Cubiculum | Aelia Paulina

  • Aus dem Officium kommend suchte ich gleich das Schlafgemach meiner Frau auf, was ich sonst nie machte, um ihr gleich die neueste Nachricht zukommen zu lassen. Dies würde wohl das erste Mal sein, wo sie sich freuen würde, mich zu sehen.....


    So klopfte ich also an die Türe und lauschte, ob sie denn anwesend war.....

  • Ich öffnete die Türe und trat ein..... versuchte so gleich, ihre Gereiztheit etwas zu mindern....


    "Verzeih dioe Störung, meine Liebe, aber ich komme, um dir, wie ich meine, eine freudige Nachricht zu überbringen!"

  • Paulina, gekleidet in ein kornblumenblaues, leicht fließendes Gewand, unter dem sich ihre Rundungen zart abzeichneten, stemmte die Hände in die Seiten.


    “Eine freudige Nachricht?“, wiederholte sie skeptisch.

  • Entweder verstand Paulina nicht, was ihr Ehemann ihr da gerade zu sagen versuchte, oder sie gab sich bewusst begriffsstutzig.


    “MEINE geliebte Stadt? Was soll das heißen?“


    Die einzige Stadt, die ihr lebenswert erschien, dass war Rom. Aber es lag nicht daran, dass sie die Hauptstadt besonders ins Herz geschlossen hätte. Nein, es lag einfach nur daran, dass dort das Zentrum der Welt lag und zwar nicht nur im politischen, sondern auch im gesellschaftlichen Sinne. Eine Dame von Welt, und für eine solche hielt Paulina sich, musste in Rom Leben, um innerhalb der gehobenen römischen Gesellschaft bedeutsam zu erscheinen und, nicht zuletzt, um über den neuesten Klatsch immer auf dem aktuellsten Stand zu sein.


    “Wir verlassen diesen Ort?“, riet sie dann doch gar nicht mehr so ganz falsch.

  • “Oh!“, rief sie aus und tatsächlich hatte ihr diese ganz besonders erfreuliche und so unerwartete Neuigkeit einmal die Sprache verschlagen.
    Aber nicht für lange...
    Denn im nächsten Augenblick fiel sie ihrem Mann um den Hals und gurrte:
    “Oh Marcus, dass ist ja wundervoll! So ein Glück! Wann, wann brechen wir denn auf?“

  • Ich konnte mich kaum erwehren, ob der Umramung und als ich wieder Luft bekam, antwortete ich "Sobald der neue Statthalter hier eingetroffen und alles ordnungsgemäß übergeben ist.... ich denke, in ein paar Wochen...."

  • Sie löste sich wieder von ihm und sah ihn lächelnd an.


    Dann aber verschwand das Lächeln plötzlich, als ob eine böse Ahnung in ihr aufkeimte. So war es auch.


    “Du bist in Rom doch wohl nicht in Ungnade gefallen? Hast du den Kaiser verärgert?“

  • Ich verzog die Augenbrauen "Ungnade? wie kommst du denn auf so einen Unsinn..... ich bin jetzt länger Statthalter als jeder vor mir.... das wäre ich nicht gewesen, wenn Rom nichts von mir halten würde...."


    Ich war verärgert.... sie dachte immer nur an sich und ihr Ansehen.... dabei sollte sie mir doch endlich einen Nachfolger schenken.... das wäre wohl eher die sache worüber sie sich Sorgen machen sollte....

  • Sie nickte und ließ die Sache damit auf sich bewenden.


    “Dann sollten wir bald abreisen.“, sagte sie, nun wieder in einem sanfteren Tonfall.
    Dabei strich sie ihr blaues Gewand über dem Bauch glatt, so dass dessen Rundung deutlich hervor trat.


    “Damit unser Kind in Rom zur Welt kommen kann.“


    Sie lächelte und dieses Lächeln schien tatsächlich einmal von Herzen zu kommen, wirkte aber auch fast wie das einer Schülerin, die Lob für eine brav auswendig gelernte Ekloge von Vergil erwartete.

  • “Ja!“, erwiderte sie freudestrahlend.


