hortus | Süßes oder Saures - Das Samhain Fest

  • Anstatt auf Minna oder ihn zu hören, kletterte dieses verrückte, völlig betrunkene Mädchen nur noch weiter hinauf! In ihrem Zustand! Er zweifelte ja nicht daran, daß Tilla normalerweise klettern konnte wie eine Katze, das würde ganz zu ihr passen, doch so betrunken wie sie war, konnte das doch nicht gutgehen!


    Und natürlich kam es, wie es kommen mußte! Sie trat daneben, - und schon fiel sie ihm entgegen. Es blieb ihm nur ein Augenblick, seine Arme so auszustrecken, daß sie hineinfiel. Natürlich war der Aufprall viel zu stark, als daß er sie einfach hätte auffangen können. Dafür war sie schon zu weit oben gewesen. Doch immerhin konnte er ihren Sturz abbremsen, bevor sie ihn mit zu Boden riß. Zusammen kugelten sie über den Boden...

  • Es war so wohltuend, wieder die Wärme des Feuers zu spüren. Der eiskalte Wind der Toten hatte mir ordentlich zugesetzt. Severus hatte mich dort hingetragen und kümmerte sich rührend um mich. Er sang sogar für mich in seiner geheinmisvollen Sprache. Runen- waren das Zeichen seiner Götter.
    Ich lächelte ihm zu. Dann nahm ich noch einen Schluck, des guten Mets.
    So, als ob ich ihm eine gute Nachricht überbringen wollte sah ich ihn hoffnungsvoll an, strahlte über mein ganzes Gesicht und wiederholte leise, was die Morrigan zu mir gesagt hatte, beziehungsweise, das, was ich geglaubt hatte, zu hören.


    Leannán, wir sind für einander bestimmt, für immer und ewig! Die Morrigan hat es mir zugeflüstert. In ihrem lichten Glanz und im Antlitz einer jungen Frau ist sie mir erschienen. Das ist ein wahrhaft gutes Zeichen, leannán!
    Über und über verliebt haftete mein Blick an seinem.
    Langsam spürte ich, wie der Rausch vorüber zog und es wurde wieder klarer um mich. Schließlich konnte ich mich wieder aufsetzen, bleib aber weiterhin an Severus gelehnt.
    Dann sah ich mich in der Runde um. Fast alle waren sie wieder ans Feuer zurückgekehrt. Doch ihre Blicke gingen nicht zum Feuer sodern richteten sich gegen einen Baum. Wo war eigentlich das Mädchen? Wo war Tilla? Als ich mich weiter umsah, erblickte ich sie, wie sei in den Armen dieses dunklen Mannes lag. Beide lagen sie eigentlich auf dem Boden. Was war denn passiert? Waren die etwa auch ineinander verliebt?

  • Zitat

    Original von Minna
    ...Die Baskin schien dabei ganz schön betrunken zu sein. Anscheinend war sie den schweren Met nicht gewöhnt. Noch bevor der Römer antworten konnte, zog sie Aintzane kurzerhand beiseite...


    "Min..inna!", protestierte Aintzane, als sie sich beiseite gestoßen fühlte. "Was machs'du denn? Ich haaa...ab doch nicht..ichts getaaan!" Der Met war ihr mehr ins Hirn gestiegen, wie es gesund war. Doch auch sie hatte bemerkt, dass die Kerzen ausgegangen waren. Doch sie maß dem Geschehen nicht die selbe Bedeutung bei wie Fiona - man hatte ja noch das Feuer in der Mitte!
    Und tatsächlich schien es so auszusehen, als ob Tilla noch mehr betrunken war wie sie. Einmal musste es so sein, denn sie fegte plötzlich mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf den Baum hinauf. Und plötzlich knackste jener verhängnisvolle Ast. Aintzane machte einen wackeligen Schritt in die Richtung des Baumes, aber es wäre vergebens gewesen, wäre der Römer nicht schneller wie sie gewesen. Gemeinsam kullerten die beiden über den Boden. Das Geschehnis sah so witzig aus, dass Aintzane anfangen musste zu kichern; sie konnte es einfach nicht unterdrücken. Sie wandte sich also um zu Minna. "Schschau! Gefahr gebannt! Jetzzz... geh'n wir wieder zzzurück zzzum Feu...euer... oder?", kicherte sie zu ihr hin. Sie selbst machte sich daran, wieder dorthin zu gehen, und setzte sich dort hin. "Lob den Göttern!", meinte sie, mehr zu sich selbst als zu sonst jemanden. "So... eine schschöne Nacht!" Ihre Hand tastete nah ihrem Becher, den sie schließlich fand und am Metkrug unweit von ihr füllte. "Guteee Sache...", meinte sie und nahm noch einen großen Schluck. Dann stellte sie den becher mit Wucht am Boden ab und grinste zu Minna hin. Sie fühlte sich auf eine eigenartige Weise von allen Sorgen befreit und obwohl sie sich selber albern vorkam, fand sie ihren benebelten Zustand eigentlich wirklich lustig.

