofft und wird sein Bestmöglichstes dafür tun, dass die Kooperation zwischen Alexandrinern und Römern fruchtbar und ergiebig sein wird.


    Er erlaubt sich, dir die besten Glückwünsche zu deiner Ernennung auszusprechen! Möge Tyches Segen über deiner Amtszeit liegen, Praefectus.“, übersetzte der Scriba.

  • Der Paefectus Aegypti lauschte der Übersetzung des Schreibers und hieß ihn dann schweigen.


    Auf Griechisch - wenn auch mit deutlich hörbarem lateinischen Akzent - antwortete er dem Alexandriner nun direkt: “Das kommt mir sehr gelegen, denn ich beabsichtige einige Entscheidungen zu treffen und erwarte im Sinne einer fruchtbaren und ergiebigen Kooperation dafür die Zustimmung des Prytanaions.“

  • Timokrates setzt ein freundliches Grinsen auf als der Präfekt auf Griechisch antwortet. Ansonsten behält er diplomatische Haltung und Tonfall:


    "Sei dir versichert, Eparchos, du findest in meiner Person einen sicheren und zuverlässigen Partner in deinen Vorhaben. Allerdings - Darf man fragen, um was für Entscheidungen es sich dabei handelt? Es wäre nämlich sicherlich für uns Beide zum Vorteil, wenn ich eine Strategie entwerfen könnte.
    Du musst wissen, die Stadtpolitik ist ein sehr kompliziertes Konstrukt. Ich denke allerdings nicht, dass bei der Durchsetzung deiner Beschlüsse große Probleme aufkommen könnten, das habe ich im Griff. Das Koinon wird all deine Pläne so weit es geht unterstützen und ebenso wird es die Ekklesia tun, dessen sei dir versichert. Wahrscheinlich bräuchte es mich gar nicht einmal, schließlich würde kein einigermaßen vernünftiger Mann offen die Stimme gegen den Stellvertreter eines Gottes erheben. Allerdings gilt das nur, soweit es das das Formale betrifft..."


    Das "Formale" betont Timokrates dabei sehr ausdrücklich. Dann macht er eine Pause.

  • “Es geht um einen Erlass zum Wohnrecht im Königsviertel Basileia. Einige Personen haben von Gesetz wegen Anspruch hier zu wohnen und das soll auch unangetastet bleiben. Darüber hinaus will ich als Vertreter des Basileus aber das letzte Wort darüber behalten, wer sich in Basileia niederlassen darf und wer nicht.
    Zudem möchte ich eine gewisse Geldsumme dafür verlangen, nennen wir es eine Gebühr. Ich dachte da an eine vergleichsweise bescheidene Summe... 5000 Sesterzen? Dieses Geld würde dann je zur Hälfte in die Kassen der Stadt und der Provinz fließen.


    Alexandria würde also direkt von dieser Regelung profitieren. Da sollte es leicht fallen, das Gute darin zu sehen, was meinst du, Eutheniarchos?“

  • Für einen kurzen Moment fällt Timokrates diplomatische Fassade ab und weicht einem überraschten, dann nachdenklichen Gesicht. Nach einiger Zeit gründlichen Überlegens antwortet er:


    "Der Vorschlag klingt an und für sich sehr gut, Praefectus. Ich denke, dass du die letzte Entscheidung darüber behältst, wer im Königsviertel wohnt, ist dein gutes Recht. Ich weiß gar nicht, ob es dafür überhaupt ein Gesetz bedarf, aber natürlich könnte man eins erlassen. Und über die Mehreinnahmen würde sich die Stadtkasse natürlich außerordenlich freuen. Alles in Allem kann ich den Entschluss nur begrüßen. Tatsächlich hatte ich mir bereits überlegt, eine ähnliche Regelung auch für das Broucheion einzuführen, zu geringeren Summen selbstverständlich.


    Nur, erlaube mir, das noch einmal widerholen, damit klar ist, dass wir uns richtig verstehen: Möchtest du, dass in Zukunft generell alle, die mit einer Wohnung im Königsviertel privilegiert werden, eine Summe von 5000 Sesterzen aufbringen sollen oder gilt das nur für die, die sich hier ohne dein ausdrückliches Privileg niederlassen wollen. Anders ausgedrückt: Möchtest du die Exklusivität des Viertels verschärfen oder im Gegenteil eher für alle Wohlhabenden öffnen?


