Rom war in den nebligen Weiten luftiger Ferne entschwunden, göttliches Wohlwollen aber lenkte die Bahnen des reisenden Aurelius fortlaufend nach der Küste.
Auf den ausgebauten Straßen mochte Sophus gerne im Karren lesen, wenn er aber in ein Schlagloch gefahren war und hölzernes Brechen vernommen hatte, blieb eine recht entzückende Landschaft Zeuge der von handwerklich begabten Sklaven durchgeführten Reparaturarbeiten. Mal schaute ein dichter Wald zu, mal gluckste ein Bächlein zu den Hammerschlägen, dann und wann spottete ein Berg von seiner Höhe herab. Immer jedoch wandelte Sophus durch erbauliches Götterwerk.
Reisewege
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Während der Rastzeiten konnte er nicht umhin, stets ein Auge auf die Anbaumöglichkeiten von Feldfrüchten zu werfen. Besonders wenn Ackerland in der Nähe war, prüfte er manchmal sehr genau, von welcher Beschaffenheit Erde, Lage und Bewässerungssysteme waren. Nach und nach konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass solche Konstruktionen immer einfallsreicher wurden, je weiter südlich sie lagen.
Auf den Feldern selber herrschte praktisch kein Betrieb mehr, denn die Ernte war in fast allen Bereichen schon eingefahren worden. Manche Landstriche, besonders hinter Capua, waren arm und verwahrlost. Sophus wunderte das nicht weiter, denn die Böden dort waren doch recht karg, die Winter manchmal zu regnerisch, die Sommer jedoch oft zu heiß. Obgleich bescheidene Viehwirtschaft ein paar Bauern ernäherte, verbrachte Aurelius diesen Teil der Reise ziemlich desinteressiert - wo kein Korn, da kein Geld.
Fast zwangsläufig wurde es zur echten Herausforderung, angemessene Quartiere zu finden. In diesem Teil der Provinz wollte ihm keines so recht passen, obwohl harte Sesterzen hier auch teuer vergütet wurden. Schließlich bekam ihm die Luft nicht besonders, doch er schöpfte aus der Vorstellung Zuversicht, der launische Meergott möge ihm doch bald eine salzige Brise zuhauchen. -
Die Straßen in solchen Regionen waren erfahrungsgemäß dürftig gepflegt - Wind und Wetter hatten die Pflastersteine umspült, an Hängen waren öfters Erosionsfolgen in Gestalt verschütteter Wegabschnitte aufzufinden und überhaupt vermochte ein unbedarftes Auge bisweilen nicht entscheiden, wo die Straßenränder verliefen - so hoch standen Gräser, allerlei Unkrautsorten und struppiges Buschwerk.
Auch im ziemlich gepolsterten Wagen verlief dann die Fahrt kaum besonders angenehm, was Sophus bei entsprechenden Wetterverhältnissen dazu bewog, ab und an auf ein Ross zu steigen.
Wie aber Fruchtbarkeit des Landes, Größe menschlicher Behausungen, endlich Qualität der Reisewege anstiegen, zog er die ursprüngliche Transportform vor. Auf dem letzten Stück nach Brundisium hausierte er mit dem Tross in Unterkünften recht annehmbaren Lebensstandards. Manchmal blieb er mit seinen Dienern gleich ein paar Tage an solchen Orten, denn es mussten einige Besorgungen gemacht werden: Einerseits hatte die bisherige Reise am verwendeten Transportmaterial Spuren hinterlassen - fällige Reparaturarbeiten, nicht jene Flickschusterei am Wegesrand, dauerten eigentlich immer länger als zunächst angenommen -, andererseits konnten Mensch und besonders Tier neue Kraft für den weiteren Fortgang der Reise schöpfen. Letzteres traf auch auf den Herren des Trosses zu, der sich in jenen Rastpausen doch eingestehen musste, noch nicht ganz im Vollbesitz der alten körperlichen Kräfte zu sein. -
Von Capua aus leistete die Via Appia dann aber gute Dienste, obwohl Sophus Brundisium etwas später als geplant erreichte. Schlimm war das freilich nicht, denn Aurelius gedachte ohnehin, dort ein Weilchen zu bleiben und in aller Ruhe nach einem passenden Schiff für die Überfahrt nach Griechenland zu suchen. Jeden Tag ging er nach dem Hafen, holte zunächst bei der Verwaltung Informationen, bevor er mit ein paar Seeleuten sprach. Von der Seefahrerei verstand er nicht besonders viel - im Jugendalter hatte er sich nicht dafür interessiert und später hatte er zwar dann und wann mit der Marine zu tun gehabt, doch waren solche Kontakte eigentlich immer nur verwaltungstechnischer Natur gewesen -, weshalb er zu der Auffassung kam, es trüge seinen Bedürfnissen am förderlichsten entgegen, die in Frage kommenden Seeleute auf ihre Glaubwürdigkeit hin zu überprüfen und deren Schiffe einer kurzen Inspektion zu unterziehen, welche sich auf gesunden Menschenverstand beschränkte.
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Ein Schiff mit ausreichend Laderaum für seine Habseligkeiten aufzutreiben, das auch noch in die gewünschte Richtung fuhr, war gar nicht so einfach und machte die Sache wieder einmal ziemlich kostspielig. Am Ende jedoch, nachdem ein passendes Transportmittel und ein recht kompetent wirkender Mann gefunden war, beschlich Sophus wieder das merkwürdige Gefühl, einen sehr guten Preis bezahlt zu haben. Nicht, dass es ihm besonders lange im Gedächtnis geblieben wäre - Geld hatte er wie Heu, zudem handelte es sich erst einmal nur um eine Anzahlung. So wollte er noch einmal die Annehmlichkeiten des Stadtlebens auskosten, was er auch gerne tat, denn Brundisium hatte schöne Töchter.
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Wie es günstiges Schicksal wollte, standen die Winde nach Meinung der Fachleute günstig. Weil das Meer nach Griechenland allgemein für zahm gehalten wurde, mochte man schließlich auch dem guten Wetter gerne trauen. Sophus opferte noch einmal dem Meergotte und betrat, Brundisium in angenehmer Erinnerung behaltend, am Morgen nach den in der Nacht zuvor abgeschlossenen Verladearbeiten das gemietete Schiff. Eine Weile noch beobachtete er mit etwas Wehmut das entfernte Land am Horizont und ein paar Fischerboote in einiger Entfernung. Dann waren sie, das ferne Italien im Morgenlichte gerade noch erkennend, allein in endlosen Wogen der See. Aurelius war nach einer Weile langweilig geworden. Manche Schrift, die in guter Voraussicht mitgeführt worden war, leistete dann ihre Dienste.
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Manches Wort kommentierte er mehr in Gedanken, nicht ohne Komik fand er die freie Zeit, am Festlande drängte ihn fortan eher Eile als der Wunsch nach Annehmlichkeit, wenn er in Erledigung von Geschäften steckte - oder in einem jener reizenden Herzenstäubchen, die ihm treffliche Freuden in so großer Zahl anboten, dass er keine Gelegenheit fand, jedes erschöpfend zu erkunden und gerne alle mit in das Schiff gepackt hätte.
Sim-Off: Weiter in den Semesterferien.
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