officium TAU | Papierkram

  • Ursus sagten die Namen aktuell nichts, was aber natürlich kein Wunder war, wenn sie schon vor längerem verstorben waren. Er nahm also gleich die Liste zur Hand, die Corvinus ihm überlassen hatte. Und fand auch einen der drei fraglichen Namen.


    "Zu Marcus Octavius Vespasianus und Titus Octavius Dio kann ich Dir leider nichts sagen, sie sind in den Listen nicht enthalten. Doch Appius Helvetius Sulla finde ich hier. Da die Erbin das Erbe nicht angenommen hat, ist das Vermögen an den Staat gegangen." Das war zwar nicht viel, was Ursus zu den Fällen sagen konnte, aber immerhin etwas.


    "Da Du gerade hier bist, hätte ich ebenfalls eine amtliche Frage an Dich. Ich habe unter anderem die Erbschaftsangelegenheit des Aulus Octavius Avitus zu bearbeiten. Als ich mit meiner Tätigkeit begann, suchte ich gleich die Betriebe, die von den Verstorbenen geführt worden waren, aus den entsprechenden Listen. Octavius Avitus besaß demnach zwei Betriebe: Das Weingut der Octavia und die Kelterei der Octavia. In meiner Unerfahrenheit verabsäumte ich es, mir gleich auch weitere Details der Betriebe zu notieren. Was ich vor einigen Tagen nachholen wollte, um die Erben entsprechend informieren zu können. Doch in den aktuellen Listen ist nur noch das Weingut der Octavia eingetragen, nicht mehr die Kelterei. Auch in Deinen Listen über Betriebsänderungen oder -schließungen habe ich keine Hinweise gefunden. - Hast Du eine Möglichkeit herauszufinden, was mit der Kelterei geschehen ist?"

  • Das war sehr wenig. Wenn diese beiden Namen in den Lisen fehlten, konnte es durchaus sein, das ihr Hab und Gut noch für den Staat zu retten war. Letzterer hatte also keine Erben und somit war wahrscheinlich nur ein ganz kleiner Teil an den Staat zurückgeflossen. Wieviel? Nun diese Antwort hoffte der Aedil noch zu bekommen.


    "Appius Helvetius Sulla hat also an den Staat vererbt. Ist zu erfahren, um welchen Münzbetrag es dabei ging?"


    Ansich konnte sich Avarus auch an die öffentlichen Archive wenden. Würde er hier eine Antwort bekommen, ersparte ihm das nur einen Weg.


    "Wenn Marcus Octavius Vespasianus und Titus Octavius Dio in diesen besagten Listen fehlen, bedeutet das, das ihre Fälle noch nicht bearbeitet wurden, oder das hierfür andere Magistrate² zuständig sind."


    Sim-Off:

    ² - ihre Totesfälle vor die Einführungszeit dieses Aufarbeitungssystems fallen


    Der nachfolgende Redeschwall ließ den Senator aufhorchen. Diese Octavier schienen in eine ganze Reihe von mysteriösen Machenschaften verstrickt zu sein. Schon seine Ermittlung zeigte ihm zwei Namen aus dieser Gens, nun folgte ein weiterer, ihm nicht unbekannter Spross.


    "Hmm...." antwortete Avarus, um zu zeigen, das er die Worte verstanden, aber noch nicht verarbeitet hatte. "Octavius Avitus sagst du? Nun ich kann mich im Archiv umschauen, aber viel Hoffnung habe ich nicht, wenn einer der Aedile diesen Vorgang unwissentlich gemacht haben wollte, dann wird es schwer sein eine Spur zu finden. Jene Listen, die du als die Meinigen bezeichnest, sind in täglichem Gebrauch von einer Vielzahl von Magistraten und Beamten. Missbrauch ist dabei nicht ausgeschlossen, wenngleich bisweil eher selten beobachtet."


    Er dachte nach. Ohne Siegelungen ging auch in diesem öffentlichen Bereich garnichts und nicht selten schmückte ein Pergament viele dieser Wachszeichen, um als et Acta zu gelten. Das ein Betrieb verschwand, war auch hier fast unmöglich und der Senator würde seine Quellen zu nutzen wissen.


    "Ich kümmere mich darum und werde dir Bescheid geben, soweit ich Neues über diesen Fall³ weiß."


