Theodoros Alexandreus

  • Jetzt wird Theodorus die Sache klarer! Der Mann ist also ein Gesandter der Akademie! Warum hat er das nicht gleich gesagt! Denn zwar haben Akademie und Museion nicht unbedingt den besten Draht zueinander. Es gibt da einige Unstimmigkeiten bezüglich der Methoden zum Aufspüren und Gebrauchen des Logos, obwohl Elemente des Platonismus in letzter Zeit in einer eigenen, zugegebenermaßen recht sonderbaren Form auch im alexandrinischen Denken immer präsenter (und virulenter) werden. Aber man erkennt sich gegenseitig an, allein deswegen, um sich einen ernstzunehmenden intellektuellen Gegner zu halten, den man nach allen Regeln der Kunst zerfetzen kann, was viel mehr Spaß macht als ein schnöder Wettkampf im Staub des Gymnasions. Na, wie dem auch sei (und soviel zum Thema "die Zeiten der überheblichen Provokationen sind vorbei und kontraproduktiv"), zumindest erhellt sich Theodorus Miene schlagartig und freundlich weist er dem Melos einen Platz zum Hinsetzen.


    "Na, setz dich doch erst mal und mach es dir bequem. Erfrischung gefällig?" Theodorus deutet auf ein Tablett mit einigen Bechern, einem Krug Wasser und der Weinkaraffe für Gäste - die mit dem mittelmäßigem Wein:


    "Es ehrt mich sehr, dass die ehrenwerten und überaus geschätzten Kollegen aus dem Mutterland sich um die richtige Besetzung unseres bescheidenen Institutes sorgen. Bitte überbringe ihnen die herzlichsten Segenswünsche vom Museion und das Versprechen, sogleich zu schreiben, sobald ein neuer Epistates erwählt wurde.
    Außerdem kannst du ihnen mitteilen, dass sie beruhigt sein sollen: Das Museion speist seinen Ruhm aus zwei Säulen: Der Archivierung und Verarbeitung der Gedanken und Schriften aller Völker vom Okeanos bis nach Taprobane und der Tradition und Aufrechterhaltung des hellenischen Denkens. Im Hinblick auf diese Ausrichtung ist es doch mehr als verständlich, dass sich Gelehrte auch nach Rom begeben, einerseits um mehr Wissen über dieses Volk und seine Errungenschaften zu sammeln, anderseits um ihnen im Interesse aller Hellenen die Früchte der Kultur zu lehren."


    Wie der Kaiser auf die Idee kommen konnte, einst so einen Totalausfall wie Tychaios zum Epistates zu ernennen, kann sich Theodorus ohnehin nicht erklären. Wahrscheinlich war es noch der Tyrann Nerva, nachdem er alle Philosophen und somit potentiell fähigen Berater aus Rom verbannt hatte.


    "Sag, welcher Schule gehörst du noch einmal genau an?" Theodorus kann sich beim besten Willen nicht erinnern, wieviele "Akademien" es derzeit in Athen gibt, geschweige dem, wie die Leiter heißen. Ein sicherlich sehr unerfreulicher Misstand, seit die beiden großen, die Neue und die des Antiochos zerstört wurden.


    Sim-Off:

    Mach dir mal ein WISIM-KOnto, dann gibts was Feines ;)

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    „Dort entlang Herr. Dieses Mal bin ich mir gaaanz sicher.“ Ein Klatschen erfolgte. Ein Schmerzenslaut und ein Sklave huschte den Gang entlang. „Das hast Du die letzten zehn Mal auch schon gesagt. Habe ich den unfähigsten Sklaven bei mir? Hach, ich hätte Dich schon längst an die Krokodile verfüttern sollen, Du Nichtsnutz. Du Taugenichts.“ Ein wimmerndes Flehen erfolgte auf die Schimpftirade des Gelehrten. „Und warum hat er überhaupt andere Räume bekommen? Ist das zu fassen. Dabei gibt es genug, was ich mir jedes Jahr neu merken muss.“ Weiter vor sich hin grummelnd kam Sosimos von Korinth direkt bis zu der Tür von Theodoros Stege. Verblüfft blieb er stehen. „Ist es gar hier?“ Der Sklave starrte auf die kleine Marmortafel und nickte hastig. „Ja, Herr. Genau hierhin wollte ich Dich führen.“ Ein Klatschen auf den Hinterkopf ließ den Sklaven erneut leise aufjaulen.


