Triclinium | Die Fabier zu Gast bei Freunden

  • Am Abend nach dem Aufeinandertreffen im Senat hatte Durus alles herrichten lassen, um seinen Bekannten Fabius Vibulanus gebührend zu empfangen. Folglich war das Triclinium dezent hergerichtet, ein anständiges Mahl bestellt und Sklaven für allen möglichen Service bereit gehalten worden.


    Nun empfing Durus den Fabier, der außerdem seine Gattin aus dem Hause der Aemilier mitgebracht hatte, in seiner hellen Synthesis mit dem Latus Clavus.


    "Salvete, Fabius et Aemilia! Du siehst heute ja wieder ganz bezaubernd aus."


    Vibulanus lächelte - wie so oft - und grüßte freundlich zurück


    "Salve, Tiberius."


    Seine Frau hatte etwas beschämt zu Boden gesehen und lächelte Durus verschmitzt an.


    "Salve, Tiberius. Ich danke Dir für Deine Einladung."


    Die drei nahmen Platz und Sklaven eilten herbei um die Hände der Herrschaften zu waschen. Während andere Sklaven Wein herbeibrachten, begann Durus zu plaudern.


    "Habt ihr schon Neuigkeiten aus Parthia gehört? Man sagt, wir seien bereits tief ins Feindesland eingedrungen. Einer meiner Klienten hat erzählt, er habe gehört, wir würden schon Edessa belagern."


    "Also nein, da habe ich etwas anderes gehört...wobei das schon eine Weile her ist. Da hat man mir erzählt, der Marsch bleibt stecken - wegen den ständigen Angriffen der parthischen Kavallerie."


    Die Augen des Fabiers begannen ein wenig zu leuchten - Militär hatte ihn schon immer sehr interessiert. Seine Frau hingegen seufzte unmerklich und betrachtete ihren Weinbecher.


    "Tatsächlich? Dann brauchen sie vielleicht Verstärkung...aber sind es nicht sogar vier Legionen?"


    Plötzlich fragte sich Durus, wie es wohl Quintus ging. Er stand sicher an vorderster Front - der alte Haudegen!

  • Vibulanus dachte einen Augenblick nach, ehe er meinte


    "Es sind meines Wissens VI Legionen. Aber sie scheinen sich geteilt zu haben. Dieser seltsame Ex-Prätorianer scheint das Kommando über die eine Hälfte übernommen zu haben."


    Durus erinnerte sich, ebenfalls vom neuernannten Praefectus Augusti gehört zu haben. Ein Helvetier...was ihn an Fabia erinnerte - was für eine Ironie, dass er genau mit einem Fabius zu Tische lag!


    "Man munkelt, er sei bei den Parthern gewesen. Schon seltsam, dass er plötzlich auftaucht..."


    Während Aemilia sich weiterhin mit dem Betrachten des Raumes beschäftigte und es Durus schon leid tat, dass er keine Frau hatte, mit der sich seine Gästin unterhalten konnte...vielleicht hätte er doch Albina einladen sollen?
    Der Fabier hingegen zog nun eine Augenbraue hoch.


    "Willst du damit etwa sagen..."


    "Nein, natürlich nicht. Ich vertraue dem Urteil des Princeps. Ich wollte nur meine Überraschung zum Ausdruck bringen, dass er just in dem Augenblick den Parthern entkommen konnte, in dem diese einen Angriff auf unsere Verbündeten beginnen... - wie geht es eigentlich deinem Sohn?"


    Da es möglicherweise ein etwas kontroverses und zugleich gefährliches Thema werden konnte (wer wusste schon, ob diese Prätorianer seine Sklaven bestachen?), beschloss Durus, das Thema zu wechseln. Offensichtlich verstand Vibulanus den Wink, zumindest ging er sofort darauf ein (was aber auch daran liegen konnte, dass er gerne von seinem Sohn erzählte).


    "Er hat ja schon das Vigintivirat absolviert und ist jetzt nach Moesia gegangen - zur Legio XXXI. Der Legatus ist ein alter Bekannter von mir - er ist noch recht neu, aber er wird sich schon einleben."


    Durus, der in seiner Kindheit selbst oft in einem Legionslager gewesen war, da sein Vater ja Tribun in Alexandria gewesen war, konnte sich sehr gut vorstellen, dass der Wechsel von der geräumigen Villa Fabia in das relativ kleine Tribunen-Häuschen einiges an Umgewöhnung benötigte.


