• DOMVS REGIS SACRORUM


    MARCVS MENENIVS LANATVS



    Der Rex Sacrorum ist der Vorsteher des Collegium Pontificium und leitet die kultischen Aufgaben der Flamines. Wichtige Zeremonien werden von ihm persönlich durchgeführt oder er assistiert dem Pontifex Maximus als erster Opferdiener.


    ~ ~ ~


    An der Via Sacra befindet sich das Haus, das dem Rex Sacrorum vom Staat zur Verfügung gestellt wird. Aus diesem Grund ist es sehr alt, dafür jedoch relativ annehmlich. Wer allgemeine Fragen zum Staatskult hat, muss sich direkt an den Cultus Deorum wenden - nur persönliche Anfragen an den Opferkönig sollten hier vorgebracht werden.

  • Mercurinus hatte gerade den weiten Weg vom Porticus Liviae bis zum Forum zurückgelegt, als er leicht keuchend an die Tür seines Dienstherren klopfte. Langsam trat er ein und meldete


    "Ich habe beide Briefe zugestellt und beide richten Dir ihren Dank und die Annahme Deines Angebotes aus, verehrter Rex."


    Er wartete einen Augenblick, dann fügte er hinzu


    "Und dann wollte ich fragen, ob ich gleich gehen dürfte."

  • Der Rex Sacrorum hatte gerade ein kleines Nickerchen gemacht, als sein Scriba eintrat und die frohe Kunde überbrachte. Er lächelte zufrieden und setzte sich auf.


    "Hmnein, ich muss dir noch einen Brief für den Pontifex Maximus diktieren."


    Er lehnte sich zurück, wartete bis Mercurinus an seinem Schreiberpult Platz genommen hatte und begann dann, seinem Disziplinarvorgesetzten einen längeren Brief zu schreiben...oder besser: Ihn zu diktieren.




  • Der Scriba stöhnte kaum hörbar auf und schwang sich auf seinen Schreiberplatz. Dann ging die Tortur los: Der Fabier diktierte, verbesserte sich selbst, dachte Ewigkeiten nach...manchmal war es wirklich schlimm, der Scriba eines derartig alten Mannes zu sein.


    Schließlich hatte er es jedoch geschafft und sprang auf, um die Sache weiterzuleiten.

  • Der Rex Sacrorum bekam einen Brief, der mit hoher Wichtigkeit gekennzeichnet war. Folglich öffnete er ihn.


    Ex officio imperatoris
    castra aestiva, Mesopotamia


    Der Pontifex Maximus grüßt das Collegium Pontificium!


    Unsere Götter haben auch in der Wüste jenseits der Grenzen Syrias nicht ihre Augen von uns genommen, sind uns stets zur Seite und haben uns nun schon bis fast vor Edessa geführt.


    Ich habe den schriftlich vorgetragenen Vorschlägen für die Ernennung zweiter verdienter Männer zu Mitgliedern des Collegiums nichts negatives entgegen zu setzen und stimme ihrer Aufnahme damit gerne zu. Heißt sie an meiner Stelle herzlich willkommen in diesem Gremium, welches für den Bestand unseres Reiches von großer Bedeutung ist.


    Mögen die Götter Rom weiterhin gut behüten und vor allen kommenden Gefahren schützen.



    Während er die Zeilen überflog, regte sich keine Miene an ihm. Offensichtlich gefiel dem Pontifex Maximus seine Idee...oder besser die des Collegium. Es war Zeit, Valerius Mercurinus zu holen!




  • Ich wollte mich für eine Unterredung beim Rex Sacrorum anmelden. Dafür betrat ich das Vorzimmer des Officiums und wartete auf das Erscheinen eines Scriba, der mir eine Audienz geben könnte.


    Das Vorzimmer sah trotz vielen herumliegenden Schriftrollen sehr prachtvoll und üppig aus. Statuen zierten die Sockel, die der Mauer entlang verteilt waren und verliehen dem Raum eine pantheonähnliche Stimmung, die durch das Zwielicht noch verstärkt wurde.

  • Anstatt eines Scriba kam jedoch der Rex Sacrorum höchstpersönlich vorbei, denn er fing heute später an. Im Vorzimmer entdeckte er Agrippina und lächelte.


    "Flavia, was machst du denn hier?"




  • Ich lächelte zurück, etwas erstaunt, den Rex Sacrorum gleich persönlich zu sehen.


    Ich suche euch wegen einem Kultverein der Bona Dea auf. Da die Vestalinnen den Riten dieser Göttin seit langem eng verbunden sind, möchte ich mich als Virgo Vestalis Maxima um deren Pflege bemühen und dafür eine Societas ins Leben rufen.


