Ein Heim für....Artorier oder, Haushaien traut man nicht

  • Schwarz ragte die Ruine des Domus Artorium in den Himmel hinauf, verlassene Gerippe sahen die verkohlten Balken ähnlich, die verkohlten Steine (das Feuer muss gewütet hatten) waren über all verteilt. Alles war wertvoller war, wurde bereits von diebischen Händen raffender Römer geraubt, so daß nur noch eine wertlose Ruine von dem Domus übrig war. Vulturius starrte dennoch gierig auf die Ruine, denn Grund und Boden war in Rom kostbar, ein Vermögen wert und in dieser Gegend ganz besonders, ein vornehmes Viertel, für gut betuchte Bürger oder sogar Eques. Vulturius würde es sich nicht entgehen lassen, sollte er die Artorier übervorteilen können. Der kleine Mann, dicklich und mit Glatze, ging unruhig vor der Ruine auf und ab. Hinter sich spürte er seinen Leibwächter, einen bulligen Italiker, und seine zwei Sklaven, die ihn stets bei so etwas begleiteten. Vulturius spielte mit seinem Geldbeutel in der Hand und schickte Gebete an Fortuna, damit sie ihm heute behilflich war. Ebenso zu Mercurios, der ihm beim Handel unter die Arme greifen sollte. Den Gott vergaß Vulturius niemals, wenn er das Haus verließ. Zwischen dem täglichen Gewusel des Tages, einigen Hühnern, die auf der Straße pickten und einem wild kläffenden Hund sah Vulturius eine Sänfte auf das Haus zukommen. Vulturius witterte bereits die Gelegenheit und richtete sich auf. Die Sänfte wurde herunter gelassen und die Vorhänge zur Seite geschlagen. Pumilus kletterte hinaus und starrte auf die Villa. "Bei allen Göttern!", brummte Pumilus erschrocken. "Dominaaa! Das sieht sehr, sehr schlimm aus." Auch Medeia stieg aus der Sänfte, kränklich blass, in einer grünen Stola gekleidet, und sah auf die Ruine. Sie wurde noch etwas blasser und sank wieder auf das Sitzkissen zurück. "Oh.", hauchte Medeia und atmete tief ein. Dann erhob sie sich.


    Die Fassung wahrend trat sie näher an die verkohlten Mauern, die verbrannte Bank, die Besuchern einst gedient hatte, die erst vor dem Domus hatten warten müssen. Die Tür war zur Hälfte verbrannt und hing schief in den Angeln, aber Medeia konnte über die Mauer an der Seite auf die Ruine sehen. Das Dach war weg, die Fresken völlig ruiniert, die Marmorböden geschmolzen oder heraus gebrochen worden. Medeia runzelte einen kurzen Augenblick lang die Stirn und seufzte leise. "Werte Dame...?" Vulturius eilte heran und neigte kriecherisch das Haupt (alles Tarnung, so versuchte sich Vulturius erstmal einzuschleimen). "Wir waren hier verabredet, Vulturius ist mein Name!" Medeia drehte sich zu ihm um und nickte. "Sind wir das? Bist Du der Baumeister?" Vulturius schüttelte den Kopf. "Nein, nein, das ist schon längst abgeklärt. Es würde sich nicht lohnen die Ruine aufzubauen." Medeia sah ihn verwundert an. "Nicht? Warum nicht?" Zu viele Erinnerungen hatte Medeia mit diesen Platz, sie wollte ungerne das alles aufgeben, hätte am Liebsten es genauso wieder aufbauen lassen. "Nein, werte Dame. Aber ich habe da einige sehr gute Angebote für Dich und Deine Familie."