    Sosimos starrte auf die Tür, kratzte sich zwischen den Augenbrauen. „Drei Mal im Monat? Oh ihr Götter, was für neumodische Sitten. Am Ende glauben die Schüler noch, wie müssten jeden Tag für sie da sein. Und gar, unser einziger Zweck wäre die Lehre. Nicht die Forschung und die Suche nach der Weisheit.“ Verzweifelt rang Sosimos mit den Händen und starrte gen Himmel. Als ob eine göttliche Eingebung folgen könnte. Womöglich Apollon selber, der ihm ein bestätigendes Signal gab. Nein, es kam keines und so seufzte Somisos lediglich. Immerhin einen Gefallen hatten ihm die Götter getan. Sie hatten den inkompetenten Narren Tychios aus dem Leben entrissen. Er nickte bestimmt. Die Zukunft des Museion mußte geregelt werden. Es mußte schon sein. Er klopfte kräftig.




  • Der Stellvertreter des Epistates befindet sich derzeit gerade in ähnlich grantiger Laune, denn er lernt sich gerade richtig ein in die Lästigkeiten seines neuen Arbeitsplatzes, als es schon wieder an der Türe klopft. Sicher wieder irgendein Herr Blabla aus Blubblubbland, der meint, zum Tod des Tychios seinen Senf geben zu müssen.


    "Irgendwer muss einen neuen Apparat erfunden haben, dass Gerüchte noch schneller befördert als ein Lauffeuer. Allmächtiger behüte uns vor so einem Ding... Jaaahaaaa, herein!"

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  • Oh, habt Dank', Ehrenwerter, einen Stuhl und etwas Quellwasser - hoffentlich kein Brunnenwasser ... hihih - - So.


    Er schenkte sich einen Becher ein - natürlich bis zum Rand - nippte ein wenig daran, während er einen kleineren Schwall über seine Kleidung goß, stellte das Gefäß zurück, biß wieder ein Stück von seinem Apfel:


    Hoffentlich bekomme ich keine Bauchschmerzen von der Kombination - und wenn ... Schule? Ich bin in Ephesos aufgewachsen, also Schüler der ionischen Naturphilosophen, und habe an der Akademie in Athen meine Studien erweitert. In Ephesos war ich 2. Bibliothekar an der Kelsos-Bibliothek und danach bis vor kurzem in Athen Lehrer für Kosmologie und Historia.


    Ich werde bei Gelegenheit brieflich Deine Grüße und Deine Versicherungen übermitteln, wobei ich schon in Attika Deine Argumentation - wenn auch in meinen bescheidenen Worten - vertreten habe. Ich finde bei Dir meine Sicht also nur bestätigt.


    Trotzdem: die Situation ist kniffelig, es wäre in jedem Falle hilfreich, wenn sich herausstellen würde, daß Tychios eines, nunja, natürlichen Todes gestorben wäre. Herzanfall am Brunnenrand, während er eine Ode rezitierte oder irgendetwas in der Preislage ... die Situation ist ungünstig - für die Römer, die Griechen - und für Dich als Einzelperson. Denn nichts belastet so sehr wie ein ermordeter Vorgänger ...


    Hoppla - hier geht's ja zu wie auf der Agora. Noch jemand vor der Tür!


    Sim-Off:

    Was "Feines"? Aha ... :D Schau'n mer mal ...

  • Theodorus beginnt, über die Worte des Diagoras nachzudenken, als es an der Türe klopft. "Entschuldige kurz..."


