Bericht über den Zustand der Stadtwache und Vorschlag zur Reform

  • Nikolaos nickte. "Ich habe bereits etwas vorbereitet, werde es jedoch auf die Entscheidung, die beiden hohen Ämter der Stadtwache wegzulassen, verändern." Er blickte sich kurz um und begann dann, auswendig einen Gesetzestext zu sprechen.


    "Beschluss über die Neuordnung der Stadtwache


    Das alexandrinische Volk hat beschlossen, dass



    Alpha: Erweiterung


    - die bestehende Stadtwache um fünfzig Mann erweitert wird, die keine andere Tätigkeit, die dem Gelderwerb dient, neben der für die Stadtwache haben.
    - unter diesen fünfzig für jedes Stadtviertel mit Ausnahme der Basileia und für jedes Tor ein verantwortlicher Archiphylax vom Strategos Alexandrinos bestimmt wird.
    - der Strategos Alexandrinos alle Angehörigen der Stadtwache ernennt und entlässt.
    - Archphylax nur werden kann, wer Polites Alexandrinos ist.



    Beta: Sold


    - alle hauptberuflichen einfachen Phylakes 15 Drachmen jede Woche erhalten.
    - alle Archiphylakes 50 Drachmen jede Woche erhalten.



    Gamma: Ausrüstung und Bewaffnung


    - alle Angehörigen der Stadtwache folgende Ausrüstung erhalten: Spieß, Knüppel, Rundschild, Helm, Chlamys in den Farben der Stadtwache.
    - alle hauptberuflichen Angehörigen zusätzlich je ein Schwert und einen leichten Panzer erhalten.
    - jeder Angehörige der Stadtwache für die Pflege und Erhaltung seiner Ausrüstung verantwortlich ist.
    - der Strategos Alexandrinos eine gewisse Anzahl an Ersatzausrüstungsgegenständen erhält, die er bei Verlust oder Beschädigung an die Männer der Stadtwache austeilen kann.
    - jeder Archiphylax eine gewisse Menge weiterer Ausrüstungsgegenstände, die nicht zu den Waffen zählen und zum Beispiel der Brandbekämpfung dienen, erhält und sie in seiner Wohnung bereit hält, um sie bei Bedarf schnell an die ihm zugeteilten Phylakes zu verteilen.
    - die Ausrüstung, die nicht zu den Waffen zählt, erweitert werden kann.
    - die Bewaffnung nach Absprache mit dem Eparchos der Rhomäer erweitert werden kann.



    Delta: Disziplinarstrafen


    - alle Handlungen von Angehörigen der Stadtwache, die den Dienstvorschriften entgegenhandeln, dem Strategos Alexandrinos gemeldet werden müssen.
    - der Strategos Alexandrinos über die Verhängung von Disziplinarstrafen entscheidet.
    - Disziplinarstrafen folgendes sein können: Entzug eines Soldes oder mehrerer, Versetzung auf einen anderen Posten, Versetzung auf einen niederen Rang, Entzug einer Sonderaufgabe, Entlassung aus der Stadtwache, lebenslanger Ausschluss aus der Stadtwache, alle Dinge die ähnlich eben genannten sind.
    - nur der Strategos Alexandrinos über die Verhängung von Disziplinarstrafen über freie Angehörige der Stadtwache entscheidet.
    - unfreie Angehörige der Stadtwache von ihrem direkten Vorgesetzten auch mit Körperstrafen zur Ordnung angehalten werden können.
    - dabei aber der Bestrafende für Leben und Tauglichkeit für den Dienst innerhalb der Stadtwache des Bestraften die Verantwortung trägt.



    Epsilon: Weisungsbefugnis


    - alle Weisungsbefugnis über die Stadtwache beim Strategos Alexandrinos bleibt.
    - der Strategos Alexandrinos jeden Archiphylax mit eingeschränkter Weisungsbefugnis über einen Teil der Stadtwache ausstatten kann.
    - der Strategos Alexandrinos die Vergabe eingeschränkter Weisungsbefugnis jederzeit widerrufen kann.



