Mit erheblich grummeligem Gesicht wartete Caius also erneut am Ende der Schlange. Dann mittendrin. Und schließlich hatte er nur noch zwei andere Leute vor sich. Schließlich war er dran und legte dem hämisch grinsenden Verwalter die Wachtafel unsanft auf den Tisch.
»Ach da schau her. Na, alles ausgefüllt?« Der Beame grinste hämisch. Oder kam Caius das nur so vor?
»Mh-mh«, erwiderte er nur gepresst. Dann nahm der Hafenverwalter die Wachstafel auf und überflog sie grob.
»Hier steht bei 'Grund des Aufenthalts', dass du leitender Postbeamter bist. Ist das richtig?« Er sah auf und fixierte Caius scharf mit seinen Augen.
»Ja, warum?« fragte dieser.
»Och. Nur so. Bei mir gingen erstaunlich viele Briefe verloren in letzter Zeit, weißt du...« Der Beamte fuhr mit dem Zeigefinger über die Einrahmung der Tafel und sah scheinbar zärtlich darauf hinunter. Caius glaubte sich allmählich im falschen Film.
»Aha. Das tut mir leid«, entgegnete er gepresst.
»Ahja. Hm. Ich glaube, hier ist etwas nicht richtig ausgefüllt...« Süffisant lächelnd reichte er Caius die Tafel zurück. Dieser war inzwischen rot angelaufen. Er nahm die Tafel und knallte sie dem Kerl zurück auf den Schreibtisch.
»Jetzt hör mir mal zu, du nautischer Sesselpuper: Ich werde heute ein Schiff nach Rom nehmen! Und es ist mir schnurzpiepegal, ob ich dabei auf deiner blöden Tafel etwas falsch ausgefüllt habe! Mein Name steht drauf und wer mit mir zusammen Alexandria verlässt. Entweder reicht das oder nicht!« Und damit drehte er sich herum und stapfte wütend aus dem Büro hinaus. Katander grinste sich eins und folgte ihm, während der Beamte nur blöd gaffte und seine Sprache nicht wiederfand, ehe sie den Raum verlassen hatten.
Officium portuensis – Hafenverwaltung
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Ànthimos blickte an dem Hafenbeamten vorbei aufs Meer. Die Worte des Mannes drangen zwar an sein Ohr, aber sie gelangten von dort nicht weiter in das Bewusstsein des Prytanen. Er stand da wie versteinert. Immer und immer wieder wiederholten sich die Worte die vor wenigen Augenblicken gesprochen wurden in seinem Kopf.
"Das Schiff Neptuns Gunst ist nicht hier eingetroffen. Es wurde offenbar von Piraten überfallen. Es gibt keine Überlebenden."
Was das genau bedeutete begann sich erst langsam in sein Hirn zu fressen.
Keine Überlebenden. Keine Überlebenden. [SIZE=7]Keine Überlebenden[/SIZE]
Panthea.
Penelope.
Er blickte den Mann vor sich an, doch eigentlich sah er durch ihn hindurch. Anthi nickte ihm zu, ohne jegliche Ahnung was er gesagt hatte, und verließ wortlos das Officium, während ihm der Beamte erstaunt hinterherschaute...
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Cleonymus wusste das knapp die Hälfte des Hafens in römischem Besitz war und somit höchstwahrscheinlich unverkäuflich, also wollte er sich den Weg von Werft zu Werft sparen und hoffte in der Hafenverwaltung jemanden zu finden der ihm vielleicht seine Werft verkaufen, verpachten oder vermieten würde ... mal davon abgesehen das der Ägypter sich sonst sicher auch anderer Mittel bedient hätte um eine Werft zu bekommen ...
Das Verwaltungsgebäude war wie immer überfüllt doch wie allgemein üblich machten die Leute dem ägyptischen Pyrtan und Kaufmann ehrfürchtig Platz, auch wenn es wohl weniger an Ehrfurcht, denn an simpler Furcht vor den "Begleitern" des Gymniasarchen lag, das die Leute beiseite traten. Der erstbeste Beamte der Cleonymus vor das Gesicht lief wurde auch gleich angesprochen ...
Ah .. wärst du so freundlich und würdest bitte deinen Vorgesetzten holen, ich bin ..."
"Oh Oh .. ich weiß wer du bist, Herr! Cleonymus .. der Gymniaaa .. Gymnia .. Gymniasarchon!"
Sagte der nunmehr zur "Gestalt" degradierte Beamte und schenkte Cleonymus ein beinahe zahnloses Lächeln, dieser erwiederte das Lächeln sogleich, woraufhin der Beamte schnell in ein Nebenzimmer eilte um seinen Vorgesetzten zu holen. Cleonymus hatte das "Politikerlächeln" perfektioniert, er konnte jederzeit Lächeln und dennoch den Leuten jedwede Gefühlsregung dazu einimpfen ... dann kam es eben mal vor das ein solches Lächeln einem freundlich mitteilte das man schon bald nicht mehr ganz so lebendig war wie zurzeit wenn man nicht tat was von einem verlangt wurde ...
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Anders als Varus in Erinnerung war, empfand er diesmal die Reise als weniger belastend, so das er ungewöhnlich ausgeruht in Alexandria das Schiff verließ. War er dennoch froh wieder festen Boden unter seinen Füßen zu spüren.
