Die Tage vergingen ohne nennenswerte Ereignisse. Ostia schien ebenso wenig Anreiz für einen Ausflug zu bieten wie Mantua, also weilte ich häufig auf meinem Zimmer, stellte Überlegungen an, las in irgendwelchen Büchern, dachte nach. Bei der Lektüre stieß ich auf einen Absatz, der mich nicht nur nachdenklich machte, sondern regelrecht bannte. Wieder und wieder las ich jene Zeilen, grübelte über diese einleuchtenden Zeilen nach und fragte mich, warum ich nicht selbst auf so schlaue Gedanken gekommen war. Um sie mit jemand zu teilen, rutschte ich vom Bett, setzte mich zunächst auf die Kante, legte den rechten Zeigefinger an die entsprechende Stelle und schlug das Buch zu.
Lange musste ich nicht überlegen, wen ich besuchen wollte: Epi, meine Schwester, und Prisca, meine ehemalige Nichte, mit der ich bisher vieles geteilt hatte, lagen nahe. Ich entschied mich am heutigen Tage für meine Schwester, weil sie im Vergleich zu Prisca in weitaus weniger eingeweiht war. Ein Umstand, den ich hätte längst abändern sollen, aber immer vor mir hergeschoben hatte. Dabei lag meine Zurückhaltung keineswegs an ihr, sondern allein an meinem Bedürfnis nach ungestörter Nachdenkzeit. Gleichzeitig befreiten Gespräche mit Freundinnen immer, ich wusste das, und heute war mir danach.
Ich erhob mich, verließ mein Zimmer und steuerte voller Tatendrang auf Epis Cubiculum zu. Die Hoffnung, nicht in das Redaktionsgebäude der Acta gehen zu müssen, trug mich bis vor ihre Tür. Ich hielt das Ohr nahe an das Holz, bevor ich mit den Fingerknöcheln anklopfte, konnte aber nicht in Erfahrung bringen, ob mein Versuch vergeblich sein würde.