  • Gerade noch hatte sich der Römer endlich dazu entschlossen, doch an ihrem Fest teilzunehmen, als die keine Tilla sich blitzschnell von Cadhla losgerissen hatte und wieder auf ihren Baum hinauf kletterte.
    Fiona wollte eigentlich zurück zum Feuer gehen, doch dann bemerkte sie den Aufruhr.
    Vorsorglich rannte sie dem Römer hinterher, der sich zu Tillas Baum begeben hatte. Und dann passierte auch schon, was passieren mußte. Ein Ast brach, Tilla verlor den Halt und stürzte hinab. Glücklicherweise konnte der Römer sie gerade noch auffangen. Tilla schien es wohl einigermaßen gut zu gehen, doch der Römer wurde von der Wucht des Aufpralls umgerissen. Beide lagen jetzt am Boden.
    Fiona trat zu dem Römer heran und fragte besorgt, wie es ihm ging.
    "Herr, hast du dir weh getan? Ist alles in Ordnung?" Helfend streckte sie ihm ihre Hand entgegen. "Kannst du aufstehen, Herr?"
    Was würde ihnen allen blühen, wenn der Römer ernsthaft verletzt worden wäre. Sicher würde man dann behaupten, sie, die Sklaven, hätten ihn angegriffen.

  • Sie prallte nach kurzem Fall auf... aber nicht, wie erwartet auf den harten Boden sondern geradewegs in ein paar Arme. Mit der ihr noch unbekannten Person, dessen Gesicht sie nicht sehen konnte, kugelte sie über den Boden, bis sie endlich liegen blieben. Tilla lag seitlich auf dem Bauch, die Arme eng angezogen, die Beine gestreckt und lauschte mit geschlossenen Augen in sich hinein. Hatte er sie nun zu sich geholt? Oder lebte sie noch? Die aufgeschürfte Haut brannte, blaue Flecken bildeten sich an anderen Stellen unter der Kleidung, welche unbeschädigt war. Ein paar Grasflecken und Blätter zierten die Tunika. Allmählich begann Tilla zu zittern. Was für ein Sturz! Die ersten Tränen perlten unter ihren Lidern hervor. Gezwungenermaßen öffnete Tilla die Augen und entdeckte den geweihtragenden Gott vor sich. Sein Geweih schien beschädigt. Bestimmt war er jetzt stinksauer auf sie!! Am besten rührte sie sich nicht, obwohl sie am allerliebsten von ihm wegrutschen würde. Sie schluchzte mit halb geschlossenen Augen still vor sich hin, zog die Beine heran. Wie sollte Tilla bloß das 'warum-auf-den-Baum-geklettert' erklären? Panik und Angst hatten sie beherrscht.. ganz zu schweigen die Wirkung des Alkohols.

  • Der Aufprall war recht unsanft und Ursus mußte sich erst einmal orientieren, als er dicht bei Tilla liegenblieb. Er blickte Fiona an, die sich besorgt nach seinem Befinden erkundete und ihm eine helfende Hand reichte. Aber eine junge Frau konnte doch kaum einem Mann wie ihm auf die Füße helfen! So rappelte er sich selbst auf, stolperte noch kurz über seinen Mantel, kam dann aber zum Glück wieder auf die Füße.