    Theodorus öffnet die Türe aber er sieht Niemanden. Er schaut auf den Flur raus, aber Niemand da. Dann bemerkt er ein unterdrücktes Kichern am Ende des Flurs. Seufzend macht er die Türe wieder zu und setzt sich hin. Diese Studenten mit ihren albernen Streichen... -.^


    "Äh, wo waren wir stehen geblieben...? Ach ja: Der Tod des Epistates. Da mache ich mir keine Sorgen, ich habe ein Alibi..." Obwohl, hatte er das wirklich? Der einzige Zeuge, der wusste, dass Theodorus sich in der Bibliothek aufhielt, war der Sklave und das Wort eines Sklaven gilt nicht viel vor Gericht... Theodorus kommt ins Grübeln. Allerdings geht das wieder Diagoras wenig an und die Scholarchen der anderen Schulen, egal ob Athen, Ephesos, Pergamon, Rhodos oder Antiochia, noch weniger. Oder will dort Jemand Theodorus einen Strick drehen? Wie kommt Theodorus der zurückgezogene Bücherwurm eigentlich in so kurzer Zeit zu der Ehre, so viele Freunde und Feinde zu haben? Und das über das gesamte Mittelmeer verteilt...


    "Außerdem schätze ich die Situation als nicht so gewichtig ein, wie du. Der Strategos und die Römer fahnden bereits und der Epistates hatte viele Feinde, zu denen ich nicht gehörte..."


    Sim-Off:

    Der Besuch von Sosimos findet auf einer anderen Zeitebene statt und betrifft unser Gespräch von daher nicht. ;)

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  • Verzeih' O Theodoros, wenn ich Dir Dir da widersprechen muß.


    Diagoras nippte erneut an seinem Becher und schlug die Beine übereinander.


    Oder: laß' es mich anders formulieren: Im Grunde ist es gleichgültig, wer Thychios getötet hat, wenn Tychios getötet wurde - das schließt auch den Fall ein, daß Ihr darin verwickelt seid, was ich wiederum nicht wirklich glaube. Ich bin nicht amoralisch, aber auch kein Moralist, soll heißen: ich goutiere nicht, daß er getötet wurde, aber ich bin froh, daß nun der Stuhl des Epistates zur Disposition steht. Mir wäre eine andere Lösung lieber gewesen, aber so ist es Wille von Tyche - und daraus muß man das Beste machen.


    Tatsächlich aber ist ein ermordeter Vorgänger eine schwere Hypothek für den Nachfolger, vor allem, da Ihr Tychios noch lebend begegnet seid - und nicht etwa erst nach seinem Tode überhaupt in Alexandria eingetroffen seid.


    Philosophisch gesagt: nicht die Wahrheit ist entscheidend, sondern das, was andere für die Wahrheit halten. Nicht die Wahrheit vernichtet, sondern das Gerücht. Und selbst wenn ein Schuldiger gefunden wird, wird irgendjemand doch behaupten, er sei gedungen. Von Euch - verzeiht!, von mir für die Athener und die Ionier, oder - den Rhomaiern, deren Gegner er ja auch war. Und gerade diese Vielfalt ist unser Glück. Denn für alle ist ein Verdacht eine Katastrope. Aber eder hat auch Vorteile durch den Tod des Tychios ... ich sollte der Tyche ein Libations-Opfer aus Dankbarkeit darbringen ...


    ... sprach's und goß den Rest des Wassers mit einer leichten Bewegung der Hand auf den Boden.

  • "Chaire Theodoros", sagte Nikolaos eintretend, etwas schüchtern. Doch dann wurde seine Stimme wieder fester und bestimmter. Schließlich war er nicht als Schüler hier sondern als Beamter. "Um Missverständnisse zu vermeiden, ich bin heute nicht als Schüler hier, sondern als Beamter. Als Schüler hätte ich es selbstverständlich nicht gewagt, dir unter die Augen zu kommen, bevor ich die Aufgabe, die du mir gabst, erfüllt hätte." Er lächelte scheu und hoffte, Theodoros wäre nicht allzu zornig.
    "Ich möchte dich um deine Hilfe bitten. Es geht um den grauenhaften Tod des Epistates. Da du in diesem Tempel mein einziger Vertrauter bist, auch wenn ich möglicherweise dein Wohlwollen und Vertrauen durch Dummheit beschädigt habe, kam ich zu dir. Bei meiner Aufnahme als Schüler hörte ich zufällig, während ich im Vorraum der Stege des Epistates wartete, einen sehr heftigen Streit aus der Stege. Jemand sagte so etwas zum Epistates wie : >Du wirst sehen, dass ich am längeren Hebel sitze. Fahr doch zum Hades!<
    Weißt du, wer dem Epistates derartig feindselig gegenüberstand, dass er ihm soetwas offen wünschte? Ich habe den Mann gesehen, er ist blind vor Zorn hinausgelaufen. Doch leider habe ich ihn bisher nicht mehr gesehen."