Sein gesamtes Hab und Gut wurde schließlich entladen und man machte sich auf den Weg zum Palast des Praefectus. Ganz neu war ihm ja Alexandria nicht gewesen, doch hatte sich in den letzten Jahren viel getan. -
Vier Wochen hatte ich auf dem Schiff verbracht, als ich an diesem Tag endlich mein Ziel erreichte und dort zum ersten Mal einen Fuß auf ägyptischen Boden setzte. Ich atmete tief durch und nahm den Geruch des Hafens, der sich mit dem Geruch dieser, mir völlig fremden, neuen Welt vermischte, in mich auf. Während ich langsam die ersten Schritte in dieser Stadt tat, blickte ich mich aufgeregt um und versuchte auf den ersten Blick möglichst viel zu sehen und nichts zu verpassen.
Die ältere Sklavin, die die Hälfte meiner Begleitung darstellte, zischte mir säuerlich zu, dass ich mich so benehmen sollte, wie es sich für eine Römerin meines Standes gehörte, doch ich überhörte sie, wie ich es so oft tat und steuerte auf das Gebäude zu, dass als Hafenverwaltung zu erkennen war.
Dort angekommen, gab ich meinen Begleitern die Anweisung zu warten (was wieder mit boshaftem Gemurmel quittiert wurde) und trat ein.
Im Inneren grüsste ich freundlich. "Salve. Ich bin gerade in Alexandria angekommen und hoffe hier einige Informationen zu bekommen." sagte ich und wartete auf eine Reaktion. -
Der alte Hafenmeister sah die junge Schönheit vor sich an und zog einmal guthöhrbar ihren Duft ein .... seinetwegen hätte sie ruhig mitten in der Nacht ganz allein herkommen können ...
"und watt willsde wissen? Ick bin für de Hafe zuständich nich fürn Stoffmarcht! Wer bistn du überhaupt?"
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Ich blickte mein Gegenüber für einen kurzen Moment etwas angewidert an, als er so aufdringlich schnüffelte, auch wenn ich sicherlich vor allem nach Salz und Meer roch. Doch dann fasste ich mich wieder und fand sogar zu einem neutralen, fast schon freundlichen Tonfall.
"Mein Name ist Iubellia und ich entstamme dem Haus der Iunii. Und da ich gerade eben mit einem Schiff in diesem Hafen angekommen bin, denke ich, du bist für mich durchaus der richtige Ansprechpartner. Ich suche das Haus meiner Familie, dass hier in Alexandria steht, doch da ich mich hier nicht auskenne, hoffe ich darauf, dass ein freundlicher Mann wie du, einem hilflosen jungen Mädchen wie mir den Weg beschreiben kann." -
Der alte Grieche lachte gehässig, eine Römerin die nicht wusste wo sie wohnte und ganz ohne einen Haufen Bedienstete durch Alexandria streifte auf der Suche nach einem freundlichen Mann ... Er sollte anfangen sein Geld zu sparen dann konnte er vielleicht ein Gebot auf sie abgeben wenn sie in ein paar Monaten auf dem Sklavemarkt landete, natürlich nachdem sie von Alexandrias Unterwelt für ein paar Wochen von Lupanar zu Lupanar weitergereicht worden war ...
Dabei fiel ihm ein das er den Namen Iunii doch schonmal gehöhrt hatte und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen ... Iunia war der eigentliche Familienname und da hatte es hier schonmal eine außergewöhnliche Frau gegeben ... Iunia Urgulania ... Und deren Tod hatte weite Kreise gezogen und einige Köpfe ins Rollen gebracht, besser wenn er sich aus dieser Angelegenheit raushielt ...
"Hmm ja ... Also ditt Haus von deine Familie is im Könichsviertel ... In der Basilea, is'n Stück aber DIT findet sisch janz einfach!"
Und als wäre die Situation nicht schon seltsam genug für die anwesenden Hafenarbeiter, eklärte der Hafenmeister nun auch noch den Weg zum Domus Iunia und das auch noch in seinem schrecklichen Latein, welches sonst nur bei römischen VIP's zum Einsatz kam ...
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Der Grieche hatte grosses Glück, dass ich nicht wusste, was in seinem Kopf vorging, denn auch wenn ich allein in der Hafenkommandantur war, so war ich bei weitem nicht allein in Alexandria. Draussen warteten schliesslich meine beiden Begleiter (meine ältliche Amme und mein kräftiger Leibwächter) nur darauf, dass ich zurückkehrte oder falls nötig um Hilfe rief. Doch da ich seine Gedanken natürlich nicht lesen konnte, blickte ich ihn lediglich irritiert an, als er anfing zu lachen.
Als seine Stimmung dann jedoch so plötzlich die Richtung wechselte, ahnte ich natürlich nicht, dass dies schlicht an meinem Namen und der Erinnerung an meine Grosstante lag. Mich beruhigte es schlicht, dass der Mann nun doch freundlich reagierte und mir tatsächlich den Weg zum Familiendomizil wies.
Als er mir den Weg erklärt hatte, dankte ich ihm freundlich und mit einem liebenswerten Lächeln, ehe ich die Hafenbehörde verliess und draussen wieder mit meinen Begleitern zusammentraf. Schon kurz darauf waren wir auf dem Weg, den der merkwürdige Grieche mir erklärt hatte. -
Nach einer beschwerlichen Überfahrt, das Wetter war uns nicht gewogen, erreiche ich endlich Alexandria.
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