    "Es scheint noch alles dran zu sein", stellte er schließlich fest. Ein paar blaue Flecke hatte er sicherlich davongetragen. Vielleicht auch die eine oder andere Abschürfung. Und vermutlich hatten Mantel und Tunika nun Grasflecken. Doch ansonsten fühlte er sich unverletzt. "Es geht schon. Danke."


    Doch Tilla weinte. Anscheinend hatte er sie nicht gut genug aufgefangen! Besorgt beugte er sich zu ihr hinunter und legte seine Hand ganz leicht auf ihre Schulter. "Tilla? Bist Du verletzt? Tut Dir etwas weh?" Das fehlte jetzt noch, daß sie sich ernsthaft verletzt hatte. Dann würde dieses Fest kaum ein Geheimnis bleiben können!

  • Na also, die Runen hatten geholfen, und seiner Bridtha ging es wieder besser. Severus legte den Kopf schief und lauschte gebannt, als sie ihm so bedeutsam und leise von ihrer Vision berichtete. Sie waren wirklich füreinander bestimmt? Sein Gesicht leuchtete auf. Solch ein mächtiges Zeichen in dieser Nacht zu erhalten, das war...
    "...schön.", sagte der Germane leise und strich seiner Liebsten zärtlich über die Stirn. Eine grosse Zuversicht und schier überwältigende Freude stieg in ihm auf. Einen Augenblick lang wagte er es sich eine Zukunft auszumalen, gemeinsam mit ihr, eine leuchtende Zukunft, in der sie beide wieder frei sein würden... Er half ihr sich aufzusetzen, und hielt die Arme um sie geschlungen, blickte ins Feuer und hing diesem Traum nach.
    Den elenden Römer schien Cadhla inzwischen mit Charme gebändigt zu haben. Dass der Mann sich so besorgt um den kleinen Irrwisch zeigte, sprach tatsächlich ein bisschen für ihn, musste der Germane sich - widerwillig - eingestehen, trotzdem fand er's schade, dass der Kerl sich nicht den Hals gebrochen hatte, und hoffte, dass er jetzt endlich mal wieder verschwinden würde, damit sie weiter in Ruhe feiern konnten.


    Wieder wandte er den Blick zu Bridtha, und betrachtete ganz versonnen das Spiel der Flammen, das Huschen von Schatten und Lichtschein auf ihrem Antlitz. Wie war sie schön. Da konnte der Rest der Welt ihm doch gestohlen bleiben.
    "Bridtha...", flüsterte er ihr verliebt ins Ohr, und schloss die Arme fester um sie, "Wer auch immer die Mhorikan ist... ich glaube ihr das gern..."
    Er fasste sacht ihr Kinn und hob es etwas an, sah ihr träumerisch in die Augen und beugte sich langsam vor, um ihre Lippen zu suchen für einen innigen Kuss - doch auf halbem Weg hielt er plötzlich inne. Sein Blick flackerte von Bridhe zu etwas hinter ihr, und seine Augen weiteten sich in namenlosem Schrecken.
    "Kleines... was machst du denn hier...?", fragte er mit bebenden Lippen. Seine Stimme war brüchig geworden und tonlos, kaum übertönte sie das Knistern des Feuers. Kreidebleich starrte er in die Dunkelheit. Zweige schwankten im Wind, Blätter raschelten. Doch sonst war da nichts zu sehen.

  • Gerade noch hatte ich gehofft, Severus´Lippen würden auf die meinen treffen und ich könnte ihn noch einmal schmecken, als er plötzlich inne hielt. Seine Augen hatten sich geweitet, so als ob er etwas Schreckliches erblickt hätte.


    Leannán, was ist mit dir?


    Besorgt sah ich ihn an und folgte seinem Blick der ins Dunkel, hinter mich fiel. Er hatte jemanden oder etwas gesehen.


    Wer ist das? Was ist das?


    Angst war in meiner Stimme zu hören. Große Furcht! Wollten die Geister der Toten nun kommen, um mich zu holen, weil ich sie erzürnt hatte, als ich den Fliegenpilz gegessen hatte?