    Schlussbestimmung


    Dieser Beschluss tritt sofort nach Beschluss inkraft. Er ersetzt alle Verordnungen, deren Aussage der dieses Beschlusses widerspricht."


    Nikolaos blickte sich um. "Hat jemand noch Fragen dazu oder möchte Ergänzungen oder Korrekturen am Text vorschlagen?"

  • Ob es noch Änderungsvorschläge gibt? Aber Hallo!


    "Grundsätzlich denke ich, dass man das Gesetz in mehere Teile aufteilen kann: Die Bestimmungen über die Personalstärke, Waffen und Ausrüstung können meiner Meinung nach einfach so per Dekret erlassen werden, man braucht dafür keinen Gesetzestext denke ich.


    Ebenso sind alle Bestimmungen hinsichtlich der Unterkunft und Pflege der Gegenstände sowie die Bestimmungen hinsichtlich der Befehlshierarchie in den unteren Rängen Interna der Stadtwache. Ich sehe gerade gar nicht, wozu wir da überhaupt ein Dekret brauchen.


    Der Großteil der behandelten Paragraphen aber ist meiner Meinung nach derart signfikant, dass sie unbedingt in die Katastasis mit einbezogen werden sollten. Hierfür bedürfte es auch einer Abstimmung in der Ekklesia.


    Der letzte Satz "Dieser Beschluss tritt sofort nach Beschluss inkraft. Er ersetzt alle Verordnungen, deren Aussage der dieses Beschlusses widerspricht." erübrigt sich meiner Meinung nach vollkommen, da ein Gesetz, sobald es zum Gesetz wird, sowieso mit sofortiger Wirkung verplfichtend ist."

  • "Welche Paragraphen meinst du genau mit denen, die du gerne in der Katastis sehen würdest?", fragte Nikolaos. "Deine Anmerkungen bezüglich der Paragraphen, die als reine Interna der Stadtwache ausgelegt werden können, kann ich nachvollziehen. Nur würde ich dich bitten, mir darzulegen, welche Teile der Beschlüsse du in welche Kategorie einordnen möchtest. Was gehört deiner Meinung nach in die Katastis, was in ein einfaches Dekret?"

  • Nachdem Timokrates lange lange nachgedacht hat, meint er:


    "Was das Verfassungsmäßige betrifft, so würde ich vorschlagen, es so aufzunehmen:


    §9 Stadtwache


    (1) Die Stadtwache besteht aus den Phylaken, denen für jede Phyle der Stadt ein Archiphylax übergeordnet ist.
    (2) Der Archiphylax ist ein Archont wird zusammen mit den anderen Archonten regelmäßig von der Ekklesia gewählt. Er muss Polites Alexandrinos sein.
    (3) Phylax kann jeder werden ungeachtet seines Standes. Die Phylaken werden vom Strategos persönlich ernannt und entlassen.
    (4) Die Stadtwache untersteht dem Strategos Alexandrinos. Der Strategos kann vom Koinon in Angelegenheiten die Stadtwache betreffend jederzeit zur Rechenschaft gezogen werden."


    Der letzte Satz ist eine kleine Rache wegen der Haftungspflcht im Finanzwesen. :D


    "Sollten die Phylaken, sofern sie es nicht ohnehin schon haben, nach Dienst das Bürgerrecht verliehen bekommen?" Schön, wenn man an alles denkt. 8)


    Zusätzlich halte ich es für dringend notwendig in dem Fall §4 um einen weiteren Artikel zu ergänzen, nämlich:


    (8 ) Jeder Archont genießt für die Dauer seines Amtes Immunität. Er kann während der Zeit seines Amtes von Niemandem verhaftet, verurteilt oder zur Rechenschaft gezwungen werden außer durch seinen unmittelbaren Vorgesetzten.


    Man müsste diesen Text dann natürlich der Ekklesia vorlegen..."


    Man kann ja nie wissen, der junge Strategos wirkt manchmal ein wenig zu motiviert.


    Dann denkt er kurz nach. Was mit dem Rest los ist, ist Timokrates ehrlich gesagt vollkommen egal.


    "Mit dem Rest kannst du es so halten wie du willst. Zumindest habe ich sonst keine Einwände."

