• Ein Ort jener Größe und Umfänglichkeit entpuppte sich schnell als Labyrinth und ließ denjenigen Kaufleuten immer eine Hintertüre offen, die ihre Kunden nur des Profit wegen umgarnten. Auf den Traianischen Markt herrschte das Feilschen über allen Türen und nicht selten mußten Händler tiefer gehen, als gedacht, um ihren Plunder noch los zu werden. Trotzdem verkaufte man hier gut und einige noble Boutiquen hielten die Qualitätsflagge hoch. Jene waren im Zentrum des Marktes angesiedelt und boten das an, was die Frau von Welt unbedingt kaufen wollte. Dort aber brauchte es nur geringer Kontrollen. Jene Besitzer waren viel zu ängstlich das Gerede der Stadt anzuziehen.


    Noch dazu kannte der Senator Avarus einen reichlichen Teil dieser Männer und Frauen. Verkehrte er doch regelmäßig in diesen Ladenzeilen. Er würde sich hüten dort den Aedilen raushängen zu lassen. Man verstand sich untereinander gut. Noch dazu wenn man an den Abenden zusammen saß, kam es auf Diskretion an, denn auf babarisches Tugendtum. Medicus ließ diesen Teil des Marktes links liegen und schlenderte hinüber zu den einfacheren Händlern. Dort war schon eher mal etwas zu beanstanden. Vorallem bei den Fressbuden gab es immer was auszusetzen. Die Meisten nahmen es nämlich mit der Hygiene nicht so genau und waren sofort wieder schluderig, wenn das Auge des Gesetzes den Laden wieder verlassen hatte.


    Bei einigen machte Germanicus Avarus nur einen Pflichtbesuch. Probierte einige Dinge befand darüber und suchte nicht nach Gesundheitsmängeln. Dies waren wieder Gastleute, die dem gehobenen Klientel ihre Speisen künstlerisch und geschmacklich einzigartig kredenzten. Weiter außerhalb angelangt, blickte der Aedil schonmal viel genauer hin und mußte hier und da einige Hinweise geben. Doch er hielt sich weiterhin zurück, ließ diesen Titel nicht zu dick raushängen, sondern baute auf Läuterung, denn auf Strafe. Viele gewählte Magistrate nutzten nämlich diesen Status rigeros aus um mal jemand zu sein. Da mußte der Germanicier niemanden etwas beweisen. Nein heute ging er sehr professionell durch die Straßen und würde am Abend trotzdem mehrere Kilometer zurückgelegt, einige Bußgelder verhängt und ettliche Mahnungen ausgesprochen haben. Alles in Allem aber brauchte keiner der Händler und Gastwirte um seine Existenz bangen. Immerhin hatten die vielen Jahre harter Arbeit ettlicher Magistrate im Aedilendasein dazu beigetragen, das Rom etwas sauberer und sicherer wurde. Doch der Senator hatte ja auch nur den Kern an diesem Tag besucht. Jene Bezirke, wo diese Regeln immer wieder missachtet wurden, lagen weiter außerhalb und nur ein lebensmüder Aedil würde dahin ohne Begleiter gehen...


    Noch wollte Avarus das auf seine Mitstreiter abwälzen, denn bevor jemand diese Routen überprüfte, war immer ein mühliger Steig durch die Officien der Stadteinheiten von Nöten. Ja das sollten mal die Anderen machen.

  • Vom Büro kommend, drängelte sich der Senator mit einer Schaar Dienern und Klienten über den Markt. Das eine Leid, nämlich die sorgenfreie Wanderung durch die Stadt ohne eine Menschentraube, mußte er gegen das Gegenteil eintauschen. An Tagen wie diesen aber eine gute Möglichkeit überhaupt einen Fuß vor den Anderen setzen zu können. Mit Iullus an der Seite strömte der Tross zielgerichtet auf eine Marktpassage zu in der es schon immer einige nicht ganz so gesetzeskonforme Händler gegeben hat.


    "Iullus denke bei deinem Eigenschutz immer daran, das wir Aedile hier nicht gern gesehen werden. Um es drastisch auszudrücken, sie hassen uns und wenn wir zu weit gehen würden, müßten wir uns wohl den einen oder anderen Vorgänger anschließen, der namenslos in den Kanälen verschwand. Also Iullus denk daran und verhalte dich neutral."


    Manchmal dachten gerade die neuen Schreiberlinge, sie müßten bei prikären Situationen auf sich aufmerksam machen. Nur zu oft leichtsinnig und unbedacht. Zwar zog Avarus immer mit einer ganzen Meute über die Straßen von Rom, doch wollte er keinen seiner Klienten und sich selbst freilich eingeschlossen einem unnötigen Risiko aussetzen.


    Sie würden bis nach dem Mittag dort zu tun haben. Schuld daran mußte wohl die Nase des Aedilen Avarus sein, die irgendwas Verruchtes in dieser Ecke des Marktes gerochen hatte.


    Mit leicht üblen Gefühl und flauen Magen kehrte Germanicus Avarus danach in sein Officium in der Basilica Iulia zurück. Die gute Luft und der klare Geist waren ihm mal wieder verwehrt geblieben. Warum auch nur mußte er unbedingt seine Nase in all diese Sachen stecken? Hörte er auf Gerüchte, dann ließen sich bekannte andere Magistrate ihre Amtszeit bei Wein, Weib und Gesang aristrokratisch vielfältig munden...

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