Zwei Patrizier auf der Suche nach Entspannung (Verwirrungen, Teil II]

  • "Na, ich bin mir sicher, Du wirst gewählt werden - Du bist aus gutem Haus und Du kannst argumentieren, was braucht man noch? Deine Familie ist bekannt genug, um Dir einen gewissen Vertrauensvorschuss zu geben, in sofern würde ich mir da an Deiner Stelle nicht so viele Gedanken machen," gab ich zurück und ließ die Hände noch einmal der Länge nach seinen Rücken herab streichen, bevor ich sie an meinen Oberschenkeln abwischte und mich dann streckte. "Und bis zum Tribunat hast Du minimal noch ein Jahr Zeit, wenn Du ab jetzt jeden Tag trainierst, solltest Du danach sicher in Form sein. Es ist ja nicht so, dass Du nicht planen könntest." Vor allem würde er es sicher nicht übertreiben müssen, um einigermaßen gute Ergebnisse zu erzielen, soviel stand fest.
    Ich ging ihm, nachdem ich das Ölfläschchen verstaut hatte, auf den Trainingsplatz voraus, der sich inzwischen wirklich geleert hatte. "Sagen wir, bisweilen macht es einem den Kopf sehr gut frei. Was wäre das Leben doch für eine ausgesprochen trübsinnige Angelegenheit, wenn man nicht ab und an ein bisschen Freude haben könnte. Als unverheirateter Mann muss man eben schauen, wo man bleibt." Gemächlich nahm ich die Ausgangshaltung für den Ringkampf ein und wartete, dass er es mir gleichtat.

  • "Und ich bin mir sicher, daß Du gewählt wirst. Immerhin hast Du schon bewiesen, daß Du ein Amt zuverlässig ausübst. Und gerade der Dienst im Tempel wird ja sehr positiv gewertet. - Ich bin wirklich gespannt, wie die Wahl ausgehen wird. Wir sind ja schließlich nicht die einzigen Kandidaten. Sonst wäre es ja einfach." Ursus war eigentlich froh, mit jemandem wie Aquilius gemeinsam zu kandidieren. So war es eine freundschaftliche Konkurrenz und kein bösartiges Gegeneinander. Auch mit Marsus schien die Konkurrenz eher eine freundschaftliche Basis zu haben. Auf jeden Fall würde die Zusammenarbeit, falls sie jeder ein Amt erhielten, sicherlich gut funktionieren.


    "Ja, ich werde in diesem Jahr sicherlich darauf achten, regelmäßig zu trainieren, um fit zu sein. Und auch Trainingseinheiten anderer Art einschieben." Er bezog sich damit nochmal auf die Kratzer und grinste wieder frech.


    Eingerieben war er nun, sie konnten zum eigentlichen Kampf schreiten. Ursus nahm ebenfalls die Ausgangsposition ein und musterte Aquilius nochmals genau, um zum einen die Hebelpunkte auszumachen und zum anderen jede noch so kleine Regung zu erkennen, die auf einen Angriff hindeuteten. Er wollte gar nicht erst zulassen, daß Aquilius ihn zu packen bekam. Was leichter gedacht als getan war. "Bist Du eigentlich verlobt?", fragte Ursus, der ja nichts von irgendwelchen Heiratsplänen wußte, um Aquilius von dem Kampf ein wenig abzulenken.

  • "Ich denke, wir sind aussichtsreiche Kandidaten, neben dem Annaer wohl die aussichtsreichsten - Deine gens ist wohlbekannt, mein Einsatz auch, der Annaer ist bereits magistrat gewesen - und alle anderen sind eher unbeschriebene Blätter. Der Octavier könnte durch seinen Vater noch einen gewissen Bonus haben, aber das wird sich weisen, nicht alle Octavier waren bisher politisch wirklich erfolgreich," überlegte ich weiter und schmunzelte dann. Es würde sicher eine interessante Amtszeit werden, und mit jemandem wie Aurelius Ursus zusammenzuarbeiten konnte ich mir gut vorstellen, er schien mir einen angenehmen Charakter zu haben, und war auch einem Scherz nicht abgeneigt, was wollte man mehr?


    Mit allzu staubtrockenen Menschen konnte ich selten etwas anfangen, und mit so jemandem wäre ich auch nicht in die thermae gegangen. Seine Worte über die Trainingseinheiten ließen mich breiter grinsen, und für einen Moment lang war ich in Versuchung, ihn zu fragen, ob wir einmal gemeinsam ins lupanar gehen sollten - aber so gut kannten wir uns auch wieder nicht, dass ich mich gänzlich gehen lassen wollte in seiner Gegenwart.


    Als sich Ursus geschmeidig in die Ausgangshaltung bewegte, kam ich nicht umhin, seinen Körper abermals genauer anzusehen und innerlich zu schmunzeln. Was für ein gutaussehender Mann ... es wäre sicherlich angenehm, ihn einmal beim Liebesspiel in Aktion zu sehen. Aber es war wirklich zu früh für solche Gedanken. "Noch nicht. Aber ich hoffe doch, ich werde es bald sein - mit einer Deiner Verwandten," sagte ich grinsend und griff im gleichen Moment an, den Überraschungseffekt nutzend, den ich mir von meinen Worten versprach, versuchte, seinen Oberkörper kräftig zu packen und ihn im ersten Lauf umzustürzen -einen Versuch war es ja wert.