  • Sie hatte es ja schon befürchtet und nun war es tatsächlich passiert. Es ging alles furchtbar schnell, als Tilla vom Baum stürzte. Der Römer hatte rechtzeitig reagieren können und fing sie auf. Allerdings war Aufprall bei dieser Höhe so stark gewesen, dass beide zu Boden fielen. Erschrocken hielt sich Minna die Hände vorm Mund, während Aintzane das Ganze wohl auch noch lustig fand. Naja, in ihrem Zustand musste das alles auch sehr komisch aussehen. "Ja ja, geh’ ruhig schon mal vor, Aintzane! Ich komme gleich nach." Anschließend wandte sie sich wieder zu den anderen. Zum Glück schien sich keiner von ihnen ernsthaft verletzt zu haben. Oder etwas doch? Der Aurelier rappelte sich zwar von selbst auf, doch Tilla blieb sitzen und begann nun zu weinen. Ohje, auch das noch. Fürsorglich nahm sie Tilla in den Arm. Verletzt war sie wohl nicht, doch sie spürte, wie sie am ganzen Körper zitterte. "Sh sh, meine Kleine, beruhige dich doch. Was ist denn los? Hm?" Dass der Römer immer noch so ruhig war und sich sogar um das Mädchen sorgte, damit hätte Minna nun wirklich nicht mit gerechnet, aber sie rechnete es ihm hoch an.

  • Eine warme Hand legte sich auf ihre Schulter. Jemand sprach zu ihr. Sie schluchzte stetig weiter. Wie konnte sie auch Antwort geben? Bitte.. lass mich. Da nahm sich jemand anderer ihr an und nahm sie in die Arme. Tilla kuschelte sich immer noch heftig zitternd an die Person, vergrub ihr verheultes Gesicht auf der Schulter von Minna. Es war die Blonde die nach ihr gerufen hatte. Tilla erkannte sie an der Stimme wieder. Wenigstens ihr wollte sie versuchen eine Antwort zu geben... Langsam zog sie die Arme wieder zu sich heran, rieb die prickelnde Haut, versuchte 'bildlich' die Gänsehaut wegzureiben und berührte dabei auch einige schmerzhafte Abschürfungen. Au.


    Prompt biss sie sich auf die Lippen. Neue Tränen bildeten sich in ihre Augen, die sogleich die Wangen runterkullerten.. wenn sie doch nur sprechen könnte. Vorsichtig sah sie zu Ursus auf, den sie allmählich als einen echten Menschen aus Leib und Blut erkannte. Du hattest ein Geweih auf dem Kopf. Wie der Gott. Cerunnos, Gott mit dem Geweih. Ihr Zittern verstärkte sich. Sie hatte immer noch Angst. Tilla nickte zu Aintzane rüber.Sie hat ihn gerufen. Da. Die Hand Cerunnos schwebt über ihr. Totengott. Sie zog die Nase hoch. Der eigene Kopf brummte und das neu erstarkte Feuer war in ihren Augen ein bisschen zu hell geworden. Ihr wurde wegen der ganzen Aufregung um sie herum und dem schnellen Sturz fast schon schlecht. Tilla lehnte sich an Minna, weinte und hielt still.

  • Grosse dunkle Augen, in einem Gesicht, so blass dass es ganz durchscheinend wirkt. Ihre weichen Lippen sind blutig gebissen. Sie bewegen sich, doch kein Laut dringt an sein Ohr. Strähnig hängt das lange Haar herab. Sterne haben ihm einst in ihren Augen geschienen, jetzt steht in ihnen nur noch Traurigkeit. Und Leere. Ein gähnender Abgrund sieht ihn daraus an, und gebannt, wie hypnotisiert, blickt Rutger hinein, in die kalte, gierige Tiefe, der er schon mal nur um Haaresbreite entronnen ist. Schwindel überkommt ihn. Der Boden wird ihm weggerissen unter den Füssen. Er fällt in die Leere...


