Die Unterkunft des Tiberius Vitamalacus nach der Schlacht vor Edessa

  • Die Schlacht vor Edessa war geschlagen, letztlich war sie schon einige Stunden her, die Legionm hatte ihr Lager auf dem Schlachtfeld aufgeschlagen. Und genau dort, wo seine Unterkunft immer im Lager lag, befanden sich sein Zelte auch heute. Wieder waren es drei Zelte, die einen Raum unterfreien Himmel umschlossen, auf dem einige Sitzgelegenheiten standen.


    Tiberius Vitamalacus betrat zusammen mit Iulius Numerianuns seine Unterkunft, nahm seinen Helm ab, reichte ihn einem der Sklaven und liess sich auf einer der Sitzgelegenheiten nieder, deutete neben sich.


    "Setz dich. Mal sehen, ob es in meinen Vorrat noch einen Becher Wein für uns gibt."

  • Numerianuns folgte Vitamalacus, sein Zelt war ähnlich, wenn auch nicht ganz so edel eingerichtet... Auch er nahm seinen Helm hab, legte ihn jedoch zur Seite und nahm das Angebot sich zu setzen an...
    "Danke mein Freund."
    sagte er und fuhr fort...
    "Gegen einen Becher Wein hätte ich nichts einzuwenden. Wie gut dass du daran gedacht hast welchen mitzunehmen."
    Numerianuns grinste, und blickte nach oben in den Himmel...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Kurz zuvor hatte der Tribun befohlen, die Weinvorräte unter den Miles zu veteilen, aber Titus hatte eine gewisse Menge zurückbehalten, um sie selbst zu verbrauchen. Doch dummerweise hatte er das keinm der Sklaven gesagt, die nun in der Unterkunft anwesend waren, daher trat einer der Sklave hervor und serviert beiden Offizieren einen Becher Wein.


    "Es wird Zeit, das wir Edessa einnehmen, es wäre ein gutes Zeichen,...."


    Er lehnte sich etwas zurück, blickte in den dunkeln Himmel über Parthien. Wie sehr wünschte er sich, das Helena nun bei ihm wäre, seit er sie im Valetudinarium gesehen hatte, war dieser Wunsch noch stärker geworden.

  • "Das wäre es in der Tat mein Freund..."
    Numerianuns nahm seinen Becher und hob in die Höhe..
    "Auf die Gefallenen der Prima!"
    sagte er und trank einen Schluck...
    Dann blickte er wieder in den Himmel und sagte leise...
    "Wenn es zu einem Hinterhalt in Edessa kommen sollte, so sind meine Männer, und mit ihnen auch ich so gut wie gefallen... Wollen wir das beste hoffen mein Freund, doch ich will kämpfen! Ich will zeigen was ich meinen Männern gelehrt habe, das konnte ich in der heutigen Schlacht schon nicht."
    Numerianuns wusste wie seltsam das klingen müsste.. Dennoch würde Vitamalacus das verstehen, er selbst ist wohl der härteste und beste Ausbilder der Legion und würde sicherlich wissen wie der Iulier sich fühlte...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Sie war müde und ziemlich erschöpft, die Arbeit im Valetudinarium hatte zwar mit der Versorgung des jungen legionarius mit dem furchtbaren Schnitt im Gesicht recht angenehm begonnen, aber dann war es Schlag auf Schlag gegangen - eine recht blutreiche Amputation, bei der sie die verkrampfte Hand eines opiumbetäubten legionarius gehalten hatte, nebenher geholfen, den Körper zu fixieren - und unzählige Wunden, die zu säubern und zu verbinden waren, meist ohne irgendeine Betäubung. Die Männer waren tapfer gewesen, die meisten hatten sich sogar bemüht, einen Scherz zu machen, den sie ihnen mit einem Lächeln vergolten hatte, aber viele waren auch so geschwächt, dass sie nur so schnell und sauber wie möglich ihre Aufgabe verrichtet hatte. So viele waren verletzt, aber sie lebten noch. Wenn es etwas Gutes daran gab, dass das Valetudinarium voll von Soldaten war, dann war es dieser einzige Aspekt. Dass ihre Kleidung inzwischen ziemlich vollgeblutet und dreckig geworden war, störte sie nicht, es war nur Kleidung, und die konnte gewaschen werden. Was sie taten, war wichtiger gewesen. Und sie war schließlich mit der stillen Hoffnung aufgebrochen, dass sie ein wenig Hoffnung und Trost hatte spenden können.


