Quartiere des seemännischen Dienstes

  • "Das freut mich sehr.", meinte Anchisothep und er freute sich tatsächlich. Er mochte Gallicus und es wäre sicher auch gut, jemandem auf dem Schiff zu haben, dem er besonders vertrauen konnte. Doch leider war diese Freude nicht ganz ungetrübt. Er hatte die Sorge, dass sein Verhältnis zu Gallicus als Freund und das als Vorgesetzer kollidieren könnten. Er würde Gallicus, so leid es ihm täte, genauso tadeln müssen wie alle anderen Nautae auch, wenn dieser einen Fehler machen sollte. Nun gut, noch waren sie nicht auf einem Schiff und Gallicus hatte auch noch nichts getan, das Anchisothep in seiner Funktion als Vorgesetzter tadeln müsste. "Ich hoffe, du machst mir keine Schande.", meinte Anchisothep, lächelnd und fröhlich, doch mit einer Spur Ernst.

  • Gallicus machte sich da eigentlich keine Sorgen, denn solange der Tadel von Anchisoteph nicht unbegründet wäre, hätte der Gallier auch keine Probleme damit.
    "Ach, soweit wird's schon nicht kommen..."
    erwiderte er daher grinsend.

  • "Hm. Ich bin wirklich schon sehr gespannt wer unser Triearchus sein wird, und natürlich auch auf welches Schiff wir kommen. Hoffentlich bekommen wir einen nicht allzu strengen Triearchus..."
    sagte Gallicus. Während er so überlegte erinnerte er sich an seinen alten Optio, den Antonier, Marius. Der Antonier war eigentlich ein netter Vorgesetzter gewesen.

  • "Das hoffe ich auch.", antwortete Anchisothep. Er hatte schon von Triearchi gehört, die auf ihrem Schiff etwas wie eine Tyrannis errichtet hatten, unter der selbst die hierarchisch gleichgestellten Centuriones Classici zu leiden hatten. Der Triearchus war im Zweifel Herr über ein Schiff wie ein Hausherr Herr über seine Familie war. "Doch es soll auch verträgliche Triearchi geben, wir sollten zumindest solange zuversichtlich sein, wie wir noch nicht wissen, wer es ist.", sagte Anchisothep grinsend.

  • Von früher beförderten Kollegen hatte Gallicus auch schon Schauergeschichten über ihre Triearchi, aber auch über ihre Gubernatores. Bei letzterem brauchte sich Gallicus zumindest keine Sorgen zu machen. Doch bei dem Triearchus ... naja, es würde sicher auch nettere Kapitäne geben, oder?
    "Ja, du hast du sicherlich Recht..."
    grinste Gallicus zurück
    "dennoch wüsste ich gern wer unser Vorgesetzter sein wird."

  • "Ich hoffe auch mal, dass wir das bald erfahren werden.", antwortete Anchisothep. "In zwei Tagen sollen die Schiffe vom Stapel gehen, einem dieser werden wir wohl auch zugeteilt werden. Wir können uns ja mal umhören, welcher Triearchus eines der neuen Schiffe erhält."

  • "Ich habe unter dem Gubernator Quintus Atticus gedient, doch der ist vor einiger Zeit sehr schwer erkrankt, sodass er leider aus dem Dienst ausgeschieden ist. Ich habe also nicht ganz viel von ihm mitbekommen, doch er schien kein schlechter Kerl zu sein, also ist es eigentlich schade, dass er krank geworden ist, sonst wäre er möglicherweise unser Triearchus geworden. Ich hatte bisher verschiedene Triearchi, die meisten von ihnen sind aber inzwischen außer Dienst. In meiner Grundausbildung und auch später als Nauta waren verschiedene Unteroffiziere meine direkten Vorgesetzten, unter anderem Tiberius Antonius Marius, diesen kennst du unter Umständen vielleicht auch noch." Er machte eine Pause und sah Gallicus ernst an. "Dieser ist auch unter den auf dem Einsatz Verstorbenen, wie du sicher schon gehört hast."

  • Aufmerksam hörte Gallicus Anchisothep zu und als der Gubernator geendet hatte antwortete er.
    "Ja, den Optio Marius kenne ich noch. Er hat meine Grundausbildung geleitet."
    Er machte eine kurze Pause.
    "Und ja, ich habe gehört, das er verstorben ist. Schade, er war ein recht netter Vorgesetzter..."

