Neuordnung der Finanzkompetenzen

  • Der Archiprytane erhebt sich und spricht:


    "Polites! Kann mir irgendjemand sagen, wie die bisherige Regelung bezüglich der Stadtkasse aussieht?"


    Die Frage war durchaus berechtigt, denn Timokrates hatte bisher keinen Hinweis darauf in den Gesetzen finden können. Aber vielleicht wusste einer der Älteren Bescheid.

  • Leonidas war ebenfalls zum Koinon erschienen und hatte neben Timokrates und dem Platz des Nikophilaeus Platz genommen. Als Timokrates die Sitzung nun mit der Nachfrage nach den Finanzen eröffnete, musste Leonidas feststellen, dass er sich das niemals so genau gefragt hatte. Er hatte einfach immer den Exegeten angenommen.


    Sicherheitshalber überließ er es jedoch einem der gewesenen Exegeten oder wer auch immer dafür zuständig war, dies zu beantworten.

  • Nikolaos hatte sich etwas verspätet. Ein wenig gehetzt betrat er die Halle im Tychaion, in der das Koinon tagte. "Entschuldigt", murmelte er und begab sich an seinen Platz. Mit jeweils einem Nicken und einem Lächeln begrüßte er den Rest der Fraktion der unteren Pyrtanen. Er war gerade noch rechtzeitig gekommen, um das Anliegen des Archipyrtanens zu vernehmen. Da er selbst auch nichts darüber wusste, schwieg er und sah erwartungsvoll in Richtung der älteren Pyrtanen. Warum Timokrates begierig war, zu erfahren, wie es um die Kasse stand, konnte sich Nikolaos denken. Gut, dass Timokrates nachgefragt hatte, wenn die Verwaltung der Kasse geklärt wäre, könnte Nikolaos gleich nach einem Etat für seine Stadtwache fragen.

  • Zufrieden bemerkt Timokrates, dass keiner im Raum eine befriedigende Antwort parat hat. Er plustert sich erneut auf und redet weiter:


    "Gut. Dann wär ja eigentlich für alle Anwesenden klar, dass wir die Kompetenzen bezüglich der Stadtkasse neu regeln müssen.


    Ich plädiere dafür, zwei Prytanen mit der Überwachung der Stadtkasse zu betrauen, damit diese sich gegenseitig kontrollieren. Vorschläge?"

  • Langsam erhob sich Nikolaos. "Ich möchte den Eutheniarchen und Archipyrtanen Timokrates Kyrenaikos vorschlagen. Es ist sicher gut, wenn einer der beiden Wächter über die Stadtkasse jener ist, der das Amt des Archipyrtanen inne hat. Ferner, da ich, ehrlich gestanden vermute, dass sich die beiden hier versammelten Parteien, Krateiden und Nearchäer, auch in diesem Punkt nicht einigen werden, möchte ich, bei aller Bescheidenheit, mich selbst vorschlagen. Ich sehe mich nämlich nicht nur für die Sicherheit und Ordnung in der Stadt verantwortlich, sondern auch für eine Ordnung innerhalb des Pyrtaneions und der Ausgabenstruktur der Stadtkasse."

  • Sich immer noch in Selbstzufriedenheit sonnend, denn die Notwendigkeit, die Finanzkompetenzen an die "neutrale" Fraktion zu übergeben leuchtete Nauarchäern und Krateiden anscheinend ein, lauscht Timokrates den Redebeiträgen, die allerdings nicht sehr zahlreich sind. Etwas entäuscht ist er auch darüber, dass kein anderer einen Vorschlag machen will. Also erhebt er sich noch einmal und fragt gezielt nach: "Keine anderen Vorschläge?"

  • "Offensichtlich nicht.", antwortete Nikolaos. "Liege ich falsch, wenn ich die Inexistenz von Gegenvorschlägen als Zustimmung auslege?" Er blickte sich fragend in der Runde um. Dann sah er zum Archipyrtanen hinüber.

  • Skeptisch schaut Timokrates zu Graecus. Wenn hier jemand eine Debatte beginnt und beendet ist es der gewählte Redeführer, der Archiprytanes. Und der hat ein Interesse daran dass Leonidas Philotes noch seine Meinung einbringt...


    Sim-Off:

    *Mit dem Zaunpfahl wink*

  • Sim-Off:

    sorry, übersehen :(


    Leonidas hatte am gestrigen Abend ein wenig gefeiert, sodass seine Gedanken kurz dorthin zurückgeschweift waren. Erst als es still wurde und Timokrates ihn ansah, bemerkte er, dass er sich vielleich äußern sollte. Nach einem kurzen Hüsteln meldete er sich zu Wort.