    "Er war...Tresvir aere argento auro flando ferunde, oder?"


    Wieder lachte Vibulanus leicht amüsiert auf.


    "Ja, ja, richtig. Ich glaube, das Herumärgern mit Kupfer-, Silber- und Goldlieferungen hat ihn nicht so begeistert. Wenn er erstmal eingelebt ist, wird ihm das Tribunat wesentlich besser gefallen - und wenn nicht, dann wird er wenigstens ein richtiger Mann. Die Legion ist eben doch die Schule des Lebens."


    Bei dieser Bemerkung musste Durus unwillkürlich daran denken, dass er niemals eine Tribunen-Casa von innen gesehen hatte. Aber das musste man ja nicht an die große Glocke hängen...


    "Richtig, das ist schon sinnvoll. Außerdem kann so ein wenig militärische Erfahrung auch in der späteren Karriere nützen. Ich glaube kaum, dass ein Mann ohne diese jemals ein Legionskommando erhält..."


    "Genau. Meine Sorgen gelten auch weniger Gnaeus als Vibulana. Sie wird immer älter und es ist noch niemand vorstellig geworden..."


    Der ältere Fabier setzte eine leicht wehmütige Miene auf. Auch Paula sah auf, als es um ihre Tochter ging. Und natürlich horchte auch Durus auf - schließlich war er noch immer auf der Suche nach einer Frau. Wenn er für die Praetur kandidieren wollte, war das schon keine schlechte Sache...

  • Eine ganze Weile redeten die beiden Senatoren noch über den Krieg, die politischen Probleme innerhalb Roms, das Wetter und dazu wurden erlesene, aber auch einfachere Speisen gereicht. Schließlich verabschiedete sich Durus von dem Ehepaar mit vielen, freundlichen Worten und einem gemeinsamen Wunsch, das ganze zu wiederholen.


    Dennoch blieb die Erinnerung, dass Vibulanus eine Tochter hatte, die er zu verheiraten gedachte, tief in seiner Erinnerung haften und er nahm sich fest vor, dies im Auge zu behalten. So fügte er an, dass der Fabier gern seine Tochter mitbringen durfte, wenn er wollte.







    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO VENETA

  • Nachdem es Durus endlich geschafft hatte, sich etwas freie Zeit in seinem neuen Amt zu beschaffen, hatte er eine Einladung an die Fabier ausgesprochen und Quintus Fabius Vibulanus gleich mit seiner ganzen Familie zum Essen geladen. So erschien der Senator in einer wunderbaren roten Synthesis, während seine Frau ein passendes Kunstwerk aus Stoff gewählt hatte. Ihnen folgte mit leicht gesenktem Haupt Fabia Vibulana. Durus schätzte sie - obwohl er kein besonders guter Schätzer war - auf jünger als Zwanzig, aber wohl dennoch dringend verheiratungsbedürftig.


    "Salvete! Welch eine Freude, dass Ihr kommen konntet!"


    begrüßte der Hausherr sie überschwänglich, woraufhin Vibulanus lächelnd erwiderte:


    "Die Freude ist ganz auf unserer Seite. Darf ich Dir übrigens meine liebreizende Tochter vorstellen: Fabia Vibulana."


    Er ergriff ihre Hand und zog sie ein wenig nach vorn. Das Mädchen wirkte sehr schüchtern und sah erst etwas zögernd auf.


    "Salve, Tiberius."


    meinte sie dann mit einer etwas höheren, ängstlichen Stimme. Ihre Mutter sah etwas missbilligend drein und lächelte Durus dann mit einem aufgesetzten Lächeln an.


    "Vibulana hat sich sehr über Deine Einladung gefreut, Tiberius."

  • Durus musterte das Mädchen und lächelte. Der Umstand, dass Vibulanus seine Tochter mitgebracht hatte, konnte nur bedeuten, dass er der Möglichkeit einer Verbindung nicht abgeneigt war.


    "Herzlich willkommen in der Villa Tiberia. Ich freue mich vielmehr, dass Du gekommen bist."


    Mit einer Handbewegung bat er die drei, am Triclinium Platz zu nehmen. Er selbst legte sich auf dem Platz des Hausherrn.