    Der sterbende Mann, der sie in seinen letzten Atemzügen für seine Mutter gehalten und sich verabschiedet hatte, den würde sie jedoch so schnell nicht vergessen. Müde kehrte sie zurück, den Kopf voller wirrer Bilder, der Körper matt von der Anstrengung. Xamander war sehr still geworden, denn die vielen Verletzten hatten ihn hoffnungslos überfordert, er war heilfroh, diese Hölle auf Erden mit den vielen stöhnenden, schmerzerfüllten Menschen verlassen zu haben. Als sie sich den drei Zelten in der Mitte des Lagers näherten, sah sie das Licht im Hauptzelt, Vitamalacus' Unterkunft - und seufzte leise. Eigentlich hatte sie schlafen wollen. Einfach nur schlafen, und vergessen. Aber es ging nicht. Ein weiterer Mann würde sie in dieser Nacht brauchen. Zumindest war sie sich dessen ziemlich sicher. "Xamander, geh schlafen, ich werde Dich heute nicht mehr brauchen," sagte sie und richtete sich langsam auf, das Kinn reckend. Niemand sollte sehen, wie müde sie sich fühlte, schon gar nicht Quintus. "Aber domina ..." wandte der Grieche leise ein. "Keine Widerrede, geh schlafen, Du wirst Deinen Schlaf brauchen. Und verwahre das gladius dort, wo es immer liegt."


    Xamander nickte, während sie ihm ihre blutbefleckte palla überreichte und sich dem Zelt zuwandte. Mit einer Hand teilte sie die Vorhänge, die den Eingang verdeckte, und trat ein, den beiden dort anwesenden Männern zulächelnd, als käme sie gerade von einem erquicklichen Spaziergang. "Salvete," sagte sie und schloss die Vorhänge hinter sich. "Ich hatte mir schon gedacht, dass ich euch beide hier finden würde. Es war ja auch ein wirklich ereignisreicher Tag." Allein ihre Kleidung, die wirkte, als hätte sie auch ein paar Parther niedergestochen, strafte ihren leichten Plauderton Lügen.

  • "Auf unsere gefallenen Kameraden !" erwiederte er den Trinkspruch seine Freundes, trank einen Spruch und dachte über das nach, was dieser gesagt hatte. Damals in den Kämpfen in Germanien waren sie noch einfache Miles gewesen, hatten in der ersten Reihe gestanden, waren dem Feind mit Gladius entgegen getreten. Jetzt, als Stabsoffiziere war ihre Rolle eine andere geworden und er konnte Numerianuns gut verstehen, das er sich einem Kampf sehnte.


    Gerade wollte er zu einer Antwort ansetzen, als Helena das Zelt betrat, sich ein leichtes Lächeln auf seine Gesicht legte und er sich von seinem Stuhl erhob. Erst jetzt, da die Anspannung des Tages von ihm abgefallen war, spürte er richtig, wie schwer sich seine Glieder anfühlten und spürte beim Aufstehen einen Schmerz an seiner rechten Seite unter seinem Brustpanzer. Aber nur wer ihn gut kannte und genau beobachtete, dem wäre diese kurze Regung in seinen Gesicht aufgefallen.


    "Helena, schön dich sehen," begrüsste er seine Verlobte und war mit wenigen Schritten bei ihr. Vielleicht wäre so mancher Patrizier und so manches Mitglied der Nobilität in Rom entsetzt gewesen, wenn er seine Frau so vor ihm stünde, wie Helena jetzt vor ihm. Doch Tiberius Vitamalacus war nicht entsetzt, weder daran, das sie im Valetudinarium gearbeitet hatte, noch über das Blut an ihrer Kleidung, hatte er doch sicher genug auch auf seiner. Nein, er war sogar stolz auf sie und glücklich eine Frau an seiner Seite zu wissen, welche wirklich das Leben, das er am liebsten führte, zu teilen verstand.
    Und dieser Stolz zeigte sich auch auf seinem Gesicht, als er sachte einen Arm um sie legte und ihr zur Begrüssung einen sanften Kuss auf die Stirn gab. Wären sie allein gewesen, wäre seine Begrüssung sicher noch etwas inniger gewesen. Denn auch wenn Numerianuns sein Freund und ihr Onkel war, mehr als ein solch kurzer Kuss wäre in seinen Augen nicht angemessen.
    "Es ist wirklich allerhand passiert heute, meine Liebe," meinte er zu ihr, dabei auf einen freien Stuhl deutend. "Du musst erschöpft sein, setz doch..."

