• Ob sich Macer darüber freute, wusste er nicht so recht. Sicherlich wäre es spannden gewesen auch einen Fall mit zu behandeln. Anderseits erspart dieser Umstand ihm weniger Arbeit.


    Nein, das wärs dann fürs erste mal. Vielen Dank.


    Er machte sich bereit zu gehen und drehte sich nur noch einmal kurz um. Vale. Bis zum nächsten Mal!

  • Baldemar, der germanische Leibwächter von Tiberia Septima klopfte laut und vernehmlich an die Porta zum Atrium des Tempels der Vesta. Seine Herrin hatte ihm klar und deutlich gesagt, dass er den Tempel nicht betreten durfte, sondern draußen zu warten hätte, bis man ihm eine schriftliche oder mündliche Antwort auf das kurze Schreiben gegeben hatte, welches er im Auftrag der Tiberia überbringen sollte. Zwar wurde es in Italia nicht kalt wie in Germanien, wo Baldemar aufgewachsen war, aber dieser ständige Nieselregen tat sein übriges zu den inzwischen gesunkenen Temperaturen.


    Geduldig wartete der Sklave darauf, dass jemand die Tür öffnen würde und er den Brief seiner Domina überbringen konnte, welchen er unter seinem Umhang verborgen hielt, damit er ja nicht naß würde.

  • War es eine göttliche Gegebenheit, dass zu dieser Stunde es gerade Romana war, die an der Türe Dienst schob? Wohl nicht, eher nur reiner Zufall. Auch wenn die Claudierin darin wohl zweifelsohne eine Manifestation der göttlichen Zuwendung, einer übernatürlichen Aufmerksamkeit, sehen würde.


    Wie dem auch sei, sie erhob sich vom Schemel, worauf sie gesessen war, und öffnete die Türe. Draußen erblickte sie, im leichten, sanften italischen Winterregen, einen Sklaven. „Salve. Kann ich helfen?“, fragte sie, verwundert, solch einen Bären hier vor der Türe stehen zu sehen. War dies ein neuer Liktor? Oder... halt, den Kerl hatte sie doch schon gesehen! Es war ein Sklave von Tiberia Septima. Sie hatte das Gesicht noch vor sich, er hatte bei seiner Herrin gestanden, als diese damals todesmutig den Bären mit Gebäck geworfen hatte. Was extrem unvernünftig gewesen war, aber auch extrem tapfer.


    „Kommst du von Tiberia Septima?“, fragte sie den Sklaven mit großen Augen.

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    Baldemar


    Kurz nachdem er geklopft hatte, öffnete sich die Tür und Baldemars Augenbrauen hoben sich als er in das Gesicht einer gleich großen Frau blickte. Er war es von den Römern gewöhnt, immer nach unten schauen zu müssen. Als die junge Frau ihn ansprach fiel auch bei ihm das As und ein schiefes, sehr kurzes Grinsen erschien auf dem Gesicht des Germanen. „Salve, werte Claudia.“ grüßte er die Vestalin und senkte seinen Blick, wie es sich für einen Sklaven gehörte.


    „Ja, meine Herrin hat mich geschickt dieses Schreiben hier abzugeben und auf eine schriftliche oder mündliche Antwort zu waren. Es ist für dich.“ Damit zog Baldemar die Papyrusrolle unter seinem Mantel hervor und reichte sie Romana. Dann trat er wieder einen Schritt in den Nieselregen zurück um zu warten.


    In einer schwungvoll, eleganten Handschrift geschriebenen stand dort:


    Ad Claudia Romana
    Domus Atrium Vestae
    Roma


    Liebe Romana,


    wie ich es dir bereits vor Wochen versprochen hatte, möchte ich dich gerne zu einem Besuch am PRIDIE NON IAN DCCCLX A.U.C. (4.1.2010/107 n.Chr.) in die Villa Tiberia einladen.


    Baldemar wird deine Antwort auf diese Einladung abwarten, so dass wir beide, solltest du keine anderweitigen Verpflichtungen haben, uns auf ein baldiges Wiedersehen freuen können.