    "Nun, Tiberius: Wie gefällt Dir Deine neue Stellung als Praetor? Du scheinst Dich ja schon frisch ans Werk gemacht zu haben."


    begann der Fabier die Unterhaltung, während seine Frau mit ihrer Tochter tuschelte, woraufhiin diese ziemlich schnell ziemlich genervt aussah. Doch Durus bemerkte dies nur am Rande, denn wesentlich wichtiger als die Aufmerksamkeit für eine potentielle Gattin war die Aufmerksamkeit für deren Vater - zumindest in seinen Kreisen.


    "Oh, sie ist höchst interessant. Zuerst muss ich allerdings ein wenig Ordnung in die Verwaltung bringen. Die Archive wurden teilweise etwas konfus geführt."


    "Ja, es ist schwierig heutzutage. Viele nehmen ihr Amt nicht ernst."


    "Wie ist es eigentlich mit Dir? Hast Du nicht auch Interesse, nächstes Jahr mein sauber geführtes Amt zu übernehmen?"


    fragte Durus dann mit einem Augenzwinkern. Vibulanus war Aedilier und das schon länger als Durus. Sicherlich lag es in seinem Interesse, dass er eines Tages den Weg zum Consulat fortsetzte.


    "Nunja, zur Zeit ist es etwas schwierig. Wie ich hörte, sind viele Senatoren der Meinung, dass es eher Zeit für einen Plebejer als Urbanus wäre."


    wich er aus, doch Durus war sich sehr sicher, dass Vibulanus nur Ambitionen zeigen musste um gewählt zu werden. Er entstammte einer Familie, deren traditionelles Amt das Consulat war. Bereits die Urväter der Fabier hatten in der Frühzeit abwechselnd das Consulat bekleidet, praktisch jeder Römer erlebte ein Consulat dieser Familie. Für ihn war es da wesentlich schwieriger gewesen und hatte einiges an Geschenken zu den Saturnalien und sonstigen Feierlichkeiten gekostet.


    "Wir werden sehen."


    Nun begann das Mahl. Durus hatte erneut nicht alles aufgefahren, was die Küche bot, aber auch nicht geknausert. So gab es Schwein vom hauseigenen Gut in Misenum, dazu verschiedene Soßen und Brot. Nach dem Essen ergriff Aemilia


    "Habt ihr schon von der Hochzeit des Minicius Rufus gehört? Es soll ja ein geradezu gewaltiges Fest gewesen sein."


    Der Fabier schien nicht ganz so glücklich zu sein, dass seine Gattin das Thema Heiraten anschnitt. War doch zu offensichtlich, dass sie gewisse Absichten bezüglich ihrer Schwester hegte. Durus antwortete dennoch.


    "Ja, ich habe davon gehört. Allerdings war ich nicht eingeladen - ich kenne Minicius nur sehr periphär."


    "Wir auch nicht, wir auch nicht. Es scheint auch ziemlich übertrieben worden zu sein. Die Braut scheint mehrere Landgüter als dos erhalten zu haben. Ich meine, natürlich sollte eine dos einer Frau angemessen sein, aber der Tochter eines Aufsteigers das italische Land nachzuwerfen...also ich weiß nicht."


    Rasch schaltete sich Vibulanus ein.


    "Aemilia hat zwar mit der dos Recht, aber ich denke nicht, dass Marius Trogus Probleme damit hätte, das Land für einen Senatssitz aufzubringen."


    "Ja, er hat ja schon genügend alte Familien um ihr Land gebracht...."


    erwiderte die Frau des Fabiers daraufhin scharf und sah plötzlich auf den Tisch, wo die Sklaven gerade die Reste abräumten. Währenddessen verfolgte Durus ein wenig belustigt, wie Vibulanus zum Reden ansetzte, dann doch lieber nichts sagte und etwas peinlich berührt seinen Gastgeber ansah.


    "Nunja, ich stimme Euch zu. Aber im Prinzip muss es ja nicht unsere Sorge sein. Der Imperator ist schließlich auch Censor und wird wissen, was zu dulden ist und was nicht."


    Mit dem Hinweis auf den Imperator ließen sich die meisten Diskussionen rasch beenden und der Frieden retten.


    "Wie geht es eigentlich Deinem Sohn, Fabius? Beneidet er schon seine Kameraden in Parthia?"


    Der Fabier schien sichtlich froh, das Thema Heiraten abgeschmettert zu haben und antwortete mit erleichtertem Unterton.