  • War er eben zusammengezuckt, als er aufgestanden war? Sicher war sich die Iulierin nicht wirklich, denn sie freute sich auch zu sehr darüber, dass er ihr entgegen kam und sie mit einem sanften Kuss begrüßte. Ebenso zärtlich erwiederte sie die Geste, ihm ein warmes, offenes Lächeln zugedenkend. Erst dann neigte sie auch ihrem Onkel den Kopf zu und ließ sich gern zu einem der freien Stühle führen, wo sie sich auch gleich niederließ.
    "Du siehst wirklich wüst aus, Quintus," meinte sie dann schmunzelnd. "Ich glaube, ich muss mit diesen Parthern einmal reden, das kann doch nicht sein, dass sie Deine Rüstung in einem so üblen Zustand zurückkehren lassen. Keinen Sinn für Anstand, dieses Volk!" Es war, wie es früher schon gewesen war: Der Krieg war erschreckend, er war furchtbar, und vor allem, man sah Dinge, die man am liebsten vergessen wollte. Das einzige, was gegen den allgegenwärtigen Schrecken des lauernden Todes half, war ein Lachen, waren freundliche Worte, Trost und Erinnerungen an eine bessere Zeit, um die Hoffnung lebendig zu halten, es würde wieder so werden.


    Auch im Sitzen hielt sie die Nähe zu ihm noch, indem sie seine Hand hielt, diese schwielige, vom Kampf gezeichnete Hand, die doch so sanft und zärtlich sein konnte, wenn sie alleine waren. Behutsam drückte sie seine and, bevor sie die ihre schließlich zurückzog, vor ihrem Onkel wollte sie schließlich auch nicht zu aufdringlich ihrer beider Glück präsentieren - die gesamte restliche Legion hatte schließlich nicht das Glück, ihre Frauen bei sich haben zu können. "Es könnte übrigens sein, dass sich ein Optio noch über mich beschweren kommt," deutete sie mit einem verschmitzten Lächeln an.
    "Wir sind im valetudinarium ein bisschen aneinander geraten und ich glaube, er hat recht unangenehm gemerkt, dass ich mir nicht von jedem sagen lasse, was ich zu tun habe." In den Augen funkelte ein leichter Anflug von Amüsement, auch wenn sie letztendlich nicht unbedingt hatte streiten wollen - vom gladius ihres verstorbenen Mannes konnte sie jemand in einer Gefahrensituation jedenfalls nicht trennen, ohne dass sie sich dagegen wehrte.

  • Numerianuns grinste Helena nur an... Es war gut einen Verwandten so fern von der Heimat zu sehen. Seine Verwandten bei der Legion bekam er nie zusehen da sie in irgendwo zwischen den tausenden Anderen dienten. Er nickte Helena als sie auch ihm zunickte...
    Er wollte die Begrüßung des Paares nicht stören und hielt sich deshalb zurück, nippte an seinem Wein, und blickte weiterhin in den klaren Himmel..

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Die Bilder des Tages zogen blitzschnell an ihm vorbei, vom morgendlichen Frühstück im Lager, über dem Aufmarsch der Legionen, hin zum Aufeinandertreffen der Truppen. Er sah wieder den Pfeilhagel, der auf sie hernieder ging, er meinte das Surren der Pfeile, die dicht an ihm vorbei flogen, hören zu können. Er sah und hörte wieder das tausendfache Sterben um ihn herum und doch war er jetzt hier, in seiner Unterkunft, sass neben ihr und spürte ihre Hand auf seiner, eben jener Hand, mit der er noch vor kurzem sein Spartha gehalten hatte.


    "Du solltest die Rüstungen der Parther sehen," erwiederte er auch mit einem Schmunzeln, "so manche von ihnen hat heute Abend nichts mehr von ihrem einstigen Glanz. Und letzlich zeugt die Rüstung eines Soldaten davon, was er getan getan hat."


