Das Verbindungshaus | Eine kleine Bruchbude in einer Seitenstraße

  • “Ich werde dir für das Verhör der Gefangenen einen zweiten Offizier zur Seite stellen. Es ist immer besser solche Vernehmungen zu zweit durchzuführen und auch gut, wenn der zweite Mann ganz unvoreingenommen ist.“
    Mit Vernehmungsmethoden hatte Germanicus Corvus in seiner Zeit bei den Speculatores einige Erfahrung gesammelt, auch was die Mittel betraf, mit denen man sogar sehr verschlossene und verstockte Gefangene zum Reden brachte. Am liebsten hätte er das Verhör selbst durchgeführt, aber als Statthalter würde er später über sie richten und dann wäre es schlecht, wenn er zuvor die Geständnisse aus ihnen herausgepresst hätte.
    “Du kennst Tiberius Rufinus von der I. Turma?“

  • Der Strategos war bleich geworden. Seine Lippen zitterten, seine Mundwinkel zuckten. "Ich glaube, dies ist eine eindeutige Spur, auch im Fall des Todes des Epistates des Museions.", sagte er leise zu Cleonymus und dem Centurio, der ihm für die Ermittlungen zu Seite gestellt worden war, was ihn nun innerlich erfreute, denn ohne die Römer wäre dieses Versteck nicht aufgeflogen. "Das ist einerseits gut, andererseits könnt ihr sicher die Bestürzung nachempfinden, die mich ergreift, nun da in meiner Stadt eine Verschwörung von solchem Ausmaß stattgefunden hat. Gut, dass sie rechtzeitig aufgedeckt wurde... . Wer weiß, wer sonst außer dem Epistates noch den Tod gefunden hätte. Doch eines wundert mich. Diese Verschwörung ist gegen die Rhomäer und jene Menschen gerichtet, die, wie ich auch, den Rhomäern freundlich gesonnen sind. Der Epistates war, mit Verlaub, das genaue Gegenteil. Vielleicht also wird sich meine anfängliche Freude über eine Spur in diesem Fall bald auflösen. Mir fällt jedoch noch ein anderer möglicher Zusammenhang ein, doch ich möchte vorerst unbegründete Spekulationen nicht zu weit treiben. Ich danke dir für deine Hilfe, Centurio Quintus Octavius Augustinus Minor. Ohne die Wachsamkeit deiner Männer wäre diese hinterhältige Verschwörung nicht aufgeflogen." Er setzte sich auf einen Stuhl. Er war der Erschöpfung nahe. Er sehnte den Augenblick herbei, da alles aufgeklärt und abgeschlossen wäre. Doch nun musste er seine Pflicht tun. Er erhob sich wieder. "Die Männer auf der Mitgliederliste sind, wenn sie am Kampf teilgenommen haben und nicht verwundet oder getötet oder gefangen genommen sind, noch irgendwo in der Stadt. Cleonymus, beauftrage bitte eine Anzahl zuverlässiger Männer mit der Suche nach ihnen. Zwar gleicht diese Suche einer Suche nach Sandkörnern am Strand, doch je eher wir beginnen, desto größer ist die Chance, dass sie von Erfolg gekrönt sein wird. Außerdem würde ich dich bitten, meinen Grammateos hineinzuholen. Er soll die Listen abschreiben. Bitte beeile dich, ich brauche dich so schnell wie es möglich ist wieder hier."

  • Der Strategos erhob sich, um den Statthalter zu grüßen. "Ich habe auch Interesse daran, die Namen der Getöteten und Gefangenen so schnell wie möglich zu erfahren.", sagte er ohne Umschweife. "In Kürze werden einige Einheiten der Stadtwache mit der Suche nach ihnen beginnen. Außerdem schlage ich vor, dass im ganzen Umfeld dieses Hauses, also noch weiter als der Kreis der abgerissenen Häuser, Hausdurchsuchungen vorgenommen werden. In Kürze wird weitere Verstärkung von der Stadtwache eintreffen. Ich habe vor, so viele Männer wie möglich für die Aufgaben, die mit diesem Fall zusammenhängen, abzukommandieren. Außerdem gedenke ich, wenn das Gröbste überstanden ist, diese Angelegenheit zum Thema des Koinons und einer Ekklesia zu machen, um die anständigen Bürger Alexandrias zu mobilisieren und darauf vorzubereiten, in Zukunft jegliche romfeindliche Umtriebe und seien es nur Äußerungen, zu melden. Denn schließlich kann es nicht im Sinne der Bürgerschaft sein, eine Rebellion in der Stadt zu haben. Da ohnehin wahrscheinlich inzwischen die ganze Stadt von diesem Vorfall weiß, man betrachte nur die Menge der Schaulustigen vor dem Haus, ist es meines Erachtens nach besser, die Angelegenheit so schnell wie möglich öffentlich zu machen, um keine Gerüchte aufkommen zu lassen." Er setzte sich wieder. Er spürte einen starken Schwindel und ein dumpfes Gefühl im Kopf. Der Raum, die anderen Männer, alles schien hinter einem Nebel zu verschwinden. Lange halte ich das nicht mehr aus, dachte er. Doch er ließ sich nichts anmerken.

