Es war der Abend, bevor die Legionen das grosse Heerlager verlassen und über den Euphrat schreiten würden. Die Sonne stand schon tief am Horizont, lange würde es nicht mehr hell sein, bald würden in den Zelten der Legion die Fackeln und Lagerfeuer entzündet und in den Wohn- und Geschäftshäusern der Stadt würden unzählige Öllampen für etwas Helligkeit sorgen.
Die meisten Offiziere hatten ihren Männern für diesen Abend Ausgang gegeben, so herrschte in Stadt ein reges Treiben, findige Händler verkauften den Legionären die unschiedlichsten Dinge, meist kleine Glückbringer, die Tabernen waren voll und in den Lupanaren herrschte ein Betrieb, wie schon lange nicht mehr.
Auf der Haupstrasse, welche die Stadt und ihr rechwinkliges Strassennetz durchschnitt und vom Stadtor im Westen zur Brücke über den Euphrat im Osten führte, war auch Tiberius Vitamalacus unterwegs, allerdings nicht allein hatte er es doch geschafft, sich diesen Abend freizuhalten und war zusammen mit seiner Verlobten aufgebrochen, um mit ihr einen ruhigen Abend zu verbringen.
Allerdings war an Ruhe in dieser Stadt nicht zudenken, nicht an diesem Abend, überall waren Soldaten, mehr oder weniger nüchtern. Und jene, die noch nüchtern genug waren, grüssten den Tribun in seiner kompletten Rüstung. Und anders als für einen römischen Magistrat oder Stabsoffizier üblich, erwiederte Tiberius Vitamalacus jeden der Grüsse, zumindest mit einem knappen Nicken.
Sie hatten gerade die Agora kurz vor der Brücke betreten, da wandte sich Tiberius Vitamalacus an seine Begleiterin. "Was hälst du davon, das dein Xamander uns einen kleinen Korb mit etwas Wein und einer kleinen Stärkung besorgt und wir uns dann etwas ausserhalb der Stadt den Euphrat ansehen ?"
Sicher hätte er auch Titus beauftragen können, der ihnen genau wie Xamander folgte, aber dann hätte die Stärkung wohl aus einem Klumpen Puls bestanden.