    Ich kramte in meinem Umhängebeutel und zog eine Schriftrolle heraus.


    Hier habe ich den Entwurf für die Statuten. Ich wäre froh, wenn ihr sie lesen und mir eine kurze Rückmeldung bezüglich der Vollständigkeit geben könntet.



    Societas Bonae Deae


    Präambel
    Die Societas Bonae Deae verschreibt sich der Pflege der Riten zu Ehren der Göttin Bona Dea. Dazu zählt vornehmlich das Fest zu Beginn des Monats Dezember, das nach alter Tradition im Hause eines Magistraten cum imperio abgehalten wird und zu dem nur Frauen zugelassen sind. Eine Mitgliedschaft in der Societas ist allerdings nicht notwendige Bedingung für die Teilnahme am Fest und den dazugehörigen Zeremonien. Weiter wird durch den Verein der Tempel der Bona Dea am Fusse des Aventinhügels unterhalten.
    Die Societas Bonae Deae verpflichtet sich im Sinne des römischen Rechts zu handeln und dabei die Interessen des römischen Glaubens und der römischen Religion nicht zu verletzen. Politisch ist die Societas neutral gesinnt und entzieht sich jeglicher Betätigung auf diesem Gebiet.


    Mitgliedschaft
    Der Societas Bonae Deae können ausschliesslich Frauen beitreten, diese müssen wiederum frei sein. Sollten eine Anwärterin einer Patria Potestas oder Tutela unterstehen, so ist die Zustimmung des Pater Familias oder des Tutors erforderlich.


    Magistra
    Der Societas Bonae Deae steht eine „Magistra Societatis Bonae Deae“ vor. Sie sollte Priesterin, also aus den Reihen der Sorores, im Idealfall sogar der Sorores Vestales sein. Falls dies nicht berücksichtigt werden kann, übernimmt eine anderweitig religiös erfahrene Frau unter den Amicae das Amt, die fähig ist, die Organisation und Zelebration der Riten zu leiten. Ihre Aufgabe ist es die Versammlungen (Conventa) der Gemeinschaft einzuberufen und deren Vorsitz zu führen. Kommen mehrere Kandidatinnen gleichermassen für das Amt in Frage, so entscheidet die Mehrheit der Mitgliederinnen über die Besetzung.


    Soror
    Tritt eine Priesterin der Societas bei, so erhält sie den Rang „Soror Societatis Bonae Deae“ zugesprochen. Sie ist Ansprechpartnern in Fragen bezüglich der Riten und anderer religiöser Belangen. Ist eine Soror Vestalin, so darf sie sich „Soror Vestalis Societatis Bonae Deae“ nennen. Dies aufgrund der traditionsreichen Verbundenheit der Virgines Vestales mit den Riten der Bona Dea.


    Amica
    Jede Frau, die der Societas beitritt darf sich „Amica Societatis Bonae Deae“ nennen und hat das Recht an den Versammlungen teilzunehmen. Sie hilft somit aktiv bei den Vorbereitungen für die Feier der Bona Dea mit, die jährlich Anfang Dezember durchgeführt wird und beteiligt sich an der Instandhaltung des Bona Dea Tempels. Eine Amica verpflichtet sich nach ihrem Eintritt bis mindestens nach dem folgenden Bona Dea Fest in der Societas zu bleiben.


    Alle Mitgliederinnen verpflichten sich zur absoluten Geheimhaltung der Riten der Bona Dea. Zuwiderhandlungen werden mit dem sofortigen Ausschluss aus der Societas geahndet.
    Weiter darf die Societas nicht zur Verwirklichung persönlicher Interessen herbeigezogen werden, die die Kompetenz des Vereins überschreiten.


    Versammlungen (Conventa)
    Die Versammlungen werden nach Bedarf von der Magistra einberufen. Dabei sollten mindestens zwei Treffen vor Ende November stattfinden, deren Inhalt die Organisation der Feier zu Ehren der Bona Dea sein muss.
    Ein Conventum findet im Atrium Vestae statt. Dazu ist eine Anfrage der Magistra an die Virgo Vestalis Maxima nötig, was die Verfügbarkeit eines Versammlungsraumes betrifft.
    Sollten an einer Versammlung Uneinigkeiten entstehen, die nicht rechtsrelevant sind, aber auch durch wiederholte Diskussion nicht aufgelöst werden können, so entscheidet die Mehrheit der Mitgliederinnen, welche Partei sich durchsetzt.