  • "Ich habe Octavius Marsus vor einiger Zeit kennengelernt. Er macht auf mich einen sehr freundlichen Eindruck und ist wohl ein Republikaner durch und durch." Ursus grinste. Der Nachmittag, den er mit Marsus in der Therme verbracht hatte, war schon sehr amüsant gewesen.


    "Aber er hat natürlich, genauso wie ich, noch nichts geleistet. Ich wünsche ihm, daß er die Chance erhält, sich zu beweisen. Er wirkte auf mich sehr entschlossen." Ja, Modestus hatte bestimmt gute Chancen. Die Einweihung des Tempelgrundstückes war sehr eindrucksvoll gewesen.


    Ursus merkte, daß Aquilius sich anspannte. Es wurde wohl ernst. Und doch beantwortete der Flavier erst die andere Frage. Ein Familienmitglied? Ursus stockte und ließ sich wahrhaftig einen Augenblick lang davon ablenken. Aber auch wirklich nur einen winzigen Augenblick. Der hätte beinahe gereicht, um ihn in den Sand zu schicken. Wenn er nicht eingeölt gewesen wäre. So hatte seine Ausweichbewegung im Augenblick des Zupackens doch noch etwas gebracht. Die Arme, die ihn fest greifen wollten, glitten ab und verpaßten den Hebelpunkt.


    Nun griff Ursus seinerseits zu und wollte die Angriffsbewegung von Aquilius noch weiter treiben, um ihn so aus dem Gleichgewicht zu bringen und niederzuwerfen.


    "Eine meiner Verwandten? Wen denn?", fragte er im Plauderton weiter, als säßen sie in einer Taverne bei einem Becher Wein.

  • Bisher war mein Eindruck vom Octavier nicht der positivste gewesen, aber vielleicht hatte ich ihn bisher auch nicht im rechten Augenblick erwischt - wieviel er taugte, würde sich ohnehin erst erweisen, wenn er sein Amt gewonnen hatte und ausüben würde, in sofern machte ich mir eher wenig weitere Gedanken um Octavius Marsus. Zumindest ein gewisser Druck würde vorhanden sein, es gab zuviele verdienstvolle Politiker in seiner gens, als dass er sich allzu viele Fehler würde leisten können.


    Dass Aurelius Ursus anscheinend im Kampf mehr Übung hatte, als er vorher hatte eingestehen wollen, musste ich feststellen, als er auf meinen Angriff gewandt reagierte - aber alles andere wäre auch irgendwie enttäuschend gewesen. Wenn ich gewann, wollte ich nicht leicht gewinnen, wenn ich verlor, dann gegen einen guten Gegner, dem ich es nicht zu leicht gemacht hatte. Ich hatte etwas zuviel Schwung und nun konnte er mich packen, aber diesen Trick konnte ich glücklicherweise noch kontern - reiner Instinkt, weniger rationale Überlegung war da hilfreich, ich stemmte mein rechtes Bein gegen seine Bewegung und spannte meinen Körper an, streckte mich etwas und begann, meine Kraft gegen die seine anzuwenden, als ich ihn ebenfalls griff und hoffte, diesmal nicht am Öl zu scheitern.
    "Es wird wohl Aurelia Prisca, wenn sie mich denn will."

  • Aquilius hatte ihn. Er hatte ihn wahrhaftig, nämlich ausgesprochen fest im Griff. Doch auch er hatte Aquilius. Beide standen sie so fest, wie man nur stehen konnte. Es ging nun um reine Kraft, wer den anderen niederringen würde. Es war schade, dass Ursus mit seinem Trick nicht vollständig zum Zuge gekommen war. Doch es wäre irgendwie auch schade gewesen, wenn der Kampf so schnell beendet gewesen wäre.


    Der Flavier war wirklich eine harte Nuß und der Kampf dadurch ausgesprochen spannend. Ursus schloß für einen Moment die Augen, - ohne in seinem festen Griff nachzulassen. Er sammelte sich, konzentrierte sich ganz auf die Situation, machte sich jeden Teil seines Körpers richtig bewusst. Um dann für einen kleinen Augenblick nachzugeben und schließlich den Druck, den er ausübte, in eine leicht veränderte Richtung zu lenken. Vielleicht brachte das den Flavier ja aus dem Gleichgewicht?


    Prisca war also die Auserkorene. Was für ein Glückspilz dieser Aquilius doch war! Und das würde er ihm auch noch sagen. Sobald er wieder etwas Atem dafür übrig hatte...

  • Ich fühlte den Schweiß förmlich tropfen, als wir uns so gegenseitig hielten. Im Grunde war dies die klassischste aller Ringerpositionen, und gleichzeitig die tückischste, denn hatte man sich erst einmal ineinander dergestalt verkeilt, musste man viel Kraft aufwenden oder aufgeben, um dem wieder zu entkommen. Der Kampf wurde damit aber interessant, und ich begann, meinem Gegner einen gewissen Respekt zu zollen - dafür, dass er sich so untrainiert genannt hatte, hatte er viel hinbekommen, und ich schätzte es, wenn der Sieg nicht zu leicht kam - an eine Niederlage dachte ich noch lange nicht, dafür war ich auch einfach viel zu stur. Niederlagen kamen nicht in Frage.


