Officium | Cura Aedium Sacrarum

  • Zufällig war tatsächlich Volturnius Leto, der Pontifex Minor mit der Cura Aedium Sacrarum, höchstpersönlich anwesend. Aufgrund seiner Wichtigkeit ließ er sich aber auch stets besonders viel Zeit, wenn es an seiner Tür klopfte.
    "Ja, bitte?"
    fragte er aber schließlich und ließ den Aedil eintreten. Natürlich war er reichlich überrascht, dass dieser ihn persönlich aufsuchte - aber das konnte nur bedeuten, dass es um etwas wichtiges ging....
    "Was kann ich für dich tun?"
    fragte er daher etwas unsicher.




  • Es war wie in einem schlechten Theaterstück: Wie es schien, wollte hier niemand sein Anliegen hören. Menecrates stand doch bereits vor dem Pontifex und hatte sein Anliegen geäußert. Warum fragte der jetzt noch mal, was er führ ihn tun könne? Der Aedil starrte den Pontifex zunächst verblüfft, dann aber mehr und mehr reserviert an, um seiner Verärgerung im Zaum zu halten.


    Weil er aber nicht ausschließen konnte, dass der Pontifex schwerhörig war, wiederholte er nochmals - und hoffentlich nun zum letzten Mal - seine Anliegen. Dieses Mal aber mit erhöhter Lautstärke.


    "Salve Pontifex, ich suche dich in meiner Funktion als Aedil auf und möchte den augenblicklichen Stand der Sicherheit und den Zustand der Tempel in der Stadt erfahren. Es wäre müsig, von Tempel zu Tempel zu gehen. Ich möchte daher nur diejenigen aufsuchen, bei denen möglicherweise Handlungsbedarf besteht. Wie sieht es aus?"

  • Der Pontifex war tatsächlich etwas schwerhörig, denn er war auch schon etwas älter. Da er sich selbst aber scheinbar wesentlich besser hörte, antwortete er (als wäre nichts geschehen):
    "Oh, da muss ich erstmal nachsehen...aus dem Kopf fiele mir jetzt der Tempel des Mars Ultor ein, dann..."
    Mit einem Ächzen erhob er sich und ging an ein Regal hinter sich. Den Finger an den Lippen fuhr er über die darin liegenden Rollen und blieb schließlich stehen. Er zog sie heraus, öffnete sie und betrachtete sie. Mit gerunzelter Stirn meinte er dann
    "Also ich weiß nicht...kommt darauf an, wie Du Handlungsbedarf interpretierst, Aedil! Im Prinzip kann man ja immer an jedem Tempel etwas machen..."
    Da der Claudier allerdings dreinblickte, als hätte er in eine Zitrone gebissen, fügte er schnell an
    "Also dringender wäre, wie gesagt, der Tempel des Mars Ultor. Dann bräuchte der Tempel des Vertumnus dringend ein neues Dach. Und der des Apollo Medicus könnte zumindest eine Inspektion vertragen. Da regnet es auch 'rein, glaube ich..."




  • Anfangs skeptisch, dann aber mehr und mehr aufmerksam folgte Menecrates den Ausführungen des Pontifex. Endlich kamen Fakten zur Sprache, mit denen er etwas anfangen konnte.


    "Ja, vom Tempel des Mars Ultor habe ich bereits gehört. Da bin ich dran", bestätigte er. Der Mann wusste also, wovon er sprach, was den Aedil beruhigte.


    Auf die Bemerkung wegen der Interpretation von Handlungsbedarf, erwiderte er: "Handlungsbedarf ist für mich dann gegeben, wenn die Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. Beschädigte Dächer zum Beispiel bedrohen die Bausubstanz, möglicherweise auch die Besucher und Diener des Tempels. Da sehe ich erheblichen Handlungsbedarf. Schade nur, dass ich diesen so spät erst erfahre. Wenn ich mir eine Bemerkung erlauben darf... In der Regia sollte einmal Zeit darauf verwendet werden, die Verwaltungswege zu optimieren und die Mitarbeiter zu schulen, sodass sie qualifizierte Auskünfte geben können. Damit wäre auch ein Beitrag zur Sicherheit getan." Denn dann hätte Menecrates bedeutend früher handeln können.


    "Ansonsten waren das wertvolle Auskünfte, für die ich mich bedanke. Gibt es darüber hinaus noch Hinweise für mich?"

  • Einsturzgefährdet waren tatsächlich die wenigsten Tempel in Rom! Dafür sorgten schon die Aeditui, die sich regelmäßig bei ihm beschwerten - aber wenn der Aedil die Sache nun in die Hand nahm, war ihm dies natürlich auch recht. "Gerade die kleineren Tempel und Altäre fallen häufig aus dem Blickfeld. Dort sind die Informationen gelegentlich auch unvollständig, da ein Aedituus teilweise für mehrere Heiligtümer zuständig ist. Ich kann dir aber nur das sagen, was man mir sagt. Wenn du dagegen ganz sicher gehen willst, solltest du diese doch inspizieren."




  • Menecrates seufzte. Es gab also in der Regia doch keine verlässliche Einschätzung der Tempel. Dann hätte er sich im Grunde diesen umständlichen Weg auch sparen können, obwohl das Einholen von Auskünften beim Tempel der Göttertrias ebenfalls enorm zeitaufwändig und wenig aufschlussreich gewesen war. Menecrates empfand es im Augenblick fast als Strafe, sich mit dem Teilgebiet seines Amtes beschäftigen zu müssen. Die Zustände vorgefundenen waren im Grunde unzumutbar.


    "Na gut, darum werde ich mich nach dieser mehrfachen Zeitverschwändung nicht mehr vollständig kümmern können. Das muss dann wohl mein Nachfolger übernehmen. Danke erst einmal für die Auskunft. Vale Pontifex."


    Anschließend an die Verabschiedung verließ der Aedil die Regia - nicht ungern, wie er feststellte. Nach seiner Einschätzung würde vielen Verwaltungseinrichtungen ein militärischer Schliff gut tun.

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