Leone führte die beiden Männer ins atrium und steuerte auf die neben dem impluvium situierte Sitzgelegenheit zu. Mit einer einladenden Geste deutete er den Herrschaften, doch Platz zu nehmen. "Ich bitte um ein klein wenig Geduld, ich werde den dominus über eure Anwesenheit informieren. Euch werden derweil natürlich Getränke und ein kleiner Imbiss kredenzt, habt keine Scheu und teilt Sofia hier mit, was ihr begehrt", sagte er und deutete auf die blonde Sklavin, die bereits pilum bei Fuß stand, bewaffnet mit einem Tablett, auf dem sich Wasser und Wein, sowie eine Hand voll Becher befanden. Leone entschwand in den Westflügel der villa.
atrium | Der Nachlass des consul
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Balbus folgte dem Nubier von der Tür ins Atrium und auch der Einladung Platz zu nehmen folgte er bereitwillig. So nahm er, nachdem er seine dunkle Toga ein Wenig zurechtgerückt hatte, auf dem angewiesenen Sitzmobiliar Platz. Das Testament, welches er bei sich trug, fühlte sich an, als wäre es auf Bleiplatten geschrieben und er war froh, dass er es bald übergeben konnte.
"Danke." sagte er, als Leone geendet hatte und während dieser das Atrium verliess wandte er sich an die Sklavin. "Könnte ich etwas Wasser bekommen?" fragte er, denn er wusste dass manche Haushalte in letzter Zeit immer seltener Wasser anboten.
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Sofia stellte das Tablett klirrend ab und goss fröhlich strahlend frisches Wasser in einen Becher, nachdem sie ihn herumgedreht hatte. Sie verstand gar nicht, warum die Besucher ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter machten, aber das Soffchen verstand ohnehin viel zu selten etwas anderes außer er Musik. Sie reichte dem Mann, der das Wasser gewollt hatte, den Becher und sagte freudestrahlend: "Bitte sehr!"
Fast zeitgleich erreichte mich Leone und teilte mir mit, dass der Sohn des consul im atrium wartete. Ich erhob mich sitrnrunzelnd und fragte mich, was ihn wohl herführte, denn Testamente wurden normalerweise bei den Vestalinnen abgegeben. Um herauszufinden, was das Anliegen des Besuchers war, begab ich mich an den genannten Ort und fand dort zwei Besucher statt einem vor. Unschlüssig, welcher von beiden nun der Sohn des Commodus war, begrüßte ich schlicht beide zusammen. "Salvete, Aurelius Corvinus. Ihr seid wegen des consul hier? Ein tragischer Tod eines großen Mannes. Ich bedaure eine solch verabscheuenswürdige Tat zutiefst. Mein herzliches Beileid."
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Antoninus setzte sich ebenfalls.
"Ich hätte auch gerne etwas Wasser.", sagte er zu der Sklavin, als sie Balbus etwas einschenkte.
Als der Mann das Atrium betrat und sein Beileid ausdrückte, nickte Antoninus dankend mit dem Kopf und schaute demonstrativ zu Balbus, um zu zeigen, daß er der Sohn des Consuls war. -
"Wir danken dir für deine Beileidsbekundung." antwortete Balbus, als der Aurelier sein Beilieid ausdrückte. Er erhob sich, schliesslich war der Mann vor ihm ein gewählter Magistrat und da war natürlich ein gewisser Respekt angebracht.
"Ich bin Prudentius Balbus, der Sohn des Commodus. Dies ist meines Vaters Vetter, Prudentius Antoninus." stellte er erst sich und dann seinen Verwandten vor.
"Wir danken dir, dass du uns empfängst, auch wenn unser Vorgehen möglicherweise etwas ungewöhnlich ist. Wir überbringen dir das Testament meines Vaters, das Antoninus vor wenigen Stunden aus der Obhut des Vestatempels holte." -
Als Balbus aufstand, tat es ihm auch Antonius nach und erhob sich, um den Magistraten den nötigen Respekt zu erweisen.
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Ich nickte den beiden nacheinander zu, als der Sohn des consul sich und seinen Begleiter vorstellte. "Ungewöhnlich nur insofern, dass mir der Weg zu den Vestalinnen wohl erspart bleibt in dieser Erbschaftsangelegenheit", erwiderte ich lächelnd. "Demnach seid ihr nur hier, um mir das Testament zu überbringen?" fragte ich, denn genaus das konnte ich nicht glauben, hätte man doch hierzu auch einfach einen Sklaven entsenden können. "Oder habt ihr eine Frage bezüglich des Testaments?"
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich Sofia, wie sie einen weiteren Becher Wasser einschenkte und dem anderen Prudentier reichte. Sie sah mich fragend an und ich schüttelte den Kopf - Durst verspürte ich gegenwärtig nicht.
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"Im Grunde genommen ging es darum dir das Testament zu überbringen." sagte er. "Und auch darum, dich zu bitten es möglichst schnell zu bearbeiten, da ich recht bald nach Germania zurückkehren muss und dies am besten vorher erledigt wissen möchte."
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Aha, daher wehte der Wind.
Ich nickte und streckte die Hand nach dem Schriftstück aus. "Selbstverständlich werde ich mich bemühen, das Testament des consul schnellstmöglich zu bearbeiten", erwiderte ich und nahm das Dokument entgegen, um einen flüchtigen Blick daraufzuwerfen, ehe ich die Hand damit sinken ließ. "Es wäre nicht nötig gewesen, es persönlich herzubringen, aber ihr habt mir damit einen Weg erspart - danke sehr. Ich werde einen Boten zu euch schicken, sobald das Testament vollstreckt werden kann. Leone wird euch hinausgeleiten", fuhr ich fort und lächelte die beiden Herren freundlich an, denn hinauskomplementieren wollte ich sie nicht, doch wenn sie sonst keine weiteren Anliegen hatten, würde ich mich besser gleich den Angelegenheiten widmen, wegen derer sie gekommen waren. -
Antoninus trank von seinem Wasser, während er beiden zuhörte.
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Jetzt wusste Balbus wieder, warum er so gerne bei Patriziern zu Gast war. Die waren immer so freundlich, wenn es darum ging jemanden aus dem Haus zu entfernen.
"Das war soweit alles. Wir danken dir." sagte Balbus und erhob sich, nachdem er noch schnell einen Schluck Wasser getrunken hatte. Er wartete kurz darauf, dass auch Antoninus zum Aufbruch bereit war, dann verabschiedete er sich und liess sich, gemeinsam mit seinem Verwandten hinausgeleiten.
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"Nicht dafür", entgegnete ich auf den Dank des Prudentiers und lächelte ihn kurz an. "Valete." Sofia nahm sich der beiden nur halb geleerten Becher an, nachdem Leone die Herrschaften hinausgeleitet hatte, und ich ging zurück in mein officium, dabei das Testament des Verblichenen flüchtig lesend. Er hatte sein Vermögen gefünftelt, was es nicht leichter machen würde. Dennoch würde ich dieses Testament als eines der ersten abhandeln, nahm ich mir vor, und so erhielt das Dokument einen Platz ganz oben auf dem Abarbeitungsstapel.
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