    Die Muskeln meines Gegners spannten sich an, und ich erwartete eigentlich einen Gegendruck, der mich endgültig von den Füßen heben sollte, aber dieser Druck kam nicht, statt dessen gab er kurz nach - ich hatte mich nicht schnell genug gefangen, um darauf zu reagieren, da ich ihm immernoch entgegen strebte, kam Schwung in unsere Bewegung, und bevor ich noch hätte realisieren können, wieso ich es tat, stieß ich mich ungleich mehr vom Boden ab und versuchte, ihn mit mir zu reißen, sein Manöver damit konternd, dass ich es für mich nutzte - während wir dem Bodenentgegen stürzten, dachte ich irrigerweise daran, dass ich schon lange keinen Sand mehr geschmeckt hatte, und das letzte Mal mit Gracchus gewesen war ...

  • Es funktionierte! Ursus spürte, wie Aquilius' Körper genau in die Richtung strebte, in die Ursus ihn hatte haben wollen. Doch es wäre zu schön gewesen, wenn das alles gewesen wäre. Der Flavier besaß eine bewundernswerte Geistesgegenwart, denn er verstärkte den Schwung noch und riß Ursus mit sich. Zwar versuchte der Aurelier noch, dem entgegen zu wirken, doch die Kraft, entstanden durch Schwung und Gewicht, war zu stark, als daß dies noch hätte funktionieren können.


    Natürlich ließ Ursus Aquilius so wenig los, wie dieser ihn losließ und so landeten sie beide schwungvoll im Sand. Einen Moment lang war Ursus zu benommen, um zu reagieren. Doch dann brach er in Gelächter aus, ohne zu wissen warum eigentlich, und reichte Aquilius freundschaftlich die Hand. "Das nennt man wohl ein klassisches Unentschieden. Meine Bewunderung für Dein Reaktionsvermögen. Ich bin schon hunderte male auf den Trick reingefallen, den ich bei Dir versucht habe anzuwenden. Jetzt muß ich noch daran arbeiten, mich nicht mit runterziehen zu lassen." Er grinste breit, froh, zumindest ein Unentschieden geschafft zu haben.


    "Und meinen Glückwunsch, was Prisca betrifft. Du bist ein Glückspilz! Sie ist eine wunderbare Frau, Du bist wahrhaft zu beneiden." Natürlich war dann noch interessant zu erfahren, was Prisca denn so davon hielt. Doch welche Frau würde schon einen Mann wie Aquilius ablehnen? Er sah ausgesprochen gut aus und war dazu ein freundlicher Mensch. Sicher würde er seine Frau gut behandeln.

  • Als wir beide im Sand landeten und dort liegen blieben, ohne dass einer von uns einen nennenswerten Vorteil daraus gewonnen hätte, musste ich lachen und spuckte kurz darauf den Sand aus, der mir im Mund gelandet war. Ich begann, mich aufzurichten, und nahm die Hand meines Kontrahenten - es war ein kurzer Kampf gewesen, aber ein durchaus amüsanter, und so sollte es auch sein.
    "Ach, ich bin auf sowas nur vorbereitet, weil mein Vetter Gracchus mich damit früher dauernd aufs Kreuz gelegt hat und es mir irgendwann einfach gestunken hat, dass er immer gewinnt. Ein Unentschieden ist da schon weit erträglicher als eine dauernde Niederlage," gab ich grinsend zurück und blickte an mir herab - eine panierte und gebratene Frucht war nichts dagegen. "Aber irgendwann schaffe ich es, daraus einen Sieg zu machen, auch wenn es ein gemeines Manöver ist, darauf angemessen zu antworten ist nicht wirklich leicht. Du bist in jedem Fall damit auf der sicheren Seite, wenn Dein Gegner nicht wesentlich stärker ist als Du selbst es bist."


    Ich schüttelte den Kopf, aber auch das entfernte den vielen Sand nicht aus meinen Haaren, um ein Bad würde ich wohl kaum herumkommen. Und noch an einer Stelle klebte nun der Sand, aber dort würde ich vor Ursus sicher nicht versuchen, ihn zu entfernen. "Nun ja, es ist zumindest Stand der Überlegungen, wer weiss, vielleicht hat sie eigene Wünsche und Vorstellungen, denen sie nachgehen möchte - es hätte recht wenig Sinn eine Frau zu heiraten, die einen anderen so tief liebt, dass sie jeden anderen verabscheuen muss. Damit holt man sich das Unglück gleich bei der Hochzeit mit ins Haus, und das würde ich gern vermeiden. So gut kenne ich sie noch nicht, dass ich sicher von einem gemeinsamen Weg ausgehen könnte. Aber im Zweifelsfalle wäre ich auf jeden Fall der Glückspilz, der eine ganz besondere Frau für sich gewinnen konnte."

  • "Ein guter Kampf. Und mir ist ein Unentschieden auch entschieden lieber als eine Niederlage", lachte Ursus und rappelte sich auf. "Jetzt könnten wir glatt als Schnitzel durchgehen." Sie sahen beide wirklich gut paniert aus. "Also... paniert fühle ich mich eigentlich genug - und vielleicht ist es klüger, es bei einem Unentschieden zu belassen, statt doch noch eine Niederlage zu riskieren." Er grinste breit "Was hältst Du von abschaben und dann einem Bad?" Auch er hatte Sand an Stellen kleben, die er hier in der Öffentlichkeit vielleicht besser nicht davon befreite.


    "Zumindest ist mir nichts davon bekannt, daß sie ihr Herz schon jemand anderem geschenkt hätte", meinte Ursus. Auch wenn ihm natürlich klar war, daß Prisca ihm so etwas auch niemals erzählen würde. "Ich wünsche euch beiden jedenfalls alles Glück, das man nur haben kann. Und ich bin auch davon überzeugt, daß man eine gute Ehe führen kann, wenn beide Partner dazu gewillt sind. - An Heirat habe ich persönlich noch überhaupt nicht gedacht..." Er wüßte auch gar nicht, wen. Irgendwie gab es nur wenige junge Frauen in heiratsfähigem Alter in den einflußreichen Familien. Schließlich kam ja für einen Patrizier nicht jede in Frage. Auch was das anging, hatte Aquilius ausgesprochenes Glück gehabt.

