Turma I – Stube der Milites und Stall ihrer Pferde

  • Und wieder verleidete das Gebräu zu vermehrtem Rülpsen und Cursor war froh, daß es unten blieb und nicht nach oben kam.


    Mit etwas verdrehten Pupillen und zittrigen Händen hielt er Verus seinen leeren Becher hin.


    "Bitte schön, es geht weiter:


    Zu jener Zeit, als der Flachs noch nicht gedeihet war,
    Setzten sich die Frauen auf einen Klotz
    und schnitten sich die Haare von der ... .
    Als sie diese dann zum Leinenweber brachten,
    sprach dieser: "Wahrlich, wahrlich, ich sage Euch:
    Wer Hosen trägt aus diesem Haar, dem steht die Pfeife das ganze Jahr.


    Und jetzt Du!"

  • *Rülps*


    Verus, der langsam müde wurde, trank noch den Becher aus und liess den nächsten Trinkspruch erklingen.


    "Diogenes kroch in ein Fass, um mit Enthaltsamkeit zu prunken, wann aber tat er das? Als er es leer getrunken. "


    Als Verus fertig gesprüchelt hatte fiel er rückwärts hin und musste sich übergeben.

  • Cursor hielt noch immer die Stellung. Er fühlte zwar auch den unverkennbaren Drang, etwas, in welche Richtung auch immer, von sich zu geben, aber seinen nächsten Spruch wollte er noch loswerden.


    "Weil Du Diogenes ins Spiel bringst, er soll leben:


    Diogenes kroch in die Tonne,
    Und sprach "Geh` mir aus der Sonne",
    Er war hineingekrochen,
    Weil er sie ausgesoffen."


    Dann war es soweit: Cursor konnte nicht mehr an sich halten gab die zu sich genommene cervisia wieder von sich.

  • Der Wind wehte in Verus Haar. Plötzlich war er wieder aufgewacht. Sein Schädel brummte noch und er hatte die gesammte Kleidung vollgekotzt. Er konnte sich nur noch an die Trinksprüche und Witzeleien erinnern. Als er sich aufrichtete sah er, dass Cursor auch neben ihm, auf dem trockenen Gras, lag und schlief. Er war wohl zu müde gewesen, um sich noch umzuziehen und in die Stube zu torkeln, um dort auf bequemerer Unterlage zu schlafen, als auf dem nackten Boden.


    Als Cursor auch vom Wind aufgeweckt worden war sagte Verus mit krächzender Stimme:


    "Wollen wir in die Thermen gehen? Ich glaube wir haben es nötig. "


    Dann präzisierte er noch indem er sagte: "Ich habe es nötig."

  • Cursor erwachte mit brummendem Schädel. Sämtliche Glieder und Gliedmaßen waren steif und auch sein Gedächtnis mußte von der wüsten Zecherei in Mitleidenschaft gezogen worden sein.


    "Wo bin ich?"


    Dann sah er seinen Kumpel und Saufgenossen mit zerzaustem Haar neben sich sitzen. Auch dessen Pupillen schienen noch nicht auf die richtige Marschzahl programmiert zu sein.


    "Was hast Du gesagt, in die thermae, Supervorschlag! Aber dann gleich ins Wasser, ohne erst abzuschaben und abzurubbeln. Ich habe einen Durst, der kaum auszuhalten ist. Ich saufe das ganze Becken aus."

  • Verus versuchte aus dem Sitzen ins Stehen zu kommen. Aber ohne Erfolg. Denn beim Aufstehen gab es ihm einen Zwick ins Hirn. *Autsch* Verus purzelte wieder auf den Hintern.


    "Ich habe ebenfalls durst. Aber nicht auf Cervisia." Verus, dem die Cervisia anscheinend verleidet war, rümpfte die Nase.


    Nach einem weiterem Versuch aufzustehen, gelang es Verus endlich. Wieder auf den Beinen, wenn auch nicht sehr stabil, fragte Verus:



    "Wollen wir gleich gehen?"

