In der Curia der Stadt Borbetomagus war die Hölle los. Seit Wochen und Monaten streifte eine Horde Banditen durch das Stammesgebiet der Vangionen. Viele der Männer, die hier zusammenkamen, waren die Oberhäupter von Dorfgemeinschaften, und die meisten fürchteten auch um ihr eigenes Hab und Gut. Überall standen Männer beieinander, diskutierten und tauschten Gerüchte aus, sodass ihre Gespräche von den steinernen Mauern der Basilica widerhallten. Niemand der Anwesenden konnte sich auf eine gemeinsame Lösung einigen. So kam es in der Curia zu heftigen Diskussionen, Streitgesprächen und einem unüberschaubaren Durcheinander von Stimmen. Selbst die Dispute im Senat liefen dabei noch ruhiger und geordneter ab.
Im Höhepunkt des Durcheinanders trat hochgewachsener, sauber rasierter Mann ein. Einige Männer verstummten, als die Tür der Basilica sich öffnete und sie den ihnen bekannten Mann erblickten. Die meisten merkten es jedoch nicht.
Im Unterschied zu den meisten anderen Mitgliedern der Curia trug Iulius Vocula - der Mann, der eben herein trat - eine Toga, denn er war das nominelle Oberhaupt von Borbetomagus und damit der Civitas Vangionum, wie dieses Gebiet genannt wurde. Nachdem er einige Schritte nach vorne gesetzt und die Situation begutachtet hatte, rief er laut ein lautes "Ruhe!!" in den Saal. Alle Stimmen und Diskussionen verstummten.
Schweigend ging er nach vorn, wo die beiden Hocker für die Duumvirn standen. Während er in die Menge sah, nahmen die übrigen Curiales Platz um die Worte des Iuliers zu hören. Dieser sammelte kurz die richtigen Worte.
Erst nach einer längeren Pause begann er dann mit einer tiefen, angenehmen Stimme zu sprechen: "Verehrte Sodales Curiae. Ich habe eine schlimme Nachricht für Euch. Die Gerüchte stimmen: Unser geschätzter Beneficarius wurde tot aufgefunden. Ich bitte euch, einen Moment zu schweigen um seiner zu gedenken." Nachdem diese Worte verhallt waren, schien das aufmerksame Schweigen der Männer zu einer fast unheimlichen Totenstille zu werden. Der Priester des Mars, ein älterer Mann, war zusammengesackt – es war bekannt, dass er mit dem Polizeichef der Civitas befreundet gewesen war.
Vocula schluckte, dann fuhr er fort: "Wir alle wissen, dass er unsere letzte Hoffnung gewesen war, aus eigener Kraft etwas gegen diese Banditen zu unternehmen. Es wurden inzwischen mehrere Höfe geplündert, ..." Wieder machte der Duumvir eine Pause, denn er hatte vor kurzem seinen guten Freund Tacitus verloren. Man hatte nur noch die rauchenden Ruinen seines einst so stolzen Hofes finden können, "...Menschen verschleppt, Vieh weggetrieben und Händler überfallen. Es gelingt uns nicht, Herr der Lage zu werden. Daher schlage ich vor, den Legatus Augusti pro Praetore um Hilfe zu bitten."
Nun erhob sich wieder ein Geflüster, denn jeder schien feststellen zu wollen, ob seine Meinung zu dieser Sache mehrheitsfähig war. Schließlich erhob sich ein alter Vangione, gehüllt in die traditionellen Gewänder des Stammes. Er saß direkt neben Vocula, denn er war der zweite Duumvir. "Wir haben keine andere Möglichkeit. Es ist notwendig, zu unser aller Wohl."
Zuerst legte sich wieder ein Schweigen auf die Versammlung, dann jedoch war Stühlerücken zu hören, als sich die Kurialen erhoben, um den Antrag der Duumvirn zu unterstützen, indem sie sich zu ihnen stellten. Nur drei Männer blieben trotzig sitzen – vermutlich, weil sie grundsätzlich den Römern misstrauten und lieber die Germanen bewaffnet hätten, um die Räuber zu jagen. Oder profitierten sie am Ende von den Banditen? Niemand wagte so eine Vermutung auszusprechen. Stattdessen erklärte der römische Duumvir: "Damit betrachte ich den Antrag als angenommen."