  • "Solange uns jetzt keiner aufklaubt und auf dem Markt in Fett brät, haben wir nochmal Glück gehabt," meinte ich grinsend auf seine Bemerkung mit den Schnitzeln und streckte mich dann, bis es in meinem Rücken knackste und ich mich wohler fühlte. "Schaben und Baden klingt jetzt wirklich sehr gut, vor allem, wenn wir uns in unsere Arbeitszimmer zurückziehen und selbst auf den Stühlen Platz nehmen wollen, ohne von einem Sklaven wegen des Muskelkaters gestützt zu werden," fügte ich noch an und blickte mich um. Es waren noch weniger Männer geworden als zuvor, und unser kleiner Kampf hatte nur ein, zwei Zuschauer bekommen, die sich nun, da keine Revanche anzustehen schien, wieder ihren Übungen zuwandten, spektakulär waren wir wirklich nicht gewesen. Da bekam man an anderen Tagen ganz andere Kämpfe zu sehen, die ich auch gern beobachtete - beispielsweise wenn ein Senator seinen persönlichen Trainer mitbrachte und es wirklich zur Sache ging.


    Während wir wieder in das Innere des Gebäudes gingen - das Abschaben fand vor dem Baden in einem separaten Raum statt - nickte ich leicht zu seinen Worten über Prisca und hoffte, dass er sich nicht täuschte. Liebe war ... kompliziert. "Ich danke Dir dafür, und ich werde auch alles menschenmögliche tun, dass sie eine glückliche Ehefrau wird. Diese ganze Heiraterei ist doch vor allem eines - anstrengend - und eine Ehe danach ist es meistens auch. Man muss schon viel Glück haben, um mit dem gewählten Partner auch mehr zu verbinden als nur Tisch und Bett. Aber Du hast doch auch noch Zeit - als Magistrat wird es Dir leichter fallen, eine Frau zu intressieren, und Du bist Patrizier, da sollte es nicht schwer werden, eine vorteilhafte Verbindung zu finden. Spätestens wenn Du die ersten Feste mitgemacht hast ..." Ich hatte mir ja auch Zeit damit gelassen, eine Braut zu finden, und noch immer konnte ich nicht ganz glauben, dass ich wohl bald wirklich verheiratet sein würde.

  • "Na, das Knacken klingt aber nicht gut", bemerkte Ursus, als Aquilius sich reckte und sein Rücken sehr bedenklich klingende Geräusche von sich gab. "Und ich glaube Dir kein Wort, daß Du von dem bißchen Betätigung gleich Muskelkater bekommst." Er lachte und musterte den sandigen Körper des Flaviers. "Nicht bei dem Körper!"


    Die zwei Zuschauer hatte Ursus gar nicht beachtet. Ihr Kampf war auch wirklich nicht spektakulär gewesen. Doch er hatte Spaß gemacht. Ursus würde sich jederzeit wieder auf einen Kampf mit Aquilius einlassen, selbst eine Niederlage wäre gegen ihn nicht sehr niederschmetternd, da er sich als ausgesprochen Kameradschaftlich herausgestellt hatte.


    Sie begaben sich in das Innere des Gebäudes, um sich von dem nun überflüssigen Öl und Sand zu befreien, bevor sie sich in die Wasserbecken begeben konnten. "Das hat sie auch verdient. Einen Ehegatten, der alles menschenmögliche tut, daß sie eine glückliche Ehefrau wird. Ich bin mir sicher, daß sie im Gegenzug auch versuchen wird, Dich zu einem glücklichen Ehemann zu machen. Und ich freue mich auch, daß unsere Familien durch diese Heirat enger miteinander verbunden werden."


    Doch dann kam das Thema wieder auf seine eigene mögliche Hochzeit und das war tatsächlich ein Thema, an das er nur schwer herankam. "Ja, eben, ich habe Zeit. Überhaupt ist erst nach dem Militärdienst daran zu denken, eine Heirat ins Auge zu fassen. Und dann... ja, muß ich erst einmal entsprechende Kandidatinnen kennenlernen. Wie Du schon sagst: Zum Beispiel an Festen teilnehmen. Bisher hatten wir da nur unser eigenes Fest und da waren nur vergebene Frauen - und meine eigenen Verwandten. Also keine Heiratskandidatinnen. Ich denke, im Laufe der Zeit wird sich da ganz von allein etwas ergeben. Vorerst kümmere ich mich um meine Karriere. Wenn die sich gut entwickelt, wird das Interesse an mir auch geweckt. Wie Du ja auch schon festgestellt hast. - Solange genieße ich die Hochzeitsfeiern anderer Leute. Deine zum Beispiel." Er grinste ein wenig frech und griff nach dem Schaber, um mit der Reinigungsprozedur zu beginnen.