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    ~ Sosimos von Korinth ~



    Das „Jaaahaaaa“ drang laut und vernehmlich durch die Tür und erreichte auch Sosimos verständlich, der durchaus schon in seinem Alter das eine oder andere Problem mit dem Hören hatte, mal abgesehen von den ganzen Wehwechen, über die er manche Tage lange reden konnte. Doch nicht heute und ganz bestimmt nicht hier. Er hielt sich auch nicht damit auf zu warten, dass sein Sklave die Türklinke ergriff und die Tür vor ihm öffnete, so wie es sich eigentlich gehören würde. Nein, er riß die Tür selber auf und stapfte hinein. Ein Blick schweifte schnell durch den Raum, nahm das eine unwichtige oder das andere wichtige Detail auf und fixierte dann den Gelehrten dieser Räumlichkeiten, Theodoros selber. Der wüste grimmige Gesichtsausdruck aus den Zügen von Sosimos schwand abrupt, ein väterlich, wohlwollender Zug trat an diese Stelle. „Ah, Chaire, chaire, Theodoros. Endlich, die Schola ist um etwas Dummheit ärmer geworden und ein heller Geist ist wieder zurück in diese Hallen gekommen.“ Sosimos sah sich suchend um und griff nach einem Stuhl, legte eine Apparatur vorsichtig zur Seite und nahm an dessen Stelle auf dem Stuhl dort Platz.


    Grübelnd betrachtete Sosimos den jungen Mann (der Theodoros in den Augen eines der ältesten Gelehrten des Museion auch war) und kratzte sich an seinem weißen Bart. „Tsts...Theodoros. Eben noch ein Schüler...“ Mit den Jahren war Sosimos auch recht großzügig. „...und mit allerlei neugierigen und altklugen Fragen auf den Lippen und schon bist Du fast der neue Epistates. Du hast Dich wirklich gemacht, Theodoros. Das habe ich schon immer gewußt.“ Weswegen er wohl besonders gerne mit dem Stock damals zugeschlagen hat. Lernen konnte man bei Sosimos wirklich etwas. Ein weiser Geist war er, aber nicht unbedingt bei den Strafen. „Also hat Dich der Eparch ernannt? Aber wir müssen das Intern regeln. Es muß eine Versammlung geben und wir müssen einen Kandidaten bestimmen.“ So wie es die Tradition war, aber Sosimos glaubte nicht, so etwas anfügen zu müssen. Schließlich wußte er genau, daß Theodoros diese mehr als gut kannte.





  • Zitat

    Original von Diagoras von Melos


    Interessiert hört Theodorus den Ausführungen des ionischen Philosophen zu. Philosophen in der Tradition der alten Mileter hört man heutzutage nur noch wenige, wenn überhaupt, aber der Mann scheint einen wachen Geist und rhetorisches Geschick zu haben - so viel Geschick, dass die wahre Absicht des Mannes mehr als unklar ist. Will er ihm drohen oder helfen? So in Gedanken versunken bemerkt er nicht einmal, dass der Besucher den Inhalt seines Bechers über den Boden verteilt.


    "Noch einmal bitte ich dich, dich zu zügeln. Erstens ist über die Ursache des Sterbens des alten Epistates noch nicht das letzte Wort gesprochen und ich bin mir sicher, dass die Kraft des Logos sich im Endeffekt gegen sophistische Spekulationen durchsetzen wird, mögen sie auch mit noch so scharfer Zunge vorgetragen werden.
    Zweitens ist über die Nachfolge des Epiststes noch kein Wort gesprochen worden. Ich bin nur sein derzeitiger Vertreter."


    Theodorus überlegt, ob er den Melier aufklären soll, was das grundsätzliche Problem ist, welches Theodorus Nachfolge als Herr über die Bibliothek anbelangt, nämlich die iudäische Abstammung des Gelehrten, beschließt aber, darüber erst einmal zu schweigen. Statt dessen wechselt er das Thema:


    "Du sagtest, Diagoras, dass du bis vor Kurzem Lehrer in Athen gewesen seist. Hast du diese Anstellung noch inne...?"

