[Officium XIII] Magister Scriniorum der Regio Germania superior

  • Tiberius blickte den Schreiberling kritisch an; Was er da hörte gefiel ihm eher weniger. "Ihr"? War der Mann nun Römer oder Germane? Ein Germane in der Verwaltung der Provinz? Womöglich war er ein germanischer Spion?


    "Du gibst mir doch nicht etwa einen Grund an deiner Loyalität Rom gegenüber zu zweifeln?"


    Und was der Mann dann über die Handelsbeziehungen ausagte trug auc nicht gerade dazu bei die Stimmung des Magisters zu heben. Das war ja wieder typisch, diese Barbaren wussten die römischen Waren einfach nicht zu schätzen.


    "Nun denn, wie auch immer... woran liegt es denn deiner Meinung nach dass die Handelsbeziehungen mehr oder weniger brach liegen?"

  • Die Frage war gut. Konnte man Loki als loyal Rom gegenüber bezeichnen? Er wollte gerade entgegnen dass das wohl jeder wäre der in einer Gegend ohne Recht und Gesetz aufgewachsen war, aber das stimmte ja nicht einmal. Seine Heimat hatte Gesetze und Rechtsprechung, zwar nicht auf Papier fixiert wie es die Römer hatten, aber es gab so etwas.
    Dann die Einheit, er hatte Zeiten der Einheit erlebt... es waren schöne Jahre, doch er konnte sich an kein einziges Jahr erinnern in dem es keinen Streit und waffenklirrende Auseinandersetzungen mit anderen Stämmen gab, die ihr Territorium zu Ungunsten anderer ausdehnen oder verschieben wollten. Andererseits hatte er davon gehört wie es im römischen Reich zugehen konnte, wenn ein Kaiser, der den Staat unter sich vereinte, plötzlich starb... das war dann nichts anders als eine Stammeskeilerei in seiner Heimat, nur größer. Sowieso: das römische Reich war nicht grundverschieden, sondern einfach nur anders. Und vor allem größer, viel größer.


    Worin also bestand die Loyalität, die Loki gegenüber Rom auszeichnete?


    "Es ist der Kaiser.", sprach er schließlich, "Und damit Rom, dem meine Loyalität gehört. Seine Existenz garantiert Frieden und Einheit, und das ist etwas was man nicht wertvoll genug schätzen kann."


    Die subtile Unterstellung überging Loki einfach mit eisigem Blick, es war offensichtlich närrisch zu denken dass jeder Mensch, sobald er die Grenze des Reichs überschritt und sich mit dem Segen der Territorialherren niederließ, automatisch zum Römer würde. Dieser Mann hatte definitiv noch einiges zu lernen, bis er in der Provinz erfolgreich arbeiten könnte...


    "Hinter dem Limes tut sich gerade einiges. Die römerfeindlichen Ideen nehmen überhand, und es gibt Reibereien mit den römerfreundlichen Stämmen, aber das geht seit mehr als hundert Jahren so. Das Ergebnis werden wir in nicht allzuferner Zeit haben. Wenn es dich interessiert, wie es konkret hinter dem Limes aussieht, solltest du dich mit dem Militär auseinander setzen, denn die haben deutlich mehr Verbindungen ins freie Germanien als ich."

  • Ein Schreiber welcher vom Magister Officiorum kam, brachte dem Magister Scriniorum ein Schreiben...



    Einladung!




    An den Magister Scriniorum Tiberius Caecilius Metellus.



    Salve Magister Caecilius Metellus,


    hier mit lade ich dich zum Bankett welches der Legatus Augusti Pro Praetore Marcus Vinicius Lucianus zum Abschied der Comes Duccia Venusia ausrichtet, recht herzlich ein.


    Die Feierlichkeiten finden am ANTE DIEM IV NON IAN DCCCLVIII A.U.C. (2.1.2008/105 n.Chr.) in der Regia des Legaten zu Mogontiacum statt.



