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Ein Scriba erschien in der Aula Regia und kündigte eine Besucherin an, die bereits erwartet wurde: “Die ehrenwerte Artoria Medeia!“
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Ein Scriba erschien in der Aula Regia und kündigte eine Besucherin an, die bereits erwartet wurde: “Die ehrenwerte Artoria Medeia!“
Beeindruckt von all der Pracht des Palastes folgte Medeia dem Scriba in die große Audienzhalle, die sich lichtdurchflutet und mit wunderschönen Malereien vor ihr präsentierte. Medeia richtete sich ein wenig auf und schritt hinter dem Mann bis in die Mitte der Halle. Ihre Sklavin Olympia folgte Medeia ein wenig schüchtern, versuchte dabei ganz unscheinbar zu wirken. Gedanken verloren betrachtete Medeia die Malereien, fragte sich, von wem diese wohl stammen mochten. Erst aus römischer Zeit oder gar schon aus ptolemäischer Hand (beziehungsweise eines beauftragten Künstlers)? Doch als ihr Name verkündet wurde, fiel Medeia erneut ein, dass das hier keine Besichtigung war, sondern wohl der Grund des Besuches ein ernstes Anliegen sein müsste, anders konnte sich Medeia den Ruf nicht erklären.
Ein schrecklicher Irrtum, eigentlich hätte der Artikel gar nicht gedruckt werden dürfen. Aber der Bote hat die vorläufige...Medeia verwarf diese Entschuldigung gleich wieder, das war zu unglaubwürdig. Sabotage! Ein ganz hinterhältiger Austausch der Schriften.Womöglich von einem Neider. Auch das wurde nicht als ernsthafte Entschuldigung in Betracht gezogen. Medeia zog die goldbeige Palla über der dunkelgrünen Stola zurecht und sah nachdenklich auf eine Statue in der Nähe. Sonst war sie nicht um Worte verlegen, aber da sie nicht wusste, warum sie hier erscheinen sollte und sich schon seit einem Tag in Spekulationen ergehen konnte, waren ihre Gedanken recht unsortiert. Nach außen hin wirkte sie gefasst und wartete darauf, dass der Praefectus etwas Zeit erübrigte. In Gedanken wälzte sie weiterhin Erklärungsversuche.
Begleitet von einigen Beamten der Regia betrat der Praefectus Alexandriae et Aegypti die Aula. Er kam direkt auf Artoria Medeia zu und begrüßte sie und das gar nicht unfreundlich:
“Salve Artoria Medeia! Ich freue mich das du meiner kurzfristigen Einladung so rasch nachkommen konntest. Wie ich hörte weilst du bereits seit einiger Zeit in Aegyptus. Es tut mir Leid das wir nicht schon vorher zusammentreffen konnten.“
Er machte eine kurze Pause, bevor er hinzufügte:
“Leider sind sind die Umstände unserer jetzigen Begegnung nicht die glücklichsten. vielleicht hast du bereits davon gehört: Der Epistates tou Mouseiou, der ebenso ehrenwerte wie weise Tychios von Chalkis ist vor ein paar Tagen verstorben. Die Umstände deuten zu allem Überfluss auf einen Mord hin, wie ich leider dazu sagen muss.“
Na, dass hätte man aber auch weniger direkt zur Sprache bringen können. Aber Corvus war ein lang gedienter Soldat und die waren für ihre unverblümte Art bekannt.
Die Nervosität von Medeia übertrug sich auf die junge Sklavin hinter ihrem Rücken. Olympia drehte fahrig eine Strähne ihrer blonden Haare zwischen den Fingern. Doch sie wagte nicht Medeia aus den Gedanken und Grübeleien zu stören, die diese offensichtlich hatte, denn ihr Gesicht wirkte während des Wartens abwesend. Als jedoch die Schritte ertönten, riß es Medeia aus den Überlegungen über mögliche Entschuldigungen heraus. Einen Moment lang wäre sie glatt darüber froh gewesen, wenn sie doch ihren zwergenhaften Sklaven mitgenommen hätte, der sicherlich nicht um Worte verlegen gewesen wäre und die phantastischsten Erklärungen parat hätte. Doch so begann Medeia das Gespräch wie sonst auch immer. Mit einem höflichen Lächeln. „Salve Praefectus Germanicus.“ Schon wollte Medeia die Acta ansprechen, doch der Praefectus schlug ein gänzlich anderes Thema an. Nein, er entschuldigte sich sogar bei ihr. Bei ihr? Medeia war ein wenig verblüfft darüber, schließlich war sie nur eine Römerin von vielen in der Provinz, zumindest sah sie sich derart. „Es ist keine Entschuldigung notwendig, Praefectus.“ Ob ihm Aelia davon erzählt hatte? „Ich bin mehr aus privaten Gründen hier in Ägypten.“