  • "Wer weiss das schon, in den letzten Wochen komme ich leider nicht mehr so sehr zum Training, wie ich es mir wünschen würde," bekannte ich und blickte an meiner eingesandeten Haut herab, die mir an einigen Stellen schon bedenklich aufgeschwemmt erschien. Wirklich, ich musste wieder mehr tun, das war einfach unübersehbar, und Ursus wollte ganz sicher nur schmeicheln. Als Marspriester musste ich auf meine Erscheinung achten, ich wollte keinesfalls so enden wie die meisten meiner Kollegen, die sich an den Opfergaben über viele Jahre hinweg fett und rund gefressen hatten.
    Im Reinigungsraum selbst ließen mich seine Worte lächeln, und während ich mir mit dem halbsicher´lförmigen Schaber langsam den Sand samt Öl von der Haut entfernte, nickte ich zu seinen Worten. "Es freut mich, dass in der gens Aurelia nicht nur ein Mann meine wohl zukünftige Verwandtschaft als positiv zu entdecken scheint - Du weisst, ich bin mit Corvinus gut befreundet - und ich freue mich wirklich, dass wir uns im Tempel kennengelernt haben. Nichts wäre mir schrecklicher als mit der Familie meiner künftigen Braut nicht zurecht zu kommen, und Deine Worte lassen mir die Hoffnung zurückkehren, es könnte dereinst auch mehr sein als bloße Verwandtschaft, die uns verbindet."


    "Nun, als Militärtribun hättest Du durchaus das Recht, eine Ehefrau mitzubringen, wie alle Offiziere es besitzen, wenn ich mich nicht irre, und das einzige Problem liegt wohl eher darin, die passende Frau zu finden. Als Patrizier steht die Heirat mit einer Plebejerin nicht hoch im Kurs, zumindest in meiner gens nicht, also bleiben nur Patrizierinnen - ich bin schon heilfroh, überhaupt die Gelegenheit gehabt zu haben, mir über Prisca Gedanken machen zu können, die jungen Damen der vornehmen gentes sind recht rar gesät derzeit. Bei unseren nächsten Festen werde ich Dich gerne einladen lassen, damit Du einige Frauen kennenlernst - falls es gerade ledige Damen aus gutem Hause gibt, die zu haben wären ...wobei ... Tiberia Camilla würde mir einfallen, sie ist eine meiner discipulae. Sicher keine schlechte Partie." Diese Heiratsangelegenheiten waren wirklich diffizil, nicht zuletzt wegen des geringen Angebots, der hohen Nachfrage und den damit einhergehenden politschen Verstrickungen der einzelnen Familien - noch eine Claudierin hätte ich nicht anbringen dürfen, dafür waren wir zu sehr schon mit dieser Familie verbunden. "Allerdings, diese Hochzeitsfeier, davor graut mir. Lauter matronae und wohlmeinende Ratschläge bereits verheirateter Freunde, die eigentlich nur darauf gieren, uns dann ins Brautbett zu stecken - ich kann mir etwas schöneres vorstellen, eine Beziehung zu beginnen."

  • Ursus fand den Körper des Flaviers makellos. Aber man sah sich selbst eben immer anders und die Selbstkritik war gerade bei so etwas immer die härteste. Jedenfalls merkte Ursus schon an den Worten seines Gegenübers, daß der sicher so schnell kein Dickbauch werden würde, wie so mancher seiner Priesterkollegen.


    Sorgfältig schabte er seine Haut ab. Er mochte diese Tätigkeit irgendwie. Es hinterließ ein angenem sauberes Gefühl. Und da er sich Zeit dabei ließ, war es auch in gewisser Weise entspannend und beruhgend.


    "Ich sehe einer zukünftigen Verwandtschaft mit Dir - und Deiner Familie - sogar sehr positiv entgegen, auch wenn wir uns erst diese paar Stunden kennen. Dir habe ich es schließlich zu verdanken, daß meine Wut mittlerweile vollständig verraucht ist und ich zu innerer Ruhe zurückgefunden habe. Das Ringen mit Dir hat wirklich Spaß gemacht und Du bist ein angenehmer Gesprächspartner. Corvinus ist um seinen Freund wahrhaft zu beneiden." Auch wenn sich das jetzt ein wenig nach Schleimerei anhörte, so waren seine Worte doch ernst gemeint. Vielleicht lag es an seiner heutigen, insgesamt sehr merkwürdigen Stimmung, daß er Aquilius gegenüber derart offen war. Oder vielleicht auch daran, daß es sonst schlicht niemanden gab, mit dem er so offen sprechen konnte. Vermutlich war es alles zusammen. Und er mochte da gar nicht zu sehr drüber nachdenken, denn Selbstmitleid konnte er nun wirklich nicht gebrauchen.


    "Ja, ich weiß wohl, daß ich eine Frau mitnehmen könnte. Doch... ich glaube, ich möchte mich da ganz auf die Aufgabe konzentrieren. An die Suche nach einer Braut möchte ich mich erst machen, wenn ich wieder hier in Rom bin und möglichst auch hier bleibe. Und ja, auch in meiner gens wird wohl nur eine Patrizierin akzeptiert und das schränkt die Möglichkeiten doch sehr ein. Tiberia Camilla sagst Du? Sie ist mir nicht bekannt. Kennst Du sie näher?" Den Namen würde er sich auf jeden Fall schon mal merken. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, das Mädchen mal kennenzulernen, ohne daß gleich irgendwelche Verhandlungen aufgenommen werden mußten.