  • Cleonymus nickte und eilte nach draussen, wo er einen der Veteranen ansprach und ihm, einwenig abseits der anderen Soldaten und Römer, einige Befehle gab ...


    "Pass auf Kleios, du gehst jetzt sofort zur Agora und mobilisierst 50 Männer, ihr werdet in 10 Mann Trups die Stadt durchkämmen und nach Personen suchen deren Namen auf einer Liste stehen die ich euch noch geben werde! Nimm nur die besten Männer mit die ihr Leben für Alexandria schon öfter riskiert haben, fragt die Bewohner nach den Namen und schickt mir einen Melder sobald es eine Spur gibt!"


    Der Veteran nickte mit grimmigem Gesichtsausdruck ...


    "Das Pack finden wir schon, die sollen lieber ehrlich arbeiten als die Schuld auf die Römer zu schieben!"


    dann machte er kehrt und lief in Richtung Agora davon ...


    Kaum das Kleios unterwegs war machte sich Cleonymus auf die Suche nach dem Grammateos des Strategos, obwohl Cleonymus nicht gedacht hätte das dieser durchgelassen werden würde war er bereits im Verteidigungsring und entleerte seinen Mageninhalt an einer Häuserecke, die so wie es hier aussah regelmäßig für diesen Zweck genutzt wurde ...


    "Grammateos! Der Strategos verlangt nach euch! Es wird Zeit das ihr euch nützlich macht!"


    Das bleiche Gesicht des Grammateos blickte zu Cleonymus auf und man sah dem Mann an das er den Anblick der Toten vor dem Haus nicht gut verkraftete. Sein Gesicht war kreidebleich mit Ausnahme dessen was er erst kürzlich von sich gegeben hatte und sein Blick war glasig. Als der Atem des Grammateos Cleonymus ins Gesicht schlug kämpfte dieser gegen die Ohnmach und musste sich stark überwinden dem Mann nicht den Rücken zu kehren. Kurzer Hand ergriff Cleonymus den Arm des Schreiberlings und sog ihn hinter sich er einige wenige Schritte zum örtlichen Brunnen ...


    Nachdem der Grammateos sich gewaschen hatte und etwas frischer wirkte, folgte er Cleonymus in Richtung des Hauses doch als die Toten erneut in Sicht kamenwollte der Grammateos schon kehrt machen und nur einen entschlossener und kräftiger Griff von Cleonymus hinderte ihn daran erneut davonzulaufen ...


    "Hör zu Schreiber! Dein Herr der Strategos verlangt das du ihm zu Diensten bist und zwar sofort! Ich werde dich mit rein nehmen ob du willst oder nicht, und wenn ich dem Strategos nur deine Leiche vor die Füße werfe bevor sie zu den anderen da rüber kommt! Also reiß dich zusammen und beweg dich!"


    Von einem Moment zum anderen schien der Grammateos seine Prioritäten neu gesetzt zu haben und folgte Cleonymus still bis in den ersten Stock wo die Offiziere warteten auch wenn sein Blick im vorrübergehen wieder zu den Toten gewandert war und Cleonymus deshalb um seine Rüstung gefürchtet hatte ...


    "Strategos? Ich habe 50 Männer mit eurem Auftrag betraut sie werden sich in kürze hier einfinden um die Liste abzuholen und dann nach den Gesuchten zu fanden!"

  • Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes
    Gut, dass sie rechtzeitig aufgedeckt wurde... . Wer weiß, wer sonst außer dem Epistates noch den Tod gefunden hätte. Doch eines wundert mich. Diese Verschwörung ist gegen die Rhomäer und jene Menschen gerichtet, die, wie ich auch, den Rhomäern freundlich gesonnen sind. Der Epistates war, mit Verlaub, das genaue Gegenteil. Vielleicht also wird sich meine anfängliche Freude über eine Spur in diesem Fall bald auflösen. Mir fällt jedoch noch ein anderer möglicher Zusammenhang ein, doch ich möchte vorerst unbegründete Spekulationen nicht zu weit treiben.