    Sim-Off:

    ³ ...sollte er im Zuge der Wisimumstellung gelöscht worden sein, es gibt ja keine Kelter mehr, dann finde ich einen Weg das zu klären.

  • "Nein, tut mir leid, dies ist hier nicht vermerkt", erwiderte Ursus bedauernd. Das war nicht unbedingt ungewöhnlich. Wenn ein Vermögen dem Staat zufiel, brauchte der bearbeitende Decemvir diese Daten nicht. Dies wurde dann von anderen Stellen erledigt.


    Sim-Off:

    Ich habe eine Liste von Corvinus, doch ich weiß nicht, ob dort alle von ihm bearbeiteten Fälle erhalten sind oder nur der zweite Schwung. Soweit ich weiß, besitzt er aber noch sämtliche Daten der von ihm bearbeiteten Fälle.


    "Meines Wissens nach sind alle alten Sterbefälle vollständig abgearbeitet. Dies wurde uns zumindest von unseren Amtsvorgängern versichert. Das Erbe ist sicherlich in beiden Fällen ausgezahlt worden." In den Archiven müßten die entsprechenden Listen mit den Erbberechtigten ja auch noch zu finden sein. "Es tut mir wirklich leid, daß ich Dir nichts näheres dazu sagen kann und ich danke Dir für Deine Mühe wegen der Kelterei der Octavia."


    Sim-Off:

    Wegen der Sache hatte ich auch die SL angeschrieben, habe aber noch keine Antwort erhalten.

  • Es würde also ein weiterer Weg zu den Archiven am Kapitol notwendig werden. Jene waren gerade durch einen Tiberier verwaltet, der es nur zu gern auskostete den Senator Avarus warten zu lassen. Doch was half es letztlich...


    "Nun dann danke ich dir für deine Auskünfte..." Auch wenn sie ihm nicht viel halfen. Mit jeder weiteren Designation wurde sich der Aedil gewahr, das die letzten Männer seines Standes ne Menge verbockt hatten oder vielleicht auch gekauft wurden. Auch diesen Aspekt wollte er noch beleuchten. Vorher stand aber die Aufklärung eben jener mysteriösen Verfahrensweisen in Hispanien.


    "... und möchte mich verabschieden." Dazu erhob er sich und strich die Toga glatt. Es war eigentlich auch Zeit ein Mahl einzunehmen. Es würde sich anbieten auf dem Weg zum Kapitol...

  • Auch Ursus erhob sich, als der Aedil sich zu verabschieden anschickte. "Nun, leider konnte ich Dir nicht viel weiterhelfen. Doch stehe ich Dir selbstverständlich zur Verfügung, solltest Du weitere Auskünfte benötigen, die aktuellere Fälle betreffen." Zu gerne hätte er gewußt, was für Ermittlungen Avarus da durchführte. Doch wenn er tatsächlich einer Straftat auf der Spur war, würde es zu einer Anklage kommen und spätestens dann würde Ursus erfahren, um was es eigentlich ging.


    "Ich wünsche Dir noch einen angenehmen Tag", wünschte er zum Abschied und rief einen Sklaven, der Avarus zur Tür zurück geleiten sollte.

  • Es würde endlich wieder ein Wagenrennen in Rom geben! Das war eine wirklich gute Nachricht. Und Ursus hatte nicht vergessen, daß er Annaeus Varus versprochen hatte, ihn einzuladen, wenn es wieder Rennen geben würde. Blieb zu hoffen, daß er auch noch in Rom war an dem Tag, an dem das Wagenrennen stattfand.


    Aber selbst wenn nicht, konnte Varus ja hier wohnen und mit jemand anderem aus der Familie hingehen.



    Ad
    Decimus Annaeus Varus
    Casa Annaea
    Mantua
    Italia



    Salve, Varus!


    Lange ist es her, daß wir uns in Mantua kennen gelernt haben. Doch ich habe nicht vergessen, daß Du gerne bei einem Wagenrennen in Rom dabei wärest. Und tatsächlich werden bald Rennen stattfinden.


    Ich möchte Dich herzlich einladen, mich hier in Rom zu besuchen, damit wir gemeinsam die Rennen besuchen können.


    Sie finden am ANTE DIEM IV KAL MAR DCCCLVIII A.U.C. (27.2.2008/105 n.Chr.) im Hippodromos statt.


