Die große Halle der Curia Mantua

  • Eine grössere Diskussion entwickelte sich auf diese Bitte hin in der Curia von Mantua. Einige Stadträte wiesen auf das junge Alter des Tiberiers hin, hielten fest, dass es schon beinahe vermessen war, einem Teenager eine Inschrift zu widmen, andere führten jedoch seine Familie ins Feld, wiesen auf seine Abstammung hin und die Ehre, welche es auch für den Ordo Decurionum in Mantua bedeuten würde, wenn ein solcher Spross sich in ihren Reihen aufhalten würde. Einige blieben sachlich und führten Zeit und Geld ins Feld, welches für dieses Projekt aufgewendet worden war. Andere wurden emotional, führten die Namen von eigenen Familienmitgliedern auf, denen ähnliche Ehren verwehrt worden waren.


    Mehrmals mussten die Duumviri zur Ordnung rufen und die hohen Herren daran erinnern, dass es auch in der Curia von Mantua Regeln gab, wie Diskussionen geführt wurden, und dass man einander zuhören musste, um eine Replik formulieren zu können.


    Mit der Zeit zeichnete sich dann doch ein Kompromiss ab.

  • Re: Ausbesserungsarbeiten am Theater


    Es war irgendwie so, wie er sich das für den Senat in Rom vorstellte, und er hatte ja nun auch schon ein paar Stadtratssitzungen mitgemacht. Die Familien gönnten einander den Ruhm nicht. Sehr wahrscheinlich wäre es, wenn Quintus zu entscheiden hätte, nicht anders.

    Ja war ja klar, dass man jetzt wieder mit seinem Alter anfing. Das hatte er ja schon bei seiner Magistratur erlebt. Einige, nicht alle seiner Collega schnitten ihn trotz seines Standes wegen seines Alters. Er war mit Abstand der jüngste Magistrat unter ihnen gewesen. Die Meisten gingen auf die 30 zu oder lagen um dieses Alter, wenn sie es zum Magistrat schafften.

    Aber wer eben Geld hatte, lag vorn. Als einige im Stadtrat Familienmitglieder aufzählten, die keine derartige Ehrung erhalten hatten, dachte Quintus bei sich. Verdienst vergeht Reichtum und Name besteht. Wobei das mit dem Namen für ihn nur noch hier so war. Seinem Vater war einst Legat der Legio Prima, die hier gelegen hatte, gewesen war, verdankte er das. Die Duumviri und auch einige der Decurionen hatten seinen Vater persönlich gekannt. Und als sein Vater seine palastartige Villa in der Nähe der Stadt gebaut hatte, hatten sich einige unter ihnen, weil sie Bauunternehmen hatten oder auch Bäckereien, weil Arbeiter auch essen mussten, eine goldene Nase verdient. Das sollte ja wohl den Ausschlag zu seinen Gunsten geben.

  • Der Kompromiss, welcher am Ende von der Curia beraten wurde beinhaltete, dass der junge Tiberier trotz seines jugendlichen Alters, aber auf Grund seiner Familie und seines Engagements zum Dank in die Reihen der Decurionen von Mantua aufgenommen werden sollte. Dafür sollte die Renovation des Theaters nicht ihm, sondern eben der Curia Decurionum zugeschrieben werden, da er ja dann eben ein Mitglied dieser Curia wäre.


    Ausserdem würde ihm für seine Mühen und finanziellen Aufwendungen ein Grundstück aus dem Fundus der Stadt zugesprochen werden.


    Auch hier wurde hitzig diskutiert, doch es zeichnete sich schnell ab, dass dieser Vorschlag wesentlich weniger Gegenstimmen erhalten würde als jeder andere.

  • Quintus musste das Ganze aussitzen. Denn Stimmrecht in der Curia hatte er nicht. Er hatte als Magistrat einen Sitz und konnte zu seinen Themen sprechen, aber eben nicht abstimmen. Die alten Familien gönnten ihm die Ehrung mit einer Inschrift nicht, war ja klar. Das sein junges Alter hierbei wesentlich war, sah er nicht. Aus seiner Sicht war er ein erwachsener Mann, auch wenn das natürlich alle Männer in seinem Alter so sahen, und Männer zwischen 40 und 60 sahen das naturgemäß anders. Und genauso natürlich war es, dass die jungen Männer über diese Sicht der Alten grollten und so war es auch hier. Aber er würde nicht leer ausgehen. Man sprach ihm ein städtisches Grundstück zu und würde ihn in den Stadtrat aufnehmen. Wie er doch im Nachhinein feststellen musste, kam er damit nicht schlecht weg. Man musste eben nehmen, was man bekam.

    Dafür würde er den Stadtrat bei der Bevölkerung für die Unterstützung bei der Renovierung in den grünen Klee loben müssen. Aber das war an und für sich in Ordnung, auch wenn er gern diese Inschrift bekommen hätte.