    "Ja, es geht ihm bestens. Er kommandiert die Legionsreiterei und scheint schon einiges an militärischer Erfahrung gewonnen zu haben. Aber der Sieg in Edessa zwingt mir die Frage auf, ob ich ihn nicht doch besser nach Iudaea hatte schicken sollen. Die Fretensis ist ja mit dem Kaiser...da hätte ich ihn vielleicht auch untergebracht."


    "Nunja, das konntest Du ja nicht wissen. Sein Tribunat dauert ja bereits viel länger als der Krieg, oder?
    Aber andererseits...meinem Vetter Quintus hat es bereits Erfolg gebracht. Er wurde zum Legaten der I. ernannt. Aber damit habe ich ohnehin schon lange gerechnet."


    Vibulanus wirkte recht überrascht. Aber tatsächlich war die Beförderung ja noch nicht in den Acta bekannt geworden und auch Durus hatte nur durch einen Brief davon erfahren.


    "Und was ist mit Decimus Livianus? Ist er gefallen? Oder hat er Fehler gemacht?"

  • Der Cellarius ließ nun eine Fuhre feinen Wein bringen, während Durus einen etwas unsicheren Gesichtsausdruck aufsetzte.


    "Ich weiß es nicht. Quintus erwähnte in seinem Brief nichts davon. Aber jetzt, wo Du es sagst...es ist tatsächlich überraschend. Möglicherweise wurde er in eine andere Legion versetzt..."


    "Nunja, das wird sicher später mit den nächsten Acta Diurna bekannt werden, mein lieber Tiberius."


    erwiderte Vibulanus lächelnd und nahm sich etwas vom hispanischen Roten, den die Tiberier ständig aus ihren Weingütern importieren ließen - besonders die Südhänge lieferten einen hervorragenden Wein für laue Sommer-Abende. Solche gab es aber zur Zeit nicht, daher schlug der tiberische Senator vor


    "Soll ich den Wein etwas temperieren lassen?"


    "Nein, danke."


    antwortete der fabische Familienvater, während seine beiden Begleiterinnen ein


    "Oh, sehr gerne - Fabia?"


    "Für mich bitte auch."


    vernehmen ließen.
    Sofort winkte Durus einen Sklaven herbei und gab die Wünsche der Gäste bekannt. Neben seiner hervorragenden Weinkenntnis hatte Oinophlyx auch ein sehr gutes Händchen beim Mischen von Würzweinen, die Durus besonders im Winter gern zu sich nahm.


    "Warst Du eigentlich beim Bona-Dea-Ritus beteiligt?"


    beschloss Durus nach längerem Schweigen direkt die Tochter anzusprechen, um zumindest die Stille zu unterbrechen, die nach dem Gespräch entstanden war. Außerdem wollte er gern ein wenig mehr über sie erfahren...


    "Nein, nein - vielleicht im nächsten Jahr."


    "Ich wurde geladen. Aber ich bin sicher, dass die Neue Fabia hinzuziehen wird, wenn sie erst verheiratet ist - du musst wissen, dass die meisten Anwesenden verheiratet sind - soweit sie keine Vestalinnen sind zumindest."


    Durus wusste, dass er nicht weiterzufragen brauchte - der Bona-Dea-Ritus war seit Jahrhunderten ein geheimes Ritual, bei dem nur Frauen zugelassen waren. Daher war es schon fast geschwätzig, wenn Aemilia etwas von der Gästeliste erzählte...und eigentlich auch etwas neugierig für den Pontifex, weiter nachzufragen.


    "Werdet ihr die Saturnalien in Rom sein? Vielleicht gemeinsam mit den Fabii Antistes feiern?"


    Der Rex Sacrorum war bekanntermaßen ein Verwandter des Fabius Vibulanus...soweit er wusste, handelte es sich um den Vetter. Allerdings war der Opferkönig beiweitem älter als Vibulanus...


    "Nein, wir bleiben natürlich zu Hause. Schließlich wollen wir unseren Sklaven die Freude gönnen. Außerdem können wir so unsere Verwandtschaft - eben auch Gnaeus - besuchen. Er hat übrigens lobend von dem neuen Flavier und dir gesprochen."