    Der Centurio nickte. "Das ist wahrlich komisch. Vielleicht wusste er von der 'Rebellion', vielleicht wurde er erpresst und zahlte nicht... es wird sich zeigen,"


    Zitat

    Original von Decimus Germanicus Corvus
    Ich werde dir für das Verhör der Gefangenen einen zweiten Offizier zur Seite stellen. Es ist immer besser solche Vernehmungen zu zweit durchzuführen und auch gut, wenn der zweite Mann ganz unvoreingenommen ist.“ [...]
    “Du kennst Tiberius Rufinus von der I. Turma?“


    Der Octavier verstand den Sinn zwar nicht so ganz aber das musste er ja auch nicht. "Ja ich kenne Duplicarius Rufinus. Ich werde ihn informieren, wenn du gestattest."

  • Zitat

    Original von Quintus Octavius Augustinus Minor
    (...)
    Der Octavier verstand den Sinn zwar nicht so ganz aber das musste er ja auch nicht. "Ja ich kenne Duplicarius Rufinus. Ich werde ihn informieren, wenn du gestattest."


    “Das werde ich selbst tun. Ich habe ohnehin mit ihm zu reden. Du hast gute Arbeit geleistet. Wenn das hier vorüber ist werde ich dich dafür belohnen.“
    Der Präfekt zeigte auf das Durcheinander.
    “Lass deine Männer das hier nochmal sorgfältig durchsuchen, damit wir auch nichts übersehen, was wichtig wäre. Von den Gefangenen will ich alles erfahren was ihr aus ihnen heraus bekommen könnt. Aber sie müssen leben. Ich will ihnen den Prozess machen, nach Recht und Gesetz. Danach übergebt ihr das Haus der Stadtwache.“


    Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes
    Der Strategos erhob sich, um den Statthalter zu grüßen. "Ich habe auch Interesse daran, die Namen der Getöteten und Gefangenen so schnell wie möglich zu erfahren.", sagte er ohne Umschweife. "In Kürze werden einige Einheiten der Stadtwache mit der Suche nach ihnen beginnen. Außerdem schlage ich vor, dass im ganzen Umfeld dieses Hauses, also noch weiter als der Kreis der abgerissenen Häuser, Hausdurchsuchungen vorgenommen werden. In Kürze wird weitere Verstärkung von der Stadtwache eintreffen. Ich habe vor, so viele Männer wie möglich für die Aufgaben, die mit diesem Fall zusammenhängen, abzukommandieren. Außerdem gedenke ich, wenn das Gröbste überstanden ist, diese Angelegenheit zum Thema des Koinons und einer Ekklesia zu machen, um die anständigen Bürger Alexandrias zu mobilisieren und darauf vorzubereiten, in Zukunft jegliche romfeindliche Umtriebe und seien es nur Äußerungen, zu melden. Denn schließlich kann es nicht im Sinne der Bürgerschaft sein, eine Rebellion in der Stadt zu haben. Da ohnehin wahrscheinlich inzwischen die ganze Stadt von diesem Vorfall weiß, man betrachte nur die Menge der Schaulustigen vor dem Haus, ist es meines Erachtens nach besser, die Angelegenheit so schnell wie möglich öffentlich zu machen, um keine Gerüchte aufkommen zu lassen." Er setzte sich wieder. Er spürte einen starken Schwindel und ein dumpfes Gefühl im Kopf. Der Raum, die anderen Männer, alles schien hinter einem Nebel zu verschwinden. Lange halte ich das nicht mehr aus, dachte er. Doch er ließ sich nichts anmerken.


    Er wandte sich dem Strategos zu.
    “Nikolaos Kerykes, ich hoffe du bist damit einverstanden das die beiden Gefangenen im Carcer der Legion bleiben und von meinen Männern vernommen werden. Natürlich wirst du alles erfahren was wir erfahren, die Namen der Getöteten, die Namen der beiden überlebenden Halunken, die Namen derjenigen die sie scheinbar umbringen oder entführen wollten und alles andere. Ich gebe dir recht, die Stadt sollte schnellstmöglich von diesem sinnlosen wie gefährlichen Treiben erfahren und auf was für abscheuliche Verbrechen wir hier gestoßen sind. Ich fände es richtig, wenn du es dem Volk von Alexandria sagen würdest.“

  • Nach kurzer Zeit traf Kleios mit seinen 50 Männern im Gepäck ein welche außerhalb der gesicherten Zone warteten während Kleios nach drinnen eilte um Cleonymus zu sehen und von ihm die Liste zu bekommen ...