    Vale Septima

  • Grau, so konnte man diesen winterlichen Tag beschreiben. Dicke Wolken hingen tief am Himmel, Pfützen hatten sich in den Straßen gesammelt und Rom wirkte bedrückend und eng. Ein eisiger Wind blies klagend durch enge Gassen und zerrte an den Kleidern. Zunächst hatte Calvena zu Fuß zum Atrium Vestae gehen wollen, doch kaum waren sie aus der Tür getreten, war ein unangenehmer kalter Regen auf die ewige Stadt niedergegangen. Kurz entschlossen hatte sie dann die Sklaven angewiesen eine der Sänften her zu richten. So konnten sie trockenen Fußes zu ihrem Ziel gelangen. Leicht schaukelnd saßen sie nun neben ihrer kleinen Cousine in den bequemen Kissen, eine Decke über den Beinen und die warmen Mäntel in Reichweite. Unterwegs erzählte sie ihrer Cousine etwas über den Kult der Vesta.


    „Also Vestalinen sind Priesterinnen, sie bewachen das Herdfeuer und haben ein Keuscheitsgelübde abgelegt. Sie dürfen sich also keinem Mann nähern!“ erklärte sie ihr, damit das Mädchen nicht völlig unwissend zu diesem Ausflug ging. „Das heilige Feuer wird als Symbol für die Lebendigkeit der Stadt verehrt. Es darf niemals erlöschen, denn dann würden uns die Göttern zürnen. Die Vestalinen tragen eine ganz bestimmte Tracht, an der du sie immer erkennen kannst. Aber das wird dir sicher Romana noch näher erklären!“ Kurz sah sie durch die Vorhänge. Die Straßen waren recht leer, anscheinend wollten sich die wenigsten bei diesem Wetter aus dem Haus wagen. Ein wenig nachvollziehen konnte sie dies ja. Es war ein lausiges Wetter und der Regen schien stärker zu werden. „Meist werden Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren als Vestalin ausgewählt und ernannt. Es gibt auch Ausnahmen. Romana ist erst mit fünfzehn Vestalin geworden“, berichtete sie ihr. „Du willst jetzt sicherlich wissen warum, aber ich habe ihr versprochen es niemandem er erzählen.“


    „Domina, wir sind gleich da!“ ertönte die dunkle Stimme eines Sklaven. Kurz sah sie wieder hinaus und nickte dann. „Sieh mal, Sabina!“ Calvena deutete auf den Tempel, welcher sich noch vor ihnen aufbaute. Leicht beute sie sich zurück, damit das Mädchen einen besseren Blick hatte. Selbst an so einem düsteren Tag boten die Tempel der Stadt einen prachtvollen Anblick. Ihr ging jedes Mal das Herz auf, wenn sie einend er Tempel sah. Besonders gern war sie im Tempel der Iuno, dort fand sie Ruhe.


    Sanft wurde die Sänfte abgesetzt. Schnell schlüpften die Beiden in ihre Mäntel und ließen sich dann heraus helfen. Eilig zog sie ihrer Cousine die Kapuze über den Schopf. „Schnell rein!“ meinte sie nur und nahm die Hand des Kindes. Nur einen Moment später standen sie auch schon im Eingang.

  • Zitat

    Original von Tiberia Septima


    Der Sklave wusste auch Romanas Namen, zumindest ihren Gentilnamen. Nur, Romana konnte sich nicht mehr an den seinen erinnern. Irgendetwas mit Bal. Hasdrubal? Nein, das Bal war vorne. Balthasar? Genau, so etwas in der Art.


    Sein Name war woh nicht von Belang, viel eher das Schreiben, das er ihr überbrachte. „Danke.“, meinte Romana und rollte es aus. Als sie es las, breitete sich ein Lächeln über ihr Gesicht aus. Wundervoll. Sie hob ihren Blick vom Pergament wieder zum Sklaven hin.


    „Du kannst deiner Herrin ausrichten, ich komme sehr gerne. Ich werde morgen am späten Nachmittag erscheinen.“ Sie hatte der Obervestalin gesagt, sie habe eine Besprechung in der Villa Tiberia, was sofort durchgewinkt worden war, war ja die gens Tiberia eine, die mit Durus einen Pontifex hatte.

