Am Mittag verließ der Primus Pilus die Principia, um sein Prandium einzunehmen. Inzwischen war es kalt geworden, sodass er noch in seinem Officium die focale festzog und seinen Mantel um sich schlang. Dann - kaum hatte er die Tür zum Hof geöffnet - erkannte er auch schon die nächsten Zeichen des Winters. Weiße Flocken, die man in seiner alten Heimat Hispania praktisch nie gesehen hatte (zumindest da, wo er herkam), rieselten in Seelenruhe vom Himmel auf das Pflaster, wo sie zu verschwinden schienen.
Ein Lächeln malte sich auf das Gesicht von Crispus, denn sonderbarerweise übte diese weiße Pracht eine unerklärliche Anziehung auf den Centurio aus. Die Probati aus Süditalien hatten immer mit offenen Mündern dagestanden, als sie das gefrorene Wasser vom Himmel kommen sahen und nicht nur er hatte sich im ersten echten Winter seines Lebens eine saftige Erkältung geholt.
So marschierte er schweigend weiter, durchquerte das große Tor des Stabsgebäudes und trat auf die Via Principalis. Einer plötzlichen Eingebung folgend ging er dann nicht nach Hause, sondern spazierte gemächlich die große Straße zum Wall entlang. Leicht ächzend - er war eben doch nicht mehr der Jüngste - erkletterte er den nächstbesten Wachturm und dann war es so weit:
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Schier endlos schien die weiße Pracht die Felder und Weiden der Germanen zu bedecken, ebenso die der Villa Rustica, die sich am Horizont abzeichnete. Der Boden war bereits einige Male gefroren in diesem Jahr, aber nun würden die Samen unter einer schützenden Schneedecke schlafen können - so hatte es ihm zumindest ein Bauer in der Taberna erzählt...