Der Empfang lag hinter mir, ebenso der Spaziergang mit Prisca und die erste eher schlecht als erholsam gelaufene Nacht. Es war kurz vor dem Aufbruch in die Villa Claudia, als ich meine Sklavin Samira zu mir rief. Ich hatte sie von Germanien aus mit einem Auftrag nach Rom geschickt, über dessen Erledigung ich mich zunächst informieren wollte. Und doch war es mehr als nur das Interesse am Erfolg ihrer Mission, das mich unruhig ihrem Erscheinen entgegensehen ließ. Meine Kraft zur Erduldung betrüblicher Situationen war aufgebraucht. Die Mentalität des Erduldens lag mir ohnehin nicht im Blut, eher zeichnete mich eine Kämpfernatur aus oder zumindest die Tatsache, dass ich den Fortlauf der Dinge mitbestimmen wollte.
In Mogontiacum störte ich mich an so manchem: An der offen Feindschaft der Sklavin Camryn, die, solange sich Corvinus in Enthaltsamkeit geübt hatte, mir nichts anhaben konnte, danach jedoch sehr wohl, denn ich war nicht bereit, persönliche Werte und Ansichten der gültigen Rechtslage zu opfern, die ihm diese Eskapaden gestattete. Die geltenden Gesetze waren mir sogar herzlich egal, ich stellte meine eigenen Regeln auf und Corvinus hatte sie gebrochen.
Eine Zeitlang wusste ich nicht, wer der beiden meine Frustration vorsätzlich schürte, aber bald kristallisierte sich der Empfänger meines Abscheus, meiner seelischen Verletzung und Enttäuschung heraus. Ich wurde ruhig, plante besonnen, handelte überlegt.
Als es an der Tür klopfte, hob ich den Kopf und rief: „Herein!“