[Amphitheatrum Neronis] Spiele zu den Tiberinalia

  • Während er gerade noch die letzten Worte seiner Frage an Senator Avarus aussprach, fiel Macers blick wieder auf die Gattin seines Gesprächpartners, die gerade zu ihnen hinüber blickte und sie anlächelte. Freundlich erwiderte er die Geste und behielt auch weiterhin sämtliche Gedanken zu ihrem emotionalen Ausbrauch für sich. Immerhin, in der Arena tat sich nun etwas und die Jäger gingen auf die Löwen los und umgekehrt. Macer wollte dabei zwar nicht direkt einen kausalen Zusammenhang herstellen, aber wenn lautes Rufen von den Rängen einen beschleunigten Fortgang der Spiele bedeutet hätte, dann hätte er gegen weitere lautstarke Äußerungen aus den Rängen sicher nichts einzuwenden gehabt. Immerhin war sowas bei Wagenrennen ohnehin üblich und es kam ihm hier im Amphitheater im Vergleich zu früheren Veranstaltungen auch verdächtig ruhig vor.

  • Ihr Gespräch wurde einmahl weniger durch eine kurze, aber durchaus weiterhin langweilige Regung in der Arena unterbrochen. Rein aus Anstand unterdrückte Germanicus Avarus ein Gähnen und bemerkte den liebevollen Blick von Lucilla. Jene hatte sich wohl für einen Moment vom Geschnatter losgeeist, um ihren Gatten zu suchen. Avarus erwiederte das Lächeln mit einer ähnlichen Geste. Dann war auch die Frage Macers verarbeitet.


    "Oh es war in meinem Interresse mit den Mitaedilen etwas Umfassendes auf die Beine zu stellen, aber ihnen scheint es nicht gegeben zu sein das Volk zu belustigen. Ich nehme an, ihre Kreditgeber haben die Taschen zugeknöpft. Mein Part wäre dabei eine umfasssend kulturelle Schau gewesen, die am Theater durchgeführt werden sollte. Weg vom bestialischen, barbarischen Arenengemetzel hin zu anschaulischer Lyrik und Kunst. Doch nunja ohne die Anderen wird es mich wohl einige tausend Sesterzen mehr kosten und Wagenrennen als Ergänzung sinnvoll werden. Ich denke nicht, das ich das Kämpfen in der Arena, so wie hier und heute, dem sportlichen Messen im Circus Maximus vorziehe..."


    Er steckte sich einige Trauben in den Mund. Immer verblüffend wie Avarus auch im Winter zu seinen frischen Weinperlen kam...


    "Würde sich die Factio Russata denn dazu in der Lage fühlen Gespanne zu stellen?"


    Er wußte natürlich um die Position Macers. Jene Factio hatte sich schon öffters im sportlichen Wettstreit mit der veneta gemessen und war auch so manches Mal zu einem brüderlichen Training erschienen. (Wenn man das so nennen darf) Zwischen diesen beiden Rennställen gab es mehr Gemeinsamkeiten, denn Gegensätze. Keine Feindschaft wie zur Aurata eben.

  • An der Spekukation über die finanzielle Ausstattung der amtierenden Aedile wollte Macer sich nicht beteiligen. Er wusste, was sein Aedilat ihn gekostet hatte und er ahnte, mit welchen finanziellen Mitteln Germanicus Avarus ausgestattet war. Eine Diskussion dazu wäre zweifellos müßig und die eigentlichen Betroffenen waren ja ohnehin nicht anwesend.


    "Anschauliche Lyrik?", kommentierte er daher zuerst fragend die Pläne des Senators. "Sicherlich kein unwichtiger Bestandteil eines wichtigen Festes. Auch wenn mir persönlich eher wenig daran liegt, erst Recht nicht an der anschaulichen Komponente. Ein guter Künstler vermag sicher durch seine Texte alleine zu begeistern und zu unterhalten, ohne jede anschauliche Umsetzung derselben." Dafür hatte man ja schließlich seine Phantasie, die Bilder im Kopf entstehen lassen konnte.


    Dann aber zeichnete sich auf seinem Gesicht das Bild gespielter Entrüstung ab. "Ist das eine ernsthafte Frage? Selbstverständlich sieht sich die Factio Russata in der Lage, Gespanne für ein Rennen zu stellen. Immerhin besteht der ganze Sinn eines Rennstalles eben genau drin, nicht wahr?" Wobei man bei manchen Rennställen durchaus den Eindruck gewinnen konnte, ihr Sinn bestand in anderen Dingen oder sie hatten schlicht gar keinen, so wenig wie sie sich für die Ausrichtung von Rennen oder der Teilnahme an selbigen interessierten.