    Fürs Erste aber würde er sich damit zufrieden geben, in den Stadtrat gekommen zu sein.

  • Am Ende wurde die Aufnahme in den Ordo Decurionum und die Einsetzung als Decurio von Mantua mit grosser Mehrheit beschlossen. Auch das Geschenk des Grundstückes war am Ende unbestritten, so dass dem jungen Tiberier folgende Urkunden überreicht werden konnten, welche ein Scriba äusserst geschickt und schnell gleich vor Ort erstellt hatte:


    IN NOMINE IMPERII ROMANI

    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNT DER STADTRAT VON MANTUA

    Quintus Tiberius Felix


    MIT WIRKUNG VOM

    ANTE DIEM VI KAL NOV DCCCLXXIV A.U.C.

    (27.10.2024/121 n.Chr.)


    ZUM

    MITGLIED DES ORDO DECURIONUM - MANTUA


    UND ZUM

    DECURIO - MANTUA


    Ausserdem wird der genannte Quintus Tiberius Felix vom Stadtrat für seine ausserordentliche Grosszügigkeit bei der Renovation des Theaters mit einem Grundstück geehrt, dessen Besitz an ihn überschrieben wird.


    FÜR DEN STADTRAT VON MANTUA

    DER DUUMVIR
    itcman-duumvir.png


  • Quintus erhob sich und wand sich an die beiden Duumviri. „Ich danke dem Senat der Stadt für diese großzügige Anerkennung meiner Arbeit und Bemühungen um das Wohl der Stadt. Natürlich werde ich mich auch weiter um das Wohl meiner Vaterstadt bemühen.“ Erklärte er erst mal seinen Dank für die Anerkennung. Er war wirklich nicht schlecht weggekommen, wenn er so darüber nachdachte. Ja. Man konnte es schlechter treffen. Er war nicht mal zwanzig und hatte es unter die Honoratioren der Stadt geschafft. Das würde seinem Erzieher sicher gut gefallen. Die ersten Schritte waren getan, auch wenn seine Magistratur noch nicht abgelaufen war und er diese natürlich noch ordentlich zu Ende bringen würde müssen. Mit diesem Polster an Wertschätzung im Rücken aber würde ihm das sicher leicht fallen.

  • Wie er es dem Pontifex Sabbatius zugesagt hatte, hatte er sich die Geschichte von zwei Seiten angehört und hatte sich das dazu geltende Gewohnheitsrecht erklären lassen, wie es sich in den letzten Jahren ein Gebürgter hatte. Wie er selbst schon festgestellt hatte und deswegen auf Colonen umgestellt hatte, gab es nicht mehr so viele Sklaven wie noch vor 100 Jahren. Das hieß, Sklaven wurden teurer und wurden dementsprechend auch pfleglicher behandelt. Vor diesem Hintergrund und auch vor dem der schrecklichen Sklavenaufstände hatte sich die allgemeine Meinung durchgesetzt, dass man als Römer seine Macht nicht missbrauchen durfte. Natürlich war die Sklaverei ein Umstand des ius naturale und damit eine natürliche Form der Existenz. Alle Völker kannten die Sklaverei und alle hielten sie für natürlich. Aber die Römer hatten aus der Vergangenheit gelernt. Natürlich konnte man Sklaven zu allen Arten von Arbeiten heranziehen, und auch an sexuelle Ausbeutung von Sklaven und Sklavinnen nahm niemand Anstoß. Aber man durfte seine Sklaven eben nicht übermäßig schlecht behandeln. Das galt als skandalöses Verhalten und einem Römer unwürdig. Die Herren der Welt aber eben anständige Herren. So war man dazu übergegangen, dass man Sklaven, die sich immer gut betragen hatten, nach einigen Jahren treuen Dienst freizulassen oder dass man den Sklaven erlaubte, ein Pekutium zu besitzen, mit dem sich der Sklave die Freiheit erkaufen konnte. Was natürlich nicht ganz uneigennützig war, wie Quintus beim Durchdenken aufgefallen war, denn so mussten die Herren die im Alter immer ineffektiver werdenden Sklaven nicht mehr durchfüttern. Es gab nun also gute Gründe, seine Sklaven nicht mehr grausam zu misshandeln, so dass dies als unwürdiges Verhalten angesehen wurde und ein Sklave, der sich zu den Standbildern der Götter geflüchtet hatte, musste unter dessen Schutz genommen werden, bis die Sache entschieden war.

    Und um das zu beraten, waren sie heute hier.