    "Laß uns Gästen doch auch unseren Spaß." Ursus nahm einfach mal an, daß er auch eingeladen sein würde als Familienmitglied der Braut. "Es ist die erste Prüfung eurer Ehe, wenn ihr das zusammen durchsteht, habt ihr schon halb gewonnen, denn das verbindet doch auch. Je schlimmer dieser Anfang ist, umso schöner ist es dann bestimmt, wenn ihr dann allein seid und eure Ruhe habt. Ich denke, dieses Theater hilft auch durchaus über eine gewisse Schwelle hinweg, meinst Du nicht? Gerade beim ersten ... Beisammensein." Nicht, daß er da über Erfahrungen verfügen würde als Unverheirateter. Kleine Abenteuer galten da ja nicht, das war eine ganz andere Situation.

  • Auch ich schabte gemächlich, hatte ich es doch keinesfalls eilig, und das schaben war immer recht entspannend. Normalerweise erledigte so etwas ein Sklave für mich, aber in solchen Momenten war es mir lieber, diese Handgriffe selbst zu erledigen, unter Männern war die Atmosphäre immer anders, als wenn noch irgendwo Sklaven umher huschten.
    "Es hilft manchmal einfach, die Dinge sachlicher zu betrachten, um sich zu beruhigen - oder eben etwas ganz anderes zu tun, bis man so weit abgelenkt ist, dass man wieder ruhiger an das Thema herangehen kann, das einen zuvor aufgeregt hat, zumindest geht es mir oft so. Sich abzureagieren, und sei es beim Sport, ist meistens besser, als die Sache sofort weiterzuverfolgen ... ich glaube, würde ich meiner Wut jedesmal nachgeben, wäre ich inzwischen längst ein verurteilter Mörder," gestand ich grinsend und fuhr den Schaber weiter über meinen Oberarm entlang. "Was unser Gespräch angeht - ich freue mich, dass wir uns getroffen haben. Es ist selten genug, dass ich in dieser Stadt jemanden kennenlerne, mit dem man sich wirklich amüsieren kann, sei es im Gespräch oder anderweitig. Ich muss schließlich nicht Corvinus' Freund alleine sein und bleiben."


    Während ich den Sand Stück für Stück von meiner Haut entfernte, meine Muskeln sich dabei entspannten, sann ich über Tiberia Camilla nach. "Mh, sie ist vor allem wissbegierig und eifrig, und hübsch noch dazu - meiner Ansicht nach hat sie eine gute Erziehung genossen, und wenn sie einmal sacerdos sein sollte, wird sie sicherlich eine gute Partie sein, was willst Du Dir mehr wünschen als eine fromme Frau aus gutem Haus? Der Glauben wird von so vielen vernachlässigt, und es ist schön zu sehen, dass die alten Patrizierfamilien die Traditionen noch hochhalten. Vielleicht lernst Du sie auf einem Fest kennen, wenn nicht, kann ich gerne versuchen, etwas zu arrangieren." Heiratspolitik war unter den patrizischen Familien immer sehr beliebt, und auch wenn so mancher das vielleicht für weibisch halten mochte, ich empfand die Vermittlung von passenden Heiratskandidaten auch als Teil der Pflicht eines Freundes oder Verwandten. Eine Familie ohne Nachkommen hatte auch keinerlei Zukunft.
    "Nun, sicherlich ist dies eine Möglichkeit, gemeinsam etwas durchzustehen, aber ich kann doch auch jede Braut verstehen, der dieses Ritual unangenehm ist, wenn sie sich zum ersten Mal mit ihrem Gemahl ins Bett legt."

  • Ursus mußte schmunzeln, als Aquilius behauptete, er wäre längst zum Mörder geworden, wenn er seiner Wut nachgegeben und sie nicht andeweitig abreagiert hätte. "Du und ein Mörder? Das mag ich wirklich nicht glauben, daß Du zu so etwas fähig wärest. Eine Prüglei traue ich Dir ohne weiteres zu. Aber das Leben eines anderen auszulöschen, - selbst in größter Wut würde ich nicht annehmen, daß Du so etwas tun würdest." Selbst wenn Aquilius wahrhaftig mal im ersten Impuls einen derartigen Wunsch hegen würde, so könnte er sich bestimmt bremsen, bevor es tatsächlich zu einem Mord kommen konnte. Ursus hielt Aquilius für einen beherrschteren Menschen, als er selbst es war.


    Die Andeutung, daß Aquilius ja mehr als nur einen Freund haben könnte, freute Ursus mehr, als er je gedacht hätte. Doch er wußte nicht recht etwas darauf zu erwidern, zumal er sich nicht einfach aufdrängen wollte. Er nahm es also erst einmal als Einladung, durchaus häufiger die Gesellschaft des Flaviers genießen zu können. Denn es war in der Tat nicht ganz leicht, jemanden zu finden, mit dem man sich unbeschwert amüsieren konnte.


    "Wißbegierig, eifrig, hübsch und fromm - und wohlerzogen obendrein. Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Sie wird also sacerdos? Also versteckt sie sich auch nicht nur im Haus, wie es viele junge Damen aus vornehmen Familien tun? Dieses Wundermädchen würde ich in der Tat gerne einmal kennenlernen. Wenn Du das irgendwie arrangieren könntest, wäre ich Dir überaus dankbar." Heiratspolitik war ein nicht unerheblicher Teil politischer Betätigung. Und die Tiberier waren durchaus keine schlechte Wahl für eine Verbindung. Ursus empfand es nicht als weibisch, wenn ein Freund ihn auf Möglichkeiten hinwies und sich sogar vermittelnd betätigte. Ganz im Gegenteil, er war ausgesprochen dankbar dafür. "Hoffentlich ist sie nicht schon versprochen. In der heutigen Zeit wäre das ja nicht so sehr unwahrscheinlich." Gerade wenn es um junge Patrizierinnen ging.