  • Voller Ungeduld hatte Sabina auf den heutigen Tag gewartet. Eigentlich nicht einmal lang, denn die Einladung von Claudia Romana war ja erst gestern am Nachmittag gekommen. Aber dennoch, die Aussicht mal wieder aus dem Haus zu kommen, hatte die Stimmung von dem Mädchen gewaltig gebessert. Zumal ihre Cousine ihr jede Menge Zeit gewidmet hatte. So entkam sie Bia, die mit ihrer mürrischen Art nicht gerade dazu beitrug, dass sie immer der kleine Sonnenschein war, denn die Familie so mochte. Außerdem fand sie es gar nicht so toll, den ganzen Tag im haus zu bleiben, und das nur, weil das Wetter nicht so toll war. Aber sie war ja nicht die Einzige, der man derzeit nicht gestattete draußen zu spielen, auch ihre Freundin Alba und die anderen Spielgefährten mussten zu Haus bleiben. Nur hin und wieder trafen sie sich dann, meist in überheizten Kinderzimmern. Doch heute kam sie mal wieder aus dem Haus und es war ihr eigentlich völlig egal, wie Grau und kalt es draußen war.
    Geduldig ließ sie es über sich ergehen, dass Bia sie in warme Kleidung steckte und sie ständig ermahnte bei Calvena zu bleiben und sich auch zu benehmen. Schließlich saß sie neben ihrer Cousine in der Sänfte und schaute zwischen den Vorhängen hinaus auf die Straßen Roms. Nur mit halbem Ohr hörte sie Calvena zu, war es doch viel interessanter die Leute zu beobachten. Auch wenn nicht viele auf den Straßen waren, meist nur Sklaven, die es eilig hatten und die ein oder andere Patrouille der Urbaner. Etwas genauer betrachtete sie auch einige Grellgeschminkte Frauen, die sich selbst bei diesem Regen an Hauswänden räkelten. Was die wohl nur halb bekleidet so taten? Noch kannte sie die Bedeutung einer Lupa nicht, sonst hätte sie diese Frauen wohl auch nicht so offen angestarrt.


    Erst als Sie hörte sie wären gleich da, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit erst kurz auf ihre Begleitung und dann schaute sie hinaus. Staunend und mit offenem Mund betrachtete sie den hoch aufragenden Tempel der Vesta. Zwar hatte sie schon Tempel gesehen, aber es war doch etwas anderes, direkt vor einem zu stehen. Nur am Rande bekam sie mit, wie die Sänfte abgesetzt wurde und einen Augenblick später schon, stand sie nun auch auf dem Vorplatz. Etwas ängstlich griff sie nach der Hand von Calvena und folgte ihr dann zum Atrium Vestae. Auch hier sah sie sich staunend um, aber wagte es nicht sich allein auf Erkundungstour zu begeben. Nun warteten sie darauf, das jemand kam und sie begrüßte.

  • Sim-Off:

    Verzeihung, bin gestern Abend nicht mehr dazu gekommen.


    Minucia Milicha


    Denkbar schlechter Laune war die alte Vestalin mit den Runzeln auf ihrer Stirn und der Warze auf ihrer Nase, die sie fast aussehen ließ wie eine alte Hexe. Früher, vor Äonen, war sie eine außergewöhnlich hübsche junge Frau gewesen, die alle hätte haben können, aber dies nicht konnte, weil sie durch das Los gezwungen worden war, Vestalin zu werden. Die daher stammende sexuelle Frustration hatte sie dazu veranlasst, verstockt und bitter werden zu lassen (obwohl jede Vestalin wusste, dass sich unter der harten Schale doch noch ein weicher Kern befand).


    Sie war heute zur Torwache eingeteilt und schlummerte gemütlich vor sich hin. Das Tor war, wie immer, zu, und Milicha würde sicher nicht aufmachen, ohne dass angeklopft werden würde. Zumindest, für gewöhnlich. Doch heute war es so, dass sie von ihrem Traum aufschreckte. Sie hatte geträumt, sie wäre wieder ein junges Mädchen gewesen, die Hochzeit feierte mit einem Mann aus gutem Hause, den sie liebte und mit dem sie viele Kinder bekommen würde.


    Ach das war schon etwas Schönes gewesen, dieser Traum. Sie hätte ihn ewig träumen können. Zu blöd nur, dass gerade jetzt eine Sklavin vorbeischritt mit schepperndem Geschirr, was sie aus ihrem Schlaf riss. Wen also sollte es wundern, dass sie heute überhaupt keine gute Laune hatte? Sie fuhr aus ihrem Stuhl heraus und keifte die arme Sklavin an. „He, du! Hast du keinen Respekt vor einer Vestalin? Was bildest du dir ein, so einen Wirbel zu machen?“ Die Sklavin wirkte ziemlich erschrocken und verzog sich hastig aus dem Vestibulum, unter mannigfachen Verbeugungen, Entschuldigungen murmelnd.