    Er hatte sich ganz unbewusst etwas langsamer gesetzt, dennoch spürte er einem kurzen Moment den Schmerz in seiner rechten Seite. Irgendeiner der Treffer, die er abbekommen hatte, musste seine Rippen geprellt haben. Und erst jetzt, da die Anspannung abbaute, begann er es zu spüren.
    Mit einem Blick zur Seite stellte er sicher, das einer der Sklaven Helena einen Becher Wein aus dem sich an diesem Abend rapide verringernden Weinvorräten bekam.


    "Ich hoffe, er hat keinen zu grossen Gesichtsverlust erlitten ?" fragte er seine Verlobte, im Tonfall mit einem gewissen Ernst, doch seinen Augen, die sie Anblickten, war ein Lächeln und eine gehörige Portion Stolz auf sie zu erkennen. "Es war ein schwerer Tag für alle Miles und bei einem Wortgefecht nach so einem Tag des Schlachtens,...."

  • Sanft strichen ihre Finger über seine Hand, diese rauhe Hand, und sie tastete mit den Fingerspitzen den Schwielen nach, die bewiesen, dass auch er gekämpft hatte wie alle anderen. Und auch seine Bewegungen verrieten es, jetzt war sie sich sicher, dass er irgend etwas verbarg, denn so vorsichtig bewegte er sich selten genug. Normalerweise ließ er sich immer in den Stuhl fallen, bis dieser knackte, heute nicht ... sie würde ihn später danach fragen, denn offensichtlich lag ihm daran, dass Numerianuns nichts davon erfuhr. Mit der freien Hand nahm sie den Wein entgegen, und trank einige Schlucke, die ihre müden Lebensgeister fast sofort wieder zu wecken imstande waren. Was doch so ein kleiner Schluck Wein alles ausrichten konnte!
    "Nein, ich glaube nicht, dass er zu viel Gesicht bei der Sache verloren hat - ich war einfach so wütend, dass er mir das gladius wegnehmen lassen wollte. Und dieser eine Arzt war auch nicht gerade hilfreich, der wollte mich gar nicht erst ins valetudinarium einlassen!" Leise schnaubte sie, die Augen funkelten lebendig dabei auf, und man mochte sich in diesem Augenblick sehr gut vorstellen, was dem armen Optio und dem Arzt geblüht hatte, die sich in ihren Weg gestellt hatten.


    Sie tauschte ein stilles Lächeln mit ihm, bevor sie zu ihrem Onkel blickte. "Wie ist es denn Dir heute ergangen, mein Lieblingsonkel? Du scheinst noch an einem Stück zu sein, was schon ein großer Fortschritt ist gegenüber den vielen anderen ... erzählt mir, was habt ihr heute alles erlebt? Irgendwann ist die Zeit im Inneren des Zelts so verschwommen, dass ich mich gar nicht mehr so genau erinnere, was ich eigentlich wann getan habe ... und die Nachrichten von draußen trafen nur sehr spärlich ein. Ich war so froh, als ich sah, dass ihr noch lebt, das glaubt ihr gar nicht."
    Und das war sie auch, froh, beide zu sehen, froh, dass sie noch lebten, dass sie gemeinsam zusammensitzen konnten und so tun, als sei es ganz normal, inmitten eines fremden Landes einen Becher Wein zu trinken, während woanders Menschen noch immer um ihr Leben rangen.

  • Numerianuns wurde aus seinen Träumereien beim Blick auf die Sterne gerissen... Ob wohl irgendwer für die Prima zu den Göttern beten würde? IN der Heimat? In Hispania oder Roma? Alles fragen die er sich stellte...
    Er blickte Helena an, lächelte dann über ihre Worte und antwortete...
    "Der Kaiser hielt uns lange zurück. WIe ich finde zu lange, jedoch zweifel ich nicht an seinen Fähigkeiten. WIr kamen erst sehr spät zum Einsatz, als der Adler fast gefallen war, ritten wir in die parthischen Truppen, um die Versorgung beim Kampf zu unterbinden. EIne Wunden habe ich schon, aber es ist nichts ernstes."
    sagte er. Ja er war froh dass er überlebt hatte, es hätte auch anders ausgehen können sowie für ein paar seiner Männer.
    "Weißt du wie es den anderen Iuliern in der Legion ergangen ist Helena? Es ist schwer an Informationen aus anderen Einheiten zu kommen."