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  • Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes


    Theodorus, der diese Situation ein bisschen schräg findet, denn er ist nun gezwungen, den Prytanen angemessen zu behandeln, den Schüler aber seine Untertänigkeit abzuverlangen, antwortet in einem diplomatischen Ton: "Chaire, Strategos.", bietet ihn aber erst einmal keinen Platz an.


    "Der Epistates hatte viele Feinde. Im Grunde genommen war er den meisten hier ein Dorn im Auge." Niemand hatte je verstanden, warum es ausgerechnet diesen inkompetenten, launenhaften und intriganten Menschen vergönnt war, das Amt des Priesters des Apollon zu bekleiden. Vor allem nicht diejenigen, die selbst ebenso inkompetent, launenhaft und intrigant waren, wie er. "Deshalb verwundert mich die von dir beobachtete Situation relativ wenig." Theodorus selbst hätte dies von sich geben können beim letzten Besuch des Epistates. "Ich würde mich an deiner Stelle auch eher auf einen Personenkreis außerhalb des Museions konzentrieren, schließlich war Tychios auch im öffentlichen Leben eine wichtige Person, er bekleidete Ämter, häufte geschäftlichen Reichtum an und sprach auf den Versammlungen. Und was die Konflikte in letzter Zeit anging, so weißt du am besten, dass ich über ein Jahr lang in Rom verweilte und nichts davon mitbekam."

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  • Zitat

    Original von Sosimos von Korinth


    "Chaire, Sosimos, es freut mich außerordentlich, dich einmal wieder zu sehen." begrüßt Theodorus den Philologen etwas aufgesetzt und weist ihn einen Platz zu. Das Anliegen des Sosimos, der aus unerfindlichen Gründen Korinthos genannt wurde, denn Korinth war eigentlich eine römische Colonia, seit sie von Caesar wieder aufgebaut wurde, kann Theodorus allerdings nur halb nachvollziehen. "Der Tradition gemäß wird der Epistates nur vom Kaiser persönlich ernannt aber ich gebe dir Recht darin, dass es das beste wäre, dem Kaiser unsere eigenen Vorschläge zu machen. Ich werde eine solche Versammlung auf dem schnellsten Weg in die Wege leiten." meint Theodorus und notiert sich das schnell.

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    „Ein bisschen klein dein Arbeitsraum, oder?“ Sosimos sah sich um und betrachtete erneut, was er dort sah. Sosimos, der in der Tat aus Korinth stammte, wenn auch schon seit vielen Dekaden am Museion lebte, zwirbelte den Bart an seinem Kinn. Er ging bereits im Kopf durch, wer zu der Versammlung kommen dürfte und wen er am liebsten ganz davon verbannt sehen wollte. Als ihn die Antwort von Theodoros aus dem Grübeln heraus riß. Eine verärgerte Falte entstand zwischen den weißen Augenbrauen des Gelehrten. Cholerisch war er durchaus und leicht in Rage zu bringen. Was soll das heißen, Theodoros? Willst Du etwa behaupten ich schlage hier eine Sitte vor, die den Traditionen nicht entspricht? Hüte Deine Zunge, junger Mann! Selbst wenn Du jetzt von dem Eparch auf einen höheren Stuhl gesetzt wurdest, vergiß nicht, wo Deine Wurzeln liegen. Es ist und war stets so am Museion, daß der Epistates von den Gelehrten des Museion vorgeschlagen wurde. So war es von je her Sitte bei uns. Und eine gute Tradition. Und der Praefectus wird sicherlich darauf setzen. Ebenso der Kaiser. Sie haben stets auf unsere Weisheit und unser Verständnis für die kultischen Dinge vertraut.“ Rot verfärbte sich das Gesicht von Sosimos, ein deutliches Zeichen, dass sich der ältere Mann bereits sehr ärgerte über Theodoros.


