Armilustrium – die alljährliche, dem Kriegsgott Mars geweihte Waffenschau und Waffenweihe!
An diesem Tag wurden die Klingen der Soldaten rituell gereinigt und damit von der spirituellen Last befreit, die wie das mit ihnen vergossene Blut an ihnen haftete. Mit den Waffen der in Aegyptus stationierten Soldaten war in letzter Zeit vielleicht nicht gar so viel Blut vergossen worden, aber es konnte niemals Schaden Gladius, Pugio und Pilum geweiht und von Mars gesegnet zu wissen.
Heute wurde dieses Armilustrium-Fest begangen und deshalb versammelten sich am Abend dieses Tages die Centurien der Legio XXII und die vier Turmae der Legionsreiterei auf dem Campus, dem großen Exerzierplatz des Legionslagers von Nikopolis. Das Übungsfeld war für mehr als zwei Legionen samt Hilfstruppen bemessen, weshalb selbst die nahezu vollzählig versammelte XXII. Legion (einige Wenige mussten trotz der Feier Wache schieben und die Zeremonie später nachholen) es nicht auszufüllen konnte. Aber nur sie trat an, denn die Legio XXIII Cyrenaica war im Krieg gegen die Parther und die Auxiliareinheiten nahmen nicht an dieser römischen Zeremonie teil. Die meisten dieser Soldaten hingen nämlich seltsamen und fremden Gottheiten an, nur wenige von ihnen ehrten Mars und selbst die waren keineswegs seine Söhne, so wie die geborenen Römer die in der Legio XXII dienten. Die aber wollten sicher gehen, den Kriegsgott nicht durch die Anwesenheit von Andersgläubigen zu verärgern.
Die Sonne war bereits hinter dem westlichen, von der Silhouette Alexandrias pittoresk geschmücktem Horizont untergegangen. Ein Duzend Feuer, sowie mehrere Hundert Fackelträger – für jedes Contubernium einer – erhellten das Szenario und tauchten es in ein unwirkliches, orangefarbenes Licht. Den Beginn der Zeremonie hatte der Praefectus Legionis absichtsvoll auf den frühen Abend gelegt, genauer gesagt die dritte Stunde nach Sonnenuntergang. Einer bei Nacht und Fackelschein versammelten Armee haftete so etwas weihevolles, sakrales an, fand er.