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • "Ich wünschte, ich hätte die Schlacht sehen können," sagte sie und seufzte etwas. "Es ist entsetzlich, hier herum zu sitzen und zu warten, zu hoffen, dass man irgend etwas hört, und dann immer weiter zu hoffen, dass euch nichts passiert. Vielleicht ist es für die Frauen, die in der Heimat zurückgeblieben sind, noch schlimmer, denn man hört ja doch die meiste Zeit mehr Gerüchte als Tatsachen von der Schlacht." Dann beäugte sie ihren Onkel kritisch. "Wenn Du mir sagst, was Du hast, werde ich Dir gern helfen, das weisst Du. Es bringt nichts, jetzt alles mannhaft zu tragen - irgendwann später wird es Dir sicher noch Probleme bereiten, und dann wirst Du Dir wünschen, ich hätte mich darum gekümmert. Also kein falscher Heldenmut, ja?" Gerade, weil auch er Iulier war, schien es ihr angeraten, dies zu erwähnen, denn sie kannte sich selbst, auch ihre Neigung dazu, Schmerzen zu ignorieren, wie musste es erst einem Mann gehen, der den ganzen Tag gekämpft hatte?
    "Von anderen Iuliern weiss ich nichts, ich höre gerade zum ersten Mal davon, dass noch andere unserer Verwandten in diesem Krieg kämpfen. Aber ich werde mir die Meldelisten zeigen lassen und dann nach den entsprechenden Männern suchen, wenn Du nichts dagegen hast. Sie werden sich sicher freuen, ein bisschen familiären Halt hier zu haben."

  • Tiberius grinste, Helenas fürsorge war rührend, Numerianuns rang sich dazu durch sein erhabenes männliches Ego kurz abzulegen und Helena die Wunden zu zeigen.
    "Nun ich habe hier eine Wunde am Bein welche ich mir bereits selbst verbunden habe, sie ist ziemlich tief und brennt ab und zu ein wenig aber ich denke es ist nicht ernst. Und dann habe ich am Arm noch ein paar Schnittwunden, sie sollten aber schnell verheilen, oder was sagst du dazu?"
    Fragte er und leerte seinen Becher Wein danach...
    "Du hast recht, die jungen Miles sollten mehr Bezug zu ihrer Familie haben und auch mal die kennenlernen die für sie militärisch gesehen unnahbar erscheinen."
    Sagte er so, dass es nicht arrogant klang auch wenn es natürlich den Anschein hätte erwecken können...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Einen Moment, während Helena und Numrianuns miteinander sprachen, lehnte sich Tiberius Vitamalacus zurück und schloss die Augen. Er hörte zwar, was seine Verlobte und sein Freund miteinander sprachen, doch seine Gedanken waren weit weg, an einem Abend vor vielen Jahren in Germanien. An einem Abend auch direkt nach einer Schlacht, jener Schlacht in der sein Gladius gebrochen war, in der ihm bewusst geworden war, das Nova nicht mehr da war.
    Auch damals hatten Numerianuns und er zusammen gesessen, Wein zusammen getrunken, müde und von der Schlacht gezeichnet. Mittlerweile mochten sie beide Stabsoffiziere sein, doch das war nicht der entscheidende Unterschied für den Tiberier.


    Nein, damals waren seine Gedanken bei einer Frau, die er in Rom wusste und im Elysium ahnte, heute waren seine Gedanken bei der Frau an seiner Seite, um deren Hand er sanft seine Hand legte, die Wärme ihrer Haut spürte und deren Gesicht er nun wieder vor seinen geschlossenen Augen sah, so wie sie ihn damals am Stand von Ostia angesehen hatte.


    "Kein Iulier steht auf den Verlustlisten," sagte er leise, die Augen dabei öffnend. Es war nicht so, dfas er selbst die Listen durchgesehen hatte, er hatte nur Zeit für die nackten Zahlen gehabt. Doch es war auch nicht nötig, recht schnell war Titus an ihn getreten und hatte unbemerkt von den Umstehenden gemeint : "Kein Tiberier, kein Iulier!" Und natürlich hatte er sich nicht anmerken lassen, wie sehr er erleichtert in diesem Moment gewesen.