  • Nikolaos hatte sich bemüht, seine Ungeduld zu verbergen, während Timokrates nachgedacht hatte. Nun aber traute er seinen Ohren kaum. Timokrates wollte nun, da der Posten des Megas Archiphylax abgeschafft bevor überhaupt geschaffen worden war, die Archiphylakes zu Archonten machen. Dass das dem Strategos nun gar nicht in den Kram passte, war klar. Nikolaos verbarg dies jedoch hinter einem zarten Lächeln in seinem hübschen Gesicht. Der Wink mit dem vierten Absatz entging ihm nicht, doch großmännisch (oder zumindest großmännisch tuend) ignorierte er die Botschaft dahinter.
    "Es scheint dir sehr wichtig zu sein, neue Archonten zu erschaffen, Timokrates.", sagte Nikolaos, lächelnd und mit sanfter Stimme. "Deine Zweifel bezüglich der Verfassungsmäßigkeit schätze ich hoch, da sie davon zeugen, wie tief du dich um die Katastis sorgst. Doch meinst du wirklich, dass wir aus Archiphylaken Archonten machen müssen?" Er legte eine Pause ein und blickte Timokrates tief in die Augen. Dann fuhr er ruhig fort und ging auf den Vorschlag des Euthiarchen ein. "Ich sehe, nicht nur ich, sondern auch du scheinst in gewisser Weise bezüglich der Stadtwache von denn Rhomäern gelernt zu haben." Er lächelte unschuldig. "Doch ich glaube, dass die Sache mit dem Bürgerrecht nur in wenigen Fällen sinnvoll ist. Zum einen gedenke ich, die Zahl der Bürger unter den Männern der Stadtwache von vornherein sehr hoch zu halten. Nichtbürger, die aus einer hellenischen Stadt kommen, haben möglicherweise bereits die Ephebie durchlaufen und können sehr leicht Bürger dieser Stadt werden. Falls sie die Ephebie nicht haben, weil sie arm sind oder gar Metöken, haben sie durch ihre Arbeit bei der Stadtwache die Gelegenheit, Geld zu verdienen, mit dem sie sich Übungen im Gymnasion leisten können und somit letztendlich auch ihre Ephebie. Im übrigen habe ich großes Interesse daran, dass viele Nichtbürger in der Stadtwache noch während ihres Dienstes Bürger werden, damit sie Archiphylakes werden können." Er legte eine Pause ein. "Nichtdestotrotz hätte ein solcher Passus auch Vorteile. Es würde einen Anreiz für Nichtbürger bieten, sich zur Stadtwache zu melden. Ich würde aber vorschlagen, ihnen nach Ende ihrer Zeit nicht gleich das Bürgerrecht anzubieten, sondern lediglich verbesserte Bedingungen und Fürsprache bei der Ephebie. Schließlich sollten Bürger dieser Stadt möglichst vielseitig gebildet sein, aus diesem Grunde halte ich das Durchlaufen der Ephebie für zukünftige Bürger für unerlässlich. Doch dieser Punkt meinerseits ist nicht allzu wichtig. Es hat sicher auch viele Vorteile, die Phylaken mit dem Bürgerrecht zu belohnen. Wenn du einen Vorschlag hast, wie man das in die Katastis aufnehmen könnte, würde ich diesem wohl nicht widersprechen, auch wenn mir die Ähnlichkeit zu den Rhomäern und die Tatsache, dass soetwas eigentlich sehr untypisch für hellenische Poleis ist, wie ein eigenartiger Fremdkörper in der Katastis vorkommen würde." Wieder eine Pause. "Zurück zu der Archonten-Frage. Vielleicht sollten wir auch das Amt des Archiphylax nicht einführen. Formal wären dann alle Phylakes gleich." Er machte wieder eine Pause. "Natürlich müsste es in diesem Fall die Möglichkeit geben, einzelne Phylakes für die Dauer gewisser Sonderaufgaben, zum Beispiel das Tragen der Verantwortung für ein Tor, besonders zu entlohnen. Denn ich halte die Verantwortungsbereiche innerhalb der Stadtwache für eine interne Angelegenheit, nicht für eine Angelegenheit der Ekklesia."