    Durus lächelte geschmeichelt. Gracchus war tatsächlich ein tatkräftiger und erfahrener Priester, aber er war sich nicht sicher, ob seine Erwähnung dem Rex Sacrificulus nur von Vibulanus in den Mund gelegt wurde, um ihm zu schmeicheln.


    "Entrichte ihm meine Grüße, wenn Du ihn wieder siehst."


    meinte er schließlich. So plauderten die beiden Senatoren noch ein wenig weiter, tranken den Wein - auch Durus hatte sich inzwischen für die warme, gewürzte Variante entschieden und politisierten ein wenig vor sich hin. Schließlich kam ein Sklave und füllte die Öl-Kandelaber auf, deren Leuchten um diese Zeit die einzige Lichtquelle war.


    "Quintus, es ist spät."


    meinte Aemilia Lepida bei diesem Anblick und auch die Augen von Fabia Vibulana wirkten etwas müde. Fabius, der gerade mit Durus über die Frage der Marstempel-Renovierung diskutiert hatte, hielt inne und sah zu den beiden Damen.


    "Oh, nunja..."


    Dann lächelte er Durus entschuldigend an.


    "Wie Du siehst, sind die Damen müde. Vielleicht führen wir das Gespräch ein andermal fort. Ich wäre froh, Dich in den nächsten Tagen in meinem Haus bewirten zu dürfen."


    "Es wäre mir eine Freude."


    erwiderte Durus und lächelte ebenfalls. Gleichzeitig stellte er aber insgeheim fest, dass Fabia Vibulana offensichtlich nicht besonders durchhaltefähig war - dies war eine Eigenschaft, die für eine Frau in der Gesellschaft manchmal wichtig war. Schließlich war eine Frau dazu da, Kontakte zu halten, zu denen der Ehemann keine Zeit hatte!


    "Dann wünsche ich Euch einen guten Abend und einen sicheren Nachhauseweg!"


    So verabschiedeten sich die drei Fabier schließlich von Durus und er geleitete sie noch zur Tür, wo ein paar kräftige Sklaven mit einer Sänfte warteten.

  • Im neuen Jahr wurde Fabius Vibulanus erneut von Durus in die Villa Tiberia eingeladen. Es gab eine Aussprache zu führen, sodass Durus kaum, dass Vibulanus das Triclinium betreten und Platz genommen hatte, das Gespräch begann.


    "Etwas Wein, Fabius?"


    "Gern, danke!"


    erwiderte dieser und sofort trat ein Sklave herbei und füllten den Pokal des Fabiers mit dunklem Mulsum... Eigentlich war die Sache nicht so schwierig, aber Durus war dennoch sehr nervös. Leichte Schweiß-Perlen standen auf seiner Stirn. Lange hatte er überlegt, wie er die Sache am besten vorbereitete, doch nun war ihm fast alles aus seinem Plan entfallen.


    "Ein sehr guter Wein! Kastanie?"


    Durus hatte keine Ahnung. Die dunkle Farbe sprach dafür, aber einen derartig feinen Geschmack hatte der Tiberier leider nicht. Er hatte den Cellarius einfach angewiesen, das beste aufzufahren, was die Villa zu bieten hatte.


    "Ich glaube schon. Ich kann Oinophlyx fragen lassen, wenn du möchtest."


    "Nein, nein, schon gut!"


    Schließlich begann ein lockeres Gespräch über Politik, das Durus zunehmend entspannte. Zuerst ging es um die neuesten Gerichtsurteile, dann fuhr man mit dem senatorischen Tagesgeschäft fort. Aber auch die Saturnalien wurden zwischen dem letzten Hauptgang und der Nachspeise noch einmal angesprochen. Als die beiden Männer endlich den Honigkuchen gegessen hatten, wurde Durus wieder nervöser. Mehrmals nahm er seine Serviette und trocknete Hände und Stirn, ehe er vorsichtig fragte


    "Wie geht es eigentlich deinen Kindern, Fabius?"


    Der Fabier wirkte überrascht, danach gefragt zu werden. Dann jedoch begann er


    "Gnaeus hat das Kommando über die Legionsreiterei bekommen, wie er schrieb. Außerdem scheint er ein fähiger Soldat zu sein - sein Legat hat mir geschrieben, ihn zu bitten, sein Tribunat zu verlängern. Vielleicht auch bei einer anderen Legion. Der Platz bei der I. scheint ja frei geworden zu sein, nachdem dein Cousin das Kommando übernommen hat..."