    Bitte teile mir doch baldmöglichst mit, ob Du meine Einladung annehmen möchtest und wann wir mit Deinem Eintreffen rechnen können.


    Vale,


    [Blockierte Grafik: http://img263.imageshack.us/img263/7694/tauunterschriftsn3.gif]


    Nachdem er die Schriftrolle versiegelt hatte, fiel ihm ein, daß er eigentlich nicht den Postdienst bemühen mußte. Zumindest nicht, wenn Sertorio reiten konnte. Aber ob er es konnte, ließ sich ja herausfinden. Er schickte also jemanden los, um Sertorio herzuholen.

  • Na, das ging ja schnell. "Komm herein, Sertorio", forderte Ursus den Sklaven auf und winkte ihn zu sich. "Kannst Du eigentlich reiten? Ich habe einen Auftrag für Dich, der Dich etwas weiter weg führt." Und ganz nebenbei konnte Ursus die Zuverlässigkeit des neuen Sklaven testen.


    Ein Fischer würde vermutlich auf dem Pferderücken nicht so wirklich zuhause sein. Doch wenn er es sich selbst zutraute, dann sollte er es versuchen. Aufmerksam beobachtete Ursus die Miene den jungen Mannes.

  • Sertorio schon sein Gestell innen Raum un' dachte, jetz' hätta gerne 'n paar Nüsse in Honig, beruhigt ungemein, wenn's ma wieda länga dauert. Offnsichtlich wollte sich Aurelius Ursus untahaltn, war wohl'n bißchn einsam hier innem Büro.


    "Ja" sagte Sertorio teinahmsvoll und nickte. Wozu auch imma.

  • Sim-Off:

    *lol*


    Daß Sertorio nicht besonders gesprächig war, wußte Ursus ja bereits. Und im Grunde war das kein Nachteil, wenn jemand so sprach wie er. Zumindest klang das ja recht überzeugend und so nickte auch Ursus. "Gut."


    Er hielt Sertorio die versiegelte Schriftrolle entgegen. "Diese Schriftrolle ist für Decimus Annaeus Varus bestimmt. Er ist der Duumvir von Mantua. Ich möchte, daß Du ihm die Nachricht persönlich übergibst und seine Antwort abwartest. Am besten suchst Du ihn privat in seinem Haus auf, denn es ist ja auch eine Privatangelegenheit, um die es geht. Laß Dir im Stall ein Pferd geben."


    Dann öffnete er noch eine Lade an seinem Schreibtisch und entnahm dieser einen Beutel mit ein paar Münzen. Auch diesen hielt er Sertorio hin. "Für unterwegs. Den Rest darfst Du behalten." Daß Sertorio auch Proviant mitnahm, war für Ursus so selbstverständlich, daß er es nicht weiter erwähnte.

  • "Decimus Annaeus Varus, Duumvir von Mantua. Bom Sertorio nimmte Rolle un' vaneigt sich leicht.


    "Hüm. Wo ist Mantua? Süden oder ...? Wann soll ich wieder da sein?" Solange Mantua nich' üba de Alpn lag, wars ihm wurscht. Kälte kanner nu' jetz' nich' brauchn. Un' das mit'm Ferd ... naja, würd' er halt'n Tag nich' sitzn könn'n.

  • Ursus runzelte die Stirn. Gut, daß Sertorio lesen konnte! Sonst hätte er ihn nun nicht losschicken können. "Mantua liegt nördlich von hier. Du wirst es schon finden, wenn Du auf die Hinweisschilder achtest." Er schätzte Sertorio schon so ein, daß er sein Ziel erreichte, auch wenn er nicht von vornherein wußte, wie er das anfangen sollte.


    "Was die Zeit angeht: Du hast soviel Zeit, wie Du brauchst, Sertorio." Genau so viel. "Wenn Du Dich bei dieser Aufgabe bewährst, wirst Du vielleicht häufiger die Gelegenheit zu derartigen Ausflügen haben." Eine Abwechslung, um die Sertorio vermutlich von so manchem beneidet wurde.

  • "Gut" sagt Sertorio un' nickt. Dann sagter noch "Danke - Vale.", bedankt sich so fürs Geld, was er sich am Gürtl befestigt, die Rolle unterrm Arm - un' übahaupt. Er verbeugt sich un' geht 'raus.