  • Sim-Off:

    Oh, das mit dem Archiphylax hab ich tatsächlich vergessen in der langen Zeit :(


    Timokrates massiert sich die Schläfen. Er fühlt sich etwas müde in letzter Zeit. Müde und unaufmerksam. Aber die Idee, den Archiphylax ganz abzuschaffen, gefällt Timokrates anderseits wieder ganz gut, zumindest hat er nichts dagegen. Eine Sache verwundert ihn allerdings und er nutzt sie natürlich gleich aus, um seinen Fehler zu touchieren. :P


    "War es nicht deine Idee, dass der Archiphylax Polites sein muss? Von mir aus können wir das auch lassen. Ich halte deine Idee, alle Phylaken formell gleichzuhalten, aber einige mit bestimmten Aufgaben zu betreuen für sehr sinnvoll.


    Was die Frage nach dem Bürgerrecht angeht: Tatsächlich ist es eine rhomäische Sitte, allerdings habe ich gehört, dass Phylaken in den römischen Kolonien auch kein Bürgerrecht erhalten. Ich denke aber, Männer, die eine Belohnung in Aussicht haben, wären motivierter als gemeine Sklaven. Zumindest für die Sklaven würde ich eine Befreiung nach der Dienstzeit in Aussicht stellen.
    Für Metöken in der Stadtwache dagegen halte ich das sofortige Erlangen des Bürgerrechtes durchaus für vertretbar. Schließlich nehme ich an, dass solche Männer nach ihrem Dienst genauso viel von den Sitten und Bräuchen der Stadt mitgekriegt haben wie junge Epheben."

  • Nikolaos blickte Timokrates an. Sein Blick signalisierte eine zurückhaltende Zustimmung. "Dein Argument mit dem Anreiz halte ich für durchaus bedenkenswert. Nur bleibt die Frage zu klären, wer altgedienten Männern der Stadttwache das Bürgerrecht anträgt. Im Grunde müßte die Ekklesia darüber entscheiden, nachdem der Strategos Alexandrinos Vorschläge geäußert hat, doch ich fürchte, dass es aufgrund der relativ hohen Zahl ein zu großer Aufwand wäre. Man könnte dies natürlich dadurch eingrenzen, indem man Vorschläge zum Bürgerrecht sammelt und die Ekklesia an einem Tag gleich über alle Ersuche auf Bürgerrecht abstimmen läßt, die sich angesammelt haben. Man könnte aber auch dem Pyrtaneion die Entscheidung über Bürgerrecht oder kein Bürgerrecht einzelner Männer der Stadtwache entscheiden lassen. Die Vorschläge würden auch hier vom Strategos Alexandrinos kommen, da er weiß, welche seiner Untergebenen das Bürgerrecht aufgrund guter Leistungen in der Stadtwache verdienen. Oder aber man überläßt es gleich dem Strategos Alexandrinos, die Anträge auf auf Bürgerrecht für seine Untergebenen zu stellen, die dann der Eponminatographos nur noch formal absegnen müsste. Jeder Hellene, der seine Ephebie schon hier oder irgendwo durchlaufen hat, kann momentan durch einen bloßen Antrag beim Eponminatographos Bürger werden. Die Ephebie würde in diesem Fall einfach durch die Fürsprache des Strategos Alexandrinos und die Bescheinigung über die Arbeit in der Stadtwache ersetzt werden. Diese Möglichkeit wäre die unkomplizierteste, finde ich."
    Er legte eine Pause ein und massierte die Gelenke seiner Finger. Er wechselte kurz seine Sitzhaltung und fuhr dann fort.
    "§9 Stadtwache


    (1) Die Stadtwache besteht aus Phylaken, die vom Strategos Alexandrinos persönlich ernannt werden und entlassen werden können.
    (2) Phylake kann jeder werden, ungeachtet seines Standes.
    (3) Unfreie Phylaken können während oder nach Ableisten ihres Dienstes vom Strategos Alexandrinos in die Freiheit entlassen werden.
    (4) Durch Empfehlung des Strategos Alexandrinos aufgrund guter Arbeit in der Stadtwache kann für jeden Phylaken die Vorraussetzung zum Erlangen der Politie geschaffen werden.
    (5) Die Stadtwache untersteht dem Strategos Alexandrinos. Der Strategos kann vom Koinon in Angelegenheiten die Stadtwache betreffend jederzeit zur Rechenschaft gezogen werden.