    Die alte Minucierin grummelte ein paar etruskische Verwünschungen, die sie als eine aus Piacentia in Nordetrurien auf Lager hatte, und wollte sich wieder auf ihren Korbsessel setzen, um weiter zu napsen, da hörte sie eine Stimme vor der Porta. Es klopfte zwar niemand, und deshalb bestand auch kein Grund für Milicha, aufzumachen – doch sie brauchte jetzt jemanden, an den sie ihren Frust über den abgebrochenen schönen Traum abreagieren konnte.


    Sie riss die Türe auf und sah draußen zwei Mädchen stehen – eine von dem Alter, in dem man begann, Vestalinnen einzuberufen, und eine ältere, die sogar noch kleiner war als die zusammengehutzelte Minucierin. „Was soll denn das für ein Auflauf sein!“, begann sie zu schimpfen. „Das hier ist der Tempelgrund der Vesta, ein heiliges Gebiet! Was wollt ihr hier, betteln? Wieso seid ihr hier? Wer seid ihr denn überhaupt, hä? Was habt ihr hier zu suchen?“

  • Sim-Off:

    Nicht schlimm ;)


    Sabina war ungewöhnlich still, sonst kannte sie ihre kleine Base nur als quirliges Kind, welches reichlich Unfug im Kopf hatte und viel lachte. Doch nun zeigte sich Staunen auf den Zügen des Kindes und sie lächelte sanft auf das Mädchen herab. Kurz strich sie ihr über den blonden Schopf. „Keine Angst“, sagte sie aufmunternd und hob die Hand um anzuklopfen. Just in diesem Augenblick wurde die Tür von einer grantigen Vestalin geöffnet. Reichlich verdutzt ließ sie erst einmal den Wortschwall über sich ergehen. „Ehm“, machte sie ein wenig Perplex, was war denn das für eine Begrüßung. Doch schnell hatte sie sich dann wieder gefasst und lächelte freundlich.


    „Salve!“ Zur Begrüßung neigte sie Respektvoll das Haupt. „Mein Name ist Germanica Calvena und dies ist meine kleine Cousine Germanica Sabina, ehrenwerte Priesterin!“ stellte sie sich vor. „Wir würden gerne zu Claudia Romana. Sie hat uns für diesen Tag eingeladen um Vesta unsere Aufwartung zu machen und auch um zu Lernen!“ Sorgfältig hatte sie sich überlegt was sie sagte. „Wenn wir ungelegen kommen, dann werden wir gern zu einer späteren Stunde wiederkommen!“ Immer noch lächelte sie. Doch innerlich schauderte sie, ob des Anblickes der Alten. Nicht weil diese hässlich war, sondern weil ihr die Verbitterung auf den Zügen stand und auch die Missgunst über ihre Jugend, Kraft und Schönheit. Das Leben einer Vestalin war eben von Verzicht geprägt. Sie war ziemlich froh darüber, dass sie selbst diesen Weg nicht gegangen war und auch Sabina würde diesen Weg nicht gehen.

  • Minucia Milicha


    Die Alte schaute zunächst Calvena einigermaßen befremdet an – bevor sie loslachte. „Du bist ja ein lustiger Knopf. Deine Aufwartung machen. Lernen. Sag doch einfach, du bist ein Gast hier. Wartet hier. Ich werde Claudia fragen, ob das stimmt, was ihr da sagt.“ Mit einem Rums, ohne ein Wort des Abschieds, ja nicht einmal die geringste Vorwarnung oder auch nur Vorhersehbarkeit, schmiss Milicha die Türe zu, dass es nur so krachte. Wie das alte Holz dies bloß aushielt?


    Es verstrich ein wenig Zeit, in der gar nichts passierte, außer dass zwei alte, in Ehren ergraute Herren vorbeischritten, sich lebhaft über die bevorstehende Wahl unterhaltend. Und wieder verschwanden, so würdevoll schreitend, wie sie aufgetaucht waren.