    "Nein."
    Seine Hände, von Bridhes Schultern gerutscht, krallten sich um einen Stein und in das Gras auf dem Boden, haltsuchend, so dass die Knöchel ganz weiss wurden.
    "Nein...", flüsterte er und senkte erschüttert den Kopf, schloss die Augen. Das war nicht wahr. Das durfte nicht sein. Das war nur Einbildung. Sein Geist war zerrüttet. Er sah Dinge die nicht wirklich waren. Wie im Kerker. Alles Trug.
    Severus schüttelte den Kopf. Dann öffnete er wieder die Augen. Ein unstetes Flackern stand darin, als er unverwandt auf die Stelle starrte, wo er sie eben gesehen hatte. Nichts. Nur Zweige im Nachtwind, nur tanzende Schatten. Alles Trug. Fahrig fuhr er sich durchs Haar, noch immer schreckensbleich, und reagierte erst jetzt auf Bridhes Worte.
    "Nichts.", sagte er mit kratziger Stimme. "Nichts. Da war nichts."
    Er atmete tief ein. Sein Blick huschte über die Umgebung. So ein Irrsinn.
    Reiss Dich zusammen, verdammt.
    "Ich werde jetzt gehen.", sprach er dann mühsam beherrscht. "Sowieso werde ich bei diesem Fest nicht das Feuer mit einem Römer teilen. - Kommst Du... auch mit, Bridtha?"

  • Immer noch, voll der Angst sah ich ihn an. Sah, wie sich seine Hand um einen Stein krallte. Hörte schließlich seine Stimme. Nein es war nichts! Er wollte gehen! Er wollte jetzt gehen?
    Fragend schaute ich mich um. Was war vom Fest geblieben? Chaos und Aufruhr!Die Anderen waren mit dem Römer und Tilla beschäftigt, die sich doch leicht verletzt hatte. Doch ich hatte auch dabei mitgewirkt, daß es so weit gekommen war. Traurigkeit überkam mich. Wehmütig blickte ich ins Feuer. Ob ich jemals wieder Samhain feiern würde? Zumindest hatte ich meinen Göttern geopfert.


    Ja, leannán sagte ich leise. Ich komme mit dir.


    Als ich aufstehen wollte, wurde mir plötzlich so schwindelig und ich strauchelte. Als ich zu Boden ging, fiel ich in einen tiefen Schlaf.

  • Glücklicherweise war dem Römer nichts passiert. Er hatte wohl nur einige blaue Flecke abbekommen. Dann sah Fiona zu Tilla. Zum Glück war sie nur mit dem Schrecken davon gekommen. Doch sie zitterte vor Angst oder vor Kälte.
    "Kommt, laßt sie uns wieder zum Feuer bringen, damit sie nicht friert!


    Dann sah sie sich um. Severus und Bridhe saßen bereits wieder am Feuer. Sie hatte sich anscheinen auch wieder beruhigt.
    Doch plötzlich schien es so, als ob sie gehen wollten. Gerade in diesem Moment schien Bridhe umzukippen und blieb am Boden liegen. Besorgt rannte sie zu den Beiden hin und fragte Severus, was geschehen war.
    "Oh nein, was ist denn mit Bridhe los? Was ist passiert?"
    Erst jetzt sah sie, daß Bridhe schlief.

  • Etwas verständnislos blickte Ursus auf die gestikulierenden Hände Tillas. "Geweih? Gott? Tilla, ich bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstehe. Aber ich bin ein ganz normaler Mensch und ich habe kein Geweih, siehst Du? - Komm, ich bringe Dich ans Feuer, damit Du wieder warm wirst." Er nickte dabei auch Fiona zu, die hier neben Minna die einzige zu sein schien, die zu vernünftigen Äußerungen in der Lage war.


    Er machte einen Schritt auf sie zu. "Am Feuer kannst Du sie wieder in den Arm nehmen", sagte er zu Minna und deutete mit dem Kopf zum Feuer hin, damit Minna dort hinging. Er selbst nahm Tilla nun auf seine Arme und trug sie kurzerhand zum Feuer. Dort setzte er sie ab und hoffte, daß Minna bereit war, das Mädchen wieder zu trösten.


    Natürlich entging ihm nicht, daß der unverschämte Sklave und die vergiftete Frau gehen wollten. Und ihm entging auch nicht, daß die vergiftete Frau zusammen brach. Es wunderte ihn gar nicht, daß ihre Beine sie nicht mehr trugen. Ihr Körper brauchte schließlich alle Kraft, um gegen das Gift des Fliegenpilzes zu kämpfen. Und man hörte ja nicht auf ihn.