  • Sanft schaukelte die Sänfte hin und her als die Mietsklaven das Gefährt (es war nicht das Teuerste, in Rom sollte man schließlich nicht allzu sehr auffallen) durch die Straßen trug. Neben her wurde die Sitzsänfte des kleinen Hais getragen, der vergnügt auf all die Häuser sah (ganz als ob sie ihm alle bald gehören würden). Seine Nase zuckte immer mal wieder und er dirigierte die Sklaven beider Sänften in die gewünschte Richtung. Medeia schob den Vorhang zur Seite und sah von der Anhöhe auf einige dicht gedrängte Mietshäuser hinab, welche, die in die unterste Kategorie gehörten (mal von den jämmerlichen Hüten direkt am Tiber abgesehen.) Missmutig war Medeia, was sich höchstens in ihrem pikierten Tonfall äußerte. „Dem Aventin? Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier etwas passendes für meine Familie ist.“ Vulturius winkte eilends ab. „Nicht, doch, nicht doch. Eine durchaus respektable Wohngegend gibt es auf dem Hügel. Hier kommen nicht nur Diebesgesindel und übles Bandenpack her. Nein, nein. Keine Sorge.“ Medeia musterte ihn prüfend und meinte: „Nun ja, so lange Du mich nicht zu einem Objekt in der Subura führst!“ Hurtig schüttelte Vulturius den Kopf. „Aber neeeein, meine Dame, gewiss nicht. Wobei...“ Er hob den Finger belehrend. „...eines möchte ich anfügen. Gaius Iulius Caesar höchst persönlich hat in der Subura gewohnt. Auch kein übles Viertel. Es wird maßlos übersch...ähm...unterschätzt meine ich.“ Der Häuserverkäufer erntete darauf hin nur einen skeptischen Blick. Und schon ging es weiter.


    Eine viertel Stunde später stand Medeia in dem Domus, das ihr der Mann andrehen wollte. Medeia sah hinaus aus einem Fenster und den Hügel hinab. Immer noch die Mietshäuser im Blick, den trübe vor sich hin ziehenden Tiber, der sich durch die Stadt wie eine braune Schlange zu winden schien. Einige karge Pinien standen neben dem Haus. Medeia betrachtete die schmutzigen Fresken und hob die Augenbrauen. „Hm.“, murmelte sie leise. „Wie viel?“ Vulturius lächelte strahlend. „Oh, dieses Prachtstück, mit dem Blick auf das Kapitol...“ Medeia sah aus dem Fenster und runzelte die Stirn. „Kapitol? Wo? Außerdem liegt das Kapitol doch ganz woanders.“ Vulturius lachte hüstelnd. „Ja, von...ähm...der Culina aus...das sieht man das Kapitol. Wenn die Luft etwas klarer ist..“ Medeia rollte nun doch mit den Augen, wandte sich um und lächelte kühl. „Also nie. Ich sehe mich ein wenig um, warte hier.“ Schon schritt Medeia an dem Mann vorbei und ging den Gang nach hinten. In der Küche blieb sie nicht lange, das schmale Fenster nach hinten, kaum eine Hand breit, offenbarte ihr nicht das versprochene Kapitol. Dicke Hecken wucherten davor. Medeia seufzte, hielt sich kurz an dem steinernen Ofen fest als ihr schwindelig wurde. Dann drehte sie sich um und verzog das Gesicht als sie dicke Rußspuren an der Hand bemerkte. Langsam ging sie weiter und bis zu dem kleinen Haustempel.


    Vor dem zerbrochenen Altar blieb sie stehen und sah auf einige dunkelbraune Flecken. „Hier wurde die Ehefrau getötet!“ Medeia drehte sich um. Ein dürrer Junge stand hinter ihr. Seine Tunika war ausgebleicht und fransig, an manchen Stellen schon so durchscheinend, dass es wie Löcher wirkte. „Getötet?“ Der Junge nickte „Ja, sie sind in der Nacht gekommen. Und haben alle Menschen dieses Hauses umgebracht. Den Hausherrn, die Matrona, die vier Kinder und alle Sklaven. Das jüngste Kind war nur drei Jahre alt.“ Medeia wurde etwas blass und sah auf die Flecken. „Wie...wer?“ Medeia wandte sich erneut dem Jungen zu. Der sah sie ernst an. „Vom Aventin, Räuber. Sie hatten es auf das Geld abgesehen. Das kommt in der Gegend oft vor.“ Medeia zog die Palla enger um sich. „Öfters?“ Der Junge nickte. „Danke!“, gab Medeia zur Antwort, drehte sich um und marschierte zurück. „Wir gehen. Das kommt nicht in Frage.“ Erstaunt folgte Vulturius der Artorierin und dachte sich insgeheim: Frauen! Launisch ohne Ende. Schon waren sie wieder in der Sänfte und bewegten sich von dem Haus fort. Der Junge trat vor die Tür und sah den Sänften hinter her. „Sind sie weg?“ Ein Mädchen trat an seine Seite und griff nach seiner Hand. „Ja, sie kauft das Haus bestimmt auch nicht.“ Das Mädchen lächelte zufrieden. Beide Kinder gingen zurück in das herunter gekommene Haus am Aventin. „Die wievielten Käufer waren das schon?“, fragte das Mädchen. „Die Zehnten, glaube ich...“ Dann waren die Beiden verschwunden.


