Am heutigen Tag standen die Vorstellungen der Kandidaten zum Cursus Honorum an. Seppius Septimus, der Consul, sah auf die Liste und las den nächsten Namen vor.
"Titus Aurelius Ursus kandidiert zum Vigintivir. Er möge vortreten."
Am heutigen Tag standen die Vorstellungen der Kandidaten zum Cursus Honorum an. Seppius Septimus, der Consul, sah auf die Liste und las den nächsten Namen vor.
"Titus Aurelius Ursus kandidiert zum Vigintivir. Er möge vortreten."
Dies war also der große Moment. Zum ersten mal würde er vor dem Senat sprechen. Seine Hände waren schweißnass, doch er wagte nicht, sie an seiner Kleidung abzuwischen. Schon allein deswegen nicht, weil man dadurch seine Unsicherheit vielleicht bemerken würde. Und natürlich auch, weil es am Ende sein makelloses Äußeres in Mitleidenschaft ziehen würde.
Als er schließlich aufgefordert wurde, zu sprechen, trat Ursus vor. Er bemühte sich um feste, sichere Schritte und hielt den Kopf stolz erhoben. Hoffentlich schaffte er es!
"Hochverehrte Senatoren", begann Ursus und hoffte, dass man seine Nervosität seiner Stimme nicht anhören konnte. Denn zum ersten mal sprach er vor einem solchen Gremium und zum ersten mal hing so unglaublich viel davon ab, was er sagte.
"Ich danke euch für die große Ehre hier das Wort ergreifen zu dürfen. Mein Name ist Titus Aurelius Ursus und dieser Name wird den meisten von euch vermutlich nicht viel sagen. Doch das möchte ich gerne ändern. Rom ist meine Geburtsstadt und es war mir vergönnt, hier als Sohn des Decimus Aurelius Maxentius und der Claudia Tusca aufzuwachsen. Doch die letzten Jahre verbrachte ich mit Studien in Athen, so dass meine Person den Augen der Öffentlichkeit verborgen blieb. Erst vor einigen Monaten kehrte ich hierher zurück.
Heute stehe ich hier, um euch um eure Stimme zu bitten. Natürlich werdet ihr fragen: Was hat dieser Mann denn schon für Rom getan, womit kann er seine Befähigung für so ein wichtiges Amt belegen? Nun, ich muß zugeben, dass ich noch nichts für Rom geleistet habe. Und dass ich ebenfalls nichts vorweisen kann, um meine Befähigung zu belegen, außer einer fudierten Ausbildung. Doch meines festen Willens kann ich euch versichern, dass ich all mein Wissen und all meine Kraft aufwenden möchte, um Rom und dem römischen Volk zu dienen. Gerade weil ich noch nichts geleistet habe, bitte ich euch um eure Stimme.
Laßt mich beweisen, was ich zu leisten vermag! Laßt mich Rom endlich etwas von dem zurückgeben, was mir ganz selbstverständlich als Geburtsrecht an Privilegien zugesprochen wurde, ohne dass ich dafür etwas leisten musste. Schenkt mir euer Vertrauen und seid gewiß: Ich werde euch nicht enttäuschen!"
Seine Gesten, das Leuchten seiner Augen, das alles zeigte deutlich, wie sehr seine Worte ihm aus dem Herzen kamen. Da war nichts gekünsteltes, nichts auswendig Gelerntes in seiner Rede. Er blickte nun auffordernd in die Runde. Sicher würde es Fragen geben. Und er war auf diese schon sehr gespannt.
Beim Namen Decimus Aurelius Maxentius erwachte der Senator aus seinem Tiefschlaf, denn Detritus hatte diesen Mann persönlich kennengelernt. Es wunderte ihn also, dass sein Sohn nichts über die Taten seines Vaters erzählte, dass er also Magistratus und Vertreter von Misenum in der damals noch vorhandenen Curia Provincialis Italia gewesen war.
"Ich hoffe junger Aurelius, dass du was von deinem Vater geerbt hast." Er wirkte einen Augenblick nachdenklich. "Dein Vater war ein guter Verwalter, der es bis zum beachtlichen Amt des Princeps Curiae der ehemaligen Curia Provincialis geschafft hat. Es war mir wirklich eine Ehre mit ihm zu arbeiten."
Ursus hatte insgeheim gehofft, daß ihn jemand wegen seines Vaters ansprechen würde. Es war eben nicht gut, gleich alles in den ersten Teil einer Rede zu packen. Das führte nur dazu, daß einzelne wichtige Punkte ungehört blieben.
Er blickte dankbar und erfreut zu Detritus herüber und nickte ihm ermst zu. "Ich danke Dir sehr für die ehrenden Worte über meinen Vater, Senator Octavius. Er war ein großartiger und sehr weiser Mann, der mit Freude Rom diente, indem er in Misenum verschiedene Ämter bekleidete. - Er ist mein großes Vorbild und ich bin festen Willens, ihm Ehre zu machen", sagte der junge Aurelier mit fester Stimme und blickte Detritus noch einen Moment lang fest an.
