Berufung in den Senat - adlectio

  • Feierlich geschmückt war die Basilika des kaiserlichen Palastes. Dutzende Sklaven waren in feine Stoffe gehüllt und standen mit wertvollen Karaffen neben den hohen Säulen, um die Gäste mit Wasser und Wein zu bewirten. Überall loderten die Flammen aus den großen hägenden Öllampen, um für Licht und Wärme in der Halle zu sorgen.
    Die Allzweckhalle des Palastes diente heute als Ort der feierlichen Berufung verdienter Männer in den Senat, die es galt möglichst propagandistisch zu gestalten. So sollte nicht nur die herausragende Bedeutung der Ernennung in den Senat und die damit verbundene Wichtigkeit dieses Gremiums unterstrichen werden, gleichzeitig sollte auch die Güte und Milde des princeps, von der jeder einzelne zu Ernennende nun profitierte, im Mittelpunkt stehen.
    Feierlich in der toga praetexta gekleidet und mit dem schönsten goldenen Ritterring versehen hatte sich auch der procurator a libellis in die Halle begeben, nachdem er dafür gesorgt hatte, dass das Protokoll stimmte.
    Einer Reihe von Männern kam am heutigen Tage die Ehre zu, durch die adlectio des Augustus die Senatorenwürde zu erhalten, die in Abwesenheit des princeps jedoch durch den Aelier vollzogen werden musste.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Die merkwürdige Abwicklung an der Palastwache noch im Hinterkopf betrat Claudius die Räumlichkeiten, zu denen er sich wegen dieser dürftigen Abwicklung zunächst durchfragen musste. Glücklicherweise zeigte die festlich vorbereitete Halle bereits nach kurzem eine Wirkung: Menecrates schob alle unwichtigen Dinge beiseite und konzentrierte sich ganz auf den bevorstehenden Akt, der - daran hatte er inzwischen keine Zweifel mehr - der Berufung in den Senat dienen würde. Er nahm das Lichtspiel der Öllampen wahr, als er sich vom Eingang wegbewegte. Hier und da standen kleinere Grüppchen, die sich teils anschwiegen, teils leise unterhielten. Ein Blick in die Runde ergab, dass der Absender des Einladungsschreibens ebenfalls bereits zugegen war. Claudius grüßte in die Runde.


    "Salvete!"Sicherlich würde der Aelier bald das Wort ergreifen.

  • Nachdem alle hochrangigen Männer eingetroffen waren, konnte das Zeremoniell beginnen. Im Auftrag des Kaisers wurden die Männer mit der Senatorenwürde bedacht. Der ein oder andere freute sich darüber endlich durch die Gnade des princeps und gute Beziehungen einen Sitz im Senat bekommen zu haben, andere, wie Decimus Valerius Brutus, der zu den Angesehendsten zählte, wurden gleich in den Rang der Prätorier versetzt und erhielten damit durch den Kaiser die größte Auszeichnung. Viele verdiente Männer konnten aber den Sitz eines Ädilen für sich verzeichnen. An diesem Tag freuten sich die einen, die anderen, die den Sitz im Senat durch die neue Zusammenstellung verloren, weil sie in Ungnade gefallen waren, würden sich auf ihre Güter zurückziehen, war jenen doch jegliche Grundlage für ein Dasein in der High Society entzogen worden.
    Unter den zu Ernennden befand sich auch Herius Claudius Menecrates, der bei seiner Berufung in den Senat die Urkunde vom Aelier erhielt. Ernannt wurde er ganz öffentlich, die Überreichung fand etwas abseits statt.
    Trotz einiger Rangeleien in der Kurie damaliger Zeit, ab sich Callidus seinem Amte angemessen diplomatisch.


    > Senator Herius Claudius Menecrates, ich gratuliere dir zu deiner Berufung in den Senat durch den Augustus. Er lässt dir diese Auszeichnung zukommen... <


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ernenne ich
    Herius Claudius Menecrates


    zum
    Senator Roms



    Es ist ihm ab heute gestattet, die Standesabzeichen
    der Senatoren zu tragen, den Senatorenring,
    den Latus Clavus und spezielle rote Schuhe mit
    einer Sichel als Schmuck.


    - DCCCLVII AB URBE CONDITA -



    > Claudius Menecrates, trotz deiner Verdienste um Rom und der damit verbundenen Auszeichnung, wird der princeps deiner Bitte nicht nachkommen können, ein Patronat für dich zu übernehmen. Sieh es nicht als Verschmähung deiner Anfrage an, sondern als Lob, dass du in deiner Position ein gern akzeptierter Klient bei vielen großen Männern sein wirst. <


    Eine gewiss verdrehte Logik, aber das Umkehren derartiger Sachverhalte hatte Callidus sich in den Briefen des Plinius abgeschaut.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Claudius folgte den Ernennungen mit Interesse, immerhin kannte er durch seine lange Dienstzeit beim Militär viele verdiente Römer nur vom Namen her oder gar nicht. Ich registrierte den einen oder anderen patrizischen Mann, der möglicherweise in der Zukunft noch einmal zu einem Verbündeten werden konnte. Als sein Name genannt wurde, strafften sich die Schultern des Claudiers, der eine wichtige Stufe innerhalb seiner Karriere soeben erklommen hatte. Zum ersten Mal empfand er sich würdig genug, als Sohn des Claudius Macrinius zu gelten, wenngleich sein Vater zu Lebzeiten um einiges bedeutendere Posten innehatte als er.


    Als Menecrates die Urkunde in Empfang nahm, nickte er dem Aelier zu, während er "Mein Dank", erwiderte. In diesen Worte drückte der wortkarge Claudier sowohl den Dank an den Princeps als auch an den Übermittler Aelius aus. Er war sich der Ehre bewusst, und auch des Vertrauens, das in ihn gesetzt wurde. Anschließend vernahm er die Auskunft über sein Ansuchen. Als der Aelier geendet hatte, nickte Claudius erneut. Nein, er sah die Ablehnung nicht einmal negativ. Die Götter mussten es so gewollt haben, also war diese Entscheidung zu seinem Wohl. Menecrates nahm sie zum Zeichen, zukünftig niemandes Klient zu werden, und fühlte sich damit sogar auf gewisse Weise frei. Er vertraute auf seine eigene Stärke, die ihm die benötigten Wege für die Zukunft ebnen sollte.


    "Ich danke", sagte er erneut, um die Kenntnisnahme zu signalisieren. Anschließend reihte er sich wieder in die Gruppe neu ernannter Senatoren ein.

  • Callidus nickte dem Mann zu, was zum einen die Bestätigung war, zum anderen die Verabschiedung.
    Schon darauf folgte der nächste Mann, den der Aelier zu seiner Ernennung beglückwünschen konnte, während die Nennung und Ausrufung der Namen sich fortsetzte.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

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