[Casa] Casa Albia Confluentes

  • Schließlich lösten sie sich wieder voneinander. Auch wenn kaum Zeit vergangen war schien es Lucius, als hätte er sie eine Ewigkeit in seinen Armen gehalten. Er versuchte, die Sorgen, die sich in seinem Hinterkopf aufbauten, zu ignorieren. Ihr Blick verriet diese Sorgen ebenfalls. Dennoch war er guten Mutes, eine Lösung für alle zukünftigen Probleme zu finden. Langsam lehnte er sich wieder auf der Liege zurück. "Wann musst du wieder im Castellum sein?" fragte er, jetzt, da der Zauber wieder gebrochen war.

  • Doch schließlich findet auch dieser leidenschaftliche Kuß sein Ende, so wie alles en Ende finden muß, jedenfalls vorerst.
    "Bis zum Sonnenuntergang muß ich wieder zurück sein!"
    Eine gewisse Traurigkeit liegt in meiner Stimme. Betrübt schaue ich zu Boden. Könnte ich doch nur hier bleiben!
    Wie soll ich nur die Zeit bis zu unserem erneuten Treffen überstehen?

  • Eigentlich war diese Antwort die, die er erwartet hatte. Lucius Blick fiel auf die Papyri, die auf einem der Beistelltische lagen. "Dann bleibt uns ja noch etwas Zeit. " stellte er fest und blickte wieder Salome an. "Ich möchte noch viel mehr von dir wissen. " sagte er. "Eigentlich alles. Und ich bin sicher dass es da noch sehr viel gibt."

  • Noch etwas Zeit bleibt uns. Wir haben die Möglichkeit, uns noch näher kennenzulernen. Doch warum will er immer nur etwas über mich erfahren? Das Wichtigste kennt er ja schon und es gibt Dinge, über die ich ungern sprechen möchte.
    Mein Gesicht verdunkelt sich.
    "Glaube mir Lucius, in meinem Leben gibt es einige unschöne Dinge, über die es mir schwer fällt zu sprechen. Doch ich werde es versuchen.
    Als ich das Haus des Kaufmanns verlassen mußte, war meine Kindheit entgültig vorbei. Von da an war ich auf Gedeih und Verderb auf das Wohlwollen meines Herrn angewiesen. Da ich im Haus des Kaufmanns nie hart arbeiten mußte, sondern die Vorzüge und Annehmlichkeiten wie eines seiner Kinder genießen durfte, verfügte ich über kein Wissen, was alles nötig war, um im Haushalt zu arbeiten. Da mein neuer Herr kein Interesse an einer gebildeten Sklavin hatte, wurde ich stattdessen mit anderen Aufgaben betraut. Als ich vierzehn oder fünfzehn war, hat man mich das Tanzen gelehrt und mich noch in gewisse andere Dinge eingeführt. Damit ich meinen Herrn unterhalten und gefallen konnte. Es war manchemal einfach widerlich und ich sehnte mich zurück. Doch ich mußte einsehen, daß mich diese Sehnsucht fast um den Verstand brachte. So fügte ich mich eben. Doch ich blieb niemals lange bei einem Herrn, sondern wurde des öfteren verkauft.
    Sie waren nicht immer gut zu mir, meine Herrn. Oft habe ich unter ihren Frauen gelitten. Sie sahen in mir eine Art Bedrohung. Doch was kann ich dafür. Ich tat immer nur das was man mir befohlen hatte."

    Man merkt es mir an, wie unangenehm es mir ist, darüner zu sprechen. Daher kommen die Sätze auch nur zögernd über meine Lippen.
    "Aber was ist mit dir? Möchtest du etwas über dich erzählen?"

  • Lucius nickte. "Ich bin der Sohn eines hispanischen Auxiliasoldaten und einer Latinerin. Mein Vater kam mit den Hilfstruppen hierher, wurde aber verwundet und konnte seinen Dienst nicht mehr tun. Kurze Zeit nachdem er aus den Truppen ausgeschieden war lernte er meine Mutter kennen. Sie kauften sich ein kleines Stück Land zwischen Confluentes und Mogontiacum. Dort betreibt mein Vater seitdem eine Pferdezucht. Ich wuchs auf der Villa rustica meiner Eltern auf und meldete mich mit 18 Jahren zu den Hilfstruppen. Da bin ich jetzt seit mehr als sehcs Jahren."