    Das war die erste Maus...Verzeihung, das erste Haus, das Zweite folgt sobald.

  • Sanft rauschten die Zweige eines Flieders, der kleine Innengarten wuchs prächtig und sah sehr wohl gepflegt aus. Mit einem beglückten Lächeln schritt Medeia durch das Atrium des weitläufigen Hauses. Rot war die Fassade des Domus, die Tore massiv und die Mosaike innen äußerst einladend. Geschmackvoll auserwählt und sorgfältig verarbeitet. Medeia ging an dem Wasserbecken vorbei, betrachtete einige glänzend polierte Büsten, die Seitenflügel und war mehr als angetan. „Wundervoll.“ Lächelnd wandte sie sich an Vulturius, der sich bei dieser Äußerung gleich die Hände rieb. Doch Medeia war bereits weiter, sie ging das Tablinum und in den Innenhof, betrachtete die Klinengruppe, die hier stand. Man könnte meinen, die Bewohner des Hauses wären eben erst ausgezogen. Medeias Finger strichen über den edlen Stoff.


    Schon war sie weiter und in einem Bad. Ein tiefes Becken war in den Boden eingelassen, Stufen führten hinein und luden ein zu einem warmen Bad mit Blütenblättern. Medeia lächelte. „Luxuriös, nicht wahr?“ Der kleine Hai war Medeia gefolgt. „Und geschichtsträchtig. Man sagt, der berühmte Gaius Iulius Caesar hat hier gewandelt. Und sogar Marcus Antonius.“ Medeia drehte sich zu dem Mann um und hob die Augenbrauen. „So, sagt man das?“ Spöttisch ist der Unterton. „Sage bloß nicht, das wäre auch noch das Haus der berühmten Atia, Mutter des Augustus?“ Vulturius klatschte in die Hände. „Woher wusstest Du das nur? Das wollte ich erst ganz am Ende erwähnen.“ Medeia drehte sich um, rollte ein zweites Mal mit den Augen und streifte durch die Zimmer. Sie glaubte dem dicken Verkäufer kein Wort davon. Er würde ihr wohl jedes Ammenmärchen auftischen, nur damit Medeia das Haus erwerben würde. Aber es gefiel ihr, ausnehmend gut sogar. So verließ sie das luxuriöse Schlafzimmer, wo sie nicht glaubte, dass Marcus Antonius jemals genächtigt hat, ging durch das Zimmer, worin bestimmt niemals Octavian seine Studien betrieben und auch nicht in dem Hortus die junge Octavia auf dem Webstuhl gesponnen hatte.


    Im Atrium erwartete Vulturius sie bereits und rieb sich die Hände. Ein Geschäft erwartete ihn und er witterte eine Gelegenheit viel, sehr viel Geld zu verdienen. Medeia versuchte eine weniger begeisterte Miene zu offenbaren, setzte ihre kühle Mimik auf. „Wie viel?“ Vulturius grinste breit und unverhohlen. Er hatte doch den richtigen Riecher, was Frauen wollten. Ein wenig Lug und Trug, schöne Dinge und Luxus. „Also, dafür, dass es das Haus einer Patrizierin war und zu dem so viel Geschichte in sich trägt...nun...nur schlappe, sage und schreibe, 500 Aurei.“ Medeias Lächeln gefror. Sie starrte den Kaufmann an und ließ die Zahl bei sich einwirken. Nach einem langen Moment meinte sie. „500? Das Nächste bitte!“ Schon trat sie hinaus. Auf die Worte „Ich könnte sogar bis 450 hinunter gehen.“, reagierte Medeia nicht mehr. Schon ging es weiter an jenem Tag und weg von dem angeblich so berühmten Haus.

  • Das erste Häuslein fiel, das Zweite missfiel, das Dritte ebenso. Eine Katastrophe war auch das Haus Nummer 4, Nummer 5 fiel ebenso nicht in die engere Wahl. Das sechste Anwesen wollen wir noch einmal beleuchten, denn schon der Gedanke daran erschauderte Medeia immer noch Tage, nein Wochen danach. Malerisch lag das Anwesen, direkt am Tiber, nicht in der Nähe einer ekelhaft stinkendes Kanals, mit den Blick auf die Horti am anderen Uferrand. Natürlich was es umgeben von zahlreichen Häusern, welcher Flecken Erde durfte nicht genutzt werden in der ewig pulsierenden und lebenden Stadt Roma? Ein einsames Haus war es nun. Oder war es doch nicht ganz so einsam? Nein, denn in Wirklichkeit hatten sich bereits hier einige frische Mieter nieder gelassen. Glatte Schwänze tummelten sich zwischen braunem Fell, langen Barthaaren und spitzen Nasen. Denn ihnen war die Cloaca nicht mehr gut genug, nein, wählerische Ratten hatten sich in dem kleine Haus versammelt. Unter der Führung von FiepFiiiep. Werfen wir doch einen kleinen Blick auf das Oberkommando dieser Wohngemeinschaft.