    Ursus schabte gerade seine Beine ab, als er nochmal auf die Hochzeitsfeierlichkeiten zu sprechen kam. "Ja, das Ritual ist vermutlich gerade für die Braut recht unangenehm. Umso mehr fällt Dir die Aufgabe zu, ihr ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Zum Glück ist so eine Hochzeit ja auch eine anstrengende Angelegenheit. Vielleicht seid ihr viel zu müde, um euch wirklich noch an dem Ritual zu stören. Und die richtige Menge Wein mag auch noch dazu beitragen, das ganze ein wenig gleichmütiger zu ertragen. - Ich bin sicher, ihr beide bringt das sehr souverän hinter euch und die Hochzeit wird lange als Beispiel eines gelungenen Festes für Gesprächsstoff dienen." Er konnte natürlich leicht reden. Noch. Bis er selbst dran war und ihn die Bedenken plagten.

  • Zu seinen zugegebenermaßen freundlichen Worten und dem leider unrealistischen Urteil meiner Persönlichkeit gegenüber schmunzelte ich nur kurz, aber ich antwortete nicht dazu, weil ich mich besser kannte. Meine Höhen und meine Tiefen hatte ich oft genug ausgelotet, und ich kannte sie gut genug, um sie nicht auf der Straße herauszuposaunen, da die wenigsten Menschen hätten nachempfinden können, wie sehr mich die Wut zu packen vermochte, wenn ich ihr nachgab. Dass er zum Thema Freundschaft nichts weiter sagte, nahm ich ihm nicht krumm, man durfte es nicht erzwingen, wenn sich zwei Menschen sympathisch waren, und ich ging davon aus, dass er es wohl eher so sah wie ich - sollte es etwas werden, dann würde es auch etwas werden, ohne dass man zu viele Worte darob verlor.


    "Ich werde dem Familienoberhaupt der Tiberier schreiben, er weiss über die geplanten Verbindungen der Tiberierinnen am besten Bescheid und wir sind befreundet, sodass ich mir sicher sein kann, dass er nicht taktieren wird - aber kennenlernen ist sicher auch schon vorher möglich, ich werde mir etwas einfallen lassen," sagte ich und schmunzelte, bevor ich den Schaber über meinen anderen Arm zog und der Sand auf den Boden fiel. "Was die Hochzeit angeht, hoffe ich einfach das Beste und erwarte das Schlimmste, normalerweise hasse ich Hochzeiten, nirgends ist die Gelegenheit für nervtötende Verwandte größer, einem den ganzen Abend lang Geschichten zu erzählen, die man nicht hören will und spätestens dann überkommt mich immer eine unbändige Lust, so viel Wein zu trinken, dass ich irgendwann einfach umfalle und einschlafe." Die letzte Hochzeit, die ich besucht hatte, war die von Gracchus gewesen, und bei der hatte ich mich tatsächlich haltlos betrunken, wenngleich nicht wegen den Verwandten, eher aus einem anderen Grund, der weit schmerzhafter gewesen war.

  • "Nun, ich würde die junge Dame gerne erst kennenlernen, bevor irgendwelche Verhandlungen beginnen. Am Ende können wir uns gar nicht leiden - und auch ich möchte keine Frau ins Unglück stürzen. So wenig wie mich selbst." Ursus ging das ganze fast schon ein wenig zu schnell. An Heirat hatte er noch nicht gedacht. Er fragte sich unwillkürlich, wo in seinem Leben überhaupt Platz war für eine Frau. Aber vermutlich ergab sich das einfach, wenn es soweit war, oder? Außerdem fand er ja, daß Corvinus vor ihm dran war. Als Familienoberhaupt sollte er sich dringend nach einer passenden Frau umsehen.


    Trotzdem waren die Erzählungen über die junge Tiberia durchaus verlockend. Wenn sie eine nette, intelligente Frau war, dann war Ursus einer Heirat wahrhaftig nicht abgeneigt. Es war nicht leicht jemanden zu finden, der so viele positive Aspekte auf sich vereinte. Natürlich war da noch die Frage offen, wie sie ihn beurteilte. Und ob sie nicht schon einem anderen ihr Herz geschenkt hatte.


    Fragen über Fragen, die sich jetzt und hier nicht beantworten ließen. "Ich wäre Dir wirklich sehr dankbar, wenn Du mich mit ihr bekannt machen würdest." Er erwiderte das Schmunzeln mit einem fast verlegenen Lächeln. Es war eben doch sofort etwas anderes, wenn man selbst der Betroffene war.


    Um seine Verlegenheit zu überspielen ging er lieber noch einmal auf das Thema der Hochzeit von Aquilius und Prisca ein. "Als Gast auf einer Hochzeitsfeier ist es doch ganz legitim, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. Der Vorteil, wenn man selbst der Bräutigam ist, liegt doch klar auf der Hand: Du bestimmst die Gästeliste und kannst für interessante und angenehme Gesprächspartner sorgen. Die langweiligen Pflichtgäste lädt man bei anderen langweiligen Pflichtgästen ab und entschuldigt sich dann damit, daß man sich ja auch den anderen Gästen und vor allem auch der Braut widmen muß." Was natürlich nie genau so funktionieren konnte, aber zumindest vornehmen konnte man es sich doch.


    "Wärst Du so freundlich, mich am Rücken von Öl und Sand zu befreien?" Er hatte ja keinen eigenen Sklaven dabei. Und die Sklaven hier in den Thermen wollte er lieber nicht in Anspruch nehmen, wenn es sich vermeiden ließ.