  • Ich höre seinem kurzen und sachlichen Lebenslauf zu und ich frage mich, wie sein bisheriges Leben so verlaufen ist.
    Eine Kindheit auf einer Villa rustica zu verbringen, kann sicher reizvoll sein, selbst hier in diesem dunklen, kalten Land.
    "Da hast du sicher eine schöne Kindheit gehabt! Hast sicher ganz oft draußen gespielt, als Kind. Ich kann mir zwar nicht richtig vorstellen, wie es so auf dem Land ist, aber als Kind hat man es bestimmt schön dort."
    Daraufhin fällt mir spontan eine Geschichte aus meiner Kindheit ein, die nicht immer so reibungslos verlaufen ist.
    " Ich habe als Kind immer mit den Kindern meines Herrn gespielt. Das war immer sehr schön. Es gab einen großen Garten mit einem Teich darin.
    Einmal ist die kleinste Tochter des Herrn dort hinein gefallen und ich konnte sie zum Glück noch herausziehen, sonst wäre sie sicher ertrunken. Mich hat man dann dafür bestraft, weil sie hineingefallen war. Sie haben alle gesagt, ich würde Unglück bringen. Ich konnte das einfach nicht verstehen. An jenem Tag wurde mir bewußt, daß ich nicht wirklich dazugehörte."

    Das ich Unglück bringen würde, hat auch der Neffe meines alten Herrn behauptet, nachdem er mich geerbt hatte und er mich nicht haben wollte.
    Hoffentlich ist er nicht so abergläubisch.

  • "Meine Kindheit habe ich wohl zum Großteil in den Wäldern dieser Provinz verbracht, gemeinsam mit den Kindern anderer Gutsherren. Zumindest bis ich alt genug war, meinem Vater bei der täglichen Arbeit zu helfen und er der Meinung war, dass ich genug in der Gegend herumgetollt hatte und es Zeit war, meine Energien darauf zu lenken, etwas fürs Leben zu lernen." Er lächelte. "Du bringst Unglück? Wie zeigt sich das?" Sein Tonfall machte deutlich, dass er die Sache nicht ernst meinte. "Ich habe keinen Teich im Garten...und außerdem kann ich schwimmen wie ein Fisch."

  • Zum Glück gehört er nicht zu den Menschen, die hinter jeder Ecke eine Gefahr vermuten.
    Eine gewisse Erleichterung nimmt man dann auch in meiner Stimme wahr.
    "Ich bin nicht davon überzeugt, daß ich das Unglück anziehe! Das das Mädchen damals in den Teich gefallen ist, dafür konnte ich nichts. Das auf dem Schiff mein Herr gestorben ist, dafür konnte ich auch nichts. Er war eben alt!"
    Es klingt wie eine Rechtfertigung. Doch ich möchte von diesem Thema weg. Denn was mich brennend interessiert, ist , wie es jetzt weitergehen soll zwischen uns.
    "Lucius, möchtest du mich wieder treffen?"
    Aufmerksam schaue ich ihn an. Hier geht es zum ersten mal wirklich um mich selbst, um Salome, die Frau und nicht um Salome, die Sklavin.

  • "Ich dachte, dass wir uns wiedersehen, stünde schon fest." sagte er mit einem Lächeln. "Ich würde mich wohl auch durch nichts davon abhalten lassen." Niemand konnte gerade dieser Frau die Unsicherheit übelnehmen, die in ihrer Stimme deutlich zu hören war.

  • Glücklicherweise habe ich ihn nicht mit meiner "Unglücksgeschichte" vergrault!
    "Da bin ich sehr froh! Aber wie sollen wir es genau anstellen? Ich kann mir vorstellen, du wirst dich sicher ungern im Castellum mit mir zeigen wollen. Das kann ich auch verstehen. Aber wie können wir in Kontakt bleiben?"
    Es gibt tausend Fragen und noch mehr Hürden, die überwunden werden müßte, sollte jemals etwas mehr daraus erwachsen.