Auch das nächste Thema war nicht die Acta, was Medeia ungemein erleichterte. Womöglich waren die Sorgen des letzten Abends völlig unbegründet, vielleicht der Artikel doch kein Fiasko. Medeia nickte ernsthaft und bemühte sich eine angemessen untröstliche Miene aufzusetzen. Denn im Grunde war Medeia nicht sonderlich davon betroffen, dass der Epistates verstorben war, hatte sie sich doch auch Stundenlang mit dem inkompetenten und unerträglichen Narren herumschlagen müssen. „Mir sind diesbezüglich auch Gerüchte zu Ohren gekommen. Es ist bedauerlich, dass solche Taten immer wieder geschehen müssen. Aber es verwundert mich nicht sonderlich, wenn ich das sagen darf. Mir schien es so, und so vernahm ich das an vielen Stellen im Museion, dass der Epistates nicht überall beliebt war. Nein, er hat sich sogar sehr viele Feinde geschaffen. Dennoch ist es schlimm, dass diese Aversionen in einen solchen heimtückischen Mord geendet haben.“ Sie hörte davon, dass das Begräbnis wohl bald sein sollte, womöglich würde sie dann auch kommen. Von einem neuen Epistates hatte sie jedoch noch nichts gehört. Ob der Eparchos sie gerufen hatte, weil sie an der Schola arbeitete? Nach ihren Erfahrungen im Museion glaubte sie mittlerweile, dass diese eine Einmischung von Seiten der Schola ganz und gar nicht mochten. Aber Corvus war Römer und kein Grieche, ganz eindeutig.
Medeias Antwort schien Germanicus Corvus Aufmerksamkeit zu erregen.
“Du sagst, der Epistates hat sich Feinde gemacht und das in einem Maße das sein möglicherweise gewaltsames Ableben dich nicht überrascht?“
Das war tatsächlich etwas, was der Philologos verschwiegen hatte, der ihm die Nachricht vom Tod des Epistates überbracht hatte.
“Was hat er denn getan?“
Der Praefectus konnte den Epistates nicht kennen gelernt haben, denn anonsten wäre es ihm sofort klar gewesen. Womöglich hatte der Epistates auch fleißig gebuckelt und dessen unerträgliche Art war darum nicht aufgefallen. Ruhig war sie, wo es nun nicht mehr um sie ging. Gefasst ihre Haltung, ernsthaft ihre Miene, wenngleich etwas nachdenklich. „Ich habe mir einige Tage lang das Museion angeschaut und auch mit einigen Gelehrten gesprochen. Der Epistates hatte natürlich seine Günstlinge, die hinter ihm standen. Zudem einige recht einflussreiche Gönner, aber auch viele im Museion, die er wohl aus ihrem Amt entlassen wollte. Ein Gelehrter hat sich maßlos über ihn bei mir aufgeregt. Für die Einen ist das bereits ein Grund zu einem Mord, während andere das natürlich nicht so sehen.“
Über die Worte des Epistates dachte Medeia kurz nach. „Unverhohlen hat mir der Epistates auch von seinen Plänen berichtet, das Museion umzustrukutrieren. Es wären einige der Gelehrten dem zum Opfer gefallen. Zudem hat er seine Günstlinge, wie wohl es auch viele in diesem Amt bereits getan haben, bevorzugt und andere wiederum die Mittel für ihre Forschungen gestrichen. Aber noch sehr viel übertriebener als die meisten seiner Vorgänger.“
Ob sie das andere Gerücht erzählen sollte, was ihr ein Gelehrter anvertraut hatte? Medeia hatte in langer Arbeit jenen Mann mit Schmeicheleien dazu gebracht, aber sie wollte nicht haltlose Vorwürfe in den Raum stellen. Denn ohne Beweise war es auch nicht richtig, einen Toten zu diffamieren. "Schon eine Begegnung, wenn ich das sagen darf, hat mir gereicht, den Mann als äußerst unangenehm einzuschätzen."
Corvus hatte den Verstorbenen tatsächlich niemals selbst getroffen. Weder hatte er ihn im Museion aufgesucht, noch hatte der ihm seine Aufwartung gemacht, wie es Corvus eigentlich erwartet hätte. Der Mann hatte sich also Feinde innerhalb des Museions gemacht und er war scheinbar jemand gewesen, der andere Menschen leicht gegen sich einnahm.
“Kennst du Namen? Wer waren seine Günstlinge und wer hätte nach seinen Plänen die Stellung verloren?“, fragte Corvus mit der investigativen Neugierde des ehemaligen Speculators der Prätorianer.