    Soweit der Paragraph für die Katastis, wie ich ihn vorschlagen würde. Ferner würde ich jedoch noch ein kleines Dekret schaffen. Es ist lediglich als Niederschrift dessen anzusehen, worüber wir uns heute außerhalb der für die Katastis bedeutenden Dinge einigen konnten.

    Dekret über die Stadtwache


    (1) Gemäß der Katastis untersteht die Stadtwache dem Strategos Alexandrinos.
    (2) Jeder Phylake erhält 15 Drachmen Sold wöchentlich aus der Stadtkasse.
    (3) Neben der Aufnahme oder der Entlassung in die Stadtwache entscheidet der Strategos Alexandrinos über die Vergabe von Sonderaufgaben.
    (4) Für Träger von Sonderaufgaben kann für die Zeit ihres Auftrages der Sold nach Ermessen des Strategos Alexandrinos auf bis zu 50 Drachmen wöchentlich erhöht werden.
    (5) Für die Durchführung von für Sonderaufgaben nötige Ausgaben sind dem Strategos Alexandrinos zu melden. Sie können im Vorraus aus der Stadtkasse erstattet werden.
    "
    Nikolaos legte eine Pause ein und wartete auf Reaktionen auf seine Vorschläge.
    "Dessen ungeachtet, welche Vorschläge zur Änderung ihr noch habt, möchte ich schon hier den Eutheniarchos und den Agoranomos um ein Budget zum Einkauf der Ausrüstung bitten, damit ich, wenn bezüglich der Gesetzgebung alles geregelt ist, mich gleich um alles Nötige kümmern kann, damit dier neue Teil der Stadtwache schnell einsatzfähig ist. Neben Geld für die Waffenlieferung sowie für die Teile der Ausrüstung, die keine Waffen sind, benötige ich eine gewisse Summe für die Reise nach Nikopolis*. Könntet ihr beide kurz einen Überblick darüber geben, wieviel Geld wir überhaupt haben?"


    Sim-Off:

    *Nikopolis ist aus heutiger Sicht nicht weit von Alexandria entfernt. Doch ein Automobil hat der Strategos leider nicht zur Verfügung ;). Deshalb benötigt er einen Reisewagen. Mit Reisewagen wäre die Fahrt nach Nikopolis wohl eine Tagesfahrt, sofern nichts dazwischen kommt, also eher eine Angelegenheit von mehreren Tagen.

  • Leonidas lauschte dem Gespräch schweigend. Während der Pause hatte er sich sogar mit dem Exegeten unterhalten, doch nun wurden offensichtlich Nägel mit Köpfen gemacht - folglich war seine Aufmerksamkeit wieder gefragt.


    "Die Sache mit den möglichen Freilassungen und möglichen Bürgerrechten halte ich auch nicht für verfassungsrelevant. Das wäre für mich ganz klar ein Dekret."


    Das "möglich" betonte er extra, da es ja anzeigte, wie vage all diese Worte waren.


    "Und außerdem denke ich, dass die Transportkosten durchaus vom Strategos persönlich getragen werden können. Schließlich ist es alte Tradition, dass die Prytanen ihre Auslagen selbst bezahlen."


    Zumindest erinnerte sich Leonidas so. Er hatte auch seine Grammatoi selbst eingestellt und bezahlte sie mit dem Gewinn seiner bescheidenen Metzgerei. Die Anschaffungskosten zu übernehmen waren für ihn bereits ein großes Zugeständnis.

  • "Ich halte die Frage, wer auf welche Weise Bürger werden kann, in der Tat für verfassungsrelevant.", bemerkte Nikolaos. "Deinen Einwand bezüglich der Reisekosten werde ich annehmen und berücksichtigen. Jedoch ist damit meine Frage, was die Stadtkasse enthält, noch nicht beantwortet."

