Ianua | Der Eingang zu der Domus

  • Schreckliche Neuigkeiten auf dem Forum. Der Kaiser war tot. Vielleicht ermordet, vielleicht auch nicht. Einen Caesar gab es nicht. Die Situation erinnerte mich an die vor dem Bürgerkrieg Palmas gegen Salinator. Einziger Unterschied: Damals befand ich mich irgendwo auf dem Land, fernab der Zielscheibe Rom. Heute saß ich wie auf dem Präsentierteller in Rom fest. Flucht unmöglich. Kein Entkommen. Bald, das fürchtete ich, standen wieder irgendwelche Legionen vor Rom, eroberten die Stadt und verbreiteten Chaos, Zerstörung und Tod.


    Und ich mittendrin.


    Ich musste meine Überlebenschancen erhöhen. Die Fensterläden der Domus wurden mit Brettern verbarrikadiert. Genauso der Haupteingang. Dahinter wurden Stühlen, Tische, Klinen und ähnliches gestapelt, damit so schnell niemand durch diesen Eingang kam. Der Seiteneingang wurde mit zwei großen Schränken verstellt, die im Notfall aber auch schnell umzustoßen waren, damit ich hoffentlich fliehen konnte, sollte es zum Äußersten kommen. Meine letzten Hamsterkäufe nie aus dem Blick lassend schlug ich meine neue Bettstatt in unmittelbarer Nähe zum Seiteneingang auf. Ein Ohr immer ins Atrium gerichtet, ob fremde Stimmen von dort zu hören waren. Ein Auge immer auf meine letzten paar Lebensmittel gerichtet. Denn die Tore waren zu. Nichts und niemand kam ohne Armee aus Rom heraus oder nach Rom hinein. Auch die Lebensmittel nicht..

  • Ein überraschend eingetroffener Brief versetzte Plautus in nachmittägliche Bewegung. Hatte doch ein gewisser Artorius Rufinus ihm eine Brauerei samt Personal für einen sehr angenehmen Preis angeboten. Gelegenheit macht Kaufleute, sagte sich Plautus und beschloss, auf dieses Angebot einzugehen, obwohl es eigentlich nicht so ganz in seine unternehmerische Strategie passte.


    So machte er sich auf zum Esquilin, wo er an der Porta der Domus Artoria den Türklopfer gleich dreimal zum Sprechen brachte.

  • /images/misc/ava_galerie/Quintus.jpg Wer sich plötzlich reich geerbt hatte, der konnte sich auf einmal viele tolle Dinge leisten. Das war ganz prima. Für den Erben. Und für die Verkäufer auf dem Markt. Und für die Händler. Und für die Produzenten. Eigentlich für alle. Eigentlich. Denn Frigidus war darüber nicht so erquickt. Er stammte aus einer noblen Sklavenzucht irgendeines Patriziers. Und er war auch selbst ganz vornehm, zurückhaltend und vor allem gefühlskalt. Deshalb trug er auch diesen Namen. Denn Frigidus bedeutete sowas wie "der Kalte", "der Eisige", "der Frostige". Von dem neureichen Erben und Hausherrn dieses Hauses wurde er hingegen schon bei seinem Kauf nur flapsig Thynnus genannt. Über das Warum konnte Frigidus selbst nur spekulieren. Wahrscheinlich aber, weil direkt nebenan gerade ein Händler seinen übel riechenden Thunfisch verkauft hatte. Und so war also Frigidus alias Thynnus in die Domus Artoria gelangt.


    Es klopfte an der Tür. Dreimal. Pflichtbewusst erhob sich Frigidus von seinem Schemel und schritt in seiner steifen Haltung zur Pforte. Das Holz der Tür stöhnte, als sie geöffnet wurde. Mit seinem gefühlskalten Blick schaute Frigidus hinaus und erblickte den zuvor Anklopfenden. "Hm?", äußerte er anschließend hörbar erwartungsvoll. Dann sah er einmal an dem Fremden musternd hinab, dann musternd wieder hinauf. "Salve.", rang er sich ab. "Du wün'chst?" Keine Wärme lag in seinen Worten. Keine positive Emotion in seinem ganzen Auftreten. Aber auch keine negative. Ganz ohne jede Gefühlsregung stand er da, in der Tür, und blickte den Unbekannten aus leeren Augen an. Wie ein Thunfisch.




    SKLAVE - MARCUS ARTORIUS RUFINUS

  • Mit einigem Befremden besah sich Plautus diesen artoridischen Ianitor, dessen Gesichtszüge wohl schon seit Vorzeiten erstarrt waren oder, wenn man's höflich ausdrücken wollte, in sich ruhten. Hier in Roma hatte Plautus ja schon den einen oder anderen Ianitor erlebt. Meist waren es knorrige Typen, die gelegentlich auch mit sprachlicher Fantasie aufwarteten wie jener, der das iulische Anwesen bewachte. Bei diesem stromlinienförmigen und wortkargen Geschöpf an der Porta der Domus Artoria tippte Plautus auf Magengeschwüre.


    "Salve Ianitor, ich danke Dir für Deine überaus freudige Begrüßung. Mein bescheidener Name lautet Galeo Sergius Plautus und es wäre mir eine große Ehre, wenn Du mich bei Artorius Rufinus anmelden könntest. Wir möchten Geschäftliches besprechen, wenn Du erlaubst."

  • /images/misc/ava_galerie/Quintus.jpg Ausdruckslos und ohne jede Regung in Gesicht oder Körper sah Frigidus den Mann, der sich als Sergius Plautus vorstellte, an. Dabei entwich kein Wort seinen Lippen. Kein Laut kam aus seiner Kehle. Er schaute den Sergius einfach nur an. Erst nach einem Momentum der Stille und des Schweigens antwortete er mit dem für ihn typischen "Hm." Diesmal nicht als Frage formuliert, sondern als Aussage. (Merke: Der Ton macht die Musik.)


    Anschließend trat Frigidus einen Schritt zur Seite und machte eine vornehm einladende Geste mit seiner Hand. "Es ist erlaubt.", sprach er dann in seinem immer gleichen, neutralen Tonfall. "Ich werde dich auf der S'telle" Und dieses Wort klang bei ihm wirklich mehr nach Wüste als nach Schwein, weil der unterkühlte Frigidus grundsätzlich kein schweinisches "sch" in den Mund nahm. "zu ihm geleiten." Er schloss die Tür hinter dem sergischen Gast. Dann brachte er jenen ins Tablinum.




    SKLAVE - MARCUS ARTORIUS RUFINUS

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