Nun war Medeia doch froh, den vagen Verdacht nicht genannt zu haben, denn sie hätte wohl kaum Namen für diesen Benennen können oder näheres dazu erzählen. Schon die bereits ausgeschprochenen Fragen brachten Medeia in einige Schwierigkeiten diesbezüglich. Denn ihre Erfahrung beschränkte sich auf einige wenige Tage und nicht auf Jahre, wie so viele anderen im Museion sie hatten. Sie schwieg einen Moment und dachte darüber nach. Schließlich meinte sie: "Ein gewisser Sosimos von Dorinth, Doros von Pelusium...“ Den Gelehrten, den Medeia befragt hatte, wollte sie nicht unbedingt ins Fadenkreuz der Ermittlungen bringen. Und irgendwie hatte Medeia das Gefühl, das könnte passieren. "...es waren noch einige mehr, die aus dem Museion verwiesen werden sollten. Wahrscheinlich finden sich die Listen alle im Arbeitsraum des verstorbenen Epistates.“
Was die andere Frage anging, konnte sie auch nur Namen nennen, die sie nur gehört hatte. So sah Medeia kurz etwas unentschlossen aus. "Die Günstlinge waren wohl doch rarer gesiedelt. Aber ich würde meinen, dass einer der älteren Gelehrten vom Museion dort besser informiert ist als ich es bin.“ Medeia atmete tief ein und kämpfte einige schwarze Punkte vor ihren Augen hinfort. "Ist es denn nun sicher, dass es sich um einen Mord handelt, werter Praefectus?“
Der Präfekt ließ die Namen von einem Scriba notieren, dann wandte er sich wieder an Artoria Medeia.
“Ich selbst habe den Toten natürlich nicht gesehen, aber man hat ihn wohl in einem Wasserbassin aufgefunden, was doch sehr ungewöhnlich ist. Die Umstände werden jetzt vom Strategos Alexandrinos und einem dafür abgestellten Offizier meiner Legion untersucht. Wir werden das Ergebnis dieser Ermittlungen abwarten müssen, aber zumindest der Verdacht eines Mordes besteht.
Ich habe Rom bereits von diesem Vorfall berichtet. Darf ich davon ausgehen das die Schola einen Vorschlag für die Nachfolge machen wird?“
Die Todesumstände berührten Medeia wenig, nur ihre natürliche Neugier wurde geweckt. Ein Rätsel war natürlich auch für sie verlockend, wenn es nicht unbedingt ein Mord sein musste, den sie aufklären wollte. Das überließ sie dann doch lieber den Männern, die dafür zuständig waren. Stadtwache, Soldaten oder eben den Männern des Praefectus. Sie nickte leicht und mit einem höflich-freundlichen Gesichtsausdruck. Denn es war schließlich nicht selbstverständlich, dass ein Praefectus selber so viel Auskunft gab. „Nein, es wird nicht die Schola sein, die Vorschläge einbringen wird für einen neuen Epistates. Wir können von Rom aus schlecht beurteilen, welcher der Gelehrten hier für das Amt tauglich ist. Es sei denn, Du möchtest einen Römer dieses Mal im Amt des Epistates wissen. Einer, der nicht aus Ägypten kommt oder nicht bereits lange hier wohnt?“ Das konnte schließlich durchaus sein. Denn sich mit einem Einheimischen erst zu einigen, konnte mitunter schwierig werden. „Ansonsten wird das Museion wahrscheinlich eine Versammlung einberufen. Aber das wirst Du sicherlich vor mir erfahren. Womöglich stellen sie einen Kandidaten aus ihren Reihen, der sich bei Dir vorstellen wird. Sollte sich das Museion nicht einig werden, kann die Schola natürlich eingreifen. Oder wenn Du es so wünschst.“
“Nun gut, wir werden das abwarten müssen. Letztlich liegt die Entscheidung natürlich beim Imperator Caesar Augustus. Sollte das Museion einen eigenen Vorschlag einreichen, dann wird dieser über den Procurator a libellis Aelius Callidus zum Kaiser gelangen und nachdem er zugleich auch der Rector der Schola Atheniensis ist kann er diesen Vorschlag kommentieren oder ergänzen, wenn er es für nötig erachtet.
Ich danke dir zunächst einmal für deine Auskünfte.“
Ob er eigene Pläne für das Museion hatte, ließ der Präfekt offen.
Stattdessen wechselte er nun das Thema.
“Es gibt allerdings noch einen Grund, weshalb ich dich sprechen wollte. Leider ist er ebenfalls nicht angenehm, obwohl es kaum mehr als eine Lappalie sein dürfte, denke ich. Trotzdem hielt ich es für angemessen dich persönlich davon in Kenntnis zu setzen.
Da ist ein Schreiben von den Cohortes Urbanae aus Rom gekommen. Es geht um eine eher lächerliche Geldstrafe von nicht ganz 700 Sesterzen…“
Ein Scriba unterbrach den Präfekten, indem er ihm etwas ins Ohr flüsterte.
“…699 Sesterzen und ein 1/25, um genau zu sein. Irgendeinen Verstoß gegen die Lex Mercatus, was weiß ich. Keine große Sache also, aber man bittet mich um meine tätige Mithilfe. Was kann ich da antworten?“
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