    Zwei Ratten, eine Fette und eine Schlanke, saßen auf einem Holzbalken. Sie spähten aus dem zerbrochenen Fenster auf die Straße. Ihre schwarzen Knopfäuglein machten eine Sänfte aus. „FiepFiiep, fiep. Fip. Fiiiiiep. Fiiiip. Fep. Fiiiieeep.“ Haben sie etwas davon verstanden, werte Leser? Nein. Seien sie nicht unbesorgt, das geht uns allen am Anfang so. Aber eigens dafür haben wir den Rattendolmetscher, Musulus, für die Erläuterung her geholt. Weswegen wir in der Lage sind, direkt in das Gespräch des Oberkommandos hinein zu hören.
    Die dicke Ratte, Fiep: „FiepFiiep, das sieht nach Ärger aus! Dieses Nichtfressbare kommt zu uns.“
    FiepFiiep: „Ja, Fiep, da hast Du Recht.“
    FiepFiiep feinen Härchen erzitterten. Seine vernarbtes Ohr erbebte ( FiepFiiep war nämlich ein alter Subura- Veteran. Er hatte sich von der kleinen Kanalratte zum großen Anführer auf geschwungen, bis schließlich ihm das Pflaster unter der Stadt zu heiß wurde. Aber das ist eine andere Geschichte, die ein anderes Mal erzählt werden könnte.)
    FiepFiiep: „Rufe das Notfallkommando zusammen.“
    Die dicke Ratte fiepte leise auf. Zeichen ihrer Zustimmung. Fiep war schon seit vielen Wochen bei FiepFiiep, sie wurden fast an der selben Rattenzitze genährt und kannten sich schon als kleine nackte Rattenkinder.
    FiepFiiep: „Moment...sie kommen tatsächlich hierher. Ein Zweibeinermännchen, ein Zweibeinerfrauchen. Beide hässlich wie alle. Boah...diese nackte Haut. Widerlich. Abscheulich. Und ich rieche schon die ekelhafte Paste, die sie an sich schmieren. Nein, rufe die gesamte Gemeinschaft zusammen. Wir müssen wohl alle Geschütze auffahren. Räumt den alten Müll aus den Löchern hervor, zieht die Stöpsel aus den Cloakenzugängen. Hier muss es stinken.“


    Zahllose kleine Füße trippelten über steinernen Boden, eilig wurde dem Kommando von FiepFiiep nachgekommen. Und schon öffnete sich die Tür. „Ein wunderbares Haus. Luxuriös mit Blick auf die Horti. Edel ausgestattet und vo....“ Das Wort blieb dem Immobilienhai im Halse stecken. Kaum einige Schritte im Atrium stolperte er bereits über halb verfaultes Obst, Kadaver von kleinen Mäusen ( FiepFiiep hasste Mäuse), eine tote Katze hing über einem Stuhl (gemeinsam waren die Ratten stark) und aus vielen kleinen Löchern starrten ihm dunkle Augen entgegen. „Ich glaube...“ Ein panischer Unterton mischte sich in die Stimme von Vulturius. „Womöglich...ähm.“ Medeia kam hinein und sah natürlich auch all die Unordnung, den Dreck und die toten Tiere. „Abscheulich. Und was ist das für ein unerträglicher Gestank?“ Vulturius. „Landstreicher wohl...“, murmelte er leise und sah sich entsetzt um. „Ich...“ Medeia schüttelte den Kopf. „Also nein, selbst wenn man das Chaos beseitigt...“ Das war der Moment von Fiep. Natürlich verstand er das komische Kauderwelsch der Zweibeiner nicht, aber ein leises Piepsen von ihm und aus allen Löchern strömten die Ratten hervor. Zahlreich, in großen Massen und mit dem eindeutigen Ziel: Medeia und Vulturius. Medeia, die sofort all die Ratten sah, schlug die Hand vor dem Mund. „Iiieh!“, entfleuchte ihr entsetzt. Hastig wirbelte sie herum und rannte aus dem Haus hinaus. „Verzeiht, ehrwürdige Dame...ich wusste doch nicht.“ Er trat gegen eine Ratte, die sich an seine Sandale hängen wollte und flüchtete ebenso. Einen Moment später war die Sänfte schon vom Haus weit entfernt, die Sänftenträger wurden mit kalter Stimme zu schnellen Schritten angewiesen.


