Drei Turmae auf dem Weg nach Barbetomagus

  • So wie die Sonne stand musste es bereits Mittag sein und die Truppe hatte Confluentes und das Castellum schon längst hinter sich gelassen. Im raschen Trab waren sie ein gutes Stück entlang des Rhenus geritten und kamen ohne Probleme voran da es zur Abwechslung mal keine Händlerkarren gab, die mit gebrochener Achse auf der Straße lagen. Im Westen und Süden erhoben sich nun bewaldete Hügel, hinter deren Gipfel eine hügelige Gegend lag, in der es wie Lucius wusste einige Landgüter gab. Ein Blick zurück zeigte dem Decurio, dass noch keines der Pferde sonderlich müde wirkte. In Gedanken setzte er die erste Pause für den späten Nachmittag an...

  • Recht zügig ging es voran, die wenigen Menschen auf der Straße machten den Reitern brav Platz und im Vorbeireiten sahen die Männer, wie ihnen viele bewundernde und faszinierte Blicke zugeworfen wurden. Es war auch ein prächtiger Anblick, Einhundert Mann zu Pferde und in voller Gefechtsausrüstung in Zweierreihen nebeneinander herreiten zu sehen.


    Die meisten Männer waren schweigsam, eine leichte Anspannung auf kommende Ereignisse war zu spüren. Halt wurde nicht gemacht, einen kleinen Happen und einen Schluck Wasser konnte man auch im Sattel zu sich nehmen. So strebte der Zug seinem Ziel immer näher.


    Als Cupidus seinen Blick in die Ferne schweifen ließ, blieb er an den Hügeln im Süden hängen. Dorthin ging es also, nach Borbetomagus.

  • Wenig später schwenkte der Zug vom Rhenus weg und durchquerte die südlichen Ausläufer der Hügel. Das stellte allerdings nur von der Luftlinie eine Abkürzung dar, denn immerhin musste man so durch unwegsameres Gelände reiten. Dennoch, der Weg war nicht so eintönig wie die Straße entlang des Rhenus. Und auch hier gab es eine Art Straße, allerdings war sie nicht wirklich ausgebaut, was den Pferden jedoch nichts ausmachte. Bis zum frühen Abend ging es in stetigem Tempo weiter, dann, als die Ebenen entlang des Rhenus in Germania Superior in Sicht kamen, wurde Halt gemacht und die Pferde konnten eine Weile grasen während die Männer ihre Läufe kontrollierten, die Sattelgurte nachzogen und alles noch ein weiteres Mal überprüften. Lucius rief die Offiziere auf dem nächsten Hügelkamm zusammen und entrollte eine Karte. "Meine Herren..." begann er als alle vollzählig waren. "Wir sind heute ein gutes Stück weit gekommen. Nun sollten wir uns in Richtung des Rhenus einen Lagerplatz suchen. Morgen kehren wir dann an den Fluß zurück und sollten bis zum Mittag an unserem Ziel ankommen. Irgendwelche Fragen?"

  • Cupidus hörte sich die Ausführungen von Decius an und nickte. Anscheinend hatte keiner der Männer Fragen.
    Als Cupidus schließlich vom Hügelkamm aus in Richtung Rhenus blickte, sah er etwa drei Meilen entfernt eine Freifläche zwischen zwei Waldstücken. Allem Anschein nach nur mit einigen Büschen und Gras bewachsen. Er deutete auf die Stelle. "Wie wäre es dort drüben? Sieht mir von hier recht gemütlich aus. Was meinst du Decius?, fragte er.

  • "Guter Windschutz, allerdings kein freies Gelände aussenherum. Da aber wohl kaum jemand so verrückt wäre, drei Turmae der Ala anzugreifen, schon garnicht hier, würde ich sagen, wir lagern da. Sobald die Männer ausgeruht sind reiten wir dort hinunter und errichten ein Marschlager." Damit war die Sache fest. Da es keine weiteren Fragen gab entliess Lucius die Männer wieder und wartete noch eine Weile mit dem Befehl für den Weitermarsch. Um diese Jahreszeit wurde es relativ früh dunkel und die Sonne näherte sich bereits gefährlich dem Horizont. In weniger als einer Stunde würde man keine Hand mehr vor Augen sehen. Das Lager würde folglich im Fackelschein errichtet werden müssen.