    Gez.


    Lucius Hadrianus Iustus



    Mogontiacum, ANTE DIEM VII KAL IAN DCCCLVIII A.U.C. (26.12.2007/104 n.Chr.)

  • Während der Scriba sprach, musterte Tiberius ihn sehr genau; Die Antwort war nicht uninteressant.


    "So, der Kaiser also. Der Kaiser ist Rom, das stimmt, aber..."


    Tiberius wollte fortfahren, wischte aber seine Bemerkung beiseite.


    "Lassen wir dies vorerst gut sein, du wirst genug Gelegenheiten erhalten deine Loyalitäten unter Beweis zu stellen. Wichtiger ist momentan in der Tat die Situation hinter dem Limes und der Handel mit den Germanen. Was meinst du mit dem "Ergebnis"?"

  • Tiberius war in die Lektüre einer Liste vertieft als ein Schreiber herbeigeeilt kam um ihm ein Schreiben zu überbingen.
    Er nahm es entgegen, öffnete und las es.
    Ein Banektt also, sehr schön. Sowas war immer gut, geeignet um Beziehungen zu knüpfen und Würdenträger kennenzulernen. Darüberhinaus hieß das wohl dass seine Ernennung zum Comes näherrückte; Es wurde also Zeit noch einige Dinge zu erledigen.


    Er legte das Schreiben beiseite, notierte sich den Termin und fuhr mit seiner Arbeit fort.

  • Loki schmunzelte zufrieden, ja, er würde sich beweisen... und wie...


    "Das Ergebnis? Ob sich wieder eine germanische Front auftut die sich einheitlich gegen Rom wendet, allerdings ist das unwahrscheinlich, so kurz nach dem letzten Krieg. Es gibt immernoch genügend Rom-treue Stämme östlich des Limes, aber die haben es zunehmend schwerer. Sollte es dazu kommen, wird es wahrscheinlich Stammeskriege geben, die aber bei weitem nicht das Ausmaß der Erhebungen von vor Jahren haben werden, denn es mangelt an Mannstärke. Ganz davon abgesehen dass eine direkte Erhebung gegen Rom reiner Selbstmord wäre... sie beschränken sich darin die Dinge östlich der Grenze für sich zu verändern. Die konkreten Folgen wären allerdings erst einmal rein wirtschaftlicher Natur...", und das war es was Loki am meisten fürchtete... sollten sich die Stämme doch gegenseitig die Köpfe einschlagen, ihm war es egal.

  • Tiberius hörte den Ausführungen des Mannes aufmerksam zu, und er begann die Befürchtungen zu teilen: Als erstes würde die Wirtschaft leiden, so wie immer.


    "Das ist nicht gut... hast du Vorschläge, wie man dem entgegenwirken könnte?"

  • Loki schmunzelte, ihm fielen als erste wieder Strafexpeditionen a la Durus oder Germanicus ein, aber wer war Loki um dies als Sinnvoll einzuschätzen?


    "Wie gesagt, ich kenne die Stämme jenseits des Limes nur vom Handel her, nicht ihre militärische Stärke. Zudem ist die Außenpolitik das Revier des Legaten, wenn nicht des Kaisers selbst, und ich glaube nicht da passende Einschätzungen abgeben zu können. Da du mich aber gefragt hast: die Romfreundlichen Stämme sind durch den Handel mit dem Reich schon alleine Materiell im Vorteil gegenüber denen, die Rom als Bedrohung ansehen. Allerdings hilft das auch wenig wenn sich drei Stämme gegen einen zusammenschließen.. ich denke ein politischer Dialog als erstes dürfte klarstellen wie Rom zu seinen germanischen Verbündeten steht."

  • Ein Bote kam und legte dem Scriba diesen Bericht vor.


    Lagebericht Mogontiacums


    Die momentane Lage in den Straßen zeigt sich als sehr ruhig, es wurden keinerlei besondere Vorkommnisse gemeldet.