    Er erhob sich. „Gut. Dann gib mir Bescheid, wann Du sie ansetzen wirst. Und bedenke auch, dass es an einem richtigen Tag vonstatten geht. Sonst ist die ganze Wahl nichtig. Immerhin geht es um das Amt eines Priesters. Wenn nicht sogar des wichtigsten Priesters der ganzen Stadt.“ Sosimos sah sich zu seinem Sklaven um. Wo war der Lümmel bloß wieder? „Ach, ist eigentlich bekannt, woran der Epistates gestorben ist?“, fragte Sosimos mehr beiläufig. „Ich hörte, er wurde ermordet?“




  • Innerlich seufzt Theodorus auf. Warum nur hat er den Eparchos nicht heftigst widersprochen, als dieser ihn zum Übergangskandidaten gewählt hatte. Dann würde jetzt irgendwer anders hier sitzen und sich mit all dem Kram herumärgern, zum Beispiel Sosimos. Außerdem: was heißt denn: hier sitzen, schließlich sitzt Theodorus, wie Sosimos ganz richtig erkannt hat, als bloßer Stellvertreter nicht in den angenehmen Räumen des Epistates sondern nur in seinem kleinen Kämmerchen...


    "Verehrter Sosimos, ich weiß wirklich nicht, worüber du so erzürnt bist, denn ich sagte lediglich, dass es seit den Zeiten der Lagidensöhne immer so üblich war, dass das Museion zwar einen Vorschlag einreichen konnte, dieser aber nicht unbedingt beachtet wurde. Wie oft saßen durch inkompetente Herrscher Feldherren, ungebildete Aristokraten oder sonstige Günstlinge der Könige auf dem Musenthron?" Zwar war Theodorus noch nicht am Museion, als Tychios damals erwählt wurde, aber er kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass dieser Mann auf Vorschlag des Museions ernannt wurde. "Und der Ausarbeitung eines Vorschlages stimmte ich ja zu, das gebietet allein die Logik."


    Abermals seufzt der Philologe, bevor er fortfährt.


    "Es heißt, dass der Epistates ermordet wurde. Und du glaubst gar nicht, wie schnell sich dieses Gerücht verbreitet. Heute morgen hatte ich sogar schon Jemanden aus Athen hier, der mir die Sorgen der attischen und ionischen Schulen zu diesem Thema vortrug. Aber wie auch ihm, so kann ich dir nur raten, Ruhe und Maß zu wahren, denn die Stadtwache und die Rhomäer tun alles, um den Fall aufzuklären, was durchaus in unserem Interesse sein sollte. Mehr zumindest als sich in Spekulationen zu ergehen." Langsam konnte Theodorus den Text schon auswendig, so oft wie er den Sachverhalt in den letzten Tagen erklären musste. "Was die Synode angeht: Wen soll ich alles einladen? Alle Philologen und Philosophen, die am Museion arbeiten, klar, aber auch die Gesandten der anderen Akademien, die sich hier aufhalten, was meinst du?"

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    Resigniert seufzend plumpste Sosimos zurück auf den Stuhl. „Au!“, entfleuchte ihm und rieb sich sein Kreuz. „Aiai, das Alter. Das wird leider auch nicht immer besser.“ Er grummelte leise vor sich hin und drehte an dem Anhänger, den er vor seinem beigen Gewand trug. „Hm...ja, Unfähigkeit erlebt man wahrlich überall. Tychios....der war ja noch nicht mal unfähig. Korrupt. Durch und durch. Du ahnst gar nicht, Theodoros, was der sich alles erdreistet hat in den letzten Jahren. Pah. Das wäre zu Zeiten meines Onkels nicht passiert.“


    Kaum eine Gelegenheit ließ Sosimos aus, um nicht mal seinen Onkel ins Spiel zu bringen. Ebenfalls Epistates am Museion und schon vor langer Zeit verstorben. Aber mitunter war das ein Grund, warum Sosimos noch so einen guten Stand im Museion hatte. Aber angeblich war sein Onkel in den letzten Jahren auch nicht mehr der Hellste gewesen. Sogar verrückt hatten ihn manche bezeichnet. Seine Anfälle waren berühmt geworden und zudem war der besagte Onkel regelmäßig während seiner eigenen Vorlesungen eingeschlafen. Sosimos schien einen großen Teil von seinem Onkel geerbt zu haben. „Es heißt? Dann ist das noch nicht sicher? Wollen wir mal beten, dass er nur ausgerutscht und im Brunnen ertrunken ist. Ein Mord, ein weiterer Mord am Museion. Das ist zu schrecklich. Mein Großonkel hat mir von einem wahrhaft tragischen Vorfall erzählt. Der auch hier in den Mauern des Museion passiert ist. Zur Zeiten der Ptolemäer noch...“