    Quintus stand auf und wand sich an den Senat von Mantua. „Patres conscripti, vor zwei Tag am Markttag auf dem Forum, als ich in meiner von euch übertragenen Aufgabe als Magistrat meiner Tätigkeit nachging, kam Marcus Albinius Nepos, der hier wohl bekannt ist, zu mir und beklagte, dass einer seiner Sklaven entlaufen und im Tempel der Göttertrias sei.“ Daraufhin drehte er sich erst mal mit einer Geste der Hände hin und her, so dass alle sahen, dass er als Magistrat die Belange der Bürger ernst nahm. „Ich begab mich zum Tempel, aber der Aedituus wies erst uns beide, dann aber nur noch den Albinius ab und ich konnte hinein und fand dort einen Sklaven, der sich in der Gebärde der Schutzflehenden an die Götter gewandt hat. Der Pontifex Sabbatius gewährte dem, der den Schutz der Götter bis über seinen Fall entschieden ist. Ich selbst habe den Mann und auch Albinius Nepos und einige andere befragt.“ Was genaugenommen nicht seine Aufgabe war, denn er war für die Marktaufsicht eingeteilt. Aber da nun diese Geschichte auf dem Forum begonnen hatte und ihn der Pontifex darum gebeten hatte, sich darum zu kümmern, hatte er es eben getan.

    Worauf er keine Lust hatte, war es, sich mit den Verwandten und Freunden des Albinius im Stadtrat zu verderben. Dieser war ein Handwerker und hatte Freunde und Verwandte in den oberen Kreisen der Stadt aber die Geschichte, die er von dem Sklaven und einem eigenen Anderen gehört hatte, war schon hanebüchen. Der Albinius schien sich wirklich an den Mann auszulassen, weil seine Frau behauptet hatte, er habe versucht, sich ihr zu nähern. Aber die Frau des Albinius hatte einen Ruf hinter vorgehaltener Hand in der Stadt, der etwas anders vermuten ließ. Und auch die Geschichten, die er von anderen gehört hatte, ließen diesen Schluss zu. Aber er wollte das nicht im Stadtrat breittreten. Nicht weil er Angst hatte, sich mit einem Plebejer wie Albinius anzulegen aber er wohnte hier und wollte keine unangenehme Atmosphäre in der Stadt schaffen. „Ich bin mir in dieser Sache unsicher. In den letzten Jahren hat die Augustii öfter gewechselt und die Meinung des Hofs in dieser Sache ist uns nicht bekannt. Ich schlage daher vor, dass wir diesen Fall der Kanzlei und den Rechtsgelehrten des Hofes übersenden, um hier weiterhin Rechtsicherheit zu haben.“ Quintus wollte ein Edikt der Kanzlei wie zu verfahren war und damit die Sache abharken. „Ich schlage daher vor, den Verdienstausfall für den Sklaven bis dahin mit 4 As am Tag festzusetzen, und würde bis zur Antwort diesen stellen.“ Wieder versuchte Quintus, auch den Freunden und Verwandten des Albinus eine Brücke zu bauen, so dass diesem wenigstens kein Schaden entstand. Und die Pontifices würde er für sich gewinnen, wenn er die Kosten trüge und das war mit seinem Vermögen kein Problem. Sollte negativ beschieden werden, so würde man den Sklaven zurückgeben, und sollte im Sinne des Sklaven entschieden werden, würde er an die Stadt verkauft werden und der Preis dem Albinius zukommen. Der Sklave würde somit Stadtsklave und dem Albinius entzogen werden.


    Es entbrannte eine hitzige Diskussion, denn ein Handwerker wie der Albinius hatte eben auch einen Ruf zu verlieren. Aber man hatte wohlwollend aufgenommen, dass der Tiberius keinerlei Andeutungen zu Tugendhaftigkeit der Frau des Albinius gemacht hatte und dass er angeboten hatte, den Verdienstausfall selbst bis zu einer Entscheidung zu tragen. Natürlich bestand seitens der Verwandten und Bekannten des Händlers keinerlei Interesse, den Fall vor den Hof zu tragen und sie beschuldigten den Sklaven schlicht der Lüge und verlangten, dass man die Wahrheit aus ihm heraus folterte.

    Das lehnte aber sowohl Quintus als auch der Duumviri für Rechtsangelegenheiten strickt ab. Ein Mann, der sich wegen Grausamkeit zu den Standbildern der Götter geflüchtet hatte, zu foltern, war selbst für Quintus, der sonst nicht zimperlich war, ein Ding der Unmöglichkeit.

    Dann einigte man sich, dass der Magistrat diesen Fall an die Kanzlei mit der Bitte um Rechtssicherheit überstellen solle und dass Quintus bis dahin einen Verdienstausfall von 3 As am Tag übernehmen sollte.


    Sim-Off:

    Hinweis: // Die hier dargestellte Geschichte stellt die historischen Gegebenheiten dar, so gut ich das eben rekonstruieren kann. Der Plot zielt meinerseits nur darauf ab, wie das im IR gehandhabt werden soll. Es steht weiter jedem frei, mit Einverständnis des Spielers seine Sklaven-ID zu behandeln, wie er will. Ich will nur ein bisschen historische Stimmung verbreiten, da sich das Verhalten der Römer zu ihren Sklaven im Vergleich 50 v. Chr. und 100 n. Chr. sehr deutlich geändert hatte.

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