    "Ich denke nicht, dass es sinnvoll ist, eine derartige Regelung von der aktuellen Tagespolitik abhängig zu machen. Vielmehr ist es doch von Bedeutung, eine dauerhafte Regelung zu finden.


    Zwei Prytanen sind in jedem Falle sinnvoll, allerdings bin ich der Meinung, dass neben den Archeprytanen nicht unbedingt der Strategos derjenige ist, der die Kasse verwalten sollte. Eher wäre es wohl die Aufgabe für jemanden, der ohnehin mit Geld zu tun hat.


    Folglich schlage ich das Amt des Agoranomen vor - er treibt immerhin Strafgelder ein und muss folglich ohnehin mit der Stadtkasse arbeiten."


    Er sah zu den beiden Fraktionen, dann zu Nikolaos und schließlich blieb sein Blick bei Timokrates stehen.

  • Kaum merklich biß sich Nikolaos auf die Lippe. Seine Hände zitterten, wenn auch nur sehr leicht. Mit aller Kraft versuchte er seinen Ärger zu unterdrücken. Es hätte so gut laufen können... . Zwar war Leonidas auch sein Verbündeter, trotzdem hätte er gerne selbst die Kontrolle über die Stadtkasse gehabt. Er verspürte den Drang, nach draußen zu gehen, um dort einige Kugeln Opium zu kauen, doch das wäre nicht nur unangebracht sondern auch nicht besonders klug. Er musste den Kopf klar halten. Er rechnete sich keine großen Chancen aus, an Leonidas statt gewählt zu werden, schließlich galt Leonidas, im Gegensatz zu Nikolaos, als respektabler Bürger aus einer alten und respektablen Familie. Gerne hätte Nikolaos Einwände eingebracht, für den Strateogs und gegen den Agoranomos, doch er wollte es sich mit seinem Wahlbündnispartner nicht verscherzen, schließlich brauchte er dessen Stimme für sein Vorhaben bezüglich der Stadtwache, dass er einbringen würde, sobald die Vewaltung der Stadtkasse geregelt wäre, auch wenn er in diesem Moment diesem am liebsten einen giftigen Blick zuwerfen würde. Er lächelte und schwieg. Doch sein Lächeln war eisig. "Da Leonidas Philotes, der Agoranomos, großes Interesse an der Verwaltung der Stadtkasse zu haben scheint, und es ihm wohl ein großes Anliegen ist, möchte ich ihm nicht im Wege stehen. Ich ziehe meinen Vorschlag zurück, als zweiten Mann den Strategos einzusetzen. Sicher ist es auf die Dauer wirklich besser, den Agoranomos damit zu betrauen, da er in Fragen des Geldes bewanderter sein sollte.", sagte er ruhig und erstaunlicherweise fast ohne Unterton. Man konnte ihm schwer ansehen, dass er dabei mit seiner Selbstbeherrschung rang. Nun lehnte er sich, beinahe erleichtert, auf seinem Sitz zurück und wartete auf den Beschluß, der ziemlich sicher war. Sollte noch ein Amt vorgeschlagen werden, wäre dieses von einer der beiden zerstrittenen Parteien besetzt, was wiederum die andere provozieren würde. So absurd es war, die drei "unabhängigen" Pyrtanen schienen die Polis beinahe schon zu regieren. Nikolaos lächelte sanft, doch immer noch kalt und sah sich nach Timokrates um.

  • Zufrieden bemerkt Timokrates, dass seine Fraktion sich ohne sein Zutun geeinigt hat. "Also gut, dann geht der Vorschlag dahingehend, den Eutheniarchos und den Agoranomos die Kontrolle über die Stadtfinanzen zu geben. Irgendwelche Vorschläge zu den konkreten Text des Dektrets?"

  • Leonidas sah zu Nikolaos - nach außen schien er zufrieden, doch etwas in seinen Augen zeigte ihm, dass etwas nicht stimmte. Timokrates hingegen schien völlig zufrieden, wenn er es auch offensichtlich falsch verstand.


    "Verzeih, verehrter Timokrates - ich meinte eigentlich nicht den Eutheniarchos, sondern den Archiprytanes. Das hat einen sehr einfachen Grund: Er genießt das Vertrauen aller Prytanen oder zumindest der Mehrheit und somit der Mehrheit der Polites. Das fände ich eine sehr demokratische Lösung."