    Gerade wollte Sosimos ausholen und aus seinem gesammelten Wissenschatz über das Museion palavern als er ein kräftiges Räuspern hinter sich vernahm. Der Sklave. Sosimos drehte sich zu ihm um und hob drohend die Faust. „Ruhe da hinten.“ Dann wandte er sich um und sah irritiert zu Theodoros. „Was wollte ich noch mal sagen...Ah ja, die Versammlung. Ich würde mal sagen, alle Gelehrten, die länger als fünf?...ja fünf Jahre hier arbeiten....nein, besser sieben. Na, das gibt wohl doch Ärger. Leider wohl alle. Aber was ist mit den anderen Gelehrten? Von der Akademie und so? Nein, warum sollten wir?“ Sosimos hob die Hand und zwirbelte seinen Bart. „Sind das viele? Kann man ihnen trauen?“ Skeptisch besah Sosimos Theodoros. „Und dieser Mann von heute? Will der gar Ansprüche stellen?“




  • Während der Gelehrte munter über seinen Onkel redet, wie er es immer zu tun pflegt, lehnt sich Theodorus, bewaffnet mit einem Glas Wein bequem nach hinten, und lässt das Geschwafel des Alten über sich ergehen. "Ja, ein Mord am Museion wäre wirklich schrecklich, trotzdem sollte es unsere Pflicht sein, in einer solch schweren Stunde einen kühlen Kopf zu bewahren. Alles andere wäre kontraproduktiv.


    Was die Gelehrten aus den anderen Akademien angeht, so befinden sich soweit ich es den Unterlagen entnehmen kann als offizielle Repräsentanten eine Person aus Rom" - Theodorus vermeidet bewusst das Wort "Frau" - "und ein Mann aus Athen hier, sowie einige ausländische Gelehrte, die einfach nur zu Studienzwecken hier verweilen. Ich würde sie sowieso nur beratend hinzuziehen, kein Stimmrecht." Weiter führt Theodorus das Thema nicht aus. Vor allem was den Athener angeht, ist er sich selbst ziemlich unsicher, ob er vertrauenswürdig ist. Aber genau darum wäre es nicht schlecht, ihn zu "prüfen".

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  • Zitat

    Original von Theodoros Alexandreus


    Diagoras sinnierte lange wie abwesend, seufzte dann und meinte dann:


    Einen Toten, lieber Theodoros, kann man nicht vertreten, das würde bedingen, daß Thychios irgendwann wiederkehrt, was die Götter verhüten mögen. Hoffentlich wird er verbrannt und nicht nach ägyptischer Sitte bestattet. Organlose Widergänger haben so etwas widerliches. Buh!


    Er grinste einschief und sah dabei wie ein zu groß geratener Junge aus, der gerade vorhat, eine Magd zu erschrecken.


    Aber genug der Sophisterey. Dein Interesse ehrt mich unverdient: Ich habe mich aus gesundheitlichen Gründen in Alexandreia niedergelassen und mich auch schon vom Gymnasiarchos in die Bürgerliste einschreiben lassen. Um meine Atmung ist es nicht zum besten bestellt, ich komme leicht außer Puste und im Asklepeion hat man mir die trockenen Winde Ägyptens ans Herz gelegt. Den Lehrstuhl habe ich noch inne, allerdings ist es eher ein Ehrenamt, denn eine wirkliche Verpflichtung. Momentan bin ich völlig freigestellt. Vielleicht halte ich in ein oder zwei Jahren, wenn meine Studien hier Ergebnisse zeitigten, eine Veranstaltung dort. Oder auch später. Jedenfalls fühle ich mich momentan durchaus sehr belebt, sicherlich das gute Klima.