  • Für den Aedilen Avarus waren jene Vorführungen schon immer stink langweilig gewesen, wenn Rezitoren großer Werke oder Künstler eigener Stücke im Theater dem monumentalen Possen fröhnten und mit Stimmen ihrer Gleichen epischen Darbietungen für Unterhaltung sorgten. Vielmehr lag ihm da die spöttische, gespielte Darstellung einfacher Wanderschauspieler.


    "Oh ich finde oft den Schlaf bei monströsen Darbietungen alter Schriftsteller wie Ovid, Homer, Aeneis... und ich denke dem einfachen Volk sind sie schlicht zu hochtrabend. Nein ich dachte eher an etwas leichtere Kost. Diese steht und fällt allerdings mit einem eingereichten Auftrag. Es ist wohl nicht verwunderlich, wenn ich sage, das ich mich nicht selbst auf der Bühne produzieren will."


    Trotz des offensichtlichen Scherzes, mußte Avarus selbst etwas lächeln und griff zu einer weiteren Handvoll Trauben. Erst als sie verschlungen waren und sein Blick keine neuen Ereignisse aus der Tiefe der Arena brachte, eröffnete Germanicus Avarus wieder das Gespräch... weiter im Text.


    "Das ist wohl wahr. Zuviele dieser Factiones scheinen in den letzten Monaten ihre Aufgaben unregelmäßig nachzukommen und dabei ist es doch gerade das Wichtigste die Fahrer, die Gespanne und Tiere in einem regelmäßigen Trainingszustand zu halten. Nun ich kenne das Elend auch von der Veneta. Leider hat man damals einen Aristrokraten die Führung übertragen. Seitdem hört man nicht mehr das Beste, trotzdem hoffe ich das die vorhandenen Stärken ausreichen auch zu diesem Wettkampf ganz vorn mitzufahren."


    Er grinste, auch wenn die factionale Situation eigentlich keine Freude versprühte. Fakt war aber auch, das alle anderen hochdekorierten Mitkollegen keinerlei Freiraum hatten es selbst besser zu machen. Besser wohl einen Trainer zu suchen, der sich der Factio täglich und vorallem tiefgründig widmen konnte. Doch auch diese Probleme gehörten nicht unbedingt hierher. Immerhin war ihm schon eine offene Kritik rausgerutscht und jene Worte würden die Favoritenposition krieseln lassen. Wenn die Gespanne der Gegner allerdings darauf bauten und dann doch den Kürzeren zogen, war so ein gestreutes Gerücht auch was wert. Wie er es drehte, es war vielleicht garnicht mal so verkehrt gewesen.


    "Etwas unsicher bin ich mir noch über den Zeitpunkt, was würdest du sagen, Macer? Eine gute, weiche Bahn wird es wohl erst Ende Februar geben, doch schätze ich mal, das das Volk auf zeitigere Rennen spekuliert. Ich möchte sie nicht unnötig warten lassen. Es wäre zu vermuten, das Stimmen laut werden, die mir vorzuwerfen versuchen mich vor den Spielen zu drücken..."


    Abschätzend blickte Avarus drein. Ein Pater Factiones konnte da sicher seinen Senf dazu geben, was die gefrostete Härte des Circusbodens anbelangte und nebenbei vielleicht auch, was den richtigen Termin betraf.

  • "Es müssen ja nicht immer alte große Werke sein, die zur Aufführung gebracht werden", stimmte Macer indirekt zu. "Auch ich kann epischen Werken bei einem zu langatmigen Vortrag keinen ungestörten Genuss abgewinnen. Aber auch bei modernen oder kürzeren Fassungen alter Stücke oder eben neuen Stücken, reicht mir ein guter, spritziger Vortrag vollkommen. Komödien und Parodien natürlich eher als Tragödien. Wilde Kostümierungen oder exzentrische Bühnenbilder erschienen mir dabei häufig nur als albernes und unnötiges Beiwerk." Wobei häufig ziemlich relativ war, denn Macer verfolgte äußerst selten Aufführung in diesem Rahmen, egal ob in einem Theater oder bei einer reisenden Schaustellertruppe. Die letzten Darbietungen hatte er alle im Rahmen privater Feierlichkeiten verfolgen können.