  • "Nagut, dann aber zumindest den Punkt mit der Freilassung von Stadtsklaven. Es steht auch nicht drin, wie man Stadtsklave werden kann oder dass sie überhaupt existieren. Außerdem würde ich Absatz (2) streichen - wenn ohnehin jeder darf, muss es meiner Meinung nach nicht explizit erwähnt werden - je mehr Nomoi, desto unübersichtlicher wird das ganze.


    Außerdem würde ich bei dem Artikel mit der Politie das 'aufgrund guter Arbeit in der Stadtwache' streichen. Das macht den Satz sehr unübersichtlich und ist ohnehin klar - warum sollte der Strategos den Phylaken sonst empfehlen? Und außerdem ist der Terminus 'gute Arbeit' ohnehin sehr relativ."

  • "In Bezug auf deinen Einwand mit der Relativität des Terminus Guter Arbeit gebe ich dir Recht. Auch den Absatz mit dem Inhalt, dass jeder Phylax werden kann." Nikolaos räusperte sich. "Doch noch immer hast du mir die Frage bezüglich dessen, was die Stadtkasse zurzeit enthält, nicht beantwortet. Ich frage nun bereits zum dritten Mal."

  • Leonidas zierte sich ein wenig, auf diese Frage zu antworten - es war nämlich keine sehr erfreuliche Nachricht.


    "Also neben dem Geld, das sowieso bereits verplant ist*, sind es genau 4207 Drachmen."


    Dann war von seiner Seite alles in bester Ordnung.


    Sim-Off:

    * ich denke, dass diese Zahl SimOn unrealistisch ist, aber es sind insgesamt eben so viel.

  • Nikolaos blickte plötzlich sehr nachdenklich drein. Die Stadt Alexanders, dieser berühmte und prachtvolle Ort, die Blüte des Wissens der Welt und der Künste, der Ort vieler berühmter Heiligtümer, die Geburtsstadt vieler berühmter Männer hatte nur 4207 Drachmen zur Verfügung. Nikolaos erinnerte sich, dass hohe rhomäische Beamten diese Summe in wenigen Wochen vom rhomäischen Vasileos bekamen, wohlgemerkt, als eine Art Lohn, zur freien Verfügung. Und diese jämmerlichen 4207 Drachmen sollten also das Vermögen der Stadt Alexandria darstellen? Nikolaos war ein wenig misstrauisch. Der Agoranomos konnte so etwas einfach leichtfertig behaupten - während ein großer, nicht erwähnter Teil des Geldes in den Truhen besagten Agoranomos und seines Kollegen, dem Eutheniarchen, lagerte. Er wollte natürlich niemanden etwas unterstellen, doch schon bei der Frage zur Neuordnung der Finanzkompetenzen hatte ihn das Verhalten der beiden stutzig gemacht. Doch er würde sich natürlich hüten, davon zu sprechen.
    "Und wieviel kann die Polis entbehren, damit ich mit diesem Teil des Geldes die Ausrüstung kaufen kann?", fragte er, ruhig, denn er hatte sich schnell wieder gefasst.


    Sim-Off:

    Ich glaube dir natürlich, wenn du schreibst, dass dies der WiSim-Bestand des Kontos für Alexandria ist. Doch Nikolaos glaubt das Leonidas halt nicht.

  • Timokrates, der die Debatte etwas aus den Augen verloren hatte, weil sich seine Gedanken um andere, natürlich äußerst wichtige, Dinge drehten, hört die Frage des Nikolaos, was ein geübter Beobachter vor allem am plötzlichen nervösen Herumzupfen seiner Hände am Chiton erkennen könnte.


    Gespielt großzügig wirkend, aber in Wirklichkeit mit ein paar Befürchtungen im Nacken, stellt er eine Gegenfrage, um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen:


    "Wieviel hieltest du denn für notwendig, Nikolaos?"