    Tiberius Vitamalacus leerte seinen Becher Wein in einem Zug und stellte ihn neben sich.

  • "Ich sehe schon, Du hast Dich heute blendend amüsiert, Onkel Numerianuns," sagte Helena und schmunzelte leicht, sodass ihr Gesicht gerade noch das Amüsement, welches den Gedanken begleitete, wiederspiegelte. "Ich denke, dass alles ein bisschen besser heilen wird, wenn Du heute früh genug den Schlaf suchst, solche Wunden sind eine Belastung für die Körpersäfte, und das muss erst einmal ausgeglichen werden. Wenn du möchtest, gebe ich Dir für die Schnitte etwas Heilsalbe, ich habe extra welche von zuhause mitgebracht, genau für solche Fälle. Und sie riecht auch besser als die, die man im valetudinarium bekommt."
    Nicht, dass bei einem Soldaten im Feld überhaupt Geruch ein Kriterium gewesen wäre - aber eine Frau konnte eben auch in dieser wilden Umgebung nicht aus ihrer Haut. Für Iulia Helena hatten bestimmte Dinge wohlgeordnet zu sein, und dazu gehörte auch ein guter Geruch samt einer grundlegenden Sauberkeit.


    Dann schweifte ihr Blick zu ihrem Verlobten, der mit geschlossenen Augen dasaß, entspannt, ruhig, als wären sie nicht inmitten des fremdartigen Parthia, sondern in Rom, in seiner villa, den Augenblick bei einem Becher Wein genießend. Würde es immer so sein mit ihm, dieses stille Übereinstimmen nach einem langen Tag, das nur wenige Worte brauchte? "Das ist gut," erwiederte sie sanft und mit einem Lächeln auf den Lippen. "Morgen werde ich mal sehen, ob ich die Verwandten auftreiben kann, bestimmt sind sie nicht undankbar für frisch gekochten puls und einen Besuch. Ich habe diese getrockneten Grießkörner aus Zeugma ausprobiert, die schmecken wirklich wunderbar mit ein bisschen Fleischbrühe. Wenn ihr möchtet, mache ich morgen welchen für die Stabsoffiziere - mit ein paar frischen Stücken Gemüse schmeckt das sehr gut." Ein prüfender Blick glitt über Quintus' Seite, dann meinte sie, mit einem leisen Gähnen anfügend: "Seltsam, wie lang einem ein solcher Tag doch vorkommen kann. Während man beschäftigt ist, bemerkt man das Vergehen der Zeit kaum wirklich, und kaum ist alles vorüber, könnte man fast umfallen." Noch immer saß er so, als ob er sich zu schonen versuchte, um ihr das zu verbergen, hätte er einiges mehr tun müssen.

  • Numerianuns gähnte lange... Dann erhob er sich und sagte zu dem Paar,
    "Nun ich werde nun schlafen gehen, ich wünsche euch eine angenehme Nacht. Danke für die Einladung Quintus, und dir meine liebe Nichte danke ich für deine Fürsorge. Es wäre gut wenn du ein wenig Salbe auftreiben könntest und den Kontakt zu unseren Verwandten aufbauen könntest. Bis morgen früh."
    Sichtlich müde war er, vielleicht war es der Wein, vielleicht das viele denken. Auch wollte er das Paar nicht mehr länger stören und der wichtigste Punkt war wohl dass die Amphore leer war. Er nahm seinen Helm und schlurfte durch das Lager in sein Zelt...

    'Hannibal wusste wie man Siege erringt, aber nicht wie man damit umzugehen hat.'

  • Als sein Freund sich erhob, tat Tiberius Vitamalacus ihm dies gleich. Wieder spürte er diesen leichten Schmerz in der Seite, mittlerweile war er sich sicher, das irgendein Hieb eine seiner Rippen angeschlagen hatte. Aber letzlich erinnerte ihn der kurze Schmerz auch daran, das er noch am Leben war.


    "Bis morgen, mein Freund," verabschiedet er Numerianuns freudschaftlich, geleitete ihn zum Ausgang des Zeltes. Es war ein langer Tag des Blutvergiessens gewesen, doch irgendwie war sich Tiberius Vitamalacus klar, das dies wahrscheinlich nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Schlachten war, die noch kommen würden. Würden sie nach diesen Schlachten genau zusammen sitzen können ? Das konnte er nicht sagen, das konnte niemand sagen.