    Dementsprechend fiel es ihm leicht, auch wieder auf die Wagenrennen zu sprechen zu kommen. "Ich rechne mit den nächsten Wahlen für Ende Februar, das wäre dann wohl das Limit. Soweit ich es im Kopf habe, sind dann einige Feiertage, was die Wahlen nach hinten verschieben könnte und Anlässe genug für Spiele bietet. Um die Bahn mache ich mir ehrlich gesagt keine Sorgen. Unsere Wägen sind robust genug und unsere Pferde auch festen Boden gewohnt. Außerdem könnten diese Bedingungen vielleicht anderen Fahrern eine Chance geben, wenn die etablierten Profis damit nicht zurecht kommen." Was Macer aber eigentlich ausschloss, immerhin waren die etablierten Profis genau deswegen etabliert, weil sie sich schon in vielen verschiedenen Rennen bewiesen hatten.

  • Den Ausbruch der Decima registrierte Gracchus mit nicht minderem Erstaunen als jene neben ihm, und sollte er ihren Charakter mit einem einzigen Worte beschreiben, so würde er jenen als äußerst gewagt bezeichnen. Seine eigene Gemahlin indes dauerte ihn ein wenig, da sie eben direkt neben der Decima ihren Platz hatte gefunden, doch augenblicklich wollte nichts ihm in die Gedanken fließen, wie jener Umstand zu beseitigen sei. Ohnehin tat augenscheinlich das Geschrei der Senatorengattin seine Wirkung, da tatsächlich in das Geschehen in der Arena Bewegung kam. Zu spät bemerkte einer der Angreifer, dass der als Ziel auserkorene Löwe nicht halb so verwundet war, wie zuerst dies den Anschein gab, und sah sich darum schneller als er konnte reagieren selbst als Opfer. Auch Gracchus bemerkte dies zu spät als bereits tief rotfarbenes, menschliches Blut den Sand der Arena befleckte, sich in anscheinend endlosen Strömen über das kernige Granulat ergoss, um mäßig nur darin zu versickern. Sturzbäche aus Rot verließen den Körper des Kämpfers, Schlieren aus rotfarbenen Schatten vermischten sich mit rotfarben wogenden Wellen auf einem endlos rotfarbenen Meer, rissen die Reste von Mensch in sich hinab, auf dass er in den rotfarbenen Fluten untergehe. Sukzessive schob sich die Dämmerung vom Rande Gracchus' Blickfeld langsam zu dessen Zentrum hin, mühsam blinzelnd versuchte er die Blümeranz vor seinen Augen zu vertreiben, senkte gleich seinem Blicke auch seinen Kopf, konzentrierte sich auf die im Schoß gefalteten Hände, deren Finger sich umeinander kneteten, und den Inhalt seines Magens, welcher trotz seiner Kargheit rebellierte und Gracchus das Gefühl gab, als hätte halb Rom sich in seinem Inneren zum Aufstande versammelt und eben zum protestierenden Stampf-Marsche sich angeschickt. Dass dies augenscheinlich bereits einer der Höhepunkte der Spiele gewesen war, realisierte er nicht, gleich wie bereits ihm dies genügte und ohne einen weiteren Schwertstreich er wäre bereit gewesen, das Amphitheater zu verlassen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Es müssen ja nicht immer alte große Werke sein, die zur Aufführung gebracht werden", stimmte Macer indirekt zu. "Auch ich kann epischen Werken bei einem zu langatmigen Vortrag keinen ungestörten Genuss abgewinnen. Aber auch bei modernen oder kürzeren Fassungen alter Stücke oder eben neuen Stücken, reicht mir ein guter, spritziger Vortrag vollkommen. Komödien und Parodien natürlich eher als Tragödien. Wilde Kostümierungen oder exzentrische Bühnenbilder erschienen mir dabei häufig nur als albernes und unnötiges Beiwerk." Wobei häufig ziemlich relativ war, denn Macer verfolgte äußerst selten Aufführung in diesem Rahmen, egal ob in einem Theater oder bei einer reisenden Schaustellertruppe. Die letzten Darbietungen hatte er alle im Rahmen privater Feierlichkeiten verfolgen können.


    Dementsprechend fiel es ihm leicht, auch wieder auf die Wagenrennen zu sprechen zu kommen. "Ich rechne mit den nächsten Wahlen für Ende Februar, das wäre dann wohl das Limit. Soweit ich es im Kopf habe, sind dann einige Feiertage, was die Wahlen nach hinten verschieben könnte und Anlässe genug für Spiele bietet. Um die Bahn mache ich mir ehrlich gesagt keine Sorgen. Unsere Wägen sind robust genug und unsere Pferde auch festen Boden gewohnt. Außerdem könnten diese Bedingungen vielleicht anderen Fahrern eine Chance geben, wenn die etablierten Profis damit nicht zurecht kommen." Was Macer aber eigentlich ausschloss, immerhin waren die etablierten Profis genau deswegen etabliert, weil sie sich schon in vielen verschiedenen Rennen bewiesen hatten.


    Es war wohl nicht veränderbar, das die Theaterkunst nur einem kleinen Teil der Menschheit als lohnenswerte Freizeitbeschäftigung galt. Trotz alle dem hatte sich in Rom ein Künstlerkreis gebildet, der seine Zuschauerzahlen konstant hoch halten konnte. Avarus gehörte dazu.


    Mit Macer war da aber wohl nicht so recht drüber zu schwatzen, also konzentrierte sich Germanicus Avarus ebenfalls auf die Wagenrennen.


    "Dann wird wohl die Mitte des Februar genau der Zeitpunkt sein, um den Boden des Circus Maximus zum Beben zu bringen." Stellte er somit fest, würde sich aber noch über die kalendarischen Feste erinnern lassen, um keine Spielpausen zu verletzen. "Um allen die gleichen Chancen einzuräumen, sag ich dir vorerst auch keinen ganz genauen Termin." Er grinste verschwörerisch. "Es ist eine gute Idee... Nachwuchsfahrer sollten dabei ihre Chance bekommen, da könnte mir noch etwas einfallen." Ein Rennen in Altersstufen zum Beispiel, aber das sprach Avarus nicht aus. Sonst wäre die Neuerung bestimmt in einer Dreiviertelstunde in ganz Rom verbreitet und damit irgendwie nicht mehr neu. 8)


    In der Arena tat sich nix mehr.


    "Bah is das langweilig..." ließ er sich dann doch zu einem Kommentar hinreißen. Wenn er noch allein gewesen wäre, hätte Avarus Macer sicher vorgeschlagen in die Thermen zu wechseln. So aber würde Lucilla über ihren 'gestohlenen' Mann sicher nicht erbaut sein. (wenn sie den Verlust während ihrer Schnatterei überhaupt merkte) 8)


    "Schon gehört, wer sich für die nächsten Wahlen wird aufstellen lassen?"


    Noch ein Monat, da konnten die Spekulationen schonmal los gehen. Auch wenn es jeder verurteilte, aber die Stimmenkäufer hatten in diesen Wochen bereits Hochkonjunktur. Im Sand unten blieb es träge, da mußten die Besucher sich eben selbst unterhalten. Auch wenn das am Zweck eines Arenaspektakels vorbei ging.

  • Da die Aussicht, Mitte Februar wieder ein Rennen zu haben schon genug Informationsvorsprung war, begnügte sich Macer damit und konnte auf einen genauen Termin gut verzichten. Punktuell auf einen Tag genau konnte man ohnehin nicht trainieren. Andererseits schienen die anderen Factiones so dermaßen inaktiv, dass zumindest einige von ihnen die Teilnahme vermutlich auch dann verschlafen würden, wenn man es ihnen jetzt schon sagen würde.


    "Du könntest das Rennen nur für Nachwuchsfahrer machen", schlug Macer vor. "Ich habe das mal bei den Ludi Martiales so gemacht und habe ganz gute Erinnerungen daran." Auch deswegen weil damals ein Roter gewonnen hatte. "Andererseits profitieren die Fahrer mehr von einem Rennen, wenn sie gegen stärkere und erfahrenere Gegner antreten. Wenn sie gewinnen sowieso, aber auch wenn sie verlieren hat es immer einen Vorteil, sich an Stärkeren zu messen." Und gegen Schwächere zu verlieren half einem Fahrer natürlich auch kaum weiter.


    Zu den Wahlen konnte Macer weniger sagen. "Nein, ich habe noch nichts gehört, allerdings habe ich es bisher auch noch nicht drauf angelegt, etwas zu erfahren. Ich muss erst einmal mit meinen Klienten sprechen, wer kandidieren möchte und dann schaue ich, wie sich die anderen platzieren."

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