atrium | Neuer Tag = Neues Glück?

  • Ach weißt Du, Du findest bestimmt eine schöne Überraschung für mich, die mir dann gefällt! Ich verlasse mich da ganz auf Deinen guten Geschmack! meine ich süffisant und schaue sie mit offenem und ehrlichem Gesicht an.


    8)


    Aber Du könntest jetzt schon etwas für mich tun: versuche herauszufinden, was Flavius Furianus von mir weiß, wenn er etwas weiß.


    Ich wundere mich immernoch, warum ich nicht nach Tarraco sollte, sondern nach Rom oder wenigstens in Tarraco Station machen, da hätte ich ja auch eine gute Ausbildung bekommen, schließlich ist Onkel Furianus dort Statthalter. Drei Onkel in einem Haus sind durchaus ein Grund zur Nervosität, auch wenn sie sich gut mit sich selbst beschäftigen können und nicht an mir herumerziehen. Oder - Cheiron der Kentaur möge mir gnädig sein! - mir einen Hauslehrer aufhalsen! Machst Du das? Geheime Mission?


    Ich schaue wie ein Spion einer britannischen Stammesfürstin. Jedenfalls glaube ich, daß so Spione britannischer Stammesfürstinnen dreinschaun.

  • Frisch rasiert, ein recht schnelles und damit nicht gerade umfangreiches Frühstück im Magen und die toga in ordentliche Falten gelegt, schritt ich in Richtung des atriums, wo mich das Geschnatter der Klienten schon erwartete - heute waren es mehr alsüblicherweise, und ein oder andere neue Gesichter waren auch dabei, anscheinend hatte sich meine Kandidatur noch etwas mehr herumgesprochen und der ein oder andere wollte auf den fahrenden Karren aufspringen. Mir sollte es recht sein, eine reichhaltige Klientelschar war nicht das Verkehrteste. Und während sich die Klienten langsam aber sicher um mich drängelten, um mir ihre Sorgen anzutragen oder auch einfach nur ihre Unterstützung zuzusichern für die Wahl - ein paar der Männer wollten wohl die Senatoren abpassen und ihre Gespräche unauffällig belauschen, ob es schon Wahlfavoriten gab - ein anderer erbot sich, meine Wahlwerbesprüche, die er schon an diversen Wänden gesehen hatte, in anderen Vierteln auch aufzumalen - verstrich die Zeit, und ich kam gar nicht wirklich dazu, mich nach Lucanus umzusehen, war er überhaupt schon da?


    Erst als die sportula verteilt waren, die heute eine recht nahrhafte Füllung zu bieten hatten, wurde es endlich wieder stiller, und einer nach dem anderen verzog sich - ich hatte angedeutet, dass ich zum Tempel gehen würde, um meiner Pflicht nachzukommen, und das war weit weniger prestigeträchtig als mich zum forum zu begleiten. Jetzt konnte ich auch endlich durchatmen und erspähte Lucanus samt meiner Sklavin Bridhe am Rande des atriums, offensichtlich noch immer im Gespräch - den letzten Klienten verabschiedend, schritt ich auf die beiden zu und nickte leicht. "Salve, ihr beiden. Na, bist Du bereit für Deinen ersten Tag als scriba, Lucanus?"

  • Gerade noch wollte ich eigentlich Luca vorjammern, wie ungern ich diesen Spionageauftrag gegen Furianus annehmen wollte, als auch schon Aquilius um die Ecke kam. Diese Mann mußte aber auch ständig in den ungünstigsten Augenblicken auftauchen!
    Um mir nichts anmerken zu lassen, begrüßte ich ihn artig und setzte ein dezentes Lächeln auf.


    Salve, dominus!


    Jetzt wäre eigentlich der beste Zeitpunkt zum sich dünne machern gewesen, doch Luca schaute mich immer noch mit diesem herzerweichenden Hundewelpenblick an.
    Ich nickte ihm nur verschwörerisch zu und wendete mich dann Aquilius zu.


    Wünschst du noch etwas, dominus?

  • Versprich's mir, ja? kann ich zu Bridhe noch sagen, als Onkel Aquilius in unsere Ecke kommt. Ich bin so vertieft gewesen, daß ich seinen Weg vom atrium hierher überhaupt nicht verfolgt habe. Irgendwie Straton-haft ist sein Erscheinen ... aber wahrscheinlich ist's auch nur die Stille nach dem Lärm der clientes, die sein Kommen verhüllte.


    Ich greife nach links und nehme meine Wachstafel und meinen Stilus auf und erhebe mich sofort.


    Aber ja, Onkel Aquilius, guten Morgen! Scriba Lucanus paratus est! Ich bin froh, Dich zu sehen, ein Wunder, daß die clientes Dich heil gelassen haben, so umdrängten sie Dich vorhin!