    Um so wichtiger erschoien es ihm, das hier und jetzt, das wirklich essentielle im Leben eines Soldaten, zu geniessen. Im Krieg konnte jeder am nächsten Tag Tot sein, alles angenehme, was man sich für den nächsten Tag vornahm, konnte in dieser Welt für immer verloren sein.


    Genau das ging ihm durch den Kopf, als er sich wieder zu seiner Verlobten umwandte. Er sah sie nur an, sprach kein Wort, doch auf seinem Gesicht zeigte sich ein Lächeln, als er auf sie zuging. Seine Hände umschlossen ihre sanft, er zog sie zu sich heran und legte seine Arme um sie.


    Einen Moment verharrte er so, blickte in ihre Augen und es war egal, ob sie hier in Parthia waren, am Strand von Ostia oder irgendwo in Rom. Er hielt sie in seinen Armen und das war alles, was für ihn zählte. Und so wie sih ihre Lippen schon am Strand von Ostia getroffen hatten, trafen sie sich auch hier....

  • Auch Helena erhob sich, als ihr Onkel aufstand - am liebsten hätte sie ihn ja eigenhändig in seine Schlafstatt gepackt und mit Salbe eingeschmiert, aber eine kluge innere Stimme hielt sie davon zurück, einem Offizier musste so etwas doch recht peinlich sein, wenn die Kameraden es mitbekamen. Und das wollte sie nun wirklich nicht, dass er sich vor anderen Soldaten bloßgestellt fühlen würde. "Natürlich. Ich suche Dich gleich morgen früh mit der Salbe auf und mache mich dann auf die Suche nach der Verwandtschaft. Es sollte ja nicht zu schwierig sein, unsere Verwandten hier zu finden."
    In der legio herrschte, was Meldelisten und Zeltbelegungen anging, einfach Ordnung, und es war klar, wo jemand schlafen würde, vorausgesetzt, er war nicht gefallen oder betrunken irgendwo anders liegengeblieben. Auf diese unverwüstliche Ordnung hoffte sie auch in diesem Fall sehr. "Schlaf gut, Onkel Numerianuns," sprach sie noch zu ihm und nahm ihn verabschiedend in den Arm, bevor sie ihn entließ und ihm kurz hinterher blickte.


    Und dann waren sie allein. Es brauchte keine Worte in diesem Moment, beider Augen sagten wie so oft genug - schon lag sie in seinen Armen, beider Lippen fanden sich zu einen langen, erleichterten und hingebungsvollen Kuss, und die Welt war endlich wieder zur Ruhe gekommen. Alle Sorgen waren für diesen Augenblick verstummt, und sie brauchte nichts sonst ausser ihm, seiner Nähe, dem Wissen darum, dass er am Morgen wach sein würde, und sie sich mit einem Kuss begrüßen konnten, dass die Götter ihm hold gewesen waren und er lebte - und dass sie noch ein bisschen Zeit miteinander haben würden, einen Aufschub von einer Nacht vor einem potentiellen Tod. Sie lebten, und nichts war in diesem Moment wichtiger, als dieses Leben zu teilen.
    Seine Lippen schmeckten unendlich vertraut, als gäbe es diesen Krieg nicht, und auch nicht die Angst, die ihn stets begleitete - mit einem leisen Aufseufzen nahm sie sein Gesicht in ihre schmalen Hände und zog es ein wenig weiter zu sich herab, den Kuss intensivierend, um sich dann ganz an seinen Körper zu schmiegen, selbstvergessen, die Umgebung vergessend, und auch, dass sie von der Umwelt nur durch eine Zeltwand getrennt waren. "Schläfst Du heute bei mir?" flüsterte sie, als sich beider Lippen für einen Augenblick schweren Atmens trennten.

  • Es war nur wenige Stunden her, da hatte er noch mitten in der Schalcht gestanden, hatte gehen und gehört, wie um ihn herum die Männer kämpften, wie das Blut in strömen geflossen war und die Geräuschkulisse hatte aus Schreien und Waffenklirren bestanden.
    Und jetzt war das alles so weit weg für ihn, seine rechte Hand umschloss nicht den Griff seines Schwertes, sondern fuhr durch ihr Haar, streifte so das Tuch ab, welches es locker bedeckte. Und die Anspannung des Tages wandelte sich in Leidenschaft, Leidenschaft sie spüren zu wollen, ihre Nähe und ihre Wärme. Er spürte ihre Lippen auf seinen, erwiederte ihre Küsse immer intensiver, war versunken im hier und jetzt, seine Arm umschlossen sie und die Bilder des Tages waren vor seinen geschlossen Augen verschwunden.