Dann ließ er seinen Blick wieder über die anderen Senatoren gleiten. Eine Versammlung der ehrwürdigsten und mächtigsten Männer Roms. Er schluckte und sprach dann weiter. "Jedes der von den vigintiviri ausgeführten Ämter hat einen besonderen Reiz und ich würde jedes davon mit Freuden ausführen. Doch wenn ihr mich fragt, welches ich favorisiere, so wäre es das Amt des decemvir litibus iucandis. Warum ausgerechnet der decemvir litibus iucandis? Nun, dieses Amt würde es mir in besonderem Maße ermöglichen, die Menschen kennenzulernen. Gerade Erbschaftsangelegenheiten sind mit besonderer Sorgfalt und Fingerspitzengefühl zu behandeln. Zudem ermöglicht dieses Amt einen Einblick in die Verwaltungsstrukturen, was mir bei zukünftigen Aufgaben nur nützlich sein kann. - Es ist eine große Herausforderung. Eine Herausforderung, der ich mich gerne stellen möchte und der ich mich auch gewachsen fühle."
Durus kannte den Aurelier noch von jenem Convivium in der Villa Aurelia, bei dem er so nette Damen kennen gelernt hatte. Abgesehen davon stammte Ursus aus ehrenwertem Hause und damit hatte er alle Bedingungen erfüllt, um Durus' Unterstützung zu erhalten. Er wandte sich leise an seine Nebenmänner und bemerkte
"Ein tüchtiger Bursche."
ZitatOriginal von Titus Aurelius Ursus
Dann ließ er seinen Blick wieder über die anderen Senatoren gleiten. Eine Versammlung der ehrwürdigsten und mächtigsten Männer Roms. Er schluckte und sprach dann weiter. "Jedes der von den vigintiviri ausgeführten Ämter hat einen besonderen Reiz und ich würde jedes davon mit Freuden ausführen. Doch wenn ihr mich fragt, welches ich favorisiere, so wäre es das Amt des decemvir litibus iucandis. Warum ausgerechnet der decemvir litibus iucandis? Nun, dieses Amt würde es mir in besonderem Maße ermöglichen, die Menschen kennenzulernen. Gerade Erbschaftsangelegenheiten sind mit besonderer Sorgfalt und Fingerspitzengefühl zu behandeln. Zudem ermöglicht dieses Amt einen Einblick in die Verwaltungsstrukturen, was mir bei zukünftigen Aufgaben nur nützlich sein kann. - Es ist eine große Herausforderung. Eine Herausforderung, der ich mich gerne stellen möchte und der ich mich auch gewachsen fühle."
Die einführenden Worte dieses Kandidaten fand Macer nicht mehr oder weniger beeindruckend als bei anderen Kandidaten zuvor. Viele junge Männer kandidierten als Vingitivir, die vorher ein Bildungsreise unternommen hatten und erst seit kurzer Zeit in Rom waren. Das schien so Mode zu sein und störte zumindest Macer auch nicht weiter. Der Name das Vaters des Mannes sagte ihm nichts, was bei seinem schlechten Gedächtnis auch nicht viel heißen musste. Der Blick in die Zukunft war da schon interessanter. "Einblick in die Verwaltungsarbeit wirst du wohl mit jeder Magistratur erhalten. Wer verwaltet schließlich Rom, wenn nicht die Magistrate und Curatoren? Aber du sagtest, du möchtest für zukünftige Aufgaben dabei lernen. Das ist ein sehr lobenswertes Ziel. Hast du das nur ganz allgemein gemeint, weil die ein neugieriger Mensch bist, oder hast du schon genauere Vorstellungen, was deine zukünftigen Aufgaben nach dem möglichen Vigintivirat sein könnten?"
Ursus wandte sich dem Senator, der das Wort ergriffen hatte, aufmerksam zu. Und er nickte bei der berechtigten Frage. "Ein möglichst breites Wissen halte ich für eine unerläßliche Grundlage, wenn man den Weg in den Senat anstrebt. Und dies ist natürlich mein Ziel, wie sicherlich auch bei jedem anderen Kandidaten." Damit verriet er kein Geheimnis, warum waren sie denn alle hier? "Aber ich habe natürlich schon Vorstellungen, wie die nächsten Schritte auf meinem Weg aussehen könnten. Sollte ich die Ehre haben, im kommenden Jahr mit den Aufgaben eines decemvir litibus iucandis betraut zu werden, würde ich mich für das folgende Jahr zunächst um ein Tribunat bemühen. Dazu bin ich zwar eigentlich nicht verpflichtet, doch es ist mein persönlicher Wunsch, auch einen Einblick ins Militärwesen zu gewinnen." Immerhin war es auch der Senat, der Soldaten in den Krieg schickte. Man sollte wissen, worüber man da entschied. Wissen, was diese Männer für Strapazen auf sich nehmen mußten für Kaiser und Reich.
"Nach dem Tribunat würde ich gerne einige Zeit dem Dienst an den Göttern widmen, bevor ich mich dann um ein weiteres Amt bewerben möchte. Welches das sein würde, möchte ich jetzt noch nicht entscheiden. Das wird sich sehr danach richten, was ich bis dahin für Erfahrungen gesammelt habe." Mit dem, was er im Moment so wußte und wünschte, würde er sogar in Betracht ziehen, ein weiteres mal als vigintivir zu kandidieren. Denn das Amt des tresvir capitalis reizte ihn durchaus auch sehr.
Wie zu Beginn der Debatte, ergriff Seppius Septimus, der Consul, auch zu deren Ende das Wort.
"Wir danken Titus Aurelius Ursus für seine Auskünfte. Die Befragung ist beendet."
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!