    Als Cleonymus sah wie Kleios die Treppe herauf kam wandte er sich an den Strategos ...


    "Strategos? Wir benötigen eine der abgeschriebenen Namenslisten für die Männer mit denen Kleios die Stadt durchsuchen wird! Schließlich wird es sonst kaum möglich sein diese Aufrühre zu finden."

  • Der Grammateos reichte Cleonymus die Abschrift. "Bitte, Cleonymus." Der Strategos nickte. "Ich hoffe, die Männer können deine Führung entbehren, Cleonymus. Ich würde gerne mit dir weitere Schritte besprechen."

  • Cleonymus nahm die Schriftrolle entgegen und reichte sie gleich an Kleios weiter, welcher sich auch sofort umdrehte und die Treppe wieder hinabeilte. Kaum das dieser aus seinem Sichtfeld verschwunden war wandte sich Cleonymus wieder dem Strategos zu und verneigte sich dabei leicht ...


    "Selbstverständlich, Strategos! Kleios wird die Männer bei dieser Dursuchung anführen, er hat schon einiges an Erfahrung was das aufspüren von Flüchtigen angeht! Ich stehe dir also vollstens zur Verfügung!"

  • Nikolaos vergewisserte sich, dass niemand außer den beiden im Raum war und dass die Tür geschlossen war. Den Grammateos hatte er zuvor weggeschickt, mit dem Auftrag, vor der Tür zu warten und niemanden an die Tür zu lassen. So wollte Nikolaos Mithörer vermeiden.
    "Das ist gut. Es gibt einige Probleme. Ich muss zugeben, doch bitte behalte das für dich, da dieses Geständnis mein politischer Ruin sein könnte, dass ich das Gefühl habe, mir entgleitet die Situation. Kürzlich im Koinon hat der Archipyrtan sehr deutlich angedeutet, er wäre dafür, Neuwahlen durchzuführen. Dabei stünde auch das Amt des Strategos zur Disposition. Ich habe zwar nicht vor, dieses Amt eine weitere Amtszeit lang durchzuführen, benötige aber Zeit für die Klärung der Verbrechen. Wobei, wie du siehst, die Rhomäer uns dabei vieles aus der Hand nehmen. Einerseits ist das gut, andererseits trägt das zu dem Gefühl bei, das ich bereits beschrieben habe.
    Aber zuerst die Probleme mit der eigenen Polis, bevor wir zu weiteren Schritten bezüglich des Falls übergehen. Falls es zu Neuwahlen kommen sollte, würde ich gerne dich als Strategos sehen. Ich würde es traurig finden, wenn mein Ziel, der Ausbau der Stadtwache, von irgendeinem Bürger einfach versickern gelassen würde. Ich setze dabei mein volles Vertrauen in dich -" Nikolaos legte eine bedeutsame Pause ein. "Ein gewisser Mensch, der jetzt schon versucht, den Einfluss unter den Pyrtanen an sich zu reißen und der, wie mir vorkam, mich bei verschiedenen Entscheidungen ausbooten wollte, wird danach streben, selbst das Amt des Exegetes zu erlangen und zum Beispiel das Amt des Strategos von einem seiner Zöglinge besetzen zu lassen." Wieder eine Pause. Nikolaos blickte Cleonymus ernst an. "Du bist ein Bürger, Cleonymus und dein Wort hat die gleiche Gültigkeit wie das eines Timokrates oder sonstirgendjemanden. Und ich weiß, dass auch du es nicht zulassen wirst, dass die Stadtwache wieder zum Trümmerhaufen wird. Daher bitte ich dich, mit mir gewissermaßen ein Bündnis einzugehen und in Zukunft alles, was du als politisch handelnder Mensch tust, mit mir abzusprechen. Wenn wir geschickt handeln, kann unser Bündnis Einfluss halten und dazugewinnen. Doch auch gut gemeinte aber missglückte Aktionen schon können alles zerstören. Sage mir, kann ich auf dich zählen?" Nikolaos blickte Cleonymus tief in die Augen.

  • Cleonymus hob eine Braue, während er seinem Vorgesetzten lauschte, hatte er da gerade wirklich gehört was er gehört hatte? Waren tatsächlich selbst Alexandrias Offizielle schon wie die verlausten Römer von Intrigen beherrscht? Egal vorerst würde er sich um die Stadtwache kümmern die Politiker kamen später dran!


    "Selbstverständlich könnt ihr auf mich zählen, Strategos! Diese Stadt muss irgendjemand sauber halten und wenn ich dabei helfen kann, dann tue ich das!"

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