  • "Im Castellum wird sehr schnell geredet. Es geht mir dabei nicht um mich. Wenn die Männer reden dürfen sie Latrinen reinigen, dann stellt mich keiner mehr in Frage. Aber du könntest Ärger mit Balbus oder dessen Verlobter bekommen. Ich schätze meinen Kommandanten zwar, aber ich kenne ihn nicht gut genug um zu wissen, wie er darauf reagieren würde wenn er wüsste, dass wir zusammen sind. " Er überlegte kurz. "Du hast doch ein Cubiculum zugeteilt bekommen oder? Vielleicht gewöhne ich mir einfach an, spät abends einen Kontrollgang durch das Praetorium zu machen." Er lächelte.

  • Ich nicke bei dem, was er sagt. Er hat recht, was würde mein Herr oder meine Herrin denken, wenn sie es wüßten. Bei Vespa habe ich ein relativ gutes Gefühl. Sie würde es sicher verstehen. Aber was ist mit Balbus?
    Mein "cubiculum"? Es hört sich ja richtig romantisch an, wie er seinen nächtlichen Kontrollgang erwähnt, doch diese Variante scheint aussichtslos. Denn mein Cubiculum teile ich mit dieser hysterischen Nerva.
    "Ich teile meine Unterkunft mit einer anderen Sklavin, die auch mit mir aus Rom gekommen ist und ich weiß nicht, ob ich ihr vertrauen kann. Eher nicht! "
    Das sie bereits am ersten Abend Fluchtgedanken hegte, erwähne ich an dieser Stelle besser gar nicht. Ich möchte nicht an ihrem Unglück Schuld tragen.
    Doch dann habe auch ich eine Idee.
    "Aber wenn du nicht zu mir kannst, dann kann ich mich vielleicht nachts zu dir herausschleichen."

  • Lucius schmunzelte. "Wenn du es schaffst durch die Mannschaftsquartiere der ganzen ersten Turma zu schleichen um in meinen Raum zu kommen, dann ja." Er überlegte weiter. "Vielleicht gibt es ja eine Ausrede für dich, bis spät nachts noch irgendwo innerhalb des Praetoriums zu sein?" Die Sache schien komplizierter als ursprünglich gedacht.

  • Er hat Recht! Es ist keine so gute Idee. Ich denke krampfhaft nach. Es müßte einen Raum innerhalb des Praetoriums geben, der zur Zeit nicht genutzt wird. Es gibt einen solchen Raum! Warum bin ich nicht früher darauf gekommen! Es ist ein cubiculum, daß zur Zeit nicht benutzt wird.
    Dort könnten wir ungestört sein!
    "Es gibt eine einfachere Möglichkeit! Im Praetorium werden nicht alle Zimmer genutz! Es gibt dort ein cubiculum, in dem wir uns treffen können. Es liegt nicht weit weg von meiner Unterkunft. Was hälst du davon?"

  • "Das klingt gut." Lucius lächelte. "Dann werden wir uns dort sehen. Aber jetzt...lass uns den Rest des Nachmittags nicht damit verbringen, Probleme zu lösen, die wir zumindest heute eigentlich noch nicht haben." Er strich ihr durchs Haar. "Gibt es etwas, das du gern tun möchtest?"

  • Er streicht mir duchs Haar. Ich liebe es, wenn er das tut.
    Was ich gerne noch tun möchte, fragt er. Da gibt es nicht viel nachzudenken.
    "Am liebsten möchte ich eigentlich hier bei dir sein. Aber was möchtest du tun?"

  • "Dasselbe." war die kurze Antwort bevor er sich wieder zu ihr neigte und sie erneut küsste. Crixus, der in den Raum kam, erstarrte, machte auf der Sohle Kehrt und verschwand wieder in dem Flur, der sowohl zur Küche als auch zu seinem Cubiculum führte. So blieben die beiden Liebenden auch den Rest der Zeit, der ihnen noch blieb, ungestört.

  • Ich erwiedere seinen Kuß und lasse mich langsam neben ihm nieder.
    Niemals hätte ich auch nur im Traum daran gedacht, ihm hier und heute so nah zu kommen. Doch seine Nähe zu spühren, ist ein gutes Gefühl!

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