    Aber dann erinnerte sie sich nicht nur an den Abend, als ihr Mann seinen Samen in sie gepflanzt hatte, sondern auch an das Versprechen, dass sie der Göttin Iuno gegeben hatte.


    “Ich bekomme ein Kind von dir.“, sagte sie, nun sehr ernst. “Ein Sohn, es wird ein Sohn sein, ich weiß es!“


    Erneut strich sie sich über den bereits geschwollenen Bauch. Das Lucianus ihn noch nicht bemerkt hatte lag gewiss nicht nur daran, dass Paulina eine üppige Frau war, sondern zeigte auch, wie wenig die Eheleute miteinander anzufangen wussten und wie fern sie einander waren, obwohl sie doch unter einem Dach wohnten.


    “Ich muss schon im sechsten Monat sein. Im Augustus wird das Kind kommen.“

  • "Ein Sohn wäre mein größter Wunsch und das schönste Geschenk, dass du mir machen kannst..... und wenn das so ist, dann sollten wir bald nach Rom abreisen. Ich werde sehen, dass ich alles so schnell, als möglich erledige, damit wir bald in dir große Stadt zurückkehren können!"

  • “Das wäre wunderbar.“, hauchte Paulina und lächelte 'ihren' Marcus ganz lieblich an. Denn sie konnte ja, wenn sie wollte, die folgsame und brave Ehefrau spielen. Zumindest kurzzeitig.

  • Ich nickte "Gut, dann bereite dich vor und lass alles zu unserer Abreise herrichten, ich werde so schnell als möglich alles hinter mich bringen!"


    Mit diesen worten verabschiedete ich mich wieder, um meine letzten Amtshandlungen zu begehen.

  • Und Paulina begann schon einmal mit dem Packen.


    Das bedeutete nichts weniger, als dass sie das Haus – es war ein großen, ein sehr großes Haus – komplett auf den Kopf stellen ließ, alle Sklave umher scheuchte und in den Wahnsinn trieb, alle möglichen Dinge einpacken, wieder auspacken, neu sortieren, erneut verstauen und dorthin bringen ließ, wo sie auf jeden Fall im Wege standen. Kurz: im ganzen Statthalterpalast brach ein großes Chaos aus. Aber Paulina fand das ganz normal. Wenn ein großer Haushalt umzog, dann waren ihrer Meinung nach ein paar Unbequemlichkeiten unumgänglich. Wichtig war nur, so ihr Credo, dass jemand die Übersicht behielt. Dumm nur, dass sie diese bereits binnen kürzester Frist verlor.

  • Das Chaos nahm seinen Lauf. Doch so unwahrscheinlich es auch war: irgendwann war doch alles gepackt und verstaut.


    Dann kam der Tag des Abschieds von Mogontiacum und Germania. Für Paulina war es kein schmerzlicher. Sie hatte die Stadt und das ganze Land nie gemocht. Die Provinz war ihr immer fremd geblieben, fast zuwider. Sie fand die Einwohner rückständig und das galt nicht nur für die hier lebenden Germanen und wenigen Kelten, sondern auch für die Römer, die sich hier niedergelassen hatten. Nein, Germanien war nie zu ihrer Heimat geworden. Deshalb war sie froh, dass es jetzt endlich zurück nach Rom ging, wo, wenn man sie fragte, in jeder Hinsicht der Puls der Welt schlug. Dort gehörte sie hin, davon war sie fest überzeugt.


    Glücklich ging sie am Abend vor der Abreise zu Bett. Sie war so aufgeregt, dass sie kaum ein Auge zu tat.


    Am nächsten Morgen würde guten Mutes all das hinter sich lassen, ihre Gemächer, den Statthalterpalast, die kleine, schmutzige Stadt, dass wilde, unzivilisierte Land, alles. Sie würde keine Träne verdrücken, sich nicht einmal mehr umdrehen, den Reisewagen besteigen und die lange Reise antreten. Es würde strapaziös werden. Aber das kümmerte sie wenig. Rom, dass Ziel ihrer Reise, war es wert.

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