    "Weckt sie. Bringt sie zum erbrechen und gebt ihr Wasser, viel Wasser. Sie ist vergiftet, wollt ihr das nicht verstehen? Wollt ihr, daß sie stirbt? Was werden eure Totengeister wohl dazu sagen?" So viel Unvernunft, nein Dummheit, war ihm schon sehr lange nicht mehr vorgekommen. Barbaren eben...

  • "Sie schläft, Fyonha.", erwiderte Severus auf Fionas Frage. Noch immer war sein Blick unstet und in sich gekehrt, sein Gesicht starr. Er kniete neben Bridhe, horchte auf ihren Atem und zog sie dann hoch, wieder in seine Arme, wobei sie jedoch nicht aus ihrem tiefen Schlaf erwachte. Er würde sie nach Hause tragen müsse.
    "Sie hat eine weite Reise getan, ist durch die Schleier hindurchgeschritten, und hat Zwiesprache gehalten mit der jenseitigen Welt. Mit der Mhorikan. Ihr Geist ist erschöpft, sie braucht Ruhe. Ich werde sie jetzt nach Hause bringen."
    Genervt schüttelte er den Kopf, als der aufdringliche Römer sich schon wieder mit irgendwelchen schwachsinnigen Ratschlägen einmischte. Das sah doch ein Blinder, dass dies der Heilschlaf nach der Vision war. Aber sowas sprengte eben das Begriffsvermögen dieses profanen, in jenseitigen Dingen so ungeheuer beschränkten Volkes. Über den Störenfried hinwegsehend, wandte er sich an die Keltinnen.
    "Ich danke euch, es war mir eine Ehre dieses Fest als euer Gast mit euch zu begehen. Aber natürlich werde ich nicht das Feuer mit einem Römer teilen, in dieser Nacht. Das wäre Hohn gegenüber meinen Toten."
    Und so wie es ihm schien, war es das nicht nur bei seinen. Aber das musste wohl jeder selbst wissen. Um den Bräuchen noch genüge zu tun, hob er vom Boden Bridhes erloschene Kerze auf und seine, die bei dem ganzen Durcheinander vorhin umgefallen waren, und entzündete sie neu an den Flammen des Opferfeuers. Dann steckte er sie nebeneinander in den Boden, nahm Bridhe mühelos auf seine Arme hoch und erhob sich.
    "Lebt wohl. Möge der Winter euch Heil bringen."
    Er sah noch einmal in die Runde, nickte Minna achtungsvoll zu, und trat dann mit Bridhe aus dem Lichtkreis des Feuers heraus. Den Ausgang würde er schon selber finden. So verschwand er in der Dunkelheit des Gartens.

  • Zuviel. Es war einfach zuviel für Cadhla. Die Eigendynamik des Festes war derart ins Wanken geraten, als Aurelius Ursus aufgetaucht war, dass sie sich nicht länger wie auf einer eigentlich friedlichen Feier fühlte - hätte sie geahnt, dass man die Tatsache, dass gern mal alles schief ging, was schief gehen konnte, einige Jahrtausende später einmal als Murphy's Law bezeichnen würde, hätte sie sicherlich ihrem derzeitigen Gefühl einen eindeutigen Namen geben können, aber da ihr diese Kenntnis leider fehlte, blieb es bei einer gewissen Grund-Hilflosigkeit.


    Tillas Sturz auf Ursus herunter war eine Sache, glücklicherweise schien sie sich nicht verletzt zu haben, Bridhes tiefe Ohnmacht, die Cadhla mehr Sorgen machte, als sie zugeben wollte, denn mit den Dingen der Geisterwelt kannte sie sich nicht aus, der möglicherweise noch immer wütende Aurelius Ursus, der sie mit dem Wissen um das Fest nun in der Hand haben würde, weil es ganz sicher Ärger geben würde, käme es ihrem Herrn zu Ohren - war das überhaupt noch ein Samhainfest? Dass die Toten zornig sein mussten, stand fest, sie fröstelte, und wäre am liebsten vor diesem Kuddelmuddel an Ereignissen geflüchtet, um allein mit 'ihren' Toten zu sein - Severus' kalkweißes Gesicht jagte ihr Schauer über den Rücken, ließ sie ahnen, dass er etwas gesehen hatte, über das er nicht sprechen wollte.