    Zurück im Haus. Viele Rattenaugen starrten auf einen zerschmetterten Körper. Fiep, sonst eigentlich eine langsame Ratte, hatte sich an die Sandale gehängt und musste als tragisches Opfer verzeichnet werden. Die Ratten bildeten eine Gasse als FiepFiiep heran trippelte. Die Barthaare des Veteran und Kämpfers der Cloaca erzitterten.
    FiepFiiep: „Oh, Fiep. Mein einzig treuer Freund, mein bester Kumpel. Einem Bruder hast Du mir geglichen. Das werden die Menschen eines Tage bereuen, das schwöre ich Dir, bei meinen Barthaaren. Tragt ihn hinein. Wir werden ihm ein würdiges Begräbnis geben...in der Cloaca, wo er auch geboren wurde."
    Doch auch jenes würde eine andere Geschichte sein und sollte nicht mehr hier erzählt werden.

  • Durch die Subura hatte Vulturius die Sänfte am nächsten Tag geführt (Medeia war immer noch befangen von dem schrecklichen Erlebnis am Tag zu vor). Sie war nun schon dicht davor, den Häuserhai in den Wind zu schießen und woanders nach einem Domus für die Artorier zu suchen. Ihr skeptischer Blick mehrte sich zudem als sie sich durch das dichte Häusergewirr drängelten, vorbei an zahlreichen herunter gekommenen Masseninsulae, einigen Häusern, einem Schlachter und Händlern. Doch dann war die Subura hinter ihnen, Medeia lehnte sich in der Sänfte zurück und überließ es natürlich den Sänftenträgern den Berg Esquilius zu erklimmen. Sie strich den Vorhang zur Seite und betrachtete die Häuser links und rechts. Der Templum Iunonis erschien an ihrer Seite, Medeia lächelte einen Moment, dann bog die Sänfte in eine der Nebenstraßen ab, die in Nordöstlicher Richtung verliefen. Die Häuser standen weiter auseinander, die Straßen waren etwas breiter und die Luft schien nicht mehr derart stickig wie am Fuße des Berges zu sein, wo sie sich mit den Gerüchen der Nekropolen und denen der Subura mischte. Vor einem größeren Anwesen blieb die Sänfte schließlich stehen, Vulturius stieg von seiner Sitzsänfte hinab. „Das ist es, werte Dame*.“ Einladend deutete er auf den Komplex von Bauten. „Eine Insula?“ Vulturius nickte und fügte schnell an. „Keine Suburainsula, werte Dame. Nein, ganz im Gegenteil. Im Herzen dieses Anwesens liegt die Villa, die für die Besitzer angedacht ist, darum herum sind nur einige Tabernae und Bauten, die ihr, falls ihr es wünscht, auch untervermieten könnt. Oder auch nicht.“ Medeia nickte. „Ja, ich kenne so was durchaus, Vulturius. Dann führe mich hinein.“


    Die Tabernae besichtigte Medeia, ebenso den Innenhof der Insula, dann jedoch ging sie auf das im Herzen gebaute Domus zu, der Stadtvilla. Eifrig stieß Vulturius die Türen dazu auf und ging voraus. Und dieses Mal (zu Medeias großer Erleichterung), fand sie weder Ratten vor, Schimmelpilzkolonien, Kinder mit schaurigen Geschichten oder ähnlichem. Stattdessen beging sie ein doch sehr annehmliches Domus. Atrium, Tablinum, Triclinium, es war alles vorhanden. Die Luft schien gut zu sein, die Wohngegend nicht die Nobelste, bei weitem nicht, aber eine gute Wohngegegend für Rom. Eine Stunde und länger, zudem noch einige weitere Tage Überdenken, erneutes inspizieren und überprüfen der Wohnlage, dann war es fix. Medeia handelte einen Preis aus (es war ein zähes Verhandeln) und konnte schließlich das Domus für die Artorier erwerben. Sie bekam den Schlüssel zu dem Domus, die Türen wurden wieder geschlossen und Medeia kehrte in die Taberna zurück. Das Leben würde erst noch in die Stadtvilla einziehen müssen.




    *Dame kommt im Grunde auch von Domina.

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