Noch immer waren ihre Augen geweitet, das Erschrecken nicht gewichen, doch was war daran eigentlich so erschreckend? Dass es einem kleinen Teil von ihr gefallen hatte? Dass er sie einfach geküsst hatte, weil er es wohl gewollt hatte? Dass sie nicht sofort reagiert und ihn getötet hatte, wie sie es bis vor wenigen Monaten noch getan hätte? Wohin gehe ich, fragte sich Cadhla. Bin ich noch die, die ich war? Die Antwort darauf musste immer nein lauten. Und doch, er schien wenigstens einen gewissen Anstand zu besitzen - wie Corvinus, flüsterte die Stimme gnadenlos in ihrem Inneren - und entfernte sich von ihr, nachdem er bekommen hatte, was er wollte.
"Man nicht macht Liebe bei Kampf," sagte sie unerwartet harsch, und jetzt endlich konnte sie wieder ihre Beherrschung zurück in ihr Gesicht zwingen, das den weichen Ausdruck verlor, auch wenn ihre Wangen noch immer von der zurückgebliebenen Erregung gerötet waren, leicht zu entdecken auf der blassen Haut.
"Entweder Du kämpfen, oder Du machen Liebe, aber nicht beides. Ich hier um Dich lehren kämpfen, nicht Liebe." Seine Worte über ihre angebliche Schönheit überhörte sie gekonnt, denn das konnte er angesichts der zarten, angemalten Wesen nicht ernst meinen, die tagaus, tagein in der villa herumschwebten und mehr Traum zu sein schienen als Frau. Seine Hand ergriff sie nicht, sondern rappelte sich selbst auf, den Staub aus ihrer tunica klopfend, um ihm ihr Gesicht nicht zeigen zu müssen. Besser, sie fasste ihn nicht mehr an, egal wie. Noch immer jagte ihr Herzschlag, und sie fühlte sich, als sei sie nackt. "Wenn Du nicht wollen, dass ich Dir tun wirklich weh, dann Du nicht mehr tun ... was gerade eben getan."