  • Der Fabier nahm das Schreiben entgegen und vertiefte sich darin. Es dauerte eine Weile und nicht einmal sein Mienenspiel verriet, was er dachte. Dann jedoch räusperte er sich und meinte


    "Bene. Der Kult der Bona Dea ist ein wichtiges Anliegen. Wer wird denn neben dir die Societas wiedergründen?"


    Schließlich wurde der Rex Sacrorum häufig wegen irgendwelcher Sodalitäten oder Gemeinschaften befragt und wusste, dass man dazu drei Gründungsmitglieder benötigte. Aber an so etwas hatte die Obervestalin sicher gedacht...




  • Ich war froh, dass der Rex Sacrorum an den Statuten keine Bedenken äusserte.


    Ja, es werden Tiberia Camilla, Aurelia Prisca und ich, Aquilia Flavia Agrippina als Gründungsmitgliederinnen fungieren.

  • Zufrieden lächelte der Rex Sacrorum. Natürlich hatte Agrippina an alles gedacht!


    "Gut, dann werde ich das ganze dem Collegium Pontificium vorlegen, aber ich denke nicht, dass es da Einwände geben wird. Du kannst ihn also im Prinzip bereits in der kaiserlichen Kanzlei anmelden. Wir werden ihm dann den Status des Kultvereins bestätigen."


    Zwar konnte der Kaiser das auch selbst, aber vielleicht war es doch geschickter, wenn der Kaiser schon im Krieg war, dass die Pontifices entschieden.




  • Noch ehe der Hahn einmal krähen konnte, also wie man für gewöhnlich sagt: bei Morgengrauen (manchen Menschen graut es wirklich vor dem Morgen, mir meistens vor der Nacht), war ich aus dem Federn gehüpft, frisch und ausgeschlafen, nach einem kompletten Tag Schlafentzug und nun lebensdurstig wie ein Neugeborenes.


    Katzenwäsche, nachdem ich mit einem Tritt Laas wecken mußte, weil der Dööskopp (ein Ausdruck, den Laas eingeführt hat, was auch immer er bedeutet, onomatopoetisch aber sehr passend) mal wieder auf meinen Sandalen eingepennt war. Also dann Sandalen, Tunika, Gürtel, Ledertasche, Toga, heißen Kräutertee mit viel Honig, ein paar Rauchzipfel. Papyri gegriffen und ab. Ich habe Laas in Verdacht, sich bisweilen in mein Bett zu legen, wenn ich aus dem Zimmer bin, was soll's.


    Langsam öffnen die tabernae, die ersten Advocaten und kaiserlichen Freigelassenen hasten übers Forum Romanum, die auf Säulen aufgestellten Statuen der viri illustres und nicht so illustres glänzen in der Morgensonne. Ich gehe auf den Tempel des Divus Caesar mit dem Stern im Giebelfeld zu, lasse ihn aber links liegen, gehe an den Fasten und Ankündigungen an der Regia-Mauer vorbei und komme dann zum Eingang in das Amtsgebäude des Rex Sacrorum.


    "Guten Morgen!" rufe ich vorsichtig-fröhlich, wer weiß, wie ausgeschlafen die hier schon sind. "Ich bin Flavius Lucanus und möchte den Rex Sacrorum oder den Verantwortlichen für die Regia sprechen!" Ob ich das darf oder kann, was ich möchte, wird sich zeigen ...

  • Maturus avis capit vermis - Der frühe Vogel fängt den Wurm. Diesem Motto folgte Fabius Antistes streng, daher hatte er gleich, nachdem er seine Klienten begrüßt hatte, seinen Weg in die Regia angetreten und konnte so noch vor dem jungen Lucanus an seinem Arbeitsplatz ankommen.


    Zuerst ließ er sich wie üblich die anfallenden Anfragen und Tagespost vorlesen und die ersten Antwortschreiben und Gutachten erstellen, doch dann tauchte ein junger Bursche auf, als er gerade den Weg zur Latrine nehmen wollte (natürlich die in seinem eigenen Hause).


    Er blieb überrascht stehen und da heute so schön die Sonne scheinte und er gute Laune hatte, erwiderte er freundlich.


    "Mit dem sprichst du! Was führt dich zu mir, Bürger?"




  • 'Mit jedem, der mich hört und der meint, es beträfe ihn', denke ich belustigt, aber natürlich hatte ich einfach mal so in die Regia gerufen, wie man einen Stein in einen Teich wirft, um zu sehen, ob sich irgendein Wassergeist oder eine Nymphe meldet, und sei es nur, um zu erfahren, wer so vorwitzig ist, jenem Wesen zufällig etwas an den Kopf zu werfen.