    "Du passen auf, dass sie gesund," flüsterte sie Severus leise zu, auf den und Bridhe sie eilends zugetreten war, als sie mitbekam, dass beide gehen wollten, er freien Willens, sie eher getragen-werdend. "Und nicht sein böse, dass ich bitten dominus zu feiern mit. Ich wollen nicht haben mehr Zorn in Haus hier als geben wird, wenn merken Fest." Eine stumme Bitte lag in ihre blick, bevor sie sich abwandte, und gleichzeitig fühlte sie sich jämmerlich und schwach, dass es überhaupt soweit gekommen war, musste an ihrer mangelnden Vorbereitung gelegen haben. Wie hatte er nur erfahren, dass sie feierten? Aber Überlegungen dessen waren müßig, es war schon geschehen. Nun ging sie auch zu Tilla und Minna herüber, welche das junge Mädchen in den Armen hielt, und ging bei den beiden in die Hocke.


    "Du fühlen wieder gut, Tilla?" fragte sie in ihrem lateinischen Kauderwelsch, dem nun der keltische Akzent deutlicher denn je anzuhören war. Der dominus konnte ja wieder stehen, und wenigstens diese Sorge war vorüber - hätte er sich ernstlich verletzt, wäre das sicherlich das Ende der Feier gewesen. Wenngleich nun ohnehin durch Bridhes und Severus' Aufbruch ein gewisser Punkt gesetzt war. "Wir alle wieder gehen an Feuer und feiern weiter wenig?" machte sie den unsicheren Vorschlag und sah Fiona, Aintzane und Minna hilfesuchend an.

  • Als Cadhla sie ansprach, nickte sie nur stumm. Sie hatte Recht. Vielleicht würden sich dort endlich wieder alle beruhigen. Außerdem war es an der Feuerstelle wärmer, denn so langsam begann auch Minna zu frösteln. Zusammen mit den anderen begab sie sich wieder ans Feuer. Dort nahm sie Tilla wieder in den Arm und versuchte sie zu trösten. Die Kleine schien immer noch vollkommen aufgelöst zu sein. "Du brauchst keine Angst haben. Es ist keiner böse auf dich..." Während sie sprach, hob sie ihren Kopf und blickte Ursus energisch an. Ob er Tilla und Cadhla bestrafen würde sobald sie und die anderen Sklaven verschwunden waren? Er machte eigentlich nicht den Eindruck eines boshaften Menschen, aber andererseits kannte sie ihn nicht. Sie konnte sich auch täuschen. Ihn einzuschätzen fiel ihr schwer. Er war schließlich Römer und denen konnte man so gut wie alles zutrauen. Sie konnte nur inständig hoffen, dass die beiden Sklavinnen von einer Strafe verschont bleiben.


    Severus war, mit der völlig erschöpften Bridhe auf den Armen, inzwischen dabei das Fest zu verlassen. Minna konnte es ihm nicht verübeln, dass er nicht mit dem Römer zusammen am Feuer sitzen wollte. Zudem musste er sich ja auch um Bridhe kümmern. Hoffentlich würde es ihr bald wieder besser gehen. Dass sie an dem Fliegenpilz sterben würde, daran glaubte sie nicht. Dafür hätte sie schon mehrere Pilze essen müssen. Dennoch. Gut würde es ihr am nächsten Morgen sicherlich nicht gehen. Doch auch Severus sah nicht gut aus. Sein Gesicht war richtig blass geworden. "Kümmere dich gut um sie." Besorgt schaute Minna ihnen noch nach bis sie im Dunkeln verschwanden.


    Anschließend wandte sie sich zu den anderen. Und jetzt? Hier saßen sie nun. Ein Römer und fünf Sklavinnen an einem Feuer. Mitten in der Nacht. Unbehagen befiel sie. Die Situation war einfach zu skurril für sie, als dass sie sich wohlfühlen konnte.

