[Oppius] Das Ianus-Opfer der Arvalbrüder

  • Noch bevor am Nachmittag die großen Feierlichkeiten zu Ehren der Fides Publica stattfinden würden, trafen sich die Arvalbrüder am Ianus Curiatus, der ältesten Kultstätte des Pater Ianus. Genaugenommen war dieser Ort ein einfacher Holzriegel, der zwischen zwei ziemlich alt wirkenden Häusern eingelassen war.
    Zur Feier des Opfers hatte man eine zweigesichtige Statue des Gottes vor den Riegel gestellt.


    Hier nun erschien Tiberius Durus in Vertretung des Magisters gemeinsam mit seinen Brüdern. Wie üblich bei ihrer Arbeit hatten sie sich mit Ährenkränzen bekrönt.


    Im Halbkreis stand die Bruderschaft vor dem Foculus, auf dem das Voropfer stattfinden würde. Die staatlichen Flötenspieler stimmten eine eingängige und zugleich mystische Melodie an, Durus konzentrierte sich. Schon lange hatte er kein Opfer abgehalten - viel zu lange...

  • Wie zu den meisten Terminen der Bruderschaft, war Iuvenalis auch hier zugegen.


    Er grüßte die Mitgleiderschaft mit einem Nicken.


    Von Opferungen hatte er leider keine Ahnung deshalb war er eigentlich froh darum, das es wen gab, der sich damit besser auskannte als er. 8)

  • Als schließlich alle erschienen waren, beschloss der Senator, das Opfer zu beginnen. Die Praefatio begann er mit den einfachen Worten


    "Iano pater, te hoc ture ommovendo bonas preces precor, uti sies volens propitius populo Romano Quiritum*"


    Ein Opferdiener reichte ihm Weihrauch, den er auf den bereits brennenden Opferaltar warf. Der wohlriechende Duft jenes Harzes erfüllte die Luft, während er fortfuhr.


    "Iano pater, uti te ture ommovendo bonas preces bene precatus sum, eiusdem rei ergo macte vino inferio esto.***"


    Damit nahm er das Füllhorn, aus dem der Wein langsam in die Glut des Altars floss. Ein Zischen und heftiger Dampf zeigte, dass das Opfer zum Himmel aufstieg. Das Voropfer war beendet, nun folgte die rituelle Reinigung.
    Der Opferdiener reichte ihm eine Schüssel mit Wasser, in die Durus seine Hände tauchte.


    "Haec aqua a corpore impuritates, modo simile plumbo mutando ad aurum, elluat. Purga mentem. Purga carnem. Purga animum. Ita est!**"


    murmelte er die alte Reinigungsformel, die schon die Maiores gesprochen hatten, ehe sie das Opfer begannen.


    "Vater Ianus, weil es rechtens für eine Schale Wein ist, Dir für das Wohl des römischen Volkes geopfert zu werden, sollst du um dieser Sache Willen in diesem Opfer geehrt werden."


    Der weiße Schafbock, der heute die Ehre hatte, für Ianus zu sterben, wurde herbeigeführt. Man hatte ihn wie üblich mit roten und weißen Bändern geschmückt, den Rücken mit einer Wolldecke belegt und die Hörner vergoldet.


    Vor den Augen des Arvalbruders wurde die Decke nun abgenommen und Durus nahm den Aspergill, der ihm hingehalten wurde. Damit wurde der Rücken des Bocks mit Mola Salsa besprengt, anschließend goss Durus mit der patera ein wenig Wein über den breiten Kopf des Tieres. Offensichtlich hatte man das arme Vieh stark mit beruhigenden Dämpfen und Kräutern vorbereitet, denn es zeigte überhaupt keine Reaktion. Auch als das culter das Rückgrat entlanggezogen wurde, passierte nichts.


    Dann begann auch schon die Opferung. Der Opfermetzger sah zu Durus.


    "Agone?"


    und Durus bestätigte mit einem


    "Age!"


    woraufhin der Hammer niedersauste. Man hörte das Krachen des Schädels der Bocks, der jedoch viel zu überrascht war, um einen Laut auszustoßen. Gleichzeitig stach der Cultrarius zu und warmes Blut ergoss sich aus der Halsschlagader über den Boden.


    Durus wandte sich nach rechts und trat zurück in den Kreis der Arvalbrüder, während die Ministri herbeieilten, den toten Schafbock wendeten, aufschnitten und die Innereien hervorholten. Man hatte auch einen Haruspex herbeigeholt, der die Innereien nun überprüfte - wie immer ein spannender Augenblick, denn wenn sie negativ war, würde es die Bruderschaft einen weiteren Schafbock kosten.


    Sim-Off:

    * "Vater Ianus, durch das Opfern des Weihrauches bete ich ein gutes Gebet, damit du dem römischen Volk der Quiriten günstig gestimmt bist."


    ** "Vater Ianus, wie ich durch das Opfern des Weihrauches ein gutes Gebet gebetet habe, möge dir für dieselbe Sache dieses Trankopfer angeboten werden."


    *** "Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körper waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es."

  • Der Alte hatte für solche Opfer nicht viel über, aber sie mußten sein. So stand er leicht angewidert da und schaute dem Schauspiel zu.
    Allerdings war es immer recht interessant was manche Priester glaubten aus dem Eingeweiden der Tiere lesen zu können. Er fragte sich immer wieder welches Organ für was stand bzw. wie aussehen mußte um gute oder schlechte Nachrichten hervor zu bringen.


    Sollte er einmal viel Zeit haben, so würde er ein mal einen der vielen Priester die es in Rom gab befragen.

  • Glücklicherweise wurde das Opfer angenommen, denn der Haruspex verkündete die


    "Litatio!"


    Durus atmete auf und war überzeugt, dass die Aufwandsentschädigung für den Priester doch kein herausgeworfenes Geld gewesen war. Nun wurde es Zeit, das Opferfleisch zu verteilen und am Spieß zu braten. Da es hier jedoch keinen Tempel gab, musste diese Angelegenheit verschoben werden.


    Durus nahm die Toga vom Haupt und sah in die Runde. Das Opfer war erfolgreich beendet, das Opferfleisch würden die Brüder von den Tempeldienern freihaus geliefert bekommen.


    "Gehen wir!"


    sagte er deshalb und gemeinsam wandten die Männer sich zum Gehen.

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