    "Guten Morgen, domine" grüße ich und verbeuge mich vor dem Rex Sacrorum. "Flavius Lucanus, zu Diensten", wiederhole ich vorsichtshalber meine Vorstellung, mein Herz schlägt, einen so großen Mann in so kleiner Entfernung vor mir zu haben - und sogar mit ihm persönliche Worte wechseln zu können. Weitaus Niedrigere haben Heerscharen von scribae, mit denen man verhandeln muß, bevor man nur noch Platittüden mit den eigentlichen Herren wechseln kann.


    "Ich möchte gerne eine Forschungsarbeit über die Geschichte der Regia, des Baus und ihrer Kulte schreiben und dann als dissertatio an der Schola Atheniensis veröffentlichen." Seit einiger Zeit arbeite ich schon an diesem Thema und habe einige ellenlangen Papyri mit Notizen vollgeschrieben. Ein paar davon habe ich nun unterm Arm.


    "Da nicht alle Dokumente dazu in der Bibliothek der Schola zu finden sind und ich auch gerne einige Messungen und Zeichnung von den verschiedenen Bauphasen der Regia machen möchte, bitte ich Dich unterthänigst um die Erlaubnis dazu, soweit nicht Bestimmungen dagegenstehen. Ich weiß, daß das Heiligtum der Ops Consivia in der Regia nur vom Pontifex Maximus und den Vestalinnen betreten werden darf."


    Und das vielleicht problematischte ist: "Natürlich brauche ich auch Deine gnädige Erlaubnis, meine Ergebnisse zu veröffentlichen, was das Wissen der frommen Bürger so hoffe ich mehren wird."


    Sim-Off:

    Wiki-Artikel mit Plänen/Zeichnungen usw. wäre/ist das Endergebnis. :)

  • Der Rex Sacrorum sah Lucanus kritisch an. Hätte er darum gebeten, seine Domus Publica zu vermessen, hätte er sofort abgelehnt - nicht dass noch Einbrecher an die Pläne kamen! Aber im Falle der Regia...


    "Nun, wie du schon sagtest, das Heiligtum der Ops ist in jedem Falle tabu. Hast du dich denn schon mit dem Rektor der Schola Atheniensis abgesprochen?"


    Es lag im Interesse des Fabius Antistes, den jungen Mann möglichst schnell abzuwimmeln, denn wie bereits gesagt: Er befand sich gerade auf dem Weg zur Latrine! Abgesehen davon hatte er wenig für Wissenschaft übrig - für ihn zählten eher handfeste Dinge wie 'Do-ut-des' oder die Verfolgung der Politik!




  • 'Falscher Fuß, heute morgen, was?' Leicht gereizt ist der Rex Sacrorum. Ob der immer so ist? Naja, kleine Tiere - große Sorgen, große Tiere - noch größere Sorgen.


    "Da ich beide Seiten - den rector und Dich - fragen und informieren muß, dachte ich, ich suche erst Dich auf", schließlich - auch wenn Aelius Callidus "mehr" als "nur" rector ist, "mehrmehr" ist der Rex Sacrorum in jeden Falle.


    "Ich denke aber, daß mein Projekt in der Schola kaum auf Hindernisse stoßen wird, denn die einschlägige Literatur zur Regia ist sehr dünn" so dünn wie das eine Blatt Papyrus, auf dem die Zeilen niedergeschrieben wurden.

  • Tatsächlich war er nicht gereizt - im Gegenteil, er war gut aufgelegt. Sein einziges Problem war die drückende Blase, die ein längeres Gespräch mit ihm verhinderte. Also war eine schnelle Entscheidung gefragt...


    "Ehm...sollte die Schola diese Dissertation gestatten, würde ich es dir gestatten, die Regia in Begleitung eines Mitglieds des Cultus Deorum zu besichtigen."


    antwortete er daher schließlich und gab seinen Sklaven das Zeichen, möglichst rasch die Sänfte herbeizuholen.




  • Der Hohe Herr hat gesprochen, die Sache ist gegessen. Hoffentlich erinnert er sich später daran. Ich bin entlassen, die Sänfte trabt heran.


    "Vielen Dank, domine!" verbeuge ich mich. "Sehr gütig von Dir."


    Wer soll mich da begleiten? Onkel Gracchus? Eh - ich werde mich selbst begleiten, ich werde Mitglied im cultus Deorum sein und dann, auch als niederer sacerdos publicus. ... das ist zwar ein wenig spitzfindig, aber warum nicht?

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