    Und auf ihre Frage gab es für nur eine Antwort. "Ja," presste er einer kurzen Atempause zwischen zwei Küssen herfuhr. Doch nach schlafen war ihm noch lange nicht, nicht in dieser Nacht, er wollte diese Nacht mit ihr bis zum letzten Moment bei vollen Bewusstsein geniessen. Denn sie gab ihm das Gefühl am Leben zu sein und danach hungerte seine Seele, so wie sein Körper nach ihr hungerte.


    Gerne hätte er sie einfach hochgehoben und in ihr Zelt herübergetragen, doch das konnte und durfte er sich hier nicht erlauben, sie mussten ein gewisses Mass an Anstand nach Aussen zeigen, da war es schlecht, wenn sie gesehen wurden, wenn sie Arm in Arm ihr Zelt betraten und es erst am nächsten Morgen wieder verliessen. Nein, er würde sich in Zelt schleichen müssen.


    Daher lösste er er sich etwas von ihr, liess sie aber noch los. "Geh du vor, meine Liebe, ich werde dir gleich darauf folgen."


    Ein paar Minuten würde er so auf ihre Nähe verzichten müssen, doch er sah keinen anderen Weg.

  • So hungrig, dachte Iulia Helena, als seine Lippen sich auf die ihren pressten, den Geschmack zu kosten suchten, und gleichzeitig wusste sie, dass er diese Küsse immer würde von ihr haben können, die nach so viel mehr schmeckten, nach Sehnsucht, nach Hunger, nach Lust, nach dem Wunsch, die Schrecken des Tages zu vergessen. Noch immer hing ein Geruch nach Rauch und Blut an seiner Kleidung, gemischt mit seinem ureigensten Geruch, und dies ließ ihr die Knie weich werden, seine kräftigen Arme waren nur umso willkommener als Halt und Ort der Ruhe gleichermaßen. Ein heißer Schub wärme schoss durch ihre Adern, als sie sein Ja hörte, gleichzeitig verlangend und fordernd - an ihm würde sie immer wieder neues Leben finden, nicht nur in Nächten wie diesen. Selten war sie sich ihrer Entscheidung für Quintus Tiberius Vitamalacus sicherer gewesen.


    "Meinst Du wirklich, dass irgendjemand hier nicht weiss, wo Du nachts ab und an schläfst?" neckte sie ihn vergnügt, um sich dann aber von ihm zu lösen. Dann sagte sie den Satz, den die meisten Männer auf der Götter Land gerne hörten und immer gerne hören würden: "Ich warte auf Dich ..." Ihm mit den Fingerkuppen über seine Wange streichelnd, wandte sie sich um und schritt, in einem gemessenen Tempo, aus dem Zelt heraus, nickte einem Wache laufenden Soldaten freundlich zu und betrat ihr eigenes Zelt, den Eingang hinter sich sorgsam zuziehend, nicht ohne an einer der Seitenwände eine Truhe wegzurücken, damit er sich bequem dort hindurchschleichen konnte.


    Gemächlich setzte sie sich auf die Kante ihres Betts, entzündete eine ihrer Öllampen, die weit genug von den Zeltwänden weg standen und ein dämmeriges Licht spendeten, und schlüpfte dann aus den Sandalen, legte auch ihre stola ab, faltete sie ordentlich zusammen und schlüpfte schließlich auch aus dem durchgeschwitzten Unterzeug, um sich an der Waschschüssel etwas zu erfrischen. Wie sie Quintus kannte, würde er sich eine gute Menge Zeit lassen, damit bloß kein Verdacht aufkam - das gab ihr Zeit, den Geruch des Tages abzuwaschen und sich etwas von dem citruslastigen Parfum aufzutupfen, das er von ihr kannte. Und dann hörte sie schon die Zeltplane schlackern und blickte ihm entgegen, nachlässig auf das Bett hin ausgestreckt.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!