    Die Ermittlungen bezüglich des Mordes an dem Regionarius Marcus Annaeus Scipio laufen soweit mir Berichtet wurde.


    Probleme mit der Wasserversorgung im südlichen Stadtteil Mogontiacums wurden schnell behoben.


    Sonst ist nichts weiter zu Berichten.


    Numerius Hadrianus Capitolinus

  • "Ja. Ich zum Beispiel.", seufzte er hörbar, der Umgang mit den Leuten jenseits des Limes, die zudem eine andere Sprache sprachen als die Leute seiner Heimat, war nicht immer leicht, wenn auch leichter als ihr Umgang mit den Römern, schließlich gab es genug Gemeinsamkeiten bei denen man Überein kommen konnte.


    "Der Handel an sich wird vom Rich, vergleichbar mit dem römischen Comes, genehmigt, denn er verwaltet die Belange seines Stamms. Will man mit einem Germanen handeln, muss man dies seinem Rich vorschlagen, dies ist vielleicht umständlicher, führt aber gleichzeitig dazu dass man nicht nur mit einem Einzelnen handeln kann, sondern gleich mit einem ganzen Stamm, und das sind oft mehrere Hundert handelswillige Menschen. Gibt es einen neuen Rich, oder ändert dieser aufgrund von Spannungen mit anderen Stämmen seine Meinung, fällt dann auch das komplette Dorf oder gleich der ganze Stamm weg. Und das ist, was im Moment immer öfter vorkommt."

  • Tiberius nahm die von einem Boten hereingebrachten Schrifstücke in Augenschein; Es handelte sich um die übliche Verwaltungskorrespondenz.
    Allerdings befanden sich auch einige erwartete Berichte aus den Städten darunter, un dmit einem zufriedenen Lächeln registrierte Tiberius dass auch der vor einiger Zeit von ihm heimgesuchte hiesige Duumvir seiner Anweisung nun Folge geleistet hatte.


    Er nahm das Schreiben un dlas es aufmerksam; Als er damit geendet hatte legte er es zufrieden auf den für die Berichte vorgesehenen Stapel. Es schein also alles ruhig zu sein; Auch aus den anderen Städten hatten ihn bisher keine Schreckensmeldungen erreicht.

  • Aufmerksam hörte Tiberius den Worten des Scriba zu, das war tatsächlich etwas neues für ihn. Er hatte sich allerdings auch noch nicht besonders mit den Germanen beschäftigt, möglicherweise ein Versäumnis das er alsbald nachholen sollte.


    "Interessant. Und wie überall eine Medaille mit zwei Seiten. Siehst du Möglichkeiten, dem entgegen zu wirken? Könnte man mit diesen Richs nicht in Verhandlungen treten, sie dahingehend beeinflussen dass sie ihre Meinungen ändern?"

  • "Ich bin war kein Rich, noch hatte ich nähere Kontakte zur Entscheidungsfindung in unserem Gau," ansonsten würde meine Familie noch leben, fügte er in Gedanken hinzu, "Aber das was ich gelesen und gehört habe ist relativ eindeutig. Rom befindet sich im Krieg mit Parthien, das wissen mittlerweile auch die östlichsten Stämme, und gewisse Kräfte sehen die Stunde gekommen um eine Front gegen Rom zu bilden. Natürlich nicht wie sie vor Jahren bestanden hat, mit dem konkreten Ziel die Römer auch militärisch herauszufordern, so dumm sind sie kein zweites Mal. Allerdings würde alleine die politische Abwendung von Rom schon weitreichende Folgen für die Grenzegebiete, wie es unsere Regii sind. Was ich machen würde? Die Stämme, die bisher treu zu Rom standen müssen wissen dass es sich für sie lohnt. Und dass sie militärische Hilfe gegen die Widersacher erhalten, schnell und unkompliziert. Allerdings sind das alles Dinge, die die Legaten in Germania schon seit hundert Jahren praktizieren, ich wüsste nicht was ich dazu neues beitragen könnte."