    Doch von der einen Sekunde auf die andere wurde, genauso unvermittelt wie sie zugeknallt worden war, die Türe aufgerissen, und zwar von niemandem anderen als einer freudestrahlenden Romana, deren Grinsen sich vom einen zum anderen Ohr zog. „Calvena! Sabina!“, rief sie und winkte die beiden rein. „Immer nur rein in die gute Stube!“ Sie umarmte Calvena locker - das letzte Mal hatte sie sie wohl halb zerquetscht - und beugte sich zu Sabina hinunter.


    „Salve, Sabina!“, begrüßte sie die Kleine, strich ihr liebevoll über die linke Backe und legte anschließend ihre Hände auf die Schultern des Mädchens. „Was für ein grauenhaftes Wetter, nicht wahr?“, meinte sie wieder an beide gewandt. „Ich hoffe, ihr seid nicht nass geworden?“ Sie ließ von Sabina ab und schloss die Türe hinter ihren beiden Gästen zu. Genau in diesem Moment sah man Milicha hinter einer Säule erscheinen, wieder langsam auf ihren Schemel zugehend. Unzweifelhaft war diese von Romanas Zimmer aus normal gegangen, während Romana selber gerannt haben musste, was das Zeug hielt. Milicha warf Romana einen verwunderten Blick zu. Dieses Mädchen steckte voller Leidenschaft und Kraft. Das bekam einer Vestalin nicht gut, dachte sie sich. Obwohl sie nicht behaupten könnte, dass sie Romana jemals dabei gesehen zu haben, ihre Energie in etwas anderes zu stecken als die inbrünstige Verehrung ihrer Göttin. Die Alte setzte sich wieder hin und blickte stumpf vor sich hin.


    „Sollen wir erst einmal in mein Zimmer hier hineingehen?“, fragte Romana, als es klar war, dass sie im Vestibulum nicht mehr allein sein würden.

  • Ein wenig ängstlich drückte Sabina die Hand von Calvena und als die alte hässliche Frau sie Beide auch noch anfuhr, versteckte sie sich leicht hinter dem Rücken ihrer Cousine. Als die Vestalin dann aber lachte, hellte sich das Gesicht der Frau auf und sie wirkte um einiges Jünger und vor allem viel freundlicher. Um so verdutzter war das Kind schließlich, als ihnen einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Ratlos sah sie sich um. Was war das denn jetzt? Würden sie Romana gar nicht besuchen dürfen. Kurz zog sie eine beleidigte Schnute, doch alle Bedenken wurden vertrieben, als Romana dann die Tür stürmisch öffnete und zunächst erst einmal die ältere der beiden Germanica umarmte und begrüßte. Etwas scheu lächelte sie Romana zu. Sie hatte ganz vergessen wie groß diese Frau doch war.


    „Salve, Claudia Romana!“ sagte sie und schenkte der Vestalin ein Lächeln. Kurz nickte sie, als Romana meinte das Wetter sei furchtbar, aber es genau war der Umstand, den das Kind am wenigsten störte. Im Gegenteil, es machte Spaß im Regen zu spielen, doch das gehörte sich nicht für ein Mädchen. Schließlich wurden sie herein geführt. „Ich bin nicht so nass geworden!“ meinte sie dann und sah sich mit großen Augen um.

  • Einen Augenblick lang sah die alte Vestalin so aus, als würde sie nun eine weitere Schimpftriade los lassen, doch dann lachte diese und wirkte mit einem Male nicht mehr ganz so verbittert. Eigentlich hatte sie ihre Worte durchaus ernst gemeint und nun befremdete es sie ein wenig als lustiger Knopf bezeichnet zu werden. Leicht zuckte sie dann mit der Schulter und zeigte ein Grinsen, welches ihr dann aber verging, als ihnen einfach die Tür vor der Nase schwungvoll zugemacht wurde. Verdutzt blinzelte sie und starrte einen Moment fassungslos auf die Tür, ehe sie zu Sabina hinunter sah und eine recht ratlose Miene aufsetzte. Wieder zuckte sie kurz mit den Schultern, anscheinend waren alle Vestalinnen ein wenig seltsam und verschroben. Das kam wohl davon, dass sie eben jede Menge Einschränkungen im Leben erfuhren. Kurz dachte sie darüber nach, wie es war so als Vestalin. Romana war ja glücklich, doch sie würde wohl eingehen, schon allein aus dem Grund, dass sie dann nicht Valerian heiraten durfte. Leise seufzte sie und sah sie kurz um. Hatte man sie etwa vergessen? Waren sie nicht willkommen. Eigentlich hatte die Vestalin ja gesagt, sie sollten warten, aber irgendwie schien es fast so zu sein, als ließe man sie absichtlich im Regen stehen.