  • Cursor, dem es nicht besser als Verus ging und der ebenfalls Schwierigkeiten mit dem Stehen und Gehen hatte, hielt sich an seinem Kameraden und dieser wiederum hielt sich an ihm fest.


    "So wie wir beeinander sind, werden wir die thermae kaum erreichen. Aber das wäre nicht das Schlimmste. Stell` Dir vor, uns sieht jemand und wenn es schlecht kommt, auch noch der duplicarius.


    Haben wir nicht vor unserer Stube Eimer mit Wasser stehen? Wir schütten uns jeder einen über die Schädel, dann sieht alles besser aus und unsere Lebensgeister, hauptsächlich die, die wir zum Stehen und Gehen brauchen, sind wieder einsatzfähig. Ich geh` schon mal los."


    Leicht wankend ließ Cursor Verus los und verließ die Stube, um sich einen Eimer Wasser zu suchen.

  • Verus stolperte hinter die Stuben, wo sich die Pferdestallungen befanden. Er dachte sich: Wo es Pferde hat, gibt es auch Wasser.


    Bei den Pferden angekommen, sah er auch gerade einen Eimer mit Wasser stehen. Schnell wollte er sich diesen über den Kopf leeren, doch sobald er ihn erhoben hatte kam er aus dem Gleichgewicht und stolperte kopfüber in die Pferdewassertränke.


    Das Wasser spritzte nur so. Es war kalt und Verus, der auch einen Schluck davon abbekam, bemerkte, dass das Wasser einen leicht säuerlichen Geruch aufbrachte.
    Völlig erschöpft kletterte er aus der Tränke und watschelte zur Stube zurück, wo er wieder Cursor traf:


    " Ich glaube, der jetztige Anblick ist auch nicht gerade positiver. Hoffentlich sieht mich der Duplicarius nicht so.


    Bist du jetzt bereit für die Thermen?"

  • "Ja, ja,"


    resümierte Cursor,


    "es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd,
    bei uns, da ist es umgekehrt."


    Er sah seinen von oben bis unten durchnäßten Stubengenossen, stellte fest, daß er nicht weniger naß war - ob nun vom einen oder anderen Wasser konnte er nicht unterscheiden - und wollte nur eines: frisches, klares Wasser und das an jedem Köperteil!


    "Sei`s drum, wir gehen auf dem kürzesten Weg in die thermae. Sieht uns einer, was soll`s; sieht uns keiner, dann paßt es! So bereit für die thermae wie in diesem Augenblick war ich noch nie!"

  • Cursor und Verus, die gerade von den Thermen kamen, schlenderten zu ihren Pferden. Dort verpflegte Verus sein Pferd, Avarus, und schaute anschliessend noch, ob sich die Kanne mit Wein noch auf dem Gebälk befand.


    Sie war noch da. Verus hob sie vom Balken hinunter und füllte die zwei Becher, die Cursor gerade geholt hatte.


    " Prost auf eine gesunde und erfolgreiche "Reise"." etwas besseres ist Verus nicht eingefallen. Na ja, Kreativität kommt ja beim Trinken.

  • "Mein lieber Mann",


    entfuhr es Cursor, als er Verus`Wein gekostet hatte,


    "sei nur froh, daß keiner dieses Tröpfchen gefunden hat. Der hätte Deine Kanne ohne lange zu fragen auf einen Zug leergesoffen.


    Und da wir gerade vom Baden kommen, noch ein Trinkspruch:


    Zwei Schwiegermütter gingen baden,
    die mußten es sehr nötig haben.
    Die eine ist sofort ersoffen,
    von der anderen wollen wir es hoffen!


    Auf das, daß wir keine Schwiegermütter haben! Prost!"

  • "Meinst Du wirklich?"


    Auch Cursor war der gute Wein, vor allem durch das schnelle Trinken und in Anbetracht einer durchzechten Nacht wie der letzten, in kurzer Zeit zu Kopf gestiegen.


    "Wenn wir so angeheitert, wie wir jetzt schon sind, bei Deinem Händler erscheinen, haut der uns doch gleich übers Ohr. Und so hoch ist unser Sold auch nicht, daß wir uns das leisten können.