    Er blickte einen Augenblick nachdenklich drein. Durus wusste um die lange militärische Tradition der Fabier - immerhin zählte Fabius Maximus Verrucosus, genannt "der Zögerer" zu ihren Ahnen. Und dieser hatte Hannibal von Rom ferngehalten! Er fuhr sich über das Kinn und stellte dabei fest, dass seine Finger recht kalt waren.


    "Und deine Tochter?"


    "Oh, der geht es auch gut. Sie ist mit ihrer Mutter nach Baiae gefahren - Rom ist ihr doch etwas zu kühl in dieser Jahreszeit."


    Nachdenklich nickte Durus. Er würde auch lieber den Golf von Neapel besuchen als in der morgens recht kühlen Basilica Ulpia zu sitzen. Aber Amt war Amt!


    "Soso."


    Durus hasste sich an diesem Abend. Sonst konnte er ohne mit der Wimper zu zucken die absurdesten Anträge vor Gericht stellen. Er hatte schon wildfremde Ankläger als Hurenböcke oder Falschspieler bezeichnet, nur um seinem Mandanten den Hals aus der Schlinge zu ziehen. Und jetzt traute er sich nicht, Fabius Vibulanus um die Hand seiner Tochter anzuhalten! Das war doch absolut lächerlich! Eben jener Fabier sah ihn nun neugierig an.


    "Hast du denn bereits einen Gatten für sie gefunden? Ich erinnere mich, dass dir das vor kurzem Sorgen bereitet hatte..."


    Tatsächlich lag diese Äußerung Monate zurück, aber Durus hatte natürlich einen seiner Handlanger in die Archive geschickt um nachzusehen, ob Fabia Vibulana bereits eine Verlobung eingegangen war. Und tatsächlich war sie dies nicht!


    "Nein, warum?"


    fragte Vibulanus scheinheilig. Er musste wissen, worauf Durus hinauswollte.


    "Nunja..."


    Rasch ging Durus Faust zu seinem Mund, als er hüstelte.


    "...ich habe lange nachgedacht...wie du weißt, bin ich noch nicht verheiratet...aber auch vor mir macht das Altern nicht Halt und die Vorstellung, dass niemand nach meinem Tod meinen Laren opfert, betrübt mich sehr. Kurzum..."


    Wieder machte er eine Pause und rang nach Worten.


    "Ich habe mich entschlossen, um die Hand deiner Tochter anzuhalten. Ich denke, dass eine solche Verbindung für beide Familien von Nutzen sein würde. Sicher ist es auch in deinem Interesse, dass..."


    Während Durus so vor sich hinredete, hatte sich langsam ein Grinsen auf das Gesicht des Fabiers gelegt. Dann, als Durus gerade weiterargumentieren wollte, lachte er auf.


    "Ach deshalb hast du mich eingeladen, Tiberius! Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen! Ich hatte schon befürchtet, dass meine Tochter dich vergrault hat!"


    Und was für ein Stein Durus nun vom Herzen fiel! Er hatte befürchtet, dass Vibulanus ihn auslachen würde! Immerhin hatten die Tiberier keinen einzigen Consul in ihrer Ahnenreihe vorzuweisen, waren erst wenige Generationen Patrizier! Doch entweder gefiel Vibulanus Durus als Mensch und Politiker, oder er war verzweifelt genug, seine Tochter in diese Verbindung zu geben, ehe sie als alte Jungfer starb...nunja, andererseits war Durus bereits Praetor und ein Günstling des Kaisers...zumindest vermutete man dies...


    "Soll das also heißen, dass du eine solche Verbindung gutheißen würdest?"


    fragte er sicherheitshalber nach und legte den Kopf leicht schief.


    "Natürlich, Tiberius! Aemilia wird begeistert sein!"


    Das konnte sich Durus vorstellen. Er hatte dieses Getue bei den Saturnalia schon verdächtig gefunden...eigentlich hätte er es doch wissen müssen, dass die Fabier interessiert waren!


    "Dann lass uns darauf trinken, Fabius!"


    erwiderte Durus schließlich und ließ den 15-jährigen Falerner servieren. Jetzt rückte eine standesgemäße Verbindung in greifbare Nähe. Und damit auch die Möglichkeit, die alten Verbindungen der Fabier für einen weiteren Aufstieg zu nutzen!

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