    Ebenso unvermittelt wie ihnen zuvor die Tür vor der Nase zugeschlagen worden war, öffnete sich diese nun stürmisch und sie fand sich auch nur einen Augenblick in einer herzlichen Umarmung mit Romana wieder. „Salve, Romana! Schön dich zu sehen! Vielen Dank für deine Einladung!“ lächelte sie und freute sich die Freundin wieder zu sehen. Die Claudia war ihre erste Freundin in Rom gewesen und so seltsam diese auch hin und wieder wirkte, sie mochte die Patrizierin. Sie war nämlich von Grund auf ein netter, ehrlicher und warmer Mensch, über ihre Marroten konnte man von daher einfach hinweg sehen, zumal sie ja selbst nicht Perfekt war und auch ihre Schwächen hatte.
    Nur zu gern folgte sie der Aufforderung herein zukommen.


    „Ja, furchtbares Wetter. Wir haben aber eine Sänfte genommen, so sind wir so gut wie gar nicht nass geworden“, berichtete sie kurz. „Ich würde gern sehen, wie du so hier lebst. Also geh vor, wie folgen dir!“

  • „Das freut mich sehr, Iuppiter sei Lob und Dank.“, meinte Romana erleichtert. „Calvena, das war mir eine große Freude, und wisse: ich breche keine Versprechen.“ Sie zwinkerte ihr übermütig zu, eine Geste, die Romana nicht unbedingt ähnlich sah, aber ihren Enthusiasmus über diesen lieben Besuch zum Ausdruck brachte.


    „Klar, dann gehen wir!“, meinte Romana und wies den beiden den Weg durch das wunderschöne Atrium, dessen Wände ausgeschmückt waren von mythologischen Motiven – von denen aber keine einzige Vesta darstellte – zu ihrem Cubiculum hin.


    Die alte Minucierin blieb alleine zurück – und das war ihr auch recht so. Somit konnte sie ungestört weiterschlummern und Träumen von den Zeiten, die waren und die hätten sein können. Als die jungen Frauen verschwunden waren, dauerte es nicht mehr lange, bis sie wieder in Morpheus‘ Reich gefangen war, und ein friedliches, befreidigtes Lächeln ihr altes, ehrwürdiges Gesicht, nun befreit von allem Ausdruck von Verärgertheit und Zorm auf die Welt, zierte.

  • Es dauerte nicht lange, da ging die Türe auf. Wie es der Zufall wollte, war es die Addessatin des Briefes, die öffnete, Romana. Sie war zum Türdienst eingeteilt worden. Ihre Begeisterung darüber hielt sich in Grenzen, doch es war wichtig, dass die Vestalinnen selber den Türdienst machten, nicht irgendwelche Sklavinnen, die dann Hinz und Kunz in die heiligen Gefilde einlassen würden. Die große Claudierin blickte auf den braunen Mann hinunter, der vor der Türe stand und eine Schriftrolle in der Hand hielt.
    „Salve. Kann ich helfen?“, fragte sie.

  • "Bist du Claudia Romana?" fragte Vitale. Und als sie bejahend antwortete, übergab er ihr folgenden Brief:



    Ad
    Claudia Romana
    Atrium Vestae
    Roma


    Salve liebste beste Freundin,


    ich wollte mich noch einmal für Deine Einladung ins Atrium Vestae bedanken. Es war ein schöner Tag und Sabina seither von nichts anderem. Sie würde, wenn es sich ergibt, Dich gern noch einmal besuchen. Aber erst einmal bist Du herzlich eingeladen, wann immer Du Zeit hast.
    Aber das ist nicht der Grund warum ich Dir schreibe. Es gibt Neuigkeiten: Ich bin verlobt! Ich kann es noch nicht wirklich fassen. Ich bin ja so glücklich. Valerian war hier und hat mit meinem Onkel geredet.
    Ich hab mein Versprechen Dir gegenüber natürlich nicht vergessen.
    Was hältst Du davon, wenn wir uns zum Essen verabreden. Ich werde versuchen aus Valerian herauszukitzeln, wann er für uns Zeit hat. Wir können das Essen auch mit einem kleinen Einkauf verbinden und uns dann schon die ersten Gedanken zu meiner Hochzeit machen. Du hast doch so eine gute Hand für Blumen, es würde mich freuen, wenn Du mir in dieser Hinsicht behilflich sein könntest.