    Der Meler erhob sich und ließ die Gelenke krachen:


    Nun, ahoj und Segen: ich möchte noch einen Höflichkeitsbesuch machen und nachdem wir so wunderbar geplaudert haben muß ich an meine Pflichten als Neuankömmling in dieser Stadt denken und ihnen leider nachkommen. Ich hoffe innig, Euch alsbald wieder begegnen zu dürfen, so es Eure Zeit erlaubt. Ich empfehle ich ...

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    ~ Sosimos von Korinth ~


    „Ja, ja, schrecklich!“ Zustimmend nickte Sosimos und fuhr sich mit der Hand über das Kinn, sah grübelnd auf einige Schriften von Theodoros, ohne jedoch wirklich auf irgendwelche Zeichen zu achten. Ein leises Grummeln und Brummen war von ihm zu vernehmen. „Ja, kühler Kopf. Natürlich. Da hast Du durchaus Recht.“ Für eben Selbigen war Sosimos jedoch nicht bekannt. „Die Schüler dürfen auch nicht in Panik verfallen. Ah, seine Schüler müssen auch noch aufgeteilt werden. Schließlich kann der Epistates...äh...Tychios jetzt noch schlecht lehren.“


    Als Theodorus auf die ausländischen 'Gäste' zu sprechen kam, riß Sosimos seinen Blick von den Schriften los und sah wieder zu Theodoros, verzog dabei seine Stirn in einen konzentrierten und nachdenklichen Ausdruck. „Rom? Aha. Ja...meinetwegen. Soll er doch auch dann kommen. Ohne Stimmrecht...gut, gut. Athen?“ Sosimos dachte nicht lange nach, sondern nickte. „Dann soll er ebenfalls teilnehmen. Womöglich wiegen sie die Trottel auf, die nur für solche Versammlungen noch aus ihren winzigen Kämmerlein heraus kommen und ihre Stimme erheben.“ Die Hände vor dem rundlichen Bauch gefaltet, gut kaschiert durch das Gewand, nickte Sosimos zustimmend. „Und das Begräbnis. Wie sieht es damit aus? Ich kann mich darum kümmern, Theodoros, wenn Du schon zuviel an Arbeit hast. Wegen den Aufgaben des Epistates, die Du bereits inne hast.“ Fragend hoben sich die weißen Augenbrauen.



  • Zitat

    Original von Diagoras von Melos


    Gerade war Theodorus in Gedanken damit beschäftigt, was er mit dem Melier machen sollte (denn irgendwas hatte er definitiv mit ihm vor, er wusste nur noch nicht, was), als dieser sich einfach so blumigst empfahl und im Begriff war, den Raum zu verlassen.


    "He, Moment noch, warte!" ruft Theodorus ihn zurück. "Wo kann man dich finden, wenn man dich sucht?"

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Zitat

    Original von Sosimos von Korinth


    Innerlich wünscht sich Theodorus den alten Korinther möglichst schnell aus seinem Zimmer raus. "Jaja, ich werde mich um die Schüler des Tychaion kümmern..." Die Armen... fügt der Philologe in Gedanken hinzu.


    "Und was die Gelehrten der anderen Akademien angeht, so freut es mich, dass du meine Einschätzung teilst. Ich werde mich dann daran machen, Einladungen für die Synode zu verfassen und zu verschicken. Und was das Begräbnis angeht..." - Theodorus Religion lässt es nicht zu, ein Begräbnis nach fremden Kult abzuhalten - "so wäre ich dir sehr dankbar, wenn du das in die Hände nehmen würdest. Wird der Epistates verbrannt oder mumifiziert?" fragt er noch interessehalber.

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Nikolaos hatte durchaus gemerkt, dass Theodoros`Ton ihm gegenüber stark abgekühlt war. Doch wenigstens schien er ihn als Strategos zu akzeptieren.
    "Wer war vor dem Tod des Epistates der angesehenste Mann im Museion?", fragte Nikolaos scheinbar harmlos. "Ich werde natürlich außer im Museion auch in der Stadt nachforschen. Doch ich möchte mir alle Wege offen halten. Welche Ämter übrigens bekleidete der Epistates außer dem des obersten Priester des Apollons noch?"

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