  • "Hm. Anscheinend funktioniert es ja nicht, wenn es ohnehin praktiziert wird. Wie auch immer, ich danke dir für diese Lageeinschätzung. Du kannst dich nun wieder deiner Arbeit widmen."


    Damit entließ der Magister den Scriba und wandte sich wieder einigen Papieren zu.

  • Mit einer Schriftrolle in der Hand klopfte Loki an, wartete auf ein Zeichen und trat nach Antwort schließlich ein...


    "Salve Tiberius, dieser Brief ist soeben eingetroffen. Da zur Zeit kein Comes im Amt ist, denke ich dass er wohl an dich gerichtet sein dürfte."


    Er legte die Schriftrolle auf den Tisch vor seinen Vorgesetzten, und wartete ab ob es im Anschluss irgendetwas für ihn zu tun gab.


    An die Comes der Regio Germania Superior, Duccia Venusia
    ANTE DIEM XIII KAL FEB DCCCLVIII A.U.C.


    Salve Venusia,


    lange ist es her seit wir uns das letzte Mal unterhalten haben, und nun sind es gleich so düstere Gründe, die mich antreiben dir zu schreiben. Wir haben von den Banditen in Borbetomagus gehört, und die Bevölkerung treibt Sorge um, dass auch die umliegenden Bauern sich zu solch Dummheiten hinreissen lassen. Um unsere Leute etwas beruhigen zu können, wäre es schön zu erfahren wie denn die Fortschritte in der Sache aussehen.


    Mit freundlichen Grüßen,
    Gaius Claudius Centho
    Duumvir Argentorati

  • Tiberius hatte soeben einige Schriftrollen unterzeichnet und schön beiseite gelet um sich ein paar Augenblicke der Ruhe zu gönnen, da klopfte es ander Türe.


    Mit einem ärgerlichen Grummeln stellte er sich auf weitere Arbeit ein und rief den Ankopfenden herein, bei dem es sich wie er sogleich festsellen konnte um den Scriba handelte.


    "Hm? Ein Brief? Zeig her."


    Während er die Schriftrolle nahm und überflog, stellte er sich die übliche "Warum-Ich-Frage", die er sich aber sogleich selbst dahingehend beantwortete dass, wenn er seine hochtrabenden Pläne verwirklichen wollte, er wohl einige tun müsste.


    Schließlich ließ er die Schriftrolle sinken und überlegte einen Augenblick, sann über das Vorgehen nach. Borbetomagus, er hatte da sowohl etwas gehört als auch gelesen.


    "Ähm, hm. Scriba, was weißt du über banditen in Borbetomagus?" richtete er sein Wort an den Mann.

  • Loki rekapitulierte sein Wissen über die kleine Stadt südlich von Mogontiacum, und gab es dann auch gleich zum besten: "Wenige hundert Einwohner, ein kleinerer Tempel, Bevölkerung größtenteils germanisch, Händler und Soldaten. In letzter Zeit haben sich anscheinend mehrere Bauern und andere Teile der Bevölkerung erhoben und begannen die Umgebung plündernd zu durchziehen, um die Missernte des letzten Jahres auszugleichen. Der Legat hat gewisse gepanzerte und berittene Militäreinheiten hingeschickt um für Ruhe zu sorgen. Näheres kann ich dir allerdings auch nicht sagen, Nachrichtensperre, soweit ich weiß."

  • "Aha, gut. Dann werde ich mich um diese Angelegenheit wohl zunächst einmal selbst kümmern müssen. Du kannst dich wieder deiner Arbeit widmen, ich werde dich rufen sobald ich dich brauche."


    Damit scheuchte er den Scriba aus seinem Officium, kramte einige Schriftrollen zusammen zu denen auch der soeben hereingetrudelte Brief gehörte und verließ ebenso sein Officium.

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