  • "Das war er auf jeden Fall.", meinte Anchisothep. "Und ich glaube auch, dass aus ihm etwas hätte werden können, er war sehr ehrgeizig und durchaus voller Fähigkeiten. Vielleicht war er manches Mal zu ehrgeizig, einmal hatte ich mit ihm Wachdienst, da haben wir seltsame Gestalten entdeckt, die sich an der Mauer zu schaffen gemacht hatten. Als diese plötzlich verschwanden, ist Tiberius Marius die Mauer hinab und ihnen nachgelaufen, trotz Ausgangssperre und so weiter. Doch ich glaube, mehr als eine Rüge vom Praefekten und Soldentzug hat er dafür nicht bekommen, dafür war er einfach zu wertvoll für die Ausbildung. Ich war mit ihm bei der Transportmission nach Hispania vor einiger Zeit zusammen mit ihm auf einem Schiff. Während dieser Zeit habe ich zum ersten Mal begonnen, mich so etwas wie heimisch in der Classis zu fühlen. Nun ja, leider gibt es Tiberius Marius nicht mehr, wie soviele andere auch nicht mehr. Und wer weiß, vielleicht werden wir demnächst wieder in den Osten geschickt. Doch das gehört leider auch zum Leben eines Soldatens dazu." Er lächelte etwas traurig. Dann hellte sich seine Miene jedoch wieder auf. "Hast du eigentlich Pläne, was du in etwas über zwanzig Jahren machen möchtest, nach deiner Entlassung?"

  • Gallicus nickte ernst, während Anchisothep sprach. So gut wie der Ägypter, hatte er Marius gar nicht gekannt.
    "Das könnte durchaus passieren, aber ich hoffe das es das nicht wird"
    sagte Gallicus nachdenklich. Irgendwie schien bei den Verantwortlich auch diese Vermutung umzugehen, hatte doch der Präfekt in seiner Rede auch davon gesprochen.
    "Nun ja, es ist noch eine lange Zeit bis dahin und ich denke, dass man das so lange gar nicht voraus planen werde, aber vielleicht werd' ich mal Tribun oder Präfekt oder irgendsowas..."

  • "Soweit zu kommen, ist für Nichtrömer wie uns sicher schon beachtlich.", meinte Anchisothep, ohne daran zu zweifeln, dass Gallicus den nötigen Ehrgeiz dazu hätte. "Ich wäre schon sehr zufrieden, wenn ich einst ein Schiff führen dürfte. Doch auch ich werde wohl nach meiner Dienstzeit, wenn ich dann noch leben sollte und einigermaßen gesund sein sollte, beim Militär bleiben. Zugegeben wüsste ich nicht, wohin sonst ich sollte. " Er blickte nachdenklich drein. "Möchtest du nach Gallien zurückkehren, wenn deine Zeit als Soldat vorbei ist?" Anchisothep selbst würde gerne irgendwann nach Alexandria zurückkehren, doch ihm war noch nicht klar, als was er das tun würde. Als ägyptischer Einwohner, von Römern und Hellenen aus höheren Kreisen ausgegrenzt und herumgeschubst? Als Teil der römischen Besatzungsmacht? Als Sohn seiner Eltern? Als Fremder?

  • "Ja das ist schwer, aber unser Präfekt hat das ja auch geschafft und so ganz ernst gemeint war das auch nicht. Natürlich wäre ich auch mit einem Posten als Triearchus auch zufrieden"
    antwortete Gallicus lächelnd. Über die Frage des Gubernators hatte sich auch Publius breits lange Gedanken gemacht, doch er wusste immer noch nicht ob er heimkehren wollte oder nicht. Andererseits war es ja auch noch lange genug Zeit bis dahin.
    "Nunja, ich weiß es noch nicht wirklich. Es ist ja auch eine noch sehr lange Zeit bis dahin. Aber ich glaube fast, dass ich hier in Italia bleiben werde..."

  • "Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich nach Ägypten zurückkehren werde. Ich glaube, ich wäre dort in jedem Fall ein Fremder." Er blickte nachdenklich drein. "Nunja, bis dahin haben wir noch etwas Zeit."

  • Anchisothep Niger war gerade nicht in den Quartieren der Gubernatoren, da er ja mit Gallicus im Quartier der Nautae sprach. Doch ein anderer, etwas älterer Gubernator erklärte sich bereit, Anchisothep bescheid zu geben. Er fand ihn schnell.
    "Nun dann, Gallice, auf bald! Ich muss zum Nauarchus.", sagte Anchisothep und verließ das Wohngebäude rasch.

  • "Vale Anchisothep!"


    rief er ihm noch hinterher. Was der Nauarchus wohl von ihm wollte? Na vielleicht würde er es noch von dem Ägypter erfahren. Gallicus begab sich zurück zu seiner Pritsche und unterhielt sich noch ein wenig mit seinen Kameraden.

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