  • "Das hängt ganz davon ab, welchen Preis ich mit dem Eparchos vereinbaren kann. Ich gehe mal-" Er überlegte, ob er es wirklich sagen sollte, der Schockeffekt könnte möglicherweise einige der älteren Pyrtanen dazu verleiten, den Geist aufzugeben. Er sagte es dennoch, schließlich konnte es ihm ganz recht sein, wenn die beiden großen anderen Fraktionen dezimiert würden (Was er natürlich nie laut aussprechen würde...). "-von zweitausend Drachmen insgesamt aus. Wenn die Waffen von den Rhomäern weniger als tausendfünfhundert kosten, wird es dementsprechend billiger."

  • 2000 Drachmen also...das war der Preis der Sicherheit. Damit würde die Kasse einen Großteil ihrer freien Einnahmen verlieren. Aber andererseits...es war ja nicht sein Geld. Und der Strategos selbst konnte es sicher nicht bezahlen. Also wartete er ab, was Timokrates dazu sagen würde.

  • ... und Timokrates hatte im Moment weniger dazu zu sagen als vielmehr dazu ein ungläubiges Gesicht zu machen. Der Mann kann doch nicht im Ernst die Hälfte der Stadtkasse fordern. Wie, um festzustellen, dass er nicht träumt, schüttelt Timokrates den Kopf, um die rein rhetorische Frage zu stellen:


    "Den Betrag, der sich in der Stadtkasse befindet, hast du aber schon mitgekriegt, oder?"

  • "Und ich hoffe, dass du mitgekriegt hast, dass der Betrag, den ich nannte, nur eine grobe Schätzung ist. Mehr als zweitausend Drachmen werden es mit Sicherheit nicht, wahrscheinlich aber weniger. Ich werde bald mit dem Eparchos darüber sprechen. Wenn es euch nicht behagt, mir diesen Betrag vorher zu bewilligen, können wir uns natürlich auch auf einen geringeren Betrag einigen, der als Anzahlung an die Rhomäer dient. Hat jemand einen Vorschlag, wie hoch dieser Betrag sein könnte?", entgegnete Nikolaos, ruhig und freundlich.

  • Timokrates runzelt die Stirn. "Ich wollte damit auch nicht andeuten, dass meine Reaktion auf deine Forderung eine Befürchtung meinerseits beinhaltete, mehr als zweitausend Drachmen bewilligen zu müssen, sondern eher so, dass ich höchstens bereit wäre, weniger zu bewilligen. Und mit "weniger" meine ich: "bedeutend weniger".


    Desweiteren wäre es mir sehr liebm bevor ich zu konkreten Zahlen kommen will, einen ganz genauen Kostenumschlag vorliegen zu haben, dann können wir gerne weiter über die genaue Summe debattieren..."

  • "Nun gut.", entgegnete Nikolaos, bemüht, eine gewisse Gereiztheit zu verbergen, was ihm auch gut gelang, er schaffte es sogar, ein Lächeln auf sein Gesicht zu bringen. "Dann werde ich so bald wie möglich den Eparchos der Rhomäer fragen, was die Bewaffnung kosten wird. Außerdem werde ich mich nach Möglichkeiten erkundigen, die übrige Ausrüstung möglichst günstig einzukaufen. Da es ohne diese konkreten Zahlen, die ich selbst noch nicht nennen kann, zu keiner Einigung kommen wird, wie mir scheint, schlage ich vor, den Beschluss über die Höhe der Aufwendungen zu vertagen, bis ich mit genauem Preis aufwarten kann." Diese Sitzungen konnten einen ganz schön erschöpfen, dachte Nikolaos und spielte mit dem Gedanken, den Rest des Tages nach einem Beschluss über eine mögliche Pause der Sitzung mit entspannenden Tätigkeiten zu verbringen. Zur Option hatte er sich bisher den Besuch eines Bordells oder das Studium der Schriften des von ihm sehr verehrten Platons gestellt. Vielleicht würde ihm aber auch ein kleiner Ausflug ins Umland guttun. Wenn ich so weiter mache, bin ich mit dreißig tot, dachte Nikolaos. Dreißig wäre zwar nur unbedeutend weit unterhalb der durchschnittlichen Lebenserwartung, doch Nikolaos hatte eigentlich vor, länger zu leben.

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