  • Verdammt, da hat Timokrates nicht aufgepasst! "Den Archiprytanen damit zu betrauen halte ich für keine gute Idee aus dem Grund, weil der Archiprytane im Normalfall der Exegetes ist. Würde man die Kompetenz also dem Archiprytanen übergeben, so hätte man zwangsläufig wieder zwei hierarchisch ungleiche Partner, die die Kasse kontrollieren würden. Den Eutheniarchos würde ich deswegen vorschlagen, weil er Aufgrund seiner Tätigkeit als Überwacher des Außenhandels ebenso in finanziellen Angelegenheiten betraut ist wie der Agoranomos, der sich um den inneren Handel kümmert."

  • "Wo ist das Problem bei zwei hierarchisch ungleichen Partnern, Timokrates? Die Vetrauensposition halte ich doch für wichtig..."


    Andererseits...plötzlich kam Leonidas, dass es Vorteile hatte, wenn die jüngeren Prytanen Zugriff auf die Kasse hatten - sie waren noch nicht so tief im Sumpf der Politik versunken und vielleicht auch weniger korrupt...

  • "Ganz einfach: Der Exegetes ist den unteren Mitgliedern des Koinons gegenüber weisungsbefugt. Hätte der Exegetes die Kontrolle über die Finanzen, könnte er seine Amtsgewalt missbrauchen und zum Beispiel den Agoranomos befehlen, ein eventuelles unrechtmäßiges Bedienen nicht zu ahnden. Da der Exegetes durch sein Amt auch Einsicht in andere Akten hat als der Agoranomos könnte er diesen Schritt sogar begründen ohne dass der Agoranomos es nachprüfen könnte. Vielleicht bin ich etwas übervorsichtig aber ich befürchte, dass die Aufteilung der Kasse durch zwei ungleiche Partner dem Missbrauch Tür und Tor öffnen würde.
    Man könnte sich allerdings überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, dass die beiden Finanzbeamten den Exegetes oder besser dem ganzen Koinon gegeüber Rechenschaft abliefern müssen."

  • Leonidas rieb sich den Bart und sah Timokrates nachdenklich an. Dann nickte er langsam.


    "Vermutlich hast Du Recht. Gerade da der Euthenarchos zusätzlich auch für die Versorgung der Stadt zuständig ist, ist das vielleicht gar nicht so dumm."


    Er überlegte einen Augenblick, dann setzte er an.


    "Dann mein Vorschlag für das Dekret:


    Im Namen des alexandrinischen Volkes folgender Beschluss:
    (1) Die Stadtkasse der Polis Alexandria soll fortan durch den Agoranomos und den Euthenarchos verwaltet und überwacht werden. Dabei ist keiner von beiden dem anderen gegenüber weisungsbefugt.


    (2) Sie haben den übrigen Prytanen auf begründete Anfrage hin entsprechende Auslagen zu ersetzen.


    (3) Am Ende des Jahres haben beide Prytanen dem Koinon einen detaillierten Kassenbericht vorzulegen.


    Kurz und bündig gewissermaßen."


    Er lächelte in die Runde.

  • Timokrates, der die Verblüffung seines Partners bemerkt, erläutert noch einmal genauer:


    "Ich meine damit, dass der Gesetzestext, vor allem Artikel (1), in jetztiger Form meiner Meinung nach zu weit auslegbar ist. Vor allem der Zusatz: "Dabei ist keiner von beiden dem anderen gegenüber weisungsbefugt" könnte dahingehend interpretiert werden, dass die beiden Prytanen den anderen nicht kontrollieren dürfen. Ich würde den Text deshalb dahingehend ändern:


    (1) Die Stadtkasse der Polis Alexandria soll fortan durch den Agoranomos und den Euthenarchos verwaltet und überwacht werden. Dabei ist keiner von beiden dem anderen gegenüber weisungsbefugt.


    (2) Der Agoranomos und der Eutheniarchos haben darüber hinaus die Pflicht, sich inmitten ihrer Amtsperiode gegenseitig zu kontrollieren und Missbräuche gegenüber dem Koinon zu melden.


    (3) Sie haben den übrigen Prytanen auf begründete Anfrage hin entsprechende Auslagen zu ersetzen.


    (4) Am Ende des Jahres haben beide Prytanen dem Koinon einen detaillierten Kassenbericht vorzulegen."

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