    Vale und auf bald,
    [Blockierte Grafik: http://i687.photobucket.com/albums/vv232/Aine_photos/papyrus3.png]


    Zur Erklärung fügte er noch an: "Ich bin VolubilisVitale, Scriba im Hause Germanica."

  • Etwas überrumpelt nickte Romana nur und nahm den Brief an. „Äh... danke...“, meinte sie und warf einen Blick drauf. Von Calvena! Wie schön!


    Sie ließ die Schritrolle aber senken, ohne weiterzulesen, als der Mann sich vorstellte. „Volubilis Vitale also. Freut mich ungemein.“ Es war kein Sklave, das konnte man sehen – ein Peregrinus wohl, im Dienste der Germanicer. „Sicher kommst du von weit her. Aus einem fremden Land. Ohne Zweifel aus einem Land, wo es nicht Sitte ist, zu grüßen.“ Ein wenig vorwurfsvoll, vor allem aber amüsiert, blickte sie auf den Mauretanier. „Da ich das stark annehme, trage ich es dir deine grußlose Erscheinung auch nicht nach.“ Genug der spitzen Worte, dachte sie sich und überflog die Schriftrolle.


    „Sehr schön, sehr schön“, war sie erfreut über den Brief an sich, weniger vielleicht über den Inhalt. Verlobt also. Jetzt hatte sie sich komplett davontragen lassen. Aber sie konnte Calvena das nicht verbieten, wer wäre sie denn? „Sag ihr bitte, ich halte sehr viel von dem Vorschlag, mich mit ihr und ihrem Verlobten...“ Sie stockte kurz und redete dann weiter. „...zu treffen. Sage ihr, jeder Termin sollte recht sein – bis auf die Matronalia natürlich, da bin ich eingebunden.“ Was klar sein sollte, schließlich opferten an diesem Tag die verheirateten Frauen der Vesta, und sie als Vestalin würde jenen zur Seite stehen müssen.

  • Vitale errötete, entschuldigte sich und sagte: "Ja, tatsächlich: Ich bin vor nicht allzu langer Zeit aus Mauretanien angereist." Er hätte sich gerne noch etwas mit der hübschen jungen Frau unterhalten, da er aber eher schüchtern war, wusste er nicht mehr, was er noch sagen könnte. Also verabschiedete er sich wieder: "Vale Claudia Romana, ich hoffe, wir haben noch ein andermal das Vergnügen..."

  • Der Arme wurde rot wie eine Himbeere – sicherlich hätte Romana den Vergleich mit einer Tomate gezogen, hätte es damals schon so etwas gegeben. Sie winkte ab und lachte, als er sich so, verlegen, entschuldigte. Guter Laune hörte sie ihm weiter zu. „Mauretanier bist du also.“ Komisch, überall, wo sie hinging, lief sie nur Barbaren über den Weg. Doch bevor sie ihre Neugierde an ihm gestillt hatte, verabschiedete sich Vitale auch schon, noch immer mit einem knallroten Schädel. „Ich bin mir da ganz sicher... vale!“, schaffte sie noch zu sagen, bevor Vitale auch schon weg war. Ein wenig irritiert blickte sie herum, aber er war schon wie vom Erdboden aufgesaugt. Sie schluckte. Hatte sie solch einen fürchterlichen Effekt auf Männer, dass diese sofort davonliefen von ihr? Nun ja, ihr konnte es egal sein, also war es müssig, darüber nachzudenken. Sachte machte sie die Türe zu und ließ sich mit einer grazilen Bewegung auf den Schemel nieder. Um weiter zu warten, und sich die Zeit mit einem griechischen Roman zu vertreiben – sie bemerkte beim Lesen, dass dies schon ganz flüssig ging. Ihre Konversationen mit Parthenope haben das Ihre getan.

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