    Was mich aber noch mehr und vor allem interessieren würde, wäre die Frage nach der Herkunft der zukünftigen Bewohner. Soll die Regelung nur für Hellenen und Rhomäer oder zum Beispiel auch für die großen ausländischen Handelsherren gelten? Und was ist mit Ägyptern und Juden?"

  • Timokrates seufzt leise in sich herein. Den Sachverhalt zu erklären, ist wirklich keine einfache Sache.


    "Es handelt sich dabei vor allem um Gewohnheitsrecht, aber von der Sorte, die stärker ist, als es ein geschriebenes Gesetz je sein könnte."


    Er führt genauer aus:


    "Zumindest kann man den Archiven entnehmen, dass die Polis in den letzten drei Jahrhunderten Dutzende von Gesandtschaften zuerst an den Hof der Makedonenkönige, später dann nach Rom schickte, und allesamt haben sie unter anderem den Inhalt gehabt, ihnen vom Basieus die griechischen Sonderrechte gegen die Juden bestätigen zu lassen, nicht wenige von ihnen forderten ein eigenes Judenviertel. Und bisher hatten alle diese Petitionen Erfolg. Wenn ich mich richtig erinnere, war es sogar ein rhomäischer Basileus, der von sich aus die Idee hatte, die Juden ausschließlich in einen eigenen Bezirk unterzubringen, ich glaube, es war Augustus. Diese Maßnahme ist sicherlich einer der Gründe, warum sich dieser Mann bei den Alexandrinern bis heute sehr hoher Beliebtheit erfreut. Der Letzte, der diese Sache bestätigte und sogar noch verschärfte war Vespasian."


    Dann überlegt er kurz, entschließt sich aber doch dazu, es zu sagen:


    "Die Griechen hier hassen die Juden, die Juden die Griechen. Ich denke, es wäre am besten, diesen Konflikt nicht weiter hoch zu kochen."


    Sim-Off:

    Will heißen: Steht nicht in unserer Katastasis ;)

  • “Ich verstehe. Diese Regelung ist gewiss weise. Bestimmt ist sie dem geordneten Zusammenleben in der Stadt dienlich. Aber als Angelegenheit der Stadt werde ich es bis auf weiteres auch ansehen. Regelt es selbst wie ihr es für richtig haltet. Aber denkt daran, ihr seid mir auch für den Frieden innerhalb der Mauern verantwortlich.


    Ich habe nicht die Absicht, gegen die überlieferten Sitten Alexandrias zu handeln. Juden werde ich deshalb kein Wohnrecht in Basileia einräumen. Männern und Frauen, die weder Alexandriner, noch Rhomäer sind, ebenfalls nicht. Aber das werde ich nicht explizit zum Ausdruck bringen, um die Betroffenen nicht unnötig zu beunruhigen.


    Ich hatte vielmehr und in allererster Linie wohlhabenden Rhomäer im Sinn. Leute vornehmer Herkunft, die sich in Alexandria niederlassen wollen und denen ich das kaum abschlagen kann. Aber es gibt auch in Rom Familien mit wohlklingenden Namen, deren große Vergangenheit sie nicht davor bewahrt hat, heute in Schulden oder zumindest bescheidenen Verhältnissen zu leben. Für die sollte hier dann auch Neapolis als Wohnort genügen. Wer aber aufgrund seines Amtes das Wohnrecht im Königsviertel einfordern kann, von dem werde ich auch kein Geld verlangen. Diese Personen sind von der geplanten Regelung selbstverständlich ausgenommen.


    Ich werde sie in Form eines Erlasses veröffentlichen. Ein Gesetz ist dafür nicht nötig, meine ich. Von den Vertretern der Stadt erwarte ich lediglich, dass sie ihre Zustimmung bekunden, denn nach der Katastasis Alexandres wird Basileia gemeinsam von der Polis und dem Statthalter verwaltet.
    Du wirst mir diese Zustimmung verschaffen?“





    Sim-Off:

    ich weiß 8)

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