    Wer auch imma's leisteste bißchn Neid Sertorio gegnüba äußern würde, wegn dem Auftrag, dem würd' er die näxtn aufs Auge drückn. Auf'm Ferderückn durch die Szene zu galoppln, war so ziemlich's bescheuertste, was er sich vorstelln konnte. Aba man muß ja mobil sein heute, wie manche diesa Sofistn annen Straßnecken erklärtn. Also rauf aufs Ferd, runta vom Ferd, rauf aufs Ferd, wieda runta.


    Sertorio hatte keine Ahnung, wie weit Mantua von Rom entfernt is'. Vielleicht eine Nacht oda so. Er packte sich'ne zusammngerollte Decke, 'n Laib Brot, Wasserschlauch un'n Beutl Obst hintn auf Luna un' macht sich dann davon. Daß er drei Tage nach Mantua hin un' wohl drei Tage zurück brauchn würd', wenner Luna antrieb, das ahnte er nich'mal , als er später kurz nacher Stadt 'n Meilnstein miter Aufschrift sah:



    MANTVA CCCXXVII M P


  • Ursus hatte sich gerade ein kleines Nickerchen gegönnt, da er im Moment tatsächlich mal mit seiner Arbeit fertig war und auch lange genug in der Buchführung der Familie herumgewühlt hatte. Er rechnete um diese Zeit nicht im geringsten mit einer Störung und so schrak er ziemlich zusammen, als es klopfte. Schnell setzte er sich aufrecht hin und fuhr sich ordnend über das Haar, bevor er "Herein!" rief.

  • "Salve, domini. Habe Antwort aus Mantua dabei." Grüßt Sertorio in seina üblich umständlichn Art.


    "Hier. Ich soll ausrichten, er freut sich drauf" Worauf auch imma. Vielleicht hat Aurelius Ursus ihn ja zu'ner Vagnügungstour durchs Hafnviertl mit Wein un' Weiban eingeladn.


    Ad
    Titus Aurelius Ursus
    Villa Aurelia
    Roma
    Italia




    Salve, Ursus!


    Danke für Deine Einladung, ich freue mich, das Du dich noch daran errinnert hast.
    Zu diesem Datum werde gehe ich zwar schon meiner Tätigkeit in Hispania nach, werde es aber einrichten können, Deiner Einladung nachzukommen.
    Ich denke, das ich erst am ANTE DIEM V KAL MAR DCCCLVIII A.U.C. (26.2.2008/105 n.Chr.) anreisen werde, da ich es nicht eher ermöglichen kann.
    Vielen Dank noch einmal für die Einladung ich bin schon ganz gespannt, bis dahin,



    Vale,



    Decimus Annaeus Varus

  • "Ah, salve, Sertorio. Schön, daß Du wieder da bist." Ursus nickte dem Sklaven freundlich zu und nahm die Schriftrolle entgegen, während er sich anhörte, was Sertorio zusätzlich mündlich zu berichten hatte. "Ah, das ist schön", kommentierte er die Freudenäußerung von Varus und entrollte die Schriftrolle, um sie zu lesen.


    Er las die Nachricht und die Freude über das, was darin stand, war ihm deutlich anzusehen. Dann blickte er wieder auf. "Sehr gut, Sertorio. Und nun geh und laß Dir etwas zu essen geben. Für den Rest des Tages bist Du von der Arbeit befreit, damit Du Dich von der Reise erholen kannst." Da Sertorio gesund und munter vor ihm stand und auch weder zu Tode erschöpft noch irgendwie geschockt aussah, nahm Ursus einfach mal an, daß die Reise störungsfrei verlaufen war und sparte sich eine Frage deswegen. Auf jeden Fall hatte Sertorio sich als sehr zuverlässig erwiesen und konnte daher für derartige Aufträge durchaus häufiger eingesetzt werden.

  • Na, daßis wirklich 'schön'. Endlich wieda daheim. Sertorio hat war gegn Weltreisn, die heimatliche Bucht soll imma im Blick sein.


    Sertorio lächlt. Er is' noch so vollgefressn vonner Reise, daßer wohl kaum noch'n Korn Puls 'reinkriegt. Aba'n bisserl rumhockn war sicha prima. Und der näxte Hunga kommt sicha.


    "Danke, Domine, vale" sagt Sertorio, verneigt sich'n bißchn und schließt leise die Tür hinta sich.

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