    Etwas wibbelig, einerseits, weil Bridhe für mich wichtiges erledigen soll, andererseits, weil heute ein wichtiger Tag ist, der erste wichtige Tag in einer hoffentlich unendlichen Reihe wichtiger Tage, wippe ich auf meinen Füßen.


    Nun, Bridhe, danke für das Frühstück - und einen schönen Tag. Ich hoffe nicht zu distanziert und zu vertraulich zu klingen.


    Sim-Off:

    Jetzt bin ich aber wirklich bis Samstag/Sonntag weg. :)

  • "Danke, Bridhe, ich brauche nichts. Sei so gut und geh heute Straton etwas zur Hand, es gilt einen Ausflug aufs Land vorzubereiten, und ein wenig weibliches Gespür wäre da sicher nicht zu verachten," sagte ich gutgelaunt - immerhin hatte ich den Angriff der Klienten überstanden - um mich dann meinem Neffen zuzuwenden. "Nun, wer weiss, wahrscheinlich wickeln sie mich demnächst aus der toga und verkaufen Stückchen davon teuer auf dem Markt," bemerkte ich zur Kliententhematik und schmunzelte.


    "Also gut, dann begeben wir uns doch gleich zum Tempel, es wird Zeit, das hat jetzt doch länger gedauert als gedacht. Ich will nicht wissen, wie es hier aussieht, sollte ich die Wahl gewinnen, wahrscheinlich müssen wir dann anbauen."
    Felix würde sein Heim nicht wiedererkennen, wenn er zurückkehrte, und die Vorstellung seines Gesichts ließ mich abermals kurz schmunzeln, bevor ich Lucanus auffordernd zunickte und mich auf den Weg zur porta machte - das strahlend gelaunte morgendliche Rom erwartete uns und an diesem Morgen war ich sogar geneigt, an diesem Moloch an Stadt etwas positives zu finden.

  • Und nach Deinem Tod bauen wir dann ein Heroon und stellen Deine getragene Kleidung zur Verehrung aus und verschicken Stoffecken in alle Teile des Reiches. Es wird kleine Aquilius-Statuetten zu kaufen geben, heiliges Quellwasser und Weihrauch aus Tylus.


    Ich plane und plappere und fange an, mich für die Idee zu begeistern. Flamines Flaviales!


    Und wir werden eine Priesterschaft installieren, die für die Buchhaltung zuständig ist.


    Onkel Aquilius, wohin gehen wir heute? Was hast Du zu tun? Und was mache ich? Für den Grabstein habe ich heute Nacht schon einen Entwurf gezeichnet, ich werde ihn Dir zeigen, wenn Du mal möchtest. Welche Opfertiere kann ich der Iuno weihen? Wann wirst Du einer der zwanzig Männer? Und was willst Du da machen?


    Während ich mit Onkel Aquilius hinaus in den schönen römischen Morgen trete, rede ich ethusiastisch auf ihn ein. 'Luca, entweder ißt Du oder Du redest!' hat meine arme Mutter oft verzweifelt ausgerufen, 'kannst Du Deine Kiefer denn nie stillhalten!' Wahrscheinlich muß ich mein Pensum an Worten noch loswerden, bevor ich nicht mehr reden kann, jedenfalls, wie sähe es aus, wenn der scriba personalis mehr redet als sein Herr? Mehr schreibt, vielleicht, aber redet?


    Sim-Off:

    Hat leider länger gedauert, mea culpa.- Wo geht's weiter?

  • Mit einem gequälten Lächeln sah ich Luca nach. Ob er gewußt hatte, was da da von mit verlangte? Doch gut! Ich hatte mich mal wieder breitschlagen lassen. Da mußte ich jetzt eben durch!
    Ich seufzte kurz und ging dann. Wollte mal sehen, was Straton so trieb.
    Ein Ausflug auf´s Land, aha! Das konnte ja noch lustig werden!

  • Während mein (Groß-) Neffe sich alle Mühe gab, mir nicht nur ein Kotelett, sondern gleich einen ganzen Stier ans Ohr zu reden, übte ich mich in römischer Gelassenheit und ließ einen Großteil der auf mich einprasselnden Worte erst einmal abprallen, sondern sorgte dafür, dass er mir in Richtung des Tempels folgte - immerhin würde es heute sicherlich viel zu tun geben, auch angesichts der Tragödien, die sich derzeit in Rom ereigneten.
    "Wir gehen zum Tempel, wo ich meinen Pflichten nachkommen muss," erklärte ich meinem wissbegierigen Verwandten. "Und wir werden sehen, was es zu tun gibt, schätzungsweise ein paar Opfer und so mancher Bürger, der neben dem Opfer auch einen guten Rat braucht ... [SIZE=7]Deinen Entwurf möchte ich gerne sehen,[/SIZE] [SIZE=5]wenn wir heute abend zurück sind, in Ordnung?"[/SIZE]

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