Schwarz war die Nacht im Museion, schwarz war der Park im Museion. Düster und finster streckten die Bäume ihre Zweige in den Himmel. Ein Wispern durchdrang den menschenleeren Hain des Museion. Doch es war nur das Rauschen Tausender Blätter im nächtlichen Winde, der sich über den Häusern erhob. Wolken trieben unstetig, rastlos über den Himmel, jagten einander und suchten den Menschen jedes Licht vom Himmelsfirmament zu rauben. Ein Löwe fauchte laut, ein Affe schrie in der Dunkelheit. Schritte knirschten über den Wegen. Ein aufgeregtes Flüstern wurde ausgetauscht und ein lautes Platschen durchdrang die nächtliche Stille, zerriss die Täuschung einer Menschenleeren Welt, die nur noch von den Pflanzen und nächtlichen Tieren beherrscht wurde. Die Schritte eilten davon. Niemand schien die Urheber dieser gesehen zu haben. Oder etwa doch? War da nicht eine andere Gestalt zwischen den Bäumen? Die Zweige raschelten leise, doch dann kehrte wieder die Ruhe in den Park ein.
Lautlos bewegte er sich. Sein goldweißes Gewand bäuschte sich im Wasser auf. Glanzlos starrten seine Augen in den Himmel. Die Wolken rissen über ihn auseinander und doch sah er die Sterne nicht mehr. Dabei hatte er sie ebenso geliebt wie das Element, was ihn nun umfangen hält. Blutig war sein Gewand, seine Finger waren gebrochen und jedes Leben aus dem Körper entwichen. Alt und verfallen sah nun sein Körper aus, wenig zeugte noch von der Macht, die er am Tage noch besessen hatte. Die Gunst der Götter war ihm entzogen worden. Das Wasser trieb ihn nach oben. Strahlendes Mondlicht ergoss sich märchenhaft glitzernd über den großen Brunnen in der Mitte des Museion.
„Du bist die Schönste im ganzen Museion, Liebste. Aber komm, lass uns nach hinten gehen. Ich kenne dort ein lauschiges Plätzchen. Oder wir gehen zu mir.“ Zwei junge und recht ansehnliche Menschen gingen den Weg vom kleinen Tor auf die Mitte des Parkes zu. Die junge Frau lächelte geschmeichelt. An ihrer Seite und den Arm um ihre Taille geschlungen schritt ein um ein paar Jahre älterer Mann. „Nein, nicht zu Dir. Ich hasse es, wenn SIE mich dabei anstarren. Ich komme mir dabei so seltsam vor.“ Der Mann grinste kurz und zuckte mit der Schulter. „Na, wenn Du die unbequeme Gartenbank meinem Bett vorziehen möchtest, mein Herz?“ Verschmitzt sah der Mann die junge Frau an. Diese blickte pikiert zur Seite und in den Brunnen. Blaß wurden ihre Wangen und sie öffnete den Mund. Erst einen Moment später drang ihr lauter und markerschütternder Schrei durch den großen Park und zahlreiche Nebengebäude.
Der Mann hatte die Frau losgelassen und zischte wütend. „Still, dummes Ding.“ Doch es war zu spät. Lichter gingen an und die junge Frau schluchzte hysterisch. Mit gerunzelter Stirn trat der Mann an den Brunnen heran. Mit weiten Armen ausgebreitet schwamm der mächtigste Mann des Museion im Wasser- der Epistates tou Mouseiou!