  • Fiona schaute besorgt Severus nach, wie er den Garten verließ. Bridhe trug er in seinen Armen mit sich. Dann wendete sie sich wieder dem Feuer zu. Was war aus ihrem Fest nur geworden? So hatte sie es sich beileibe nicht vorgestellt!
    Dann sah sie in die flehenden Augen Cadhlas, die wenigstens etwas vom Fest noch retten wollte. Freundlich zwinkerte sie ihr zu.
    "Keine Sorge Cadhla. Ich für meinen Teil werde gerne noch bleiben und ich denke, Minna wird sicher auch wollen."
    So begab sie sich wieder zum Feuer und setzte sich. Dann kramte sie noch etwas aus ihrer Tasche hervor, was sie und Minna eigens für das Fest gebacken hatten.
    "Hier ist noch das süße Brot. Davon haben wir noch gar nichts gegessen."
    Sie brach das Brot in mehrere Stücke und reichte sie weiter. Mit einem Stück des Brotes ging sie schließlich zum Feuer und ließ sich davor nieder. Die Arme zum Himmel gestreckt, begann sie ein Gebet in ihrer Muttersprache zu sprechen. Dann übergab sie das Stück Brot den Flammen. Somit wollte sie die Götter und ihre Toten wieder besänftigen. Mit Tränen in den Augen kehrte sie auf ihren Platz zurück. Dort verharrte sie still.

  • Er war kein Gott... und er trug kein Geweih. Er war nicht böse auf sie. Das war alles erleichternd zu hören. Tilla liess widerstandslos zu, dass Ursus sie zum Feuer trug. Das aber nur wegen der Kopfschmerzen und der schmerzenden Abschürfungen. Sie fand sich in den Armen von Minna wieder und bemühte sich trotz der zitternden Hände die Tränen aus dem arg verweinten Gesicht wegzustreichen. Hier war das Opferfeuer noch heller als da hinten beim Baum. Tilla wandte das Gesicht ab, suchte mit dunken Augen die angenehme Schattenseiten auf. Dass Rutger und Bridhe nun gingen bekam sie nicht mit. Und wenn, dann würde sie es schade finden. Mit Rutger hatte sie noch kein Treffen ausgemacht wegen dem erbeuteten Geld. Sicher würden sie wieder aufeinanderstoßen und er würde sie wieder als 'kleinen Irrwisch' bezeichnen.


    Eine andere Stimme sprach sie an. Tilla sah auf und erkannte Cadhla vor sich. Ich hab so Kopfweh. Mir ist schlecht. Alles ist so hell. Impulsiv reckte sie ihr ihre Arme entgegen, versuchte die Keltin zu umarmen, um sich auch von ihr trösten zu lassen. Gleichzeitig wollte sie Minna nicht verlassen. Ganz vorsichtig kuschelte sie sich wieder an die Blonde und atmete tief durch, beobachtete aus halbgeschlossenen Augen Fionas Tun. Tilla bemühte sich das starke Zittern niederzuringen. Der Schock über den Sturz saß tief.

  • Ursus war nicht unglücklich, daß dieser haßerfüllte und aufsässige Sklave ging. Der sollte ihm lieber nicht so schnell wieder unter die Augen kommen, denn von diesem Burschen war nichts Gutes zu erwarten, soviel war klar. Wem immer dieser Kerl gehörte, er sollte gut auf seine Kehle aufpassen und besser keine scharfen Klingen in die Nähe dieses Sklaven lassen.


    Tilla zitterte sichtlich und so zog Ursus seinen Mantel aus, um ihn über Tilla und Minna zu breiten. Er selbst setzte sich näher ans Feuer, um sich so wenigstens von einer Seite zu wärmen. Denn nur in der Tunika war es doch sehr frisch.


    Als Fiona das Brot verteilte, brach er ein kleines Stück für sich selbst ab und übergab das größere Stück dem Feuer. Bitte besänftigt euren Zorn, ihr Totengeister. Denn ich hatte nicht die Absicht, euer Fest zu stören. Und kein Zorn ist in mir gegen euch oder gegen die Menschen, die eurer gedenken wollten. Er sprach die Worte nicht aus, sondern hoffte, daß die Toten in der Lage waren, seine Gedanken zu erfassen und zu verstehen.

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