  • "Ah nun, das alles hat ja auch Zeit," sagte ich schmunzelnd. "Die meisten Heiratsvereinbarungen ziehen sich ohnehin ewig hin, sodass man auch im Vorfeld ein wenig langsamer machen kann. Es ist ja nicht so, dass Du dringend gleich morgen eine Braut bräuchtest. Wenn einer die Familienplanungen kennt, dann ist es Tiberius Vitamalacus, und ihn werde ich einmal unauffällig aushorchen, immerhin habe ich auch noch einen Neffen zu verheiraten, der leider gar nicht vermögend ist - Du kannst Dir vorstellen, dass das ein besonderes Vergnügen wird, eine Frau zu finden, deren Eltern nicht überkritisch auf ein riesiges Vermögen achten. Ich werde ihn natürlich unterstützen, aber wenn man einen eigenen Haushalt bereits finanziert, dann ist ein zweiter ein bisschen problematisch." Vor allem war mein bisheriges Gehalt zwar für mich und die Sklaven sehr wohl ausreichend gewesen, aber Frauen im Haus schraubten für gewöhnlich die Ausgaben gewaltig in die Höhe. In sofern konnte ich kaum mit etwas kalkulieren, das ich noch nicht kannte, und vielleicht war Prisca ja auch eine Frau, die mit beiden Händen das Geld aus dem Fenster warf, wenn man nicht darauf aufpasste ... ich hoffte es nicht, aber gefasst sein musste man auch auf so etwas.


    "Nun, leider ist man bei der Auswahl der Gäste nicht immer so frei, wie man gerne wäre - würde ich nur diejenigen einladen, die mir persönlich sympathisch sind, dann wäre es eine sehr kurze Liste, aber man muss natürlich auch all jene einladen, die man sich gewogen machen will, und schon wird aus einer netten kleinen Familiensache ein langweiliges, nicht enden wollendes Bankett mit einer Menge schlechter Scherze, für das man eigens Sklaven ausleihen muss, um die Betrunkenen herausschleppen zu lassen," versetzte ich grinsend und schüttelte dann den Kopf. Selbst wenn es sich um meine eigene Hochzeit handeln würde, ich tat mich sowohl mit Vorfreude als auch mit Spaß daran reichlich schwer. "Natürlich," sagte ich und nahm den Schaber entgegen. Ursus war gut gebaut und ich war immer ein Freund physischer Schönheit gewesen, bei der ich stiller Genießer hatte sein können. So berührte ich ihn sachte an der Schulter und begann, den Schaber seinen Rücken entlang herab zu ziehen, in langen, gleichmäßigen Bewegungen, die das Sand-Öl-Gemisch langsam, aber stetig von seiner glatten Haut entfernten. Zu schade, dass er die Vorderseite bereits gesäubert hatte. "Was das Kennenlernen der Tiberia angeht, würde ich vorschlagen, Du holst mich einfach mal am Tempel ab, wenn ich unterrichtet habe, das ist der unverfänglichste Weg."

  • "Nein, es eilt ganz und gar nicht bei mir. Trotzdem wäre es nett, wenn Du Dich für mich umhören würdest." Ursus nickte ernst und beugte sich etwas vor, damit Aquilus auch an alles herankam. Es war ein gutes Gefühl, wie der Schaber den juckenden Sand entfernte und nichts als das angenehme Gefühl von Sauberkeit hinterließ. Heirat, das war ein sehr wichtiges Thema. Immerhin würde er viele, viele Jahre mit der Frau verbringen müssen. Und da wäre es schon besser, wenn es sich nicht unbedingt um einen rachsüchtigen, feuerspeienden Drachen handeln würde.


    "Bei Lucanus denkst Du auch schon daran, eine Braut für ihn zu finden? Naja, vermutlich kann man nicht früh genug damit anfangen. Mein Vater hätte sicher auch längst etwas für mich arrangiert, wenn er noch leben würde. Vielleicht hatte er auch schon Verhandlungen geführt, bevor er starb. Aber ich weiß nichts davon und es ist auch bisher niemand an mich herangetreten deswegen. Und nun muß ich mich selbst darum kümmern..." Was er nicht gerade einfach fand. Deshalb war er ganz froh, daß Aquilius ihm raten konnte und ihn sogar mit einer in Frage kommenden jungen Dame bekannt machen wollte.


    "Du machst Dir das Leben selbst schwer, wenn Du nur die schlechten Seiten der Feier siehst. Denk an das gute Essen, an Deine bezaubernde Braut und lach mit den Menschen, die Du gerne magst und amüsant findest. Du tust fast so, als wäre eine Feier eine Strafe." Ursus grinste breit. Natürlich wußte er, daß sich jede Feier zu einer Strafe entwickeln konnte. Doch die eigene Hochzeitsfeier sollte da möglichst nicht dazu gehören.


    "Also, für Deine Hochzeitsfeier... wir machen irgendein Zeichen aus. Wenn Du das machst, möchtest Du von Deinem Gesprächspartner befreit werden. Das mache ich dann. Was hältst Du davon? Auch eine Art Hochzeitsgeschenk." Er lachte. Das würde er schon hinbekommen. Irgendwie. Falls Aquilius das überhaupt wollte.


    "Und Du machst mich mit der Tiberia bekannt. Wann findet denn der Unterricht statt? Und vor allem, wann endet er? Ich komme dann hin, das richte ich mir schon entsprechend ein."

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