    Ich schlage vor, wir verschieben das Ganze auf morgen, begeben uns in die Waagrechte und nehmen ein paar Mützen Schlaf. Das Baden war zwar erfrischend, aber ich bin trotzdem hundemüde.


    Wenn Du aber gehen willst, ich gehe auf jeden Fall mit!"


    Sollte Verus trotzdem gehen wollen, so wollte ihn Cursor auf alle Fälle begleiten.

  • " Du hast recht. Ich glaube wir hehen am besten mit einem klaren Kopf zum Händler. Nicht, dass er uns noch über den Tisch zieht! Ich glaube zwar nicht, dass er so ist. Doch bei Händler kann ja man nie wissen. Sonst können wir Morgen gehen? Was meinst du dazu? "


    Verus gähnte, denn er war auch müde.

  • Langsam fielen Cursor die Augen zu. Er war froh, daß Verus auch keine Ambitionen mehr verspürte, den Händler aufzusuchen.


    Er machte es sich ebenfalls auf seinem Bett bequem, streckte alle Viere von sich,


    "Schlaf` gut, Verus, bis morgen",


    und dann sah er nichts mehr, hörte er nichts mehr, er war ganz einfach weg.. Die vergangene Nacht, in der kaum an Schlaf zu denken war, forderte ihren Tribut.

  • Verus hörte die Gutnachtwünsche nicht mehr. Denn er war schon eingeschlafen.


    Friedlich träumte er von Cervisia und was es halt noch so schönes auf der Welt gibt.
    ;)


    Am anderen Morgen wurde Verus geweckt. Und sogleich er sich die Augen rieb, erinnerte er sich, dass er mit Cursor den Weinhändler aufsuchen wollte.


    Und so gingen die Zwei zum Weinhändler, der sein Sitz in der Nähe des Hafens hatte.

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    Vexillarius Servius Percennius Modestus
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    Modestus, der normalerweise keine Botengänge machte, betrat die Stube, in denen sich drei Equites aufhielten, die mit dem Duplicarius nach Memphis reisen mussten.


    " Männer.... ich seit wieder zurück, doch könnt ihr euch nicht allzulange ausruhen. Ihr sollt sofort zum Duplicarius kommen. Als er mir sagte, dass ihr antreten sollt, war seine Stimmlage ziemlich ernst. Also ich weiß ja nicht, was ihr ausegfressen habt, aber ich würde mich beeilen... "


    Servius schaute die Männer mit ernster Mine an, als er dies sagte.





  • Veratius der sich noch nicht allzu lange in seiner Unterkunft aufhielt und in seinen Sachen kramte, schaute erst zu Modestus und dann zu Cursor und Verus.


    "Ausgefressen...!"


    Veratius überlegte kurz, kam aber nicht darauf, was er ausgefressen haben könnte.


    "Wir und etwas ausgefressen, als wenn wir je schon einmal etwas ausgefressen hätten."


    Veratius schaute zu Modestus und zwinkerte mit den Augen


    "Na dann werden wir uns wohl mal auf den Weg zum Duplicarius machen oder was meint ihr?"

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    Vexillarius Servius Percennius Modestus
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    Modestus stand da und wartete, dass die Männer losgingen. Doch, als der junge Artorier sprach, glaubte er seinen Ohren nicht, hatte er wirklich die anderen Kameraden gefragt, was sie davon hielten, zum Duplicarius zu gehen. Was fiel ihm ein, er bekam verdammt nochmal einen Befehl, den er zu gehorchen hatte. Da merkte man, dass der Duplicarius mit ihnen zu locker umging.


    Servius bemerkte zwar, dass der Artorier ihm zuzwinkerte, doch war er nicht darüber erfreut, dass er solch eine Frage überhaupt seinen Kameraden stellte, schließlich waren sie hier beim Militär. Der Vexillarius wollte aber noch etwas warten, um zu sehen, ob sie nun eine Diskusion begannen oder sich sofort aufmachten.




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