  • Merowech war nach dem langen Ritt ein wenig müde geworden, aber die Ruhepause, die er erhielt, während sich die Offiziere besprachen, erlaubte es ihm, seine Kräfte erneut zu sammeln. Es war schon beinahe Abend und sie hatten noch immer kein Lager errichtet. Merowech wandte sich kurz an Brigio: "Wir werden doch wohl nicht die Nacht durchreiten, oder was meinst du?"

  • Sim-Off:

    Ich mach dann einfach mal weiter, sonst kommen wir nicht mehr an. :)


    Die Dämmerung brach herein, als der Zug sich wieder in Bewegung setzte. Ein Duplicarius und vier Equites der III. waren als Vorauskommando geschickt worden, um sich den Lagerplatz anzusehen. Sie hatten den Auftrag, das Marschlager abzustecken, bis der Rest der Männer ankam.


    Als diese den Platz schließlich erreicht hatten, waren bereits einige Fackeln entzündet worden, um den Platz zu erhellen, damit die Männer ihre Zelte aufbauen und schanzen konnten. Ohne viele Befehle machten sich die Männer an die Arbeit. Ein Teil lud die Ausrüstung von den Packpferden, ein anderer begann mit dem Aufbau der Zelte und der Rest machte sich mit dem Schanzwerkzeug an die Arbeit, um den Graben auszuheben. Cupidus hoffte, dass sie in spätestens zwei Stunden fertig wären. Während den Arbeiten ging er im Lager herum und beaufsichtigte seine Männer. Nach einem kurzen Plausch mit Terentius, dem Decurio der III., begab er sich zu seinem Zelt, das mittlerweile aufgebaut worden war. Er wühlte in seinem Gepäck und zog die Beinwickel heraus. Es war eisig kalt und er beneidete die Männer keineswegs, die heute Nacht Wache hatten. Dann umwickelte er seine Schenkel mit dem Stoff und trat wieder aus dem Zelt.


    Er besichtigte noch die Fortschritte am Graben. Ein Großteil des Walles war schon aufgeschüttet worden, da sie keine Pila Muralia hatten, waren einige Equites in den nahen Wald gegangen und hatten Gestrüpp geschnitten, das nun oben auf den Wall gesetzt wurde. Mit einigen Pfählen eine brauchbare Palisade.
    Cupidus hatte den Platz erreicht, wo die Pferde standen. Er machte sich daran, Stratos abzureiben, so gut es eben ging. Kräftig klopfte er ihm noch auf den Hals, als er ihn verließ. In Gedanken überlegte er schon, wen er zur Wache einteilen sollte.

  • Nachdem das Lager errichtet worden war und Merowech noch sein Pferd versorgt hatte, war er erschöpft und hungrig. Seine Gedanken kreisten um die Wacheinteilung und er hoffte, dass er nicht dabei sein würde. Als er zu seinem Zelt trottete um dort sein Gepäck zu verstauen, ließ er den Tag noch einmal in Gedanken Revue passieren. Seine fantastischen und romantisch verklärten Vorstellungen über das Lagerleben hatten sich allmählich verflüchtigt, aber es war immer noch besser, als in den kalten Nächten in seiner Heimat auf einer Weide Schafe zu hüten. Auch wenn Merowech nach dem heutigen Tag erschöpft war, so war er körperliche Anstrengung dennoch gewohnt. Als er sein Zelt betrat, bereitet er sich gleich seinen Schlafplatz vor. Dann nahm er noch seine Schleuder und den Beutel mit Steinen, welche er mitgenommen hatte. Sollte er heute für die Wache eingeteilt werden, so würde sie ihn begleiten.

  • Lucius saß noch bis tief in die Nacht an einem kleinen Lagerfeuer und beobachtete, eingerollt in seine Decke, die Flammen. Seine Gedanken waren im Castellum bei Salome. Schließlich begab er sich auch ins Zelt, denn am nächsten Morgen würde er schon beim ersten Licht des Tages geweckt werden.

  • Abgesehen von einem Kontrollrundgang war die Nacht für Cupidus ruhig verlaufen. Die vermummten Männer auf den Wällen waren alle wach, unter dem sternenklaren Himmel ungeschützt einzuschlafen hätte den Kältetod zur Folge gehabt. Die Temperaturen waren eisig, aber bisher waren nur die weit entfernten hohen Berge mit Schnee gekrönt worden. Hoffentlich blieb es noch eine Weile so.


    Nach vollendetem Rundgang begab sich Cupidus in sein Zelt und legte sich schlafen. Noch etwa vier Stunden, dann würde zum Wecken geblasen werden. Das Gesicht von Clara tauchte in seinen Gedanken auf und zum wiederholten Male strich seine Hand über den Schal, den er immer unter der Paenula trug. Die Erinnerungen verschwammen, als er in Morpheus Arme sank und verwoben sich mit seinen Träumen.



    *TUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUT*


    Das Horn, das zum Wecken bließ, riss ihn aus dem Schlaf. Es war kalt und klamm in seinem Zelt und stockdunkel. Er tastete nach seinem Feuerstein, stieß dabei fast seine kleine Öllampe um und fluchte. Als das Licht schließlich brannte, begann er sich fröstelnd die Caligae zu schnüren und die Beinwickel anzulegen. Er rüstete sich, räumte seine wenigen Habseligkeiten in eine Tasche und legte sein Gepäck bereit.
    Als er aus dem Zelt trat, waren die meisten Equites schon auf den Beinen. Feuer wurden geschürt und Essen gekocht. Harluf drückte ihm eine Schüssel Puls in die Hand, die er im stehen aß. Keiner schien große Lust zu haben, hier länger als nötig zu bleiben.


    Die Sonne zeigte sich schon am Horizont, als das meiste Material und Gepäck verladen war. Die Zelte waren abgebaut worden und die Packpferde waren beladen. Einige Nachzügler bummelten noch herum, wurden aber von ihrem Decurio schnell wieder an ihre Pflichten erinnert. Als die Sonne vollends aufgegangen war, waren die drei Turmae bereit für den letzten Teil ihrer Reise.

  • Merowech war für die dritte Wache eingeteilt worden, weshalb er sich gleich nach dem Abendessen in sein Zelt begab. Kaum hatte er sich auf sein Lager gelegt, war er auch schon eingeschlafen.


    Eine Hand auf seiner Schulter riss ihn aus dem Schlaf: "Deine Wache beginnt gleich.", flüsterte eine Stimme. Es war Geiserich, einer der Equites, die schon länger gedient hatten. Merowech erhob sich. Als er aus dem Zelt trat, fuhr ihm die Kälte sofort in die Knochen. Er begab sich zu seinem Posten und wickelte sich fest in seinem Mantel ein. Die Nacht war sternenklar, weshalb es auch so kalt war. Weit und breit war es mucksmäuschen still. Nur ein Verrückter würde ein Lager angreifen, in dem sich drei Turmae der Auxiliares befanden.


    Allmählich begann die Morgendämmerung. Das Signal zum Weckruf ertönte und Merowech war froh, nun einen warmen Platz am Feuer und seinen Puls zu erhalten. Niemals hätte er sich während seiner Ausbildungszeit träumen lassen, dass er sich auf Puls freuen würde, doch jetzt war es so. Nach dem Frühstück baute er gemeinsam mit seinen Kameraden das Zelt ab und packte seine Ausrüstung zusammen. Dann half er, wo noch Hilfe benötigt wurde und begab sich anschließend mit seinem Pferd zum Sammelplatz. Heute würden sie Barbetomagus erreichen.

  • Kommandos gellten, als die Männer sich in die Sättel schwangen. Das Lager war einigermaßen eingeebnet worden, um den Räubern in der nähe keinen befestigten Unterschlupf zu bieten.


    Die Decurionen gaben die letzten Anweisungen und dann setzten sich die drei Turmae wieder in Bewegung. In den frühen Morgenstunden schwenkten sie vom Rhenus weg und begaben sich auf das letzte Stück Weg nach Borbetomagus. Die Kälte wich langsam, als die Sonne sich dem Zenit näherte, die Luft war klar und rein. Schließlich erreichten